Bislang existiert keine einheitliche Beratungsforschung in Deutschland. In dieser Arbeit wird deshalb ein grundlegendes, ontologisches Verständnis von Beratung entwickelt, um anschließend einige der vielen gesellschaftlichen Beratungs-Blüten der heutigen Tage im Hinblick auf ihre immanente Handlungslogik zu durchleuchten. Supervision (SV) als beratungswissenschaftlicher Begriff für berufsbezogene Beratung soll hierdurch eine wissenschaftliche Verdichtung erfahren. Hierbei wird Supervision als Prozessmodell analysiert und vor seinem historischen Entstehungszusammenhängen reflektiert. Nachdem das Prozessmodell theoretisch umrissen wurde, wird es mit den Modellen der Psychotherapie und dem Coaching verglichen.
Von der Psychotherapie lässt sich Supervision dadurch unterscheiden, dass die Psychotherapie eine psycho-emotionale Störung mit Krankheitswert anvisiert, welche gerade die dem Bewusstsein zugänglichen Fähigkeiten der Reflexion und Mündigkeit beeinträchtigen oder gar außer Kraft setzen. Psychotherapie bemüht sich diesbezüglich, einen Heilungsprozess in Gang zu setzen. Vom Coaching, einem Beratungsformat, das wegen seiner Marktkonformität in den letzten zwanzig Jahren eine steile Erfolgskarriere verzeichnen konnte, lässt sich Supervision vor allem durch seine wissenschaftliche Fundierung abgrenzen. Coaching kann dagegen als pseudo-wissenschaftlich entlarvt werden und ist als schlicht eine Feld- und Klienten-spezifische Form berufsbezogener Beratung. Da lukrative Märkte umkämpft sind, hält trotz dieser unhaltbaren wissenschaftlichen Basis ein politischer Kampf um die fadenscheinige Dualität Coaching vs. Supervision an. Wünschenswert wäre ein fachlicher Zusammenschluss der beiden Labels zu Gunsten einer einheitlichen berufsbezogenen Beratung mit Fachleuten, die sich gemäß der eigenen Berufsbiographie auf bestimmte Felder spezialisieren, u.a. auf das der Ökonomie. Die Vorteile hierin lägen in einer erweiterten Beratungsqualität mit wissenschaftlicher Fundierung, einer gestärkten berufspolitischen Grundlage sowie einer Zukunftstauglichkeit, die einem kurz- bis mittelfristig zu erwartenden gesellschaftlichen Wandel standhalten können wird.
Inhaltsverzeichnis
- Zusammenfassung
- 1 Beratung ... ein wissenschaftlich diffuser Begriff ...
- 2 Zeitgeist; Soziales Feld; Handlungsprozess-Modell.
- 2.1 Zeitgeist.
- 2.2 Soziales Feld
- 2.3 Ziel und Prozess-Modell.......
- 3 Supervision........
- 3.1 Begriffsherkunft.....
- 3.2 Sozio-historische Entwicklung von SV.........
- 3.3 Beratungsprozess-Modell der SV ......
- 4 Andere Handlungsprozess-Modelle in Abgrenzung
- 4.1 SV vs. Psycho-Therapie......
- 4.2 SV vs. Coaching......
- 5 Abschließende Betrachtungen.....
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem wissenschaftlichen Feld der Beratung und beleuchtet dabei insbesondere das Konzept der Supervision. Der Fokus liegt auf der Abgrenzung von Supervision zu anderen Formen der berufsbezogenen Beratung, wie z.B. Psychotherapie und Coaching, und der Herausarbeitung der spezifischen Eigenschaften von Supervision als selbstreflexive Institution.
- Die Vielschichtigkeit des Begriffs "Beratung" und seine Abhängigkeit von sozio-historischen Kontextfaktoren
- Die Entwicklung und Definition von Supervision als berufsbezogene Beratungsform
- Die Abgrenzung von Supervision von Psychotherapie und Coaching
- Die Rolle von Supervision als selbstreflexive Institution im Beratungsprozess
- Zukünftige Herausforderungen und Möglichkeiten der berufsbezogenen Beratung
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Beratung ... ein wissenschaftlich diffuser Begriff ...: Dieses Kapitel beleuchtet die Vielschichtigkeit des Begriffs "Beratung" und die Herausforderungen, die eine wissenschaftliche Einordnung dieses Begriffs mit sich bringen. Es wird deutlich, dass Beratung in unterschiedlichen Kontexten und mit unterschiedlichen Zielen eingesetzt wird, wodurch eine eindeutige Definition erschwert wird.
- Kapitel 2: Zeitgeist; Soziales Feld; Handlungsprozess-Modell.: In diesem Kapitel werden drei wichtige Einflussfaktoren auf Beratungsprozesse thematisiert: der Zeitgeist, das soziale Feld und das jeweilige Handlungsprozess-Modell. Es wird deutlich, dass Beratung stets in Abhängigkeit von diesen Faktoren stattfindet und daher stets neu definiert werden muss.
- Kapitel 3: Supervision........: Dieses Kapitel befasst sich mit der Entwicklung und Definition von Supervision als berufsbezogene Beratungsform. Es wird der sozio-historische Kontext der Entstehung von Supervision in der Bundesrepublik Deutschland beleuchtet und ein demokratisches Menschenbild hervorgehoben, das auf dem Mitbestimmungsrecht und der Mündigkeit der Klienten basiert.
- Kapitel 4: Andere Handlungsprozess-Modelle in Abgrenzung: In diesem Kapitel werden die Unterschiede und Parallelen von Supervision zu anderen Formen der berufsbezogenen Beratung, wie z.B. Psychotherapie und Coaching, erörtert. Es wird deutlich, dass Supervision sich durch seine wissenschaftliche Fundierung und die Fokussierung auf Reflexionsprozesse von anderen Beratungsformen abgrenzt.
Schlüsselwörter
Beratung, Supervision, Psychotherapie, Coaching, Zeitgeist, Soziales Feld, Handlungsprozess-Modell, Reflexion, berufsbezogene Beratung, Demokratisierung, Mündigkeit, Klienten, wissenschaftliche Fundierung, pseudo-wissenschaftlich.
- Arbeit zitieren
- Sascha Kaletka (Autor:in), 2018, Supervision als selbstreflexive Institution. Abgrenzung von der Psychotherapie und dem Coaching, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/520774