Hermeneutik als Interpretationsgrundlage für literarische Texte

Am Beispiel von Eber-Eschenbachs "Krambambuli"


Seminararbeit, 2019

13 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

INHALTSVERZEICHNIS

EINLEITUNG

HERMENEUTIK
Hermeneutik nach Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher
Hermeneutik nach Wilhelm Dilthey
Hermeneutik nach Martin Heidegger
Hermeneutik nach Hans-Georg Gadamer

ANALYSE
Bibliographie-Ebner-Eschenbach

INTERPRETATION
Interpretation nach Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher
Interpretation nach Wilhelm Dilthey
Interpretation nach Martin Heidegger
Interpretation nach Hans-Georg Gadamer

ZUSAMMENFASSUNG

LITERATURVERZEICHNIS
Primarquellen

Sekundarquellen

Einleitung

„Texte verstehen sich nicht von selbst; Texte müssen verstanden werden.”

Dass Texte interpretiert werden dürfen, können oder sogar müssen, beruht auf einer alten theoriegeschichtlichen Tradition. Diese erklärt, dass „jede sprachliche Äußerung mehrdeutig und deshalb interpretationsbedürftig“ ist.1

In dieser Arbeit steht die Theorie Hermeneutik zur Interpretation von Texten im Mittelpunkt, welche dann auf die Novelle „Krambambuli“ von Ebner-Eschenbach anzuwenden versucht wird.

Im ersten Teil der Arbeit wird Hermeneutik definiert und von verschiedenen Sichtpunkten aus betrachtet. Schleiermacher, Dilthey, Heidegger und Gadamer werden in diesem Kontext näher betrachtet. Der zweite Teil wird mit der Interpretation des Werkes von Ebner-Eschenbach abgedeckt. Es wird versucht das Werk anhand der Sichtweisen von den genannten Personen im ersten Teil zu interpretieren.

Hermeneutik

Hermeneutik kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie aussagen, auslegen, erklären oder interpretieren. Hermeneutik ist das Verstehen von Sinneszusammenhängen in menschlichen Lebensäußerungen aller Art (auch mündlicher Sprachgebrauch und nonverbales Verstehen). Außerdem befasst man sich in der Hermeneutik mit literarischen Texten und sie ist die Lehre der Textauslegung, der Interpretation, des Textverstehens und der Begriff des hermeneutischen Zirkels.2

Wichtig zu wissen ist, dass das hermeneutische Verstehen nicht ohne jegliches Vorwissen anfängt, sondern immer auf die „elementaren Erfahrungen des Verstehens“ angewiesen ist, und sich davon ausgehend dem Neuen nähert. Das heißt, dass man als Verstehender immer an seine Einstellungen, Auffassungen und Erfahrungen gebunden ist und man nie eine rein objektive Erkenntnis erzielen kann. Dadurch wird aber nicht ausgeschlossen, dass „wir Neues verstehen und unseren Sinn- und Erfahrungshorizont überschreiten können.“3 Ein Nachteil der Hermeneutik ist, dass nicht berücksichtigt wird, dass Sinn und Bedeutung eines Textes für einen Leser/eine Leserin ganz anders als für den Autor/die Autorin sein können. Trotzdem dient die Hermeneutik als Basis jeglicher Interpretation. (Vgl. BHS, S. 222)

Hermeneutik nach Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher

Im 19. Jahrhundert entwickelt er die Hermeneutik als „Kunstlehre des Verstehens“. Dabei definiert er die Absicht der Hermeneutik als „die Kunst, die Rede eines anderen, vornehmlich die schriftliche richtig zu verstehen.“ Schleiermacher will das Eigenleben des Textes verstehen und das vom Autor/der Autorin Gemeinte nachvollziehen und nacherleben können. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht man ähnliche Bewusstseinsstrukturen und den Nachweis einer Einheit von Autor/Autorin, Werk und Leser/Leserin. (Vgl. BHS, S. 223)

Zu dem bedeutet für Schleiermacher das Verstehen eines Textes „das Ineinandersein“ von grammatischer und psychologischer Interpretation. In der folgenden Tabelle wird dargestellt was nach Schleiermacher genau unter beiden Begriffen zu verstehen ist:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Vgl. BHS, S. 222-224)

Die grammatische Aufgabe ist es, die Sprachstrukturen genauer zu bestimmen und zu untersuchen, wobei wir uns über den Sprachgebrauch des Verfassers/der Verfasserin bewusstwerden sollen. Dabei verstehen wir den Verfasser/die Verfasserin besser als er/sie sich selbst, da in ihm/ihr in den häufigsten Situationen viel Unbewusstes mitschwingt. Sobald nun aber eine Schwierigkeit entsteht, ist dadurch schwer zu erfassen, ob sie Schuld an dem Verfasser/ der Verfasserin oder an dem Leser/der Leserin liegt. Das erste tritt nur dann auf, wenn sich der Verfasser/die Verfasserin schon in der Übersicht ungenau, talentlos und sorglos gezeigt hat. Zweites kommt immer dann auf, wenn ein Missverständnis auftritt und dieses von dem Leser/der Leserin unbemerkt bleibt oder die Sprachkunde für das nötige Verständnis nicht ausreichend ist. Letzteres ist eindeutig häufiger der Fall. In der grammatischen Interpretation wird besonders aufdie Grammatik und den Sprachgebrauch geachtet.4 Die psychologische Aufgabe ist es, Grundgedanken eines Werkes zu verstehen und einzelne Teile daraus aus dem Leben des Autors/der Autorin zu begreifen. Der Inhalt des Werkes soll als Tatsache im Leben seines Verfassers/seiner Verfasserin sein. Wie kommt der Verfasser/die Verfasserin zu diesem Gedanken? Werden Lebensmomente im Werk wiedergespiegelt oder anders dargestellt? Wie und woraus hat sich der Inhalt des Werkes entwickelt?

Man unterscheidet konkret zwischen zwei Interpretationsfragen. Unter welchen Umständen ist der Verfasser/die Verfasserin zu seinem Entschluss gekommen? Und welchen Wert hat der Inhalt des Werkes für den Verfasser/die Verfasserin in seinem/ihrem Leben? Bei der ersten Frage geht es nur um Äußerliches, welches nur dann relevant ist, wenn der Verfasser/die Verfasserin durch Äußeres zum Werk gedrängt wurde. Wenn nicht, spielt das Innere des Werkes, und somit auch das innere Wesen des Verfassers/der Verfasserin, eine viel wichtigere Rolle.5

Hermeneutik nach Wilhelm Dilthey

Ende des 19. Jahrhunderts beschäftigt sich Wilhelm Dilthey weiter mit der Hermeneutik. Er kürzt den Moment der grammatischen Auslegung und stellt den Moment der psychologischen Auslegung ins Zentrum.

Dilthey versteht unter dem hermeneutischen Verstehen das „Nachfühlen fremder Seelenzustände“ und das „Nachverstehen des Singulären zur Objektivität“. Er geht davon aus, dass sich das Leben und das Werk des Autors/der Autorin decken und sieht somit auch den Text als „Ausdruck des Seelenlebens“ des Autors/derAutorin. (Vgl. BHS, S. 224)

Ein wichtiger Teil des Verstehens sind für Dilthey das Leben, die Lebenserfahrung und die Geisteswissenschaften. Dabei wird das Leben von dem Betrachter/ der Betrachterin als eine fixe Struktur gesehen und nicht als eine Erscheinung, die immer wieder neue individuelle Phänomene hervorbringt und sich wandelt.6 Er schreibt, aus der Kunst der Auslegung, habe sich die „Darstellung ihrer Regeln“ gebildet.

„Und aus dem Widerstreit dieser Regeln, aus dem Kampf verschiedener Richtungen über die Auslegung lebenswichtiger Werke und dem so bedingten Bedürfnis, die Regeln zu begründen, entstand die hermeneutische Wissenschaft. Sie ist die Kunstlehre der Auslegung von Schriftdenkmalen.7

[...]


1 Peter J. Brenner: Das Problem der Interpretation. Eine Einführung in die Grundlagen der Literaturwissenschaft. Tübigen: Max Niemeyer Verlag 1998, S. 5.

2 Vgl. Sabina Becker, Christine Hummel, Gabriele Sander: Grundkurs Literaturwissenschaft. Leipzig: Reclam 2006. (=RUB 17662), S. 221. (In der Folge zitiert als BHS mit Angabe der Seitenzahl.)

3 Vgl. Lothar Bredella: Das Verstehen literarischer Texte. Stuttgart: W. Kohlhammer Verlag 1980, S. 79.

4 Vgl. Manfred Frank: Schleiermacher Hermeneutik und Kritik. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1977, S. 101-111.

5 Vgl. Manfred Frank: Schleiermacher Hermeneutik und Kritik, S. 185/86.

6 Vgl. Peter J. Brenner: Das Problem der Interpretation, S. 55-56.

7 Wilhelm Dilthey: Die Entstehung der Hermeneutik. In: W.D., Gesammelte Schriften. Bd. 5, 4. Unveränderte Auflage. Stuttgart-Göttingen 1964, S. 230.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Hermeneutik als Interpretationsgrundlage für literarische Texte
Untertitel
Am Beispiel von Eber-Eschenbachs "Krambambuli"
Note
1,0
Jahr
2019
Seiten
13
Katalognummer
V520931
ISBN (eBook)
9783346139955
ISBN (Buch)
9783346139962
Sprache
Deutsch
Schlagworte
hermeneutik, interpretationsgrundlage, texte, beispiel, eber-eschenbachs, krambambuli
Arbeit zitieren
Anonym, 2019, Hermeneutik als Interpretationsgrundlage für literarische Texte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/520931

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