„Der diskriminierungsfreie Netzzugang wird bei der DB Netz AG täglich und konsequent gelebt. Beleg für den fairen Wettbewerb auf der Schiene ist nicht zuletzt die Zahl der mehr als 290 externen Kunden, die auf unserem Netz unterwegs sind – Tendenz steigend.“
Diese Aussage von Dagmar Haase Vorstand Marketing/Vertrieb der Deutschen Bahn AG zeigt, wie sich die Deutsche Bahn selbst in der Rolle des Infrastrukturanbieters sieht. Seit der Bahnreform im Jahr 1994 muss die Deutsche Bahn AG Wettbewerbern einen Netzzugang zu ihren Trassen gegen Entgeltzahlung, dem Trassenpreis, gewähren. Seitdem ist es auf dem Netz zu einer steigenden Anzahl von Transportunternehmen im Bereich des Güter- und Personenverkehrs gekommen, welche neben der Deutschen Bahn AG Verkehrsleistungen auf deren Trassennetz anbieten.
Doch kann allein die Anzahl der Wettbewerber kein Beleg für einen fairen Wettbewerb auf der Schiene sein. Ein fairer Wettbewerb auf der Schiene kann nämlich nur entstehen, wenn das Zugangsentgelt, also der Trassenpreis, in angemessener Höhe erhoben wird. Dies wird deutlich, da der Trassenpreis seit Jahren im Blickpunkt der Betrachtung von Seiten der Marktakteure, den Regulierungsbehörden, der Europäischen Union und letztlich auch der Wissenschaft steht. So gab es vor dem Eisenbahnbundesamt und dem Kartellamt immer wieder Beschwerden durch die Nachfrager über die Höhe der Trassenpreise, die darauf mit Auflagen und Vorgaben der Trassenpreisgestaltung reagierten. Im Rahmen der Europäischen Kommission und besonders der Verkehrsministerkonferenzen gab und gibt es Treffen, bei denen nach Gestaltungsvorgaben und Lösungen gesucht wird, einen Trassenpreis zu gestalten, der einen Wettbewerb auf der Schiene fördert und die Problematik der Diskriminierung lösen kann. In der Forschungsliteratur gibt es zahlreiche ökonomische Analysen und Studien, die den Markt für Schieneninfrastruktur analysieren und Methoden der Trassenpreisgestaltung anbieten.
Der Konsens bei allen Beteiligten liegt im Ziel der Gestaltung eines Trassenpreises, der zu einer effizienten Allokation der knappen Ressource Trasse beiträgt, den Wettbewerb fördert und die Kosten des Infrastrukturanbieters deckt.
Diese Arbeit wird das aktuelle Trassenpreissystems der Deutschen Bahn AG dahin gehend überprüfen, ob allokativ effiziente Trassenpreise vorliegen und somit die genannten Forderungen erfüllt werden können.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Problemstellung
- 1.2 Ziel und Gang der Untersuchung
- 1.3 Stand der Literatur
- 2 Das Gut Trasse
- 2.1 Das Gut Trasse
- 2.2 Finanzierungsformen
- 2.3 Rechtliche Aspekte des Trassenzugangs und der Preissetzung
- 2.4 Funktion der Regulierungsbehörden
- 3 Wettbewerb und Netzzugang
- 3.1 Wettbewerbssituation im Jahre 2005
- 3.1.1 Wettbewerbssituation im Schienenpersonennahverkehr
- 3.1.2 Wettbewerbssituation im Schienenpersonenfernverkehr
- 3.1.3 Ein Vergleich zu anderen Ländern
- 3.2 Netzzugang
- 3.2.1 Diskriminierungspotenziale des Marktzutritts
- 3.2.2 Zugangsregelungen zum Netz der Deutschen Bahn AG
- 3.2.3 Vorteile und Möglichkeiten eines offenen Netzzugangs
- 4 Trassenpreise der Deutschen Bahn Netz AG
- 4.1 Modulares Trassenpreissystem 2005
- 4.1.1 Grundpreis
- 4.1.2 Produktfaktor
- 4.1.3 Sonderfaktoren
- 4.1.4 Regionalfaktor
- 4.2 Beispiel für die Preisgestaltung einer Trasse
- 4.2.1 Ergebnis der Beispielrechnung
- 4.2.2 Beurteilung des Ergebnisses
- 5 Modelle zur Herleitung allokativ effizienter Trassenpreise
- 5.1 Funktion von Preisen
- 5.2 Preistheoretische Modelle und die Berücksichtigung im TPS 05
- 5.2.1 Grenzkostenpreise
- 5.2.1.1 Grenzkostenpreisbildung
- 5.2.1.2 Anwendbarkeit von Grenzkosten als Zugangsentgelt für die Schieneninfrastruktur
- 5.2.1.3 Berücksichtigung von Grenzkostenpreisen im TPS 2005
- 5.2.2 Ramsey-Preise
- 5.2.2.1 Ramsey-Preisbildung
- 5.2.2.2 Anwendbarkeit von Ramsey-Preisen als Zugangsentgelt für die Schieneninfrastruktur
- 5.2.2.3 Berücksichtigung von Ramsey-Preisen im TPS 2005
- 5.2.3 Durchschnittskostenpreise
- 5.2.3.1 Herleitung der Durchschnittskostenpreise
- 5.2.3.2 Anwendbarkeit der Durchschnittskostenpreisen als Zugangsentgelt für die Schieneninfrastruktur
- 5.2.3.3 Berücksichtigung von Durchschnittskostenpreisen im TPS 2005
- 5.2.4 Zweiteilige Tarife
- 5.2.4.1 Herleitung zweiteiliger Tarife
- 5.2.4.2 Anwendbarkeit von zweiteiligen Tarifen als Zugangsentgelt für die Schieneninfrastruktur
- 5.2.4.3 Berücksichtigung von Zweiteiligen Tarifen im TPS 2005
- 5.3 Alternative Lösungsmöglichkeiten
- 5.3.1 Effiziente Preise durch Trennung von Infrastruktur und Fahrbetrieb
- 5.3.2 Effiziente Preise durch Verhandlungen zwischen Infrastrukturanbietern und Eisenbahnverkehrsunternehmen
- 6 Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die allokative Effizienz von Trassenpreisen der Deutschen Bahn AG. Ziel ist es, verschiedene preistheoretische Modelle zu analysieren und deren Anwendbarkeit auf die Preisgestaltung von Trassen zu bewerten. Die Arbeit beleuchtet die aktuelle Wettbewerbssituation und den Netzzugang im deutschen Schienenverkehr.
- Analyse des Gutes "Trasse" und seiner Eigenschaften
- Bewertung verschiedener preistheoretischer Modelle (Grenzkosten, Ramsey-Preise, Durchschnittskosten, zweiteilige Tarife)
- Untersuchung der Wettbewerbssituation im deutschen Schienenverkehr
- Bewertung des aktuellen Trassenpreissystems der Deutschen Bahn AG
- Diskussion alternativer Lösungsansätze für eine effizientere Preisgestaltung
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Dieses Kapitel führt in die Thematik der allokativ effizienten Trassenpreise bei der Deutschen Bahn AG ein. Es definiert die Problemstellung, beschreibt die Zielsetzung der Arbeit und gibt einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand.
2 Das Gut Trasse: Dieses Kapitel beschreibt das Gut "Trasse" im Detail. Es analysiert die verschiedenen Finanzierungsformen, die rechtlichen Aspekte des Trassenzugangs und der Preissetzung sowie die Rolle der Regulierungsbehörden. Die Charakteristika des Gutes Trasse als Grundlage für die spätere Preisfindung werden hier umfassend beleuchtet.
3 Wettbewerb und Netzzugang: Dieser Abschnitt untersucht die Wettbewerbssituation im deutschen Schienenverkehr im Jahr 2005, sowohl im Personennah- als auch im Personenfernverkehr. Ein Vergleich mit anderen Ländern wird angestellt und der Netzzugang, inklusive potenzieller Diskriminierung und bestehender Zugangsregelungen, wird detailliert analysiert. Die Kapitel unterstreichen die Komplexität des Marktes und die Herausforderungen für eine effiziente Preisgestaltung.
4 Trassenpreise der Deutschen Bahn Netz AG: Dieses Kapitel beschreibt das modulare Trassenpreissystem der Deutschen Bahn Netz AG im Jahr 2005. Es erklärt die einzelnen Preiskomponenten (Grundpreis, Produktfaktor, Sonderfaktoren, Regionalfaktor) und erläutert diese anhand eines konkreten Beispiels. Die Analyse des bestehenden Systems bildet die Grundlage für die spätere Bewertung der allokativen Effizienz.
5 Modelle zur Herleitung allokativ effizienter Trassenpreise: Das Kernstück der Arbeit. Es werden verschiedene preistheoretische Modelle (Grenzkostenpreise, Ramsey-Preise, Durchschnittskostenpreise, zweiteilige Tarife) vorgestellt und auf ihre Anwendbarkeit im Kontext der Trassenpreisgestaltung untersucht. Für jedes Modell wird die Herleitung, die Anwendbarkeit und die Berücksichtigung im bestehenden Trassenpreissystem 2005 detailliert analysiert. Der Vergleich der verschiedenen Modelle und deren jeweilige Vor- und Nachteile bilden den Schwerpunkt dieses Kapitels.
Schlüsselwörter
Allokative Effizienz, Trassenpreise, Deutsche Bahn AG, Preistheorie, Grenzkosten, Ramsey-Preise, Durchschnittskosten, zweiteilige Tarife, Wettbewerb, Netzzugang, Regulierung, Schienenverkehr.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Diplomarbeit: Allokativ Effiziente Trassenpreise der Deutschen Bahn AG
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit untersucht die allokative Effizienz der Trassenpreise der Deutschen Bahn AG. Sie analysiert verschiedene preistheoretische Modelle und deren Anwendbarkeit auf die Preisgestaltung von Trassen im deutschen Schienenverkehr.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Das Gut "Trasse" und seine Eigenschaften, verschiedene preistheoretische Modelle (Grenzkosten, Ramsey-Preise, Durchschnittskosten, zweiteilige Tarife), die Wettbewerbssituation im deutschen Schienenverkehr (2005), das aktuelle Trassenpreissystem der Deutschen Bahn AG (TPS 2005), und alternative Lösungsansätze für eine effizientere Preisgestaltung.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel: Einleitung (Problemstellung, Zielsetzung, Literaturstand), Das Gut Trasse (Eigenschaften, Finanzierung, Rechtliche Aspekte, Regulierung), Wettbewerb und Netzzugang (Wettbewerbssituation 2005, Netzzugang, Diskriminierungspotenziale), Trassenpreise der Deutschen Bahn Netz AG (TPS 2005, Preiskomponenten, Beispielrechnung), Modelle zur Herleitung allokativ effizienter Trassenpreise (Grenzkosten, Ramsey-Preise, Durchschnittskosten, zweiteilige Tarife, Vergleich und Bewertung), und Zusammenfassung und Ausblick.
Welche preistheoretischen Modelle werden analysiert?
Die Arbeit analysiert folgende preistheoretische Modelle im Hinblick auf ihre Anwendbarkeit auf die Trassenpreisgestaltung: Grenzkostenpreise, Ramsey-Preise, Durchschnittskostenpreise und zweiteilige Tarife. Für jedes Modell wird die Herleitung, die Anwendbarkeit und die Berücksichtigung im bestehenden Trassenpreissystem (TPS 2005) detailliert untersucht.
Wie wird die Wettbewerbssituation im Schienenverkehr betrachtet?
Die Arbeit untersucht die Wettbewerbssituation im deutschen Schienenverkehr im Jahr 2005, getrennt nach Personennah- und Personenfernverkehr. Ein Vergleich mit anderen Ländern wird durchgeführt. Der Netzzugang, mögliche Diskriminierung und bestehende Zugangsregelungen werden detailliert analysiert.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel der Arbeit ist die Bewertung der allokativen Effizienz des Trassenpreissystems der Deutschen Bahn AG. Dies geschieht durch die Analyse verschiedener preistheoretischer Modelle und die Beurteilung ihrer Anwendbarkeit auf die Praxis der Trassenpreisgestaltung.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Allokative Effizienz, Trassenpreise, Deutsche Bahn AG, Preistheorie, Grenzkosten, Ramsey-Preise, Durchschnittskosten, zweiteilige Tarife, Wettbewerb, Netzzugang, Regulierung, Schienenverkehr.
Wie wird das bestehende Trassenpreissystem der Deutschen Bahn AG beschrieben?
Die Arbeit beschreibt das modulare Trassenpreissystem (TPS 2005) der Deutschen Bahn Netz AG detailliert. Sie erklärt die einzelnen Preiskomponenten (Grundpreis, Produktfaktor, Sonderfaktoren, Regionalfaktor) und erläutert diese anhand eines konkreten Beispiels.
Welche alternativen Lösungsansätze werden diskutiert?
Die Arbeit diskutiert alternative Lösungsansätze für eine effizientere Preisgestaltung, unter anderem die Trennung von Infrastruktur und Fahrbetrieb sowie Verhandlungen zwischen Infrastrukturanbietern und Eisenbahnverkehrsunternehmen.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Wissenschaftler, Studenten, Regulierungsbehörden und alle, die sich mit der Ökonomie des Schienenverkehrs und der Preisgestaltung von Infrastruktur befassen.
- Quote paper
- Thomas Hawich (Author), 2005, Allokativ effiziente Trassenpreise bei der Deutschen Bahn AG, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52157