Das Wörterbuch der deutschen Volkskunde definiert den Terminus Seele folgendermaßen:
„Wenn wir von naturwissenschaftlichen u[nd] kirchlich-dogmatischen Bestimmungen des Wesens der S[eele] absehen, kennt der Glaube des Volkes vor allem drei Vorstellungen: die S[eele] als selbstständiges Wesen im Körper ([…] Animismus), die mit dem Körper untrennbar verbundene […] S[eele] und die S[eele] als Kraftstoff und Lebesprinzip […].“
Mit letzterem verbunden ist der Begriff des Seelentieres:
„[V]or allem das Bild des Todes erweck[t] die noch in vielen Brauchhandlungen lebendige Vorstellung von der S[eele], die den Körper vorübergehend oder für immer in Gestalt eines Tieres ([…] „S[seelen]tiere“), eines Hauches oder Rauches verlassen kann.“
Hier findet sich also eine sehr anschauliche Definition des Begriffes Seelentier:
Es ist eine Verkörperung der menschlichen Seele in Tiergestalt, wobei es sowohl die eines Verstorbenen als auch die eines Lebenden sein kann.
Es herrscht der Glaube, dass Seelentiere „in der Gebärmutter, wo das neue Leben entsteht“ hausen.
Bevorzugt für Seelentiere gehalten werden Tiere, die Erdlöcher (zum Beispiel Maus und Regenwurm) - und somit das Inneren der Erde, wo auch die Toten bestattet werden - bewohnen.
Laut dem Handwörterbuch des Deutschen Aberglaubens spielt der alte Seelentierglaube mit unter dabei eine Rolle, dass uns bestimmte Tiere nicht als essenstauglich erscheinen oder ihnen von Menschen meist mit einer gewissen Scheu begegnet wird. Namhaft zu machen wären in diesem Zusammenhang zum Beispiel Schlange und Maus.
Die Vorstellung des Seelentieres ist verknüpft mit der des „Sympathietieres“. Dieser Glaube ist seinerseits über ganz Europa verbreitet.
Inhaltsverzeichnis
- Seelentiere
- Allgemeines
- Seelentier versus Totemismus
- Tiere, die als Seelentiere fungieren
- Exkurs: Das Motiv des Seelentiers in einem Werk moderner Populärkultur: Harry Potter
- Allgemeines
- Der Patronus
- Nagini
- Animagi
- Der Seelenvogel
- Das Märchen von der Unke
- Allgemeines
- Dreiteilung
- I
- II
- III
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Motiv des Seelentiers in der deutschen Volkskunde, insbesondere im Grimmschen Märchen "Das Märchen von der Unke". Ziel ist es, die Bedeutung und Funktion des Seelentiers im Kontext des Märchens zu analysieren und seine Verbindungen zu verwandten Konzepten wie Totemismus und Familiar zu beleuchten. Ein Exkurs zu Harry Potter dient der Illustration des Seelentier-Motivs in der modernen Populärkultur.
- Das Seelentier als Verkörperung der menschlichen Seele in Tiergestalt
- Der Vergleich des Seelentier-Motivs mit Totemismus und Familiar
- Die Rolle des Seelentiers im Märchen "Das Märchen von der Unke"
- Der Einfluss des Volksglaubens auf die Darstellung des Seelentiers
- Die Adaption des Seelentier-Motivs in der modernen Populärkultur
Zusammenfassung der Kapitel
Seelentiere: Dieses Kapitel definiert den Begriff des Seelentiers als Verkörperung der menschlichen Seele in Tiergestalt, sowohl bei Lebenden als auch Verstorbenen. Es werden verschiedene Volksglauben und Vorstellungen erläutert, die mit dem Seelentier verbunden sind, wie die Assoziation mit Tieren, die Erdlöcher bewohnen, und der Bezug zu Sympathietieren und Familiaren. Der Text verdeutlicht die verschiedenen Interpretationen des Begriffs und dessen Verbindungen zu animistischen und spirituellen Vorstellungen in der deutschen Volkskunde. Der Unterschied zwischen Seelentier, Familiar und Totem wird angedeutet.
Exkurs: Das Motiv des Seelentiers in einem Werk moderner Populärkultur: Harry Potter: Dieser Exkurs untersucht die verschiedenen Manifestationen des Seelentier-Motivs in der Fantasy-Welt von Harry Potter. Es werden Beispiele wie Patronus, Animagi und Nagini analysiert, um zu zeigen, wie das Motiv in eine moderne, fiktive Welt integriert wird und welche Parallelen und Unterschiede zu den traditionellen Vorstellungen aus der deutschen Volkskunde bestehen. Der Fokus liegt auf der vergleichenden Analyse der verschiedenen Arten der Tier-Mensch-Verbindung in der Populärkultur.
Das Märchen von der Unke: Dieses Kapitel analysiert Grimms Märchen "Das Märchen von der Unke" unter besonderer Berücksichtigung des Seelentier-Motivs. Die dreiteilige Struktur des Märchens wird untersucht und die Rolle der Unke als Seelentier im Kontext der Erzählung wird erläutert. Der Text analysiert die Symbolik der Unke und ihre Beziehung zu den anderen Figuren des Märchens, um die Bedeutung des Seelentier-Motivs innerhalb der Erzählung zu beleuchten und seine Funktion in Bezug auf die narrative Struktur und die Gesamtbedeutung des Märchens aufzuzeigen.
Schlüsselwörter
Seelentier, Totemismus, Familiar, Volksglaube, Märchen, "Das Märchen von der Unke", Brüder Grimm, Animismus, Sympathietier, Harry Potter, Patronus, Animagi, Nagini.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Das Motiv des Seelentiers in der deutschen Volkskunde"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese akademische Arbeit untersucht das Motiv des Seelentiers in der deutschen Volkskunde, insbesondere im Grimmschen Märchen "Das Märchen von der Unke". Sie analysiert die Bedeutung und Funktion des Seelentiers, beleuchtet seine Verbindungen zu Totemismus und Familiaren und vergleicht es mit modernen Darstellungen in der Populärkultur (am Beispiel Harry Potter).
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Die Definition des Seelentiers als Verkörperung der menschlichen Seele in Tiergestalt; den Vergleich mit Totemismus und Familiaren; die Rolle des Seelentiers im Märchen "Das Märchen von der Unke"; den Einfluss des Volksglaubens; und die Adaption des Motivs in der modernen Populärkultur.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in drei Hauptkapitel: "Seelentiere" (mit Unterkapiteln zu Allgemeinem, Seelentier vs. Totemismus und relevanten Tierarten); "Exkurs: Das Motiv des Seelentiers in Harry Potter" (mit Unterkapiteln zu Patronus, Animagi, Nagini und dem Seelenvogel); und "Das Märchen von der Unke" (mit einer Analyse der dreiteiligen Struktur und der Rolle der Unke als Seelentier).
Wie wird das Märchen "Das Märchen von der Unke" analysiert?
Das Märchen wird unter Berücksichtigung des Seelentier-Motivs analysiert. Die dreiteilige Struktur wird untersucht, und die Rolle der Unke als Seelentier im Kontext der Erzählung wird erläutert. Die Symbolik der Unke und ihre Beziehung zu anderen Figuren werden analysiert, um die Bedeutung des Motivs innerhalb der Erzählung und seine Funktion in Bezug auf die narrative Struktur und Gesamtbedeutung aufzuzeigen.
Welche Rolle spielt der Harry-Potter-Exkurs?
Der Exkurs dient der Illustration des Seelentier-Motivs in der modernen Populärkultur. Er analysiert Beispiele wie Patronus, Animagi und Nagini und zeigt Parallelen und Unterschiede zu traditionellen Vorstellungen aus der deutschen Volkskunde auf. Der Fokus liegt auf dem Vergleich verschiedener Tier-Mensch-Verbindungen in der Populärkultur.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Wichtige Schlüsselwörter sind: Seelentier, Totemismus, Familiar, Volksglaube, Märchen, "Das Märchen von der Unke", Brüder Grimm, Animismus, Sympathietier, Harry Potter, Patronus, Animagi, Nagini.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Bedeutung und Funktion des Seelentier-Motivs im Kontext des Märchens "Das Märchen von der Unke" zu analysieren und seine Verbindungen zu verwandten Konzepten wie Totemismus und Familiar zu beleuchten. Der Vergleich mit der modernen Populärkultur soll die zeitübergreifende Relevanz des Motivs verdeutlichen.
- Arbeit zitieren
- Sonja Loidl (Autor:in), 2006, "Das Märchen von der Unke" (KHM 105) unter spezieller Berücksichtigung des Seelentier-Motivs, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52171