Die Universität im 19. Jahrhundert


Seminararbeit, 1997

13 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Vorwort

2. Die Entwicklung der Universität
2.1 Der Umbruch um 1800
2.2 Wissenschaft bildet
2.3. Wissenschaft und Technik
2.4. Die Autonomie der Universität und die Wissenschaft

3. Professoren und Studenten
3.1. Der Akademiker
3.2. Die Professoren
3.3. Das Studium zur Zeit der Burschenherrlichkeit

Literaturverzeichnis:

1. Vorwort

In seinem Werk "Die Entwicklung der deutschen Universität" geht der Autor Thomas Ellwein (Politologe und Erziehungswissenschaftler, geboren 1924 in Hof) hauptsächlich auf die Entwicklung und Autonomie der Universität einerseits und auf die Autonomie der Person mittels Bildung andererseits ein.

Autonomie soll hier nach Niklas Luhmann heißen, "die Fähigkeit eines Systems, Anforderungen der Umwelt nach eigenen Regeln und im Rahmen der eigenen zeitlichen Planung aufzugreifen"1).

Da die Universität keine Institution mit von vornherein festgelegten Aufgaben ist, sondern vielmehr ein Gebilde mit äußerst verschiedenen Ansätzen, muß der Autonomiebegriff differenzierter auf dieselbe angewendet werden. Das heißt, die Institution Universität kann auf einem Gebiet autonom sein, während sie auf einem anderen durch Abhängigkeiten, vordringlich gegenüber dem Staat und der Gesellschaft, begrenzt ist. Daraus läßt sich auch das noch immer komplizierte Verhältnis der Hochschulen zur Politik erklären.

Auch den Bildungsbegriff muß man in diesem Zusammenhang kritisch handhaben und darf ihn nicht allzu eingeschränkt betrachten. Bildung muß verstanden werden als "personale Verfassung des Menschen, (...) durch die er die Beziehungen zwischen seiner Person und seiner Umwelt gestaltet und begrenzt"2).

Dies ist der vom Autor vorgegebene Rahmen, auf den sich die nun folgenden Ausführungen vordringlich stützen und welcher hierbei untersucht werden soll.

2. Die Entwicklung der Universität

2.1 Der Umbruch um 1800

Um 1800 befand sich die deutsche Universität in einer tiefen Krise und war starker Kritik ausgesetzt. Einerseits führte dies zu massiven Schließungen von Hochschulen, andererseits hingegen wurde eine neue Idee der Universität geboren, mit der eine starke Unabhängigkeit der Hochschulen einherging.

Die bereits angesprochene Kritik bezog sich vordringlich auf die "Erstarrung des Lehrbetriebes", was in Widerspruch zu dem Gedankengut der Aufklärung stand. Nach und nach öffnete man sich den modernen Wissenschaften und die Naturwissenschaften hielten Einzug in die philosophische Fakultät der Universitäten.

Hochschulen waren ein Ort, um "der Vernunft zu dienen und dem Relativismus wissenschaftlicher Forschung Raum zu schaffen"3). Es wurde ein allgemein gültiges Wissen angestrebt, mit dem die "Suche nach der Wahrheit" untrennbar verbunden war. Wahrheit wurde nicht mehr absolut gesetzt, sondern man wußte, daß durch Forschen immer neue Erkenntnisse und somit auch neue Wahrheiten gewonnen wurden: "Wahrheit lag (...) in der Verantwortung der Vernunft."4)

Dadurch veränderte sich zwangsläufig auch die Rolle der Wissenschaft. Die Weitergabe von Wissen wurde durch die "Suche" ergänzt und teilweise ersetzt, wobei sowohl Professoren als auch Studenten als "Suchende" anzusehen waren, was sie einander näher brachte und dadurch ihr Verhältnis zum Staat veränderte. Sie forderten die größtmögliche Freiheit von der Obrigkeit, war allerdings nur bedingt realisierbar war, da die Universitäten in starker Abhängigkeit zum Staat standen. Der Staat mußte jedoch anerkennen, "daß die Grenze seiner Gewalt da sei, wo das Geistige angeht"5). Dies hatte zur Folge, daß die Universität mehr geistige Autonomie erhielt.

Diese neue Idee der Universität sollte mit der Gründung der Universität Berlin ihre institutionelle Umsetzung und Anwendung erfahren. Dafür entwickelte man ein umfassendes Reformkonzept des staatlichen Bildungswesens, worin eine "Aufgabenteilung zwischen Schule und Universität" angestrebt wurde. Es bildete sich der "Typus der deutschen Universität" heraus, der durch verschiedene Merkmale gekennzeichnet war. So war die Hochschule beispielsweise zum Staat hin entlastet, da mit der Einführung von Staatsexamen eine klare Berufsorientierung der Studenten einherging. In Richtung der Gesellschaft war sie privilegiert und steigerte ihren Rang noch durch das Monopol der Akademikerausbildung. Nach innen war sie frei in der wissenschaftlichen Entfaltung und Forschung, was damit zu erklären ist, "daß die Universität tatsächlich auf Berufe hin ausbildete, aber genügend Zeit für die allgemeine Bildung hatte"6).

Das Kollegium war noch immer klein und der steigende Lehrbedarf wurde durch eine Vergrößerung des "Mittelbaus" (Extraordinarien) gedeckt. Demzufolge differenzierte sich der Universitätsetat in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts weiter aus, wodurch die Einflußnahme des Staates wuchs, da die Professoren zu "Antragstellern" wurden und aufgrund dessen an Unabhängigkeit einbüßten.

Mit dem Umbruch um 1800 gingen Widersprüchlichkeiten sowohl auf seiten der Universitätsentwicklung als auch auf der Seite der Studenten einher, auf die im Folgenden noch näher eingegangen wird. Festzuhalten ist allerdings, daß sich trotz allem die neue Universitätsidee als Grundlage der weiteren Universitätsgründungen und -reformen durchsetzte.

2.2 Wissenschaft bildet

Wie bereits vorher erwähnt, entwickelte sich eine neue Universitätsidee. Ihr Bezugspunkt war das Denkmodell "Wissenschaft bildet" und wurde von Wilhelm v. Humboldt am Anfang des 19. Jahrhunderts formuliert.

Nach Humboldt bezieht sich der Begriff der Bildung auf "den Menschen, auf seine Vernunft [und] auf seine geistige Unabhängigkeit von Staat und Gesellschaft"7). Seiner Ansicht nach gibt es eine gewisse Bildung des Charakters, die niemandem fehlen darf und somit als "Grundbildung" anzusehen ist. Sie ist allgemein und daher streng zu unterscheiden von der Berufsausbildung.

Diese Bildung wird gewonnen in "Einsamkeit und Freiheit" und meint vor allem eine "Begrenzung der Person"8) verbunden mit einer vorgeordneten Werteordnung. Gerade diese Zuordnung menschlicher Bildung zu Werten und verantwortlicher Vernunft belegt, daß Wissenschaft bildet. Damit soll eine Einheit der Wissenschaften geschaffen werden, die vor allem durch die Geisteswissenschaften, als die Wissenschaften vom Menschsein, dargestellt wird.

Diese von Humboldt entwickelte Idee fiel der Politik der Restaurationszeit (1815 - 1830) zum Opfer. Während dieser Zeit wurde versucht, diese politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse, die vor der französischen Revolution herrschten, wieder herzustellen.9) Das ständische Denken wurde wieder durchgesetzt, womit ein nach Ständen trennendes Bildungswesen einherging. Die daraus resultierende Unterscheidung in eine höhere und niedrigere Bildung führte zu einem Verlust der Allgemeinheit der höheren Bildung, verbunden mit einer "Verkehrung in eine ständische (...)10).

[...]


1) Ellwein, Thomas: Die deutsche Universität. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 2. ver-

besserte und ergänzte Auflage, Wiesbaden 1997, S. 18.

2) ebenda, S. 20.

3) ebenda, S. 112.

4) ebenda.

5) H. Steffens zitiert nach Ellwein; ebenda, S. 153 f.

6) ebenda, S. 114.

7) ebenda, S. 116.

8) Tenbruck, Friedrich zitiert nach Ellwein: ebenda.

9) vgl. Hillmann, Karl-Heinz (Hrsg.) Wörterbuch der Soziologie. 4. erg. und überarb. Aufl.,

Stuttgart 1994, Stichwort "Restauration".

10) Menze, C. zitiert nach: Ellwein: Die deutsche Universität, S. 118.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Die Universität im 19. Jahrhundert
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Institut für Soziologie)
Veranstaltung
Universität - Entwicklung und Organisation
Note
2,3
Autor
Jahr
1997
Seiten
13
Katalognummer
V52259
ISBN (eBook)
9783638480192
ISBN (Buch)
9783656794653
Dateigröße
444 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
In seinem Werk "Die Entwicklung der deutschen Universität" geht Ellwein auf die Entwicklung und Autonomie der Universität einerseits und auf die Autonomie der Person mittels Bildung andererseits ein. Da die Universität keine Institution mit von vornherein festgelegten Aufgaben ist, sondern ein Gebilde mit äußerst verschiedenen Ansätzen, muß der Autonomiebegriff hier differenzierter angewendet werden. Genau dies versucht die vorliegende Arbeit zu leisten.
Schlagworte
Universität, Jahrhundert, Universität, Entwicklung, Organisation
Arbeit zitieren
Dipl.-Soz. Susanne Dera (Autor:in), 1997, Die Universität im 19. Jahrhundert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52259

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