Die Bundesrepublik Deutschland hat sich seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges zu einem der wichtigsten Einwanderungsländer in Europa entwickelt. Nachdem Deutsche massenweise über Jahrzehnte, gar Jahrhunderte hinweg, ihrem Heimatland den Rücken kehrten, um in anderen Ländern und Kontinenten ihr Glück zu suchen, ist Deutschland inzwischen selbst im Zuge der Wohlstandsexplosion zu einem begehrten Ziel für verschiedenste Gruppen von Zuwanderern geworden (Bade 1983; 1992; Bade/Oltmer 1999). Die Entwicklung unseres Landes von einer monoethnischen zu einer multiethnischen Gesellschaft ist somit ein reales Charakteristikum der Moderne.
Migration als eine globale Tatsache, wird jedoch überwiegend problematisiert, ohne die damit verbundenen Chancen und Potentiale zur Kenntnis zu nehmen. Die historische Erfahrung hat gelehrt, daß Zuwanderung nicht nur mit sozialen und kulturellen Problemstellungen und Herausforderungen korreliert, sondern „vielfach ein Fundament wirtschaftlicher Dynamik und kultureller Vitalität war“ (Kulturpolitische Gesellschaft, 1). Im Kontext des kulturellen Pluralismus zeugen die Zuwanderer vielfach von ihrer interkulturellen und kosmopolitischen Kompetenz, ihrer Arbeitsmotivation und Aufstiegsorientiertheit.
Die explizite Botschaft dieser Magisterarbeit ist somit im Zuge der Moderne, verstärkt zur Kommunikation und Verständigung zwischen Menschen anzuregen, die einen unterschiedlichen soziokulturellen Hintergrund haben; hinsichtlich des multiethnischen Segmentes gilt es Bedingungen zu schaffen, die helfen, „Brücken zur Integration in die „Mehrheitsgesellschaft“ (Kulturpolitische Gesellschaft, 1) zu bauen.
Inhaltsverzeichnis
- Historiographie
- Die Kolonisierung durch die Zaren
- Der erste Weltkrieg (1914 - 1918)
- Die Oktoberrevolution
- Der zweite Weltkrieg (1939 — 1945)
- Das Ende der UDSSR
- Der Beginn der Aussiedler-Migration in die Bundesrepublik
- Moderne Gesellschaft und Modernisierung
- Modernisierungstheoretische Definitionen
- Ein Rückblick in die Geschichte der Modernisierungstheorie
- Reformierte modernisierungstheoretische Konzeptionen
- Modernisierung in Westdeutschland
- Familiensoziologische theoretische Konzeptionen
- Der Familiendiskurs und die These über die Krise der Familie
- Thomas Meyer: Familialer Wandel im Spiegel der Demographie
- Hartmann Tyrell: Die Deinstitutionalisierungsformel
- Ulrich Beck/Elisabeth Beck-Gernsheim (1990): Die Individualisierungsthese
- Rosemarie Nave-Herz: Zerfall oder strukturelle Verfestigung der Familie ?
- Beurteilung der wissenschaftlich theoretischen Konzeptionen
- Der Wandel der Geschlechterrollen
- Empirische Untersuchung
- Forschungsthemen, Hypothese:
- Methodik
- Qualitative Sozialforschung „theoretisch-methodische Aspekte"
- Das qualitative Interview als Methode der Datenerhebung
- Das problemzentrierte Interview
- Die Gruppendiskussion
- Die Erstellung des Kurzfragebogens/Interviewleitfadens
- Die Durchführung der Interviews
- Anmerkungen
- Verlauf der Interviews
- Auswertung
- Transkription
- Sozialprofil der Probandinnen
- Zur Auswertung Qualitativer Interviews
- Die qualitative Inhaltsanalyse
- Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring
- Analyse und Interpretation
- Relevanz und Zentriertheit der rußlanddeutschen Familie
- Die Ursprünge des rußlanddeutschen Familienverständnisses
- Das kollektivistisch ausgerichtete Familienkonzept der rußlanddeutschen Ethnie
- Die rußlanddeutsche Familie in der Situation der Einwanderung
- Die geographische Nähe ihrer Mitglieder
- Die rußlanddeutsche Familie und das traditionelle Bewußtsein des ganzen Hauses
- Die rußlanddeutsche Familie und ihre Wertstellung
- Das Eheverständnis innerhalb der rußlanddeutschen Ethnie
- Die Bedeutung der Kinder
- Scheidung — eine legitime Form der Konfliktlösung?
- Neue Formen der Privatheit — eine Alternative zur Ehe ?
- Nichteheliche Lebensgemeinschaft
- Single-Dasein
- Alleinerziehend
- Kinderlosigkeit/Kinderlose Ehen
- Erziehung und Sozialisation in der rußlanddeutschen Familie
- Die Rolle der rußlanddeutschen Frau
- Ihre berufliche Orientierung
- Mutterschaftsvorstellungen
- Die Arbeitsteilung in der rußlanddeutschen Familie
- Die Wertvorstellungen innerhalb der rußlanddeutschen Familie
- Die Bedeutung der Religion für die rußlanddeutsche Familie
- Resümee
- Die Bedeutung der rußlanddeutschen Familie im Migrationsprozeß
- Die rußlanddeutsche Familie und die Pluralität der Privatheit
- Demographische Veränderungen
- Geburtenrückgang
- Eheschließungen
- Scheidungen
- Die Differenzierung privater Lebensformen
- Nichteheliche Lebensgemeinschaften
- Kinderlosigkeit/Kinderlose Ehen
- Alleinerziehend
- Single/Alleinlebend
- Der Binnenraum der rußlanddeutschen Familie
- Der Grad ihrer Zentriertheit
- Erziehung und Sozialisation
- Der Rollenwandel der rußlanddeutschen Frau
- Die Arbeitsteilung in der rußlanddeutschen Familie
- Hypothesenprüfung
- Schlußwort:
- Die Rolle der Familie als Rückzugsort und Ressource im Migrationsprozeß
- Der Einfluss von Tradition und Moderne auf das Familienverständnis
- Die Herausforderungen der Integration in eine multikulturelle Gesellschaft
- Der Wandel der Geschlechterrollen und die Arbeitsteilung in der Familie
- Die Bedeutung von Werten und Religion für die rußlanddeutsche Familie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit „Aussiedlerfamilien zwischen Tradition und Moderne" befasst sich mit der Lebenswelt rußlanddeutscher Frauen in der Bundesrepublik Deutschland. Ziel ist es, die Bedeutung der Familie im Migrationsprozeß zu analysieren und die Strukturen sowie die Herausforderungen der Integration dieser Ethnie zu beleuchten.
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel eins zeichnet einen historischen Abriss der rußlanddeutschen Ethnie nach. Beginnend mit der systematischen Einwanderung deutschsprachiger Siedler im 17. Jahrhundert, werden die wichtigsten Stationen der Geschichte dieser Volksgruppe beleuchtet: die Kolonisierung durch die Zaren, die beiden Weltkriege und die Repressionen unter der Sowjetischen Herrschaft sowie die anschließende Aussiedlung in die Bundesrepublik Deutschland. Die historische Einbettung dient dazu, die kulturellen und sozialen Prägungen der rußlanddeutschen Familie zu verstehen und ihre Bedeutung im Migrationsprozeß zu analysieren.
Kapitel zwei widmet sich der Modernisierungstheorie und ihren Auswirkungen auf die Familie. Die Arbeit beleuchtet die wichtigsten Entwicklungen und Trends sozialstruktureller Modernisierung in Westdeutschland, die für die Analyse der rußlanddeutschen Familie im Einwanderungskontext relevant sind. Hierbei werden die Prozesse der Individualisierung, Pluralisierung und Rationalisierung sowie die damit verbundenen Veränderungen in der Familienstruktur thematisiert.
Kapitel drei stellt zentrale familiensoziologische Konzeptionen vor, die den Wandel der Familie im Kontext der Moderne diskutieren. Die Arbeit präsentiert die Ansätze von Thomas Meyer, Hartmann Tyrell, Ulrich Beck/Elisabeth Beck-Gernsheim sowie Rosemarie Nave-Herz und setzt diese in Bezug zu den Ergebnissen der empirischen Untersuchung.
Kapitel vier beinhaltet die empirische Untersuchung, die auf problemzentrierten Interviews mit rußlanddeutschen Frauen basiert. Die Arbeit analysiert die Bedeutung der Familie im Migrationsprozeß, die Sozialisationsziele und Erziehungspraktiken der Eltern, die Rolle der Frau in der Familie, die Arbeitsteilung sowie die Wertorientierungen und die Bedeutung der Religion für die rußlanddeutsche Familie.
Kapitel fünf fasst die Ergebnisse der Studie zusammen und setzt diese in Bezug zu den vorgestellten Theorien. Die Arbeit diskutiert die Bedeutung der rußlanddeutschen Familie im Vergleich zu hiesigen Familienformen, beleuchtet die Herausforderungen der Integration und analysiert die Herausforderungen des Wandels zwischen Tradition und Moderne.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die rußlanddeutsche Familie, Tradition und Moderne, Migration, Integration, Familienzentriertheit, Geschlechterrollen, Arbeitsteilung, Wertvorstellungen und Religion. Empirische Forschungsergebnisse werden präsentiert, um die Lebenswelt rußlanddeutscher Frauen in der Bundesrepublik Deutschland zu beleuchten und die Herausforderungen der Integration dieser Ethnie zu analysieren. Ein besonderer Fokus liegt auf der Bedeutung der Familie im Migrationsprozeß, den Sozialisationszielen und Erziehungspraktiken der Eltern, der Rolle der Frau in der Familie, der Arbeitsteilung sowie den Wertorientierungen und der Bedeutung der Religion für die rußlanddeutsche Familie.
- Quote paper
- Diane-Jasmina Bauer (Author), 2006, Aussiedlerfamilien zwischen Tradition und Moderne - Eine empirische Untersuchung aus der Sicht rußlanddeutscher Frauen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52390
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