Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Geschichte des Fußballsports im Nationalsozialismus bzw. der Rolle, die dem Fußball im Nationalsozialismus zukam. Lange Zeit ist zu diesem speziellen Kapitel der deutschen Fußballgeschichte geschwiegen worden. Es scheint verwunderlich, wie beharrlich die entpolitisierenden Kräfte der Geschichte des Fußballs die Oberhand behielten. Erst in jüngerer Zeit ist eine wachsende Zahl von Publikationen zu verzeichnen, die sich explizit mit diesem Thema beschäftigen.
Der Deutsche Fußball Bund (DFB), der größte nationale Verband des organisierten Fußballs veröffentlichte erst im Mai letzen Jahres eine von ihm an Nils Havemann in Auftrag gegebene Studie mit dem Titel „Fußball unterm Hakenkreuz - Der DFB zwischen Sport, Politik und Kommerz".
Dies geschah wohl in Reaktion auf zuvor erschienene Werke, die erstmals umfassend versuchten die Rolle des Fußballs im NS-Staat zu untersuchen. Und vor der Weltmeisterschaft 2006, die ja bekanntlich in Deutschland stattfinden wird.
Rund 60 Jahre nach dem Ende der Herrschaft der Nationalsozialisten wird somit der (von dem Rhetorik – Professor Walter Jens bereits im Jahre 1975 in seiner Rede zur 75 – Jahr – Feier des DFB angeprangerte) Zustand der ungenügenden geschichtlichen Aufarbeitung gelöst.
Das bildet den Anlass für die Themenauswahl dieser Arbeit.
Die Berührungspunkte zwischen Sport und Politik, hier in Form von Fußball und Nationalsozialismus sollen herausgearbeitet werden.
Dabei geht es im als erstes um die Konstitutionsgeschichte des englischen soccers in Deutschland und dem Aufstieg des Nationalsozialismus zur staatstragenden Ideologie mit all den bekannten Konsequenzen. Denn die Geschichte des Fußballs im Nationalsozialismus kann nicht losgelöst von der gesellschaftlichen Entwicklung (auch im Vorfeld der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten) betrachtet werden, da das Phänomen Fußball immer eingebettet in Kultur und Gesellschaft stattfindet, bzw. ein Teil dessen ist.
Erst als Fußball zum Massenphänomen avanciert war, ergab sich damit die entscheidende Vorraussetzung für dessen Wechselbeziehung mit dem diktatorischen Nazi-Regime.
Eine Zäsur im deutschen Fußball bildet dann auch die Machtergreifung der Nazis im Januar 1933, die eine bedingungslose Gleichschaltung in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens zur Folge hatte und dementsprechend nicht folgenlos für den Fußball bleiben konnte.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Fußball auf dem Weg zum Massenphänomen
- 2.1. Ursprünge
- 2.2. Anfänge des Fußballs in Deutschland
- 2.3. Etablierung des Fußballs in Deutschland
- 2.4. Durchbruch zum Massensport
- 2.5. Kommerzialisierung und die Berufsspielerfrage
- 3. Der Aufstieg des Nationalsozialismus
- 3.1. Der 1. Weltkrieg und seine Auswirkungen
- 3.2. Der Aufstieg Hitlers und der NSDAP
- 3.3. Nationalsozialistische Sportvorstellungen
- 4. Fußball und Nationalsozialismus
- 4.1. Die erste Phase 1933 - 1936
- 4.1.1. Die erste Gleichschaltung
- 4.1.2. Antisemitismus und Marginalisierung der Juden
- 4.2. Die zweite Phase 1937 – 1945
- 4.2.1. Die zweite Gleichschaltung
- 4.2.2. Das Ende des jüdischen Sports in Deutschland
- 4.3. Entwicklung des Fußballs in Deutschland von 19933 – 1945
- 4.3.1. Nationalmannschaft
- 4.3.2. Vereine
- 4.3.3. Spieler
- 4.1. Die erste Phase 1933 - 1936
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Rolle des Fußballs im Nationalsozialismus und untersucht, wie die politische Ideologie des Regimes den Sport beeinflusste. Dabei stehen die instrumentalisierenden Maßnahmen der Nationalsozialisten und die Auswirkungen auf den deutschen Fußball im Mittelpunkt der Untersuchung.
- Die Entwicklung des Fußballs in Deutschland vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten
- Die Gleichschaltung des deutschen Fußballs und die Rolle der Nationalmannschaft im NS-Regime
- Die Verfolgung und Marginalisierung jüdischer Sportler
- Der Wandel von Vereinsstrukturen und Spielkultur unter dem Einfluss der NS-Ideologie
- Die Frage, inwiefern der deutsche Fußball als Mikrokosmos der Gesellschaft die dominierenden Ideologien und Machtstrukturen widerspiegelte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Untersuchung der Ursprünge und Entwicklung des Fußballs in Deutschland. Es wird die Entstehung des modernen Fußballs im England des 19. Jahrhunderts beleuchtet und der Aufstieg des Fußballs in Deutschland zum Massenphänomen beschrieben. Das Kapitel 3 beleuchtet den Aufstieg des Nationalsozialismus, den Einfluss des Ersten Weltkriegs und die Ideologie des NS-Regimes.
Im vierten Kapitel wird die Geschichte des Fußballs im Nationalsozialismus in zwei Phasen unterteilt. Die erste Phase von 1933 bis 1936 zeigt die Gleichschaltung des deutschen Fußballs durch die Nationalsozialisten und die ersten Maßnahmen zur Diskriminierung und Marginalisierung jüdischer Sportler. Die zweite Phase von 1937 bis 1945 beschreibt die weitere Durchsetzung der NS-Ideologie im Fußball und die letztliche Ausgrenzung jüdischer Sportler aus dem Sportleben. Das Kapitel beleuchtet außerdem die Entwicklung der Nationalmannschaft, die Vereine und die Spieler in dieser Zeit.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit Themen wie Fußball, Nationalsozialismus, Gleichschaltung, Antisemitismus, Sportpolitik, Sportgeschichte, jüdischer Sport, Nationalmannschaft, Vereine und Spieler im Dritten Reich.
- Quote paper
- Stefan Jönen (Author), 2006, Fussball im Nationalsozialismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52472