1 Einleitung
Diese Arbeit soll aus theoretischer Perspektive untersuchen, inwiefern es gerechtfertigt ist, den Zustand des modernen Staates der Gegenwart mit dem Begriff des "neuen Mittelalters" zu charakterisieren. Der Staatsbegriff, von dem dabei ausgegangen wird, meint den "nach außen souveränen und nach innen hierarchisch integrierten Staat der frühen Neuzeit".
Dabei wird ausschließlich der Aspekt der inneren Souveränität behandelt. Es kann kaum bestritten werden, daß der technische und ökonomische Fortschritt und die damit verbundenen Entwicklungen, die oftmals unter dem Begriff der Globalisierung zusammengefaßt werden, die äußere Souveränität der Nationalstaaten beeinflussen, eine zusätzliche Erörterung dieses Themengebietes würde jedoch den Rahmen der Arbeit sprengen.
Daher konzentriert sich dieser Text auf die Fragestellung, in welchem Ausmaß der heutige Staat noch als Träger innerer Souveränität betrachtet werden kann.
Zu diesem Zweck wird in zwei Schritten vorgegangen: Im ersten Schritt wird die ideengeschichtliche Entwicklung des Souveränitätsbegriffs bei Hobbes, Locke und Rousseau erläutert. Diese Auswahl erfolgt, um erstens die Entstehung des absolutistisch-souveränen Staates als Grundlage moderner Staatlichkeit, zweitens die Eingrenzung staatlicher Souveränität durch liberales Gedankengut, sowie drittens ihre Entwicklung mit Übergang zur Volkssouveränität aufzuzeigen. Im zweiten Schritt wird das Problem der Souveränität zunächst historisch beleuchtet, um dann systemtheoretische Überlegungen heranzuziehen, die versuchen, den heutigen Zustand der Gesellschaft zu erklären und staatliche Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen, bevor im letzten Abschnitt die Position des Staates innerhalb moderner Verhandlungssysteme erläutert wird.
Zunächst soll jedoch die Struktur der mittelalterlichen Gesellschaftsordnung kurz erläutert werden, um überhaupt sinnvoll mit dem Begriff des "neuen Mittelalters" umgehen zu können.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der mittelalterliche „Staat“ und seine Krise
- Die ideengeschichtliche Entwicklung des Souveränitätsbegriffs
- Thomas Hobbes - Absolute Souveränität
- John Locke – Der Staat als Hüter der privaten Autonomie
- Jean-Jacques Rousseau Ein neuer Leviathan
- Die geschichtliche Entwicklung der staatlichen Souveränität und ihre theoretische Bewertung in der Gegenwart
- Die historische Degeneration der staatlichen Souveränität
- Die Steuerungsfunktion des Staates aus systemtheoretischer Perspektive
- Die Position des Staates innerhalb moderner Verhandlungssysteme
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht aus theoretischer Sicht, ob die Bezeichnung „neues Mittelalter“ für den Zustand des modernen Staates gerechtfertigt ist. Dabei konzentriert sie sich auf die innere Souveränität des Staates und untersucht, inwiefern dieser noch als Träger dieser Souveränität betrachtet werden kann.
- Entwicklung des Souveränitätsbegriffs bei Hobbes, Locke und Rousseau
- Historische Entwicklung der staatlichen Souveränität
- Systemtheoretische Betrachtung der Steuerungsfunktion des Staates
- Position des Staates innerhalb moderner Verhandlungssysteme
- Vergleich des modernen Staates mit der mittelalterlichen Gesellschaftsordnung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Arbeit setzt sich mit der Frage auseinander, ob der moderne Staat als „neues Mittelalter“ bezeichnet werden kann, wobei sie sich auf die innere Souveränität konzentriert. Sie stellt den Rahmen der Untersuchung dar und beschreibt die Vorgehensweise, die aus einer ideengeschichtlichen Analyse des Souveränitätsbegriffs und einer systemtheoretischen Betrachtung des heutigen Staates besteht.
Der mittelalterliche „Staat“ und seine Krise
Dieses Kapitel erklärt, warum die Sozialordnung des Mittelalters nicht als „Staat“ im eigentlichen Sinne bezeichnet werden kann. Es beschreibt die fragmentierte Struktur der mittelalterlichen Gesellschaft und die Gründe, warum die Entstehung eines souveränen Staates verhindert wurde, z.B. die Vorstellung von der göttlichen Schöpfung und die begrenzten Kommunikationsmöglichkeiten. Es werden auch die Ursachen für die Krise der mittelalterlichen Ordnung erläutert, die durch die Veränderung von Bestandsvoraussetzungen wie der intakten kirchlichen Autorität und der Kleinräumigkeit der Lebensbeziehungen ausgelöst wurde.
Die ideengeschichtliche Entwicklung des Souveränitätsbegriffs
Dieses Kapitel analysiert die Entwicklung des Souveränitätsbegriffs bei drei wichtigen Denkern: Thomas Hobbes, John Locke und Jean-Jacques Rousseau. Es beleuchtet die Entstehung des absolutistisch-souveränen Staates, die Eingrenzung staatlicher Souveränität durch liberales Gedankengut und den Übergang zur Volkssouveränität.
Die geschichtliche Entwicklung der staatlichen Souveränität und ihre theoretische Bewertung in der Gegenwart
Dieses Kapitel untersucht die historische Degeneration der staatlichen Souveränität und die Rolle des Staates innerhalb moderner Verhandlungssysteme. Es bezieht systemtheoretische Überlegungen ein, um den heutigen Zustand der Gesellschaft zu erklären und staatliche Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
Schlüsselwörter
Souveränität, Staat, neues Mittelalter, mittelalterliche Gesellschaft, Hobbes, Locke, Rousseau, systemtheoretische Perspektive, Verhandlungssysteme, Globalisierung
- Arbeit zitieren
- Frank Walter (Autor:in), 2000, Vom souveränen Staat zum neuen Mittelalter?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5255