Wie funktioniert das komplexe System Öffentlichkeit? Wer hat das Sagen in der öffentlichen Kommunikation? Wem wird Glauben geschenkt und warum? Was ist öffentliche Meinung und unter welchen Voraussetzungen kann sie entstehen? Wie kann Otto Normalbürger seine Interessen in den Fokus der öffentlichen Kommunikation rücken (falls überhaupt möglich)? Jürgen Gerhards und Friedhelm Neidhardt versuchen nicht nur, auf diese Fragen Antwort zu geben. Sie behandeln das breite Spektrum Öffentlichkeit und interpretieren den in der Kommunikationstheorie fast überstrapazierten Terminus „öffentliche Meinung“ auf ihre Weise. Die Beziehungen zwischen Öffentlichkeitsakteuren und deren Publikum stellt den Kern des sogenannten „Arena-Modells“ dar, wobei, da es sich hierbei um eine öffentlichkeitssoziologische Analyse handelt, besonders den Sprechern, die sich einem breiten Publikum präsentieren, Beachtung gebührt.
Im Folgenden werde ich durch Beleuchtung der verschiedenen Teilaspekte - theoretische Grundlagen, Definitionen der Fachtermini, Darstellung der Interaktionen in der öffentlichen Kommunikation mit Schwerpunkt auf den Öffentlichkei tsakteuren, Erscheinungsformen der „öffentlichen Meinung“, das Zustandekommen sozialer Bewegungen und Vergleiche zu anderen Öffentlichkeitsmodellen - versuchen, einen möglichst breiten und klaren Überblick über die Idee hinter dem Arena-Modell zu geben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Grundlagen des Arena-Modells
- Verschiedene Formen der Öffentlichkeit
- Das kybernetische Funktionsmodell nach Etzioni
- Definition und Abgrenzung öffentlicher Meinung
- Forum, Arena, Galerie
- Arena und Galerie — Interessen und Bedürfnisse
- Die Rollenverteilung im Forum
- Die Strategien der Öffentlichkeitsakteure
- Kommunikationsmuster in öffentlichen Arenen
- Öffentlichkeitsrhetorik
- Praktisches Beispiel: Fernsehduelle 2002
- Öffentliche Meinung — Fiktion und Realität
- Erscheinungsformen öffentlicher Meinung
- Die Fiktion öffentlicher Meinung
- Soziale Bewegungen
- Vergleich mit anderen Öffentlichkeitsmodellen
- Das Spiegelmodell nach Luhmann
- Das Diskursmodell nach Habermas
- Die Schweigespirale nach Noelle-Neumann
- Schluss
- Bibliographie
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit analysiert das Arena-Modell der Öffentlichkeit, ein öffentlichkeitssoziologisches Modell, das die Interaktionen zwischen Öffentlichkeitsakteuren und ihrem Publikum in der massenmedial vermittelten Kommunikation untersucht. Die Arbeit beleuchtet die verschiedenen Formen der Öffentlichkeit, die Funktionsweise des kybernetischen Modells nach Etzioni, die Definition und Abgrenzung öffentlicher Meinung sowie die Strategien der Öffentlichkeitsakteure in öffentlichen Arenen.
- Die verschiedenen Formen der Öffentlichkeit: Kommunikation au trottoir, öffentliche Veranstaltungen und massenmedial vermittelte Öffentlichkeit
- Die Funktionsweise des kybernetischen Modells nach Etzioni: Informationssammlung, Verarbeitung und Anwendung
- Die Definition und Abgrenzung öffentlicher Meinung: die Unterscheidung zwischen öffentlicher Meinung, herrschender Meinung, Bevölkerungsmeinung und demoskopisch ermittelter Meinung
- Die Strategien der Öffentlichkeitsakteure in öffentlichen Arenen: Verlautbarungsmodell, Agitationsmodell und Diskursmodell
- Die Entstehung und Wirkung sozialer Bewegungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die zentralen Fragen der Arbeit vor, die sich mit dem komplexen System der Öffentlichkeit und der Entstehung öffentlicher Meinung befassen. Sie führt das Arena-Modell von Gerhards und Neidhardt ein, das die Beziehungen zwischen Öffentlichkeitsakteuren und ihrem Publikum untersucht.
Das zweite Kapitel beleuchtet die theoretischen Grundlagen des Arena-Modells, indem es die verschiedenen Formen der Öffentlichkeit, das kybernetische Funktionsmodell nach Etzioni und die Definition und Abgrenzung öffentlicher Meinung erläutert. Es wird betont, dass öffentliche Meinung im Arena-Modell nicht mit einer Mehrheitsmeinung im Volk übereinstimmt, sondern sich in der Arena zwischen Öffentlichkeitsakteuren entwickelt.
Das dritte Kapitel beschreibt die Interaktionen in der Arena und auf der Galerie, die verschiedenen Rollen der Öffentlichkeitsakteure und des Publikums sowie die Bedeutung von Prominenz und Prestige. Es wird deutlich, dass das Publikum im Arena-Modell heterogen und unorganisiert ist, während die Öffentlichkeitsakteure verschiedene Strategien anwenden, um Aufmerksamkeit und Zustimmung zu gewinnen.
Das vierte Kapitel analysiert die Strategien der Öffentlichkeitsakteure in öffentlichen Arenen, indem es verschiedene Kommunikationsmuster wie das Verlautbarungsmodell, das Agitationsmodell und das Diskursmodell beschreibt. Es wird argumentiert, dass das Diskursmodell, in dem eine argumentative Auseinandersetzung mit den Gegnern der eigenen Meinung stattfindet, in der Realität nur selten zum Einsatz kommt.
Das fünfte Kapitel behandelt die Erscheinungsformen öffentlicher Meinung und die Fiktion öffentlicher Meinung. Es wird festgestellt, dass öffentliche Meinung am ehesten bei Themen entsteht, die jenseits der in der Gesellschaft vorhandenen Konfliktlinien liegen. Die Fiktion öffentlicher Meinung entsteht, wenn Individuen ein Bild der öffentlichen Meinung bilden, das nicht auf der tatsächlichen öffentlichen Meinung beruht.
Das sechste Kapitel untersucht die Entstehung sozialer Bewegungen. Es wird argumentiert, dass soziale Bewegungen entstehen, wenn es zu einer Divergenz zwischen öffentlicher Meinung und Mehrheitsmeinung kommt. Soziale Bewegungen versuchen, ein Mitspracherecht in der öffentlichen Kommunikation zu erlangen, indem sie öffentliche Proteste inszenieren.
Das siebte Kapitel vergleicht das Arena-Modell mit anderen Öffentlichkeitsmodellen wie dem Spiegelmodell nach Luhmann, dem Diskursmodell nach Habermas und der Schweigespirale nach Noelle-Neumann. Es wird festgestellt, dass das Arena-Modell einen durchdachten und großen Realitätsbezug aufweist, während das Spiegelmodell von Luhmann und das Diskursmodell von Habermas in ihren Ansprüchen zu utopisch erscheinen. Die Schweigespirale von Noelle-Neumann ist nicht mit dem Arena-Modell vergleichbar, da von divergierenden grundlegenden Definitionen ausgegangen wird.
Der Schluss fasst die zentralen Punkte der Arbeit zusammen und stellt fest, dass das Arena-Modell die massenmedial vermittelte öffentliche Kommunikation umfassend erläutert. Es wird betont, dass eine öffentliche Meinung im Sinne der Definition nur in bestimmten Ausnahmefällen auftritt, nämlich bei geringem Kontroversengrad der zu behandelnden Themen. Das Arena-Modell zeigt, dass das Kommunikationssystem Öffentlichkeit im Hinblick auf seine kybernetischen Fähigkeiten als wenig produktiv erwiesen, da durch einen meist nicht vorhandenen Diskurs in öffentlichen Arenen keine Validierungsfunktionen erfüllt werden.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Arena-Modell, die öffentliche Kommunikation, die öffentliche Meinung, die Öffentlichkeitsakteure, das Publikum, die Strategien der Öffentlichkeitsakteure, die Kommunikationsmuster in öffentlichen Arenen, die Öffentlichkeitsrhetorik, die Fiktion öffentlicher Meinung, die sozialen Bewegungen, die Vergleich mit anderen Öffentlichkeitsmodellen, das Spiegelmodell nach Luhmann, das Diskursmodell nach Habermas und die Schweigespirale nach Noelle-Neumann.
- Quote paper
- Christian Ritter (Author), 2004, Das Arena-Modell der Öffentlichkeit - Öffentlichkeit, öffentliche Meinung, soziale Bewegungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52578
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