Die Konferenz von Locarno


Seminararbeit, 2005

14 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Konferenz von Locarno und dem dort ausgehandelten Vertragswerk.

Im Januar 1919 fanden die Wahlen zur Nationalversammlung statt, welche in Weimar tagte. Ihr Ziel war es, eine erste demokratische Verfassung für Deutschland zu erarbeiten, sie sogenannte „Weimarer Verfassung“. Präsident der neuen Republik wurde Friedrich Ebert. Die Wahl wurde von der Weimarer Koalition gewonnen, dennoch wurden der neue Staat und seine Verfassung von weiten Teilen der Bevölkerung nicht angenommen. Die Dolchstoßlegende und diverse Umsturzversuche links- und rechtsradikaler Gruppen, wie der Kapp-Putsch im Jahr 1920, waren eine Gefährdung für die Weimarer Republik.

Neben den politischen existierten auch wirtschaftliche Probleme. Kriegsschulden und der Ruhrkampf waren der Grund für das Entstehen einer Inflation. Diese konnte nur durch eine Währungsreform und Kredite der USA beendet werden. Somit wurde Deutschland zu einem wirtschaftlichen Aufschwung in den Jahren 1924-1929 verholfen.[1]

Die deutsche Politik gewann somit ein Vertrauen, das sich in den außenpolitischen Erfolgen zeigte.

Zu diesen gehörte eine Aussöhnung Deutschlands mit Frankreichs bei der Konferenz von Locarno im Jahre 1925. Diese ebnete Deutschland den Weg in den Völkerbund, in dem es dann ab 1926 einen dauerhaften Sitz hatte.[2] Somit durchbrach die Weimarer Republik endgültig ihre außenpolitische Isolierung.

Ziel dieser Arbeit ist eine eingehende Untersuchung der Konferenz von Locarno und des dort ausgehandelten Vertragswerkes. Dies geschieht anhand der Analyse folgender Punkte:

Die schlechte Ausgangssituation Deutschlands ausgehend vom Versailler Friedensvertrag, sowie die wichtigsten Bestandteile des Vertragswerks von Locarno selbst und die damit verbundenen Folgen und Reaktionen Deutschlands und der Nationen.

Dazu habe ich folgende Literatur verwendet:

Eine Monographie von Peter Krüger mit dem Titel „Die Außenpolitik der Republik von Weimar“, aus dem OGG den Band 16 mit dem Titel „Die Weimarer Republik“ geschrieben von Eberhard Kolb und aus der EDG den Band 53 mit dem Titel „Die Außenpolitik der Weimarer Republik“ von Gottfried Niedhart. Außerdem habe ich noch Informationen für die Einleitung aus dem Internet. Darüber hinaus habe ich folgende Quellen verwendet: eine Dokumentensammlung mit dem Titel „Locarno-Konferenz 1925“, einen Band über die Weimarer Republik mit dem Titel „Die Wende der Nachkriegspolitik“ aus der Dokumentensammlung „Ursachen und Folgen. Vom deutschen Zusammenbruch 1918 und 1945 bis zur staatlichen Neuordnung Deutschlands in der Gegenwart“ und das eigentliche Vertragswerk aus dem Internet.

2. Ausgangslage vor Locarno

Durch die Folgen des ersten Weltkrieges hatte das deutsche Reich seine Hegemoniestellung in Europa verloren. Aufgrund von Gebietsabtretungen an Frankreich, Belgien, Polen und der Tschechoslowakei, verlor Deutschland 13 Prozent seiner Fläche und damit 10 Prozent seiner Bevölkerung. Auch sämtliche Kolonien wurden eingezogen. Damit verbunden waren dramatische wirtschaftliche Konsequenzen, da Deutschland große Teile seiner Rohstoffförderung einbüßte.[3]

Bei den militärischen Bestimmungen spielte vor allem das Sicherheitsbedürfnis der Siegermächte eine bedeutende Rolle. Daher beschloss man, das deutsche Heer auf 100000 Mann von Berufssoldaten und 15000 Mann für die Marine zu beschränken. Schwere Waffen wurden verboten und die Handelsflotte verkleinert, was vor allem die deutsche Exportwirtschaft schwächte. Zusätzlich wurde auch die Luftwaffe abgeschafft. Somit war Deutschland nicht mehr in der Lage, sich zu verteidigen oder anzugreifen. Des weiteren wurde das linksrheinische Gebiet von alliierten Truppen besetzt. Eine schrittweise Räumung sollte erst nach fünf, zehn und fünfzehn Jahren erfolgen.[4]

Außerdem musste Deutschland Reparationszahlungen für die im Krieg verursachten Schäden leisten. Um die Eintreibung der Reparationen rechtlich begründen zu können wurde der Kriegsschuldartikel 213 in den Versailler Friedensvertrag aufgenommen. Dieser besagt, dass Deutschland für alle Verluste und Schäden im Krieg verantwortlich ist.[5] Durch die Ohnmacht seiner Lage in militärischer, politischer und wirtschaftlicher Sicht konnte Deutschland nur teilnahmsloser Beobachter der machtpolitischen Auseinandersetzungen sein. Dadurch lehnte es die verantwortliche deutsche auswärtige Führung ab, sich für fremde Interessen einzusetzen, um die Lage Deutschlands nicht noch zu verschlimmern.[6]

Das Ziel des deutschen Außenministers Gustav Stresemanns war es, Deutschland wieder erstarken zu lassen. Das heißt, man wollte wieder eine deutsche Vormachtstellung in der, durch die Niederlage im Krieg bedingten, internationalen Mächtekonstellation. Darüber hinaus war auch ein Abbau der militärisch-politischen Führungsrolle Frankreichs ein weiteres Ziel Stresemanns. Um diese Ziele verwirklichen zu können, vertraute Stresemann auf Kooperation mit den Westmächten, statt auf „nationale Machtgebärden“[7] oder Krieg.[8]

Das deutsch-französische Verhältnis sollte auf eine neue Ebene gehoben werden. Dazu musste zuerst der Frieden zwischen Deutschland und Frankreich wirksam gesichert werden. Außerdem sollte eine Einigung über alle Probleme und eine dauerhafte Verständigung ohne französische Zwangs- und Kontrollmaßnahmen auf einer vertraglichen Basis in die Wege geleitet werden.[9]

Für Frankreich stand das Motiv der Sicherheit im Zentrum seiner Politik, da es sich von den ehemaligen Kriegsverbündeten Amerika und England im Stich gelassen fühlte. Grund war, dass Frankreich es nicht schaffte, von ihnen eine Bündisgarantie zu erlangen, die eine französische Vormachtstellung in Europa gewährleistet hätte.[10] Folglich musste Deutschland dem Sicherheitsbedürfnis von Frankreich entsprechen, da Frankreich eine, von Deutschland geforderte, Räumung der Rheinlandes von dessen Befriedigung abhängig gemacht hätte. Dies zeigte sich bereits bei der Räumung der ersten, britisch besetzten Zone des Rheinlandes (Kölner Zone), welche aufgrund der mangelhaften Erfüllung der im Versailler Vertrag festgelegten Entwaffnungsbestimmungen durch Deutschland, nicht durchgeführt wurde.

Somit erschien der Reichsregierung eine Beteiligung an der Lösung der Sicherheitsfrage als notwendige Voraussetzung für die Entmilitarisierung des Rheinlandes.[11] Lösungsvorschlage von deutscher Seite, die Stresemann in einem Memorandum am 9. Februar 1925 in Paris überreichen ließ, konnten in Frankreich nur auf ein Entgegenkommen hoffen, wenn sie eine Garantie der im Vertrag von Versailles festgelegten Grenzen am Rhein, beinhalteten.[12]

Stresemann jedoch ging es weniger um die Befriedigung des französischen Bedürfnisses nach Sicherheit, da Deutschland sowieso nicht angreifen wollte. Sein Ziel war es, zu verhindern, dass das Versailler System als Mittel französischer Dominanz auf dem Kontinent eingesetzt wird. Dies sollte auf vertraglicher Ebene geschehen durch einen Sicherheitsvertrag, der dazu beitragen sollte, eine Art „Weltfriedenskonvention“[13] vorzubereiten und die in Europa herrschende Unsicherheit zu beseitigen. Solch ein Vertrag zwischen den Hauptmächten, müsste nach Stresemann die logische Konsequenz haben, dass das von Frankreich so sehr gewünschte Sicherheitsbedürfnis nicht durch eine weitere zehnjährige Besetzung des Rheinlandes befriedigt werden müsse. Folglich würde ein Friedensvertrag eine Verkürzung der Besetzung bewirken.[14]

England unterstützte die Initiative Stresemanns. Das Land zielte darauf ab, Deutschland in die Antisowjetfront der imperialistischen Mächte einzugliedern. Man wollte somit Voraussetzungen für einen Eingriff gegen die Sowjetunion schaffen und gleichzeitig die „Expansionsgelüste“[15] Deutschlands von den Überseegebieten ablenken. Ein passendes Mittel für die Bindung des Deutschen Reichs an den imperialistischen Westen sah Großbritannien in der Aufnahme Deutschlands in den antisowjetischen Völkerbund.[16]

Stresemanns Wunsch einer Revision der Ostgrenze entsprach ebenfalls den Vorstellungen Englands, da England es ablehnte, die als „unzweckmäßig“[17] betrachtete Ostgrenze zu garantieren.[18] Frankreich jedoch forderte Zugeständnisse in Bezug auf Polen, denn bei einer Revision der Ostgrenze würden die französischen Verbündeten im Osten gefährdet. Als Konsequenz würde eine Zerschlagung des gesamten militärischen Bündnissystems Frankreich in Europa drohen. Ziel Frankreichs war es, zu verhindern, dass Deutschland freie Hand im Osten erhält.[19] Daher entschied sich Deutschland im Zuge seiner Verständigungspolitik und mit Rücksicht auf das Sicherheitsbedürfnis Frankreichs, Schiedsverträge mit Polen und der Tschechoslowakei, anzubieten. Diese dienten aber nicht der Garantie oder Bestätigung der Ostgrenzen, sondern lediglich der Streitschlichtung und Verständigung auf friedlichem Wege. Dies ermöglichte es Deutschland, sich eine Möglichkeit der Revision offen zu halten.[20]

Auch Amerika hatte Interesse an einer politischen Stabilisierung Europas unter Einschluss von Deutschland, denn für sie stellten ein „erfolgversprechender Ansatz politischer Entspannung“[21] eine wichtige Voraussetzung für eine wirtschaftliche Erholung und Kooperation dar, welche nützlich für den Ausbau der Handelsbeziehungen und dem Kapitalverkehr zwischen den Nationen waren.[22]

[...]


[1] Vgl.Deutschland zwischen den Weltkriegen, in: <http://www.lsg.musin.de/gesch/!daten-gesch/20jh/Wr/

weimar-rep.htm> í01.03.2005ý.

[2] Vgl. ebd.

[3] Vgl. Niedhart, Gottfried: Die Außenpolitik der Weimarer Republik, (EDG, Bd.53), München 1999, S. 8.

[4] Vgl. Niedhart, Außenpolitik, S. 9.

[5] Vgl. ebd., S. 9f.

[6] Vgl. Die Weimarer Republik. Die Wende der Nachkriegspolitik, in: Ursachen und Folgen. Vom deutschen

Zusammenbruch1918 und 1945 bis zur staatlichen Neuordnung Deutschlands in der Gegenwart; eine Ur-

kunden und Dokumentensammlung zur Zeitgeschichte, hrsg. v. Herbert Michaelis und Ernst Schraepler,

Berlin 1961, S. 301.

[7] Niedhart, Außenpolitik, S. 20.

[8] Vgl. ebd.

[9] Vgl. Krüger, Peter: Die Außenpolitik der Republik von Weimar, Darmstadt 1985, S. 273.

[10] Krummacher F. A / Albert Wucher (Hgg.) : Die Weimarer Republik. Ihre Geschichte in Texten, Bildern

und Dokumenten, München u.a. 1965, S. 208.

[11] Ursachen und Folgen, S. 302.

[12] Ebd., S. 302f.

[13] Ebd., S. 303.

[14] Vgl. ebd., S. 303.

[15] Locarno-Konferenz 1925 – eine Dokumentensammlung, Berlin, 1962, S. 12.

[16] Vgl. ebd.

[17] Krüger, Außenpolitik, S. 274.

[18] Vgl.ebd.

[19] Locarno-Konferenz 1925, S. 33.

[20] Vgl. Kolb, Weimarer Republik, S. 67. / Krüger, Außenpolitik, S.274.

[21] Vgl. Krüger, Außenpolitik, S. 278.

[22] Vgl. ebd.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Die Konferenz von Locarno
Hochschule
Universität Regensburg
Note
2,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
14
Katalognummer
V52608
ISBN (eBook)
9783638482752
ISBN (Buch)
9783638778510
Dateigröße
484 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Konferenz, Locarno
Arbeit zitieren
Christine Schmaus (Autor:in), 2005, Die Konferenz von Locarno, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52608

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die Konferenz von Locarno



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden