"Am Anfang war Luther." Diese wohl geläufigste These des protestantischen Selbstverständnisses kann so sicher nicht ohne Weiteres bestehen bleiben, schließlich half gerade der Humanismus mit seinen aufklärerischen Tendenzen, vertreten etwa durch Erasmus von Rotterdam, Johannes Reuchlin oder Ulrich von Hutten, der Reformation den Weg zu bereiten. Nicht wenige Humanisten, die sich später der Reformation anschlossen, bekannten sich zunächst zum Kreis der Erasmianer. Klagen über Missstände in der Kirche wurden schon Jahre vor der Reformation laut und auch die weitverbreitete Forderung nach einer volkssprachlichen Bibel war eine wichtige Vorraussetzung für die Reformation. Dennoch war Luther mit seiner neu-gewonnenen Erkenntnis, dass die Heilige Schrift eine Botschaft und ein Zentrum hat, nämlich Gott und die in ihm wohnende Liebe und Gnade zu den Menschen, der Begründer einer neuen Schriftauslegung, die noch heute Bestand hat und war somit der Begründer der Reformation, die zu den folgenreichsten Ereignissen deutscher Geschichte zählt.
Nun ist es aber freilich nicht so, dass die Reformation, die öffentlich an dem Streit über den Ablass - Luther beklagte die weitverbreitete Auffassung, dass nicht nur die zeitliche Sündenstrafe, sondern die Sündenschuld an sich durch eine Geldzahlung getilgt sei und dass Papst Leo X. mit dem Geld den Bau der Peterskirche in Rom finanzierte - entbrannte, nur Luthers theologische Deutungen, Thesen und Überlegungen kannte, sondern auch zahlreiche Tendenzen, die alle die Forderung nach der Abkehr von überkommenen Kirchenlehren und Ritualen gemein hatten, sich aber doch in der Deutung der Heiligen Schrift unterschieden. So fand der Schweizer Reformator Zwingli zahlreiche Anhänger; ebenso die Täuferbewegung, welche die Kindertaufe ablehnte und von Luther daher abfällig als „Wiedertäufer“ und „Schwärmer“ bezeichnet wurde.
In der vorliegenden Arbeit wird daher der spezifische Einfluss, den die Lehren Luthers auf die Kirchenordnung der Reichsstadt Nürnberg aus dem Jahr 1533 gehabt haben, untersucht; Inwieweit fanden die lutherischen Ansichten und Thesen Eingang? Oder orientierten sich die Verfasser an anderen Reformatoren? Zunächst ist es daher notwendig auf die Entwicklung der Reformation in Nürnberg einzugehen, um anschließend die Kirchenordnung in Entstehung und Inhalt eingehender zu analysieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Reformation in Nürnberg
- Die Entstehung der Nürnberger Kirchenordnung
- Die Nürnberger Kirchenordnung von 1533 und die lutherischen Lehren
- Fazit
- Quellen und Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht den Einfluss der lutherischen Lehren auf die Nürnberger Kirchenordnung von 1533. Sie analysiert die Entwicklung der Reformation in Nürnberg und die Entstehung der Kirchenordnung im Kontext der lutherischen Theologie.
- Die Rolle Martin Luthers in der Reformation
- Die Entwicklung der Reformation in Nürnberg
- Die Entstehung und Inhalte der Nürnberger Kirchenordnung
- Der Einfluss lutherischer Lehren auf die Nürnberger Kirchenordnung
- Die Rolle des Nürnberger Stadtrats in der Reformation
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Diese Einleitung stellt die Bedeutung der Reformation für die deutsche Geschichte und die Rolle Martin Luthers in diesem Prozess heraus. Sie betont den Einfluss des Humanismus auf die Reformation und die Notwendigkeit einer volkssprachlichen Bibel. Es wird betont, dass Luthers neue Schriftauslegung die Grundlage der Reformation bildet.
Die Reformation in Nürnberg
Dieses Kapitel behandelt die Entwicklung der Reformation in Nürnberg. Es wird die Rolle des Stadtrats und der Bedeutung der Patrizier für die Verbreitung lutherischer Ideen hervorgehoben. Das Kapitel beschreibt die Gründung der „Sodalitas Staupitziana“ und die Verbindung zu Martin Luther durch Personen wie Wenzel Linck und Scheurl. Es wird gezeigt, wie die 95 Thesen Luthers in Nürnberg aufgenommen wurden und die „Sodalitas Martiniana“ entstand. Schließlich wird die Unterstützung der Reformation durch den Nürnberger Rat durch die Besetzung wichtiger kirchlicher Ämter und die Einführung der evangelischen Praxis beleuchtet.
Die Entstehung der Nürnberger Kirchenordnung
Dieses Kapitel behandelt die Entstehung der Nürnberger Kirchenordnung.
Die Nürnberger Kirchenordnung von 1533 und die lutherischen Lehren
Dieses Kapitel befasst sich mit der Nürnberger Kirchenordnung von 1533 und untersucht den Einfluss der lutherischen Lehren auf deren Inhalte.
Schlüsselwörter
Reformation, Martin Luther, Nürnberg, Kirchenordnung, lutherische Lehren, Stadtrat, Humanismus, Bibel, Schriftauslegung, Abendmahl, Taufe, Buße, Osiander, Schleupner.
- Arbeit zitieren
- Marcus Sonntag (Autor:in), 2005, Die Reformation in Nürnberg und der Einfluss der lutherischen Lehren auf die Nürnberger Kirchenordnung von 1533, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52689