Deutsch-Britische Beziehungen am Vorabend des ersten Weltkriegs (1911-1914) aus Sicht des klassischen Realismus sowie der neorealistischen Theorie


Seminararbeit, 2005

12 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der klassische Realismus
1 Geschichte
Morgenthaus Ansatz
Allgemeine Grundsätze und Ziele und Thesen

3. Neorealismus
Geschichte
Allgemeine Grundsätze und Ziele und Thesen

4. Anwendung der Theorie anhand des Beispiels der deutsch-britischen

Beziehung vor dem ersten Weltkrieg

Deutschland
1.1 Ziele und Beweggründe6
1. Wahrnehmung der Briten

Grossbritannien
Ziele und Beweggründe
Wahrnehmung der Deutschen

Zusammenfassung und Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Hans J. Morgenthau, der Begründer der heute als „klassischer Realismus“ bezeichneten Theorie, veröffentlichte 1948 sein erstes Werk zu diesem Thema. Anerkannt und bestätigt wurde die Theorie erst einige Jahre später. Grundsätzliche Überlegungen dieser Theorie liegen jedoch schon lange Zeit zurück. Das realistische Denken geht auf Theoretiker wie Thukydides, Machiavelli und weiter Hobbes, Nietzsche und Weber zurück. (Vgl. Schieder 2002: 36) Einer der zentralen Punkte der Theorie ist, dass das Interesse eines Staates im Sinne von Macht verstanden wird. Der konstituierende und regulierende Einfluss von Macht in der Politik spielte schon vor H.J. Morgenthau in den realistischen Überlegungen eine Rolle. Die Anwendung der Theorie auf Geschehnisse der internationalen Beziehungen, die vor der Zeit H.J. Morgenthaus liegen, ist somit grundsätzlich möglich. Ich möchte nun, anhand der Theorie des Realismus die Beziehungen zwischen Deutschland und Großbritannien vor dem Ausbruch des ersten Weltkriegs analysieren und erklären. Ich stelle also die Frage, ob die deutschen und britischen Handlungen nach realistischem Verständnis zu erklären sind.

Da diese Theorie zu den internationalen Beziehungen bis heute weitergeführt wurde, werde ich auf die allgemeinen Ziele und Grundannahmen des klassischen Realismus sowie der neorealistischen Theorie eingehen. Auf der Basis dieses theoretischen Rahmens werde ich das Fallbeispiel des ersten Weltkriegs heranziehen und auf dem Schwerpunkt der deutsch-britischen Beziehungen und ihrer Aussenpolitik analysieren.

2. Der klassische Realismus

1 Geschichte

Der Realismus geht in seinen Grundansätzen bis in die Antike zurück. Morgenthau entwickelte das „zentrale theoretische Fundament“ des Realismus, welcher ein „Gründungsbeitrag der Lehre von den internationalen Beziehungen“ geworden ist. (vgl. Schieder 2002: 35)

Die moderne realistische Schule entstand als Gegenstück zu der Theorie des Idealismus. Statt dem „Vertrauen auf die Durchsetzung der menschlichen Vernunft“( vgl. Schieder 2002: 37) beantwortete die Theorie des klassischen Realismus die Überlegungen, welche „das Streben nach Macht zum Sinn aller Politik“ erklärten. (Schieder 2002: 38)

Vor allem durch den zweiten Weltkrieg wurden die Forschungsziele des Realismus geprägt, die sich mit dem Problem der internationalen Friedenswahrung und der Struktur des internationalen Systems beschäftigen. Bei dieser Forschung, die sich unter anderem mit den Ursachen von Kriegen beschäftigt spielt der Faktor Macht eine zentrale Rolle. (Vgl. Druwe et.al. 1998²: 85)

Morgenthaus Ansatz

Morgenthaus Ansatz basiert auf einem skeptischen Bild des Menschen, auf das unter anderem die anthropologischen und soziologischen Grundannahmen des protestantischen Theologen R. Niebuhr Einfluss hatten. ( Vgl. Schieder 2002: 40)

Ausser dem Selbsterhaltungstrieb und dem Fortpflanzungstrieb wird dem Menschen auch der Machttrieb als innewohnend zugeschrieben. Das heißt, dass laut Morgenthau das Machtstreben und die zerstörerischen Elemente in der Natur des Menschen liegen. (Vgl. Lehmkuhl 1997²: 75) Dieses Machtstreben erklärt Morgenthau mit der Angst um die Selbsterhaltung. Dies führt somit zu einem Sicherheitsstreben. (Vgl. Druwe et.al. 1998²: 85 und Lehmkuhl 1997²: 75)

Von dieser anthropologischen Sicht schließt Morgenthau auf das politische System der Staaten. Er überträgt das individuelle Machtstreben der Menschen auf die nationale und internationale Ebene. Daraus leitet er ab, dass jeder Gesellschaft das Streben nach Macht innewohnt und sich alle Staaten in diesem gleichen. ( Vgl. Druwe et.al. 1998²: 86)

Das instrumentelle Einsetzten von Macht, sowie die Ziele des Erhaltens und Gewinnens von Macht, führen zu einem internationalen Kampf um Macht und somit zur Machtpolitik. (Vgl. Druwe et.al. 1998²: 86)

Zu Beginn seiner Überlegungen und zum Zweck der Abgrenzung vom Idealismus erklärte Morgenthau ausserdem, dass man, um die Grundlage internationaler Beziehungen verstehen zu können, die Hintergründe und wirklichen politischen Kräfte erfassen müsse. Dabei käme deutlich heraus, dass das Mittel zum Erreichen politischer Ziele immer die Macht sei und politische Absichtserklärungen von Politikern im Vergleich zu den tatsächlichen politischen Handlungen keine Rolle spiele. (Vgl. Schieder 2002: 42)

Nach der Schule des klassischen Realismus existiert keine Weltgesellschaft, sondern ein „offenes, multipolares und internationales Staatensystem, in dem es keine zentrale Entscheidungs- und Sanktionsmöglichkeit“ gibt und welches sich, „in Analogie zu Hobbes’ Überlegungen, im Naturzustand der Anarchie befindet“. ( Vgl. Lehmkuhl 1997²: 73 und Schieder 2002: 42)

Allgemeine Grundsätze, Ziele und Thesen

Wie schon oben erwähnt, zeichnet sich der klassische Realismus durch ein negatives und machtorientiertes Menschenbild aus. Die Hauptakteure in den internationalen Beziehungen sind die Regierungen, die zielorientiert im Nationalinteresse des Staates handeln. Das Interesse und somit das Handlungsziel des Staates, ist die Sicherung des nationalen Überlebens und wird gelenkt durch die drei Grundtriebe: Fortpflanzung, Selbsterhaltung und Machttrieb. (Vgl. Lehmkuhl 1997²: 75) Dabei entsteht auch eine Hierarchie in den Politiken. So stehen so genannte „high politics“, wie z.B. Sicherheitsfragen, über „low politics“, wie Wirtschafts- und Sozialpolitik. (Vgl. Druwe et.al. 1998²: 86)

Nach Lehmkuhl (1997²: 73) ist der Begriff des Nationalinteresses eng gekoppelt an den Begriff der Macht und des Machtgleichgewichts. Er beschreibt Ziel- und Wertekomplex der Aussenpolitik. Ihre Durchsetzung ist abhängig von den Machtressourcen, die sich in dem Machtpotential niederschlagen. Das Machtpotential eines Staates ist die Summe der Faktoren „geographische Lage, natürliche Ressourcen, industrielle Kapazität, Militärpotential, Bevölkerungsgrösse, Nationalcharakter, nationale Moral, Qualität der Diplomatie und der Legitimität der Regierung.“ ( Lehmkuhl 1997²: 73)

[...]

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Deutsch-Britische Beziehungen am Vorabend des ersten Weltkriegs (1911-1914) aus Sicht des klassischen Realismus sowie der neorealistischen Theorie
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Institut für Politikwissenschaft)
Note
2,7
Autor
Jahr
2005
Seiten
12
Katalognummer
V52822
ISBN (eBook)
9783638484305
ISBN (Buch)
9783656803645
Dateigröße
394 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Deutsch-Britische, Beziehungen, Vorabend, Weltkriegs, Sicht, Realismus, Theorie
Arbeit zitieren
Mareike Hopf (Autor:in), 2005, Deutsch-Britische Beziehungen am Vorabend des ersten Weltkriegs (1911-1914) aus Sicht des klassischen Realismus sowie der neorealistischen Theorie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52822

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