Ende der neunziger Jahre befand sich die Inszenierungsthese auf ihrem Höhepunkt. Eine moderne Gesellschaft die durch die mediale Logik bestimmt und deren Strukturen (Organisationsformen, rechtliche Verfasstheit und ökonomische Ausrichtung) durchzogen ist, neige, so Befürworter der Inszenierungsthese, zur Theatralisierung aller sozialer Systeme.
Der Wandel hin zu einer Mediengesellschaft und dessen Auswirkungen auf das politische System sind unverkennbar. Eine nivellierende Ausrichtung hin zu einer kurzfristigen Medienresonanz auf Kosten eines sorgfältigen Arbeitens in den Parlamenten ist mit Bedauern systemübergreifend festzustellen, egal ob in einer parlamentarischen oder präsidentiellen Demokratie, in einem Zwei- oder Mehrparteiensystem oder in Systemen mit einem Mehrheits- oder Verhältniswahlrecht.
Vor allem aus legitimatorischen Gründen sind besonders politische Akteure darauf angewiesen, ihre Politik mit der Öffentlichkeit abzustimmen bzw. politische Vorstellungen und deren Umsetzung an die Bevölkerung zu kommunizieren. In einer Mediendemokratie ist es deshalb nicht verwunderlich, dass Spitzenakteure von Parteien intentionale Telepolitik betreiben, um so ihre Wählerschaft zu erreichen.
Im Zuge einer Ökonomisierung der Gesellschaft und nachlassender parteipolitischer Bindungen setzen politische Spitzenakteure vermehrt auf Techniken des politischen Marketings. Die Imagekonstruktion und –pflege parteipolitischer Spitzenmänner ist dabei nur eines von vielen Instrumenten, welches im modernen politischen System Einzug gehalten hat.
Im Zuge der vorliegenden Arbeit sollen nicht nur wissenschafts-theoretische Kenntnisse über die Theatralisierungsthese und die Image-Konstruktion politischer Spitzenaktuere vermittelt, sondern auch ein praktischer Bezug hergestellt werden. Im Zentrum der praktischen Analysen steht Roland Koch, neben Uwe Barschel der zweitjüngster Ministerpräsident eines Bundeslandes in der Bundesrepublik Deutschland. Anhand einer Inpunt-Output-Analyse findet eine Gegenüberstellung der Aktivitäten des politischen Spitzenaktuers, die Übermittlung der Handlungen von Roland Koch durch die Medien und die Rezeption dieser bei den Wählern statt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG
- 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN
- 2.1 Einführung in das Forschungsgebiet der Theatralisierungsthese
- 2.2 Zur Imagekonstruktion - Allgemeine Begriffsdefinitionen
- 2.3 Methodisches Vorgehen
- 3. ABSICHTEN BEI DER IMAGEKONSTRUKTION - DIE SENDERORIENTIERTE PERSPEKTIVE
- 3.1 Methodik und Grundlagen
- 3.2 Retrospektive - Das private und politische Leben des Roland Koch
- 3.2.1 Persönliche Vitae
- 3.2.2 Politische Vitae
- 3.3 „Inszenierst Du schon oder wirst Du inszeniert?\" Wie konstruiert Roland Koch sein Image?
- 3.3.1 Zur reflexiven Beurteilung von Roland Koch
- 3.3.2 Die Selbstinszenierung des Roland Koch
- 3.4 Zwischenfazit
- 4. „WER IST KOCH UND WER IST KELLNER?\" INWIEWEIT MANIPULIEREN MEDIEN BEI DER IMAGEKONSTRUKTION VON ROLAND KOCH?
- 4.1 Systematik und Auswertung
- 4.2 Dialektische Konstruktion von Roland Kochs Image durch die Medien - Jedoch: „Koch bleibt Koch.”
- 4.2.1 Die Darstellung des Privatmenschen Roland Koch in den Medien
- 4.2.2 Der „Lügner Koch - Skandale und Affären im politischen Leben des CDU-Spitzenkandidaten
- 4.2.3 Der brillante Politprofi Roland Koch - Positive Zuschreibungen und Charakterisierungen in den Medien
- 4.3 Zwischenresümee
- 5. „ROLAND KOCH DER KÖNIG VON HESSEN“ – PERZEPTION DES ÖFFENTLICHEN BILDES BEIM WÄHLER
- 5.1 Methodisches Vorgehen und Datenbasen
- 5.2 Authentizität vom Schein und Sein - entscheidende Relevanz zu Zeiten ökonomischer Knappheit?
- 5.3 Zwischenfazit
- 6. DISKUSSION
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Imagekonstruktion des ehemaligen hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch und untersucht die verschiedenen Facetten seines öffentlichen Auftretens. Dabei wird die These untersucht, ob Roland Koch sein Image selbstständig konstruiert oder ob er von den Medien inszeniert wird. Die Arbeit analysiert die Absichten des Senders Roland Koch bei der Imagekonstruktion sowie die Rolle der Medien bei der Manipulation des Bildes des Politikers.
- Theatralisierungsthese und Imagekonstruktion im politischen Kontext
- Die mediale Logik und deren Einfluss auf die politische Kommunikation
- Die Rolle des Senders (Roland Koch) bei der Imagekonstruktion
- Die Rolle der Medien bei der Manipulation des Images
- Die Rezeption des öffentlichen Bildes des Politikers durch die Wähler
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik des Wandels von einer parlamentarischen hin zu einer Mediendemokratie dar und zeigt die wachsende Bedeutung der Imagekonstruktion im politischen System auf. Kapitel 2 beschäftigt sich mit den theoretischen Grundlagen der Theatralisierungsthese und der Imagekonstruktion. Kapitel 3 analysiert die Absichten von Roland Koch bei der Konstruktion seines öffentlichen Bildes und beleuchtet seine private und politische Vitae. In Kapitel 4 wird untersucht, inwieweit die Medien das Bild von Roland Koch manipulieren und wie sie die Konstruktion seines Images beeinflussen. Kapitel 5 befasst sich mit der Rezeption des öffentlichen Bildes des Politikers durch die Wähler. Die Arbeit endet mit einer Diskussion der Ergebnisse.
Schlüsselwörter
Imagekonstruktion, Theatralisierungsthese, Mediendemokratie, politische Kommunikation, Roland Koch, Medienmanipulation, Wählerrezeption.
- Arbeit zitieren
- Marc Petrovic (Autor:in), 2005, ROKO I. - König von Hessen - Intention, Manipulation und Rezeption - Roland Koch und sein Image als politischer Spitzenakteur in der mediatisierten Öffentlichkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52851