Der Roman Transit von Anna Seghers, der 1948 zum ersten Mal auf Deutsch erschien, entstand vor dem Hintergrund der Expressionismus-/Realismusdebatte. Diese Debatte entbrannte 1937 und diskutierte vor allem die Frage, wie man die Realität in der Literatur abbilden könne. Zwei Literaten taten sich in dieser Debatte besonders hervor, Georg Lukács und Bertolt Brecht. Diese Debatte beeinflusste auch Anna Seghers, die jedoch ihre eigene Theorie der realistischen Darstellungsweise in der Literatur entwickelte, die sie im Roman Transit anwendete. Sie verwendet moderne Schreibtechniken, wie z.B. die Montage oder den kinematografischen Stil, um die komplexen gesellschaftlichen Verhältnisse der Zeit des Faschismus und des Krieges realistisch abzubilden. Sie entwirft so ein gesellschaftskritisches Bild, das sowohl positive als auch negative Charaktere umfasst und durch die verwendeten modernen Darstellungsmethoden vielschichtig darstellt. Diese Charaktere zeigen typische menschliche Verhaltensweisen und sollen so ein universales Bild der sich in einer Extremsituation befindenden Gesellschaft darstellen.
Die modernen Schreibtechniken, die sie dabei verwendet, übernimmt sie unter anderem von James Joyce, John Dos Passos und Alfred Döblin. Die Werke dieser Autoren gelten als Meilensteine der modernen Schreibweisen. In der vorliegenden Hausarbeit werden die neuen Techniken Montagetechnik, innerer Monolog, Verfremdungseffekt, Reportagetechnik sowie kinematografischer Stil anhand ihrer Verwendung in den Romanen der Vorbilder Anna Seghers’ vorgestellt. Hierfür erweist sich das Werk Ulysses von James Joyce als besonders ergiebig, weshalb die modernen Schreibtechniken an diesem Beispiel einführend erläutert werden. Seine Schreibweise findet sich auch in den Werken von Dos Passos und Döblin. Die Abhängigkeit dieser beiden Autoren von Joyce ist zwar umstritten, jedoch kaum von der Hand zu weisen.
Anna Seghers’ Roman Transit vereint die oben genannten modernen Schreibtechniken. Wie sie dort eingesetzt werden, um die gesellschaftliche Realität abzubilden, soll im letzten Teil der Arbeit analysiert werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Entstehungskontext von Anna Seghers' Roman Transit
- Die Realismus-/Expressionismusdebatte
- Die Kontroverse um die Stilmittel
- Das Realismuskonzept Anna Seghers'
- Die moderne Schreibweise in den Werken der Vorbilder Anna Seghers'
- James Joyces Ulysses
- John Dos Passos' Trilogie U.S.A.
- Alfred Döblins Berlin Alexanderplatz
- Die Verwendung der neuen Schreibweisen in Anna Seghers' Transit
- Montagetechnik, Erzählperspektiven und der Verfremdungseffekt
- Kinematografischer Stil
- Reportagetechnik
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Entstehung und den literarischen Kontext von Anna Seghers' Roman Transit, insbesondere im Hinblick auf die Realismus-/Expressionismusdebatte und die Anwendung moderner Schreibtechniken. Sie befasst sich mit der Frage, wie Seghers' Werk die gesellschaftlichen Verhältnisse der Zeit des Faschismus und des Krieges abbildet und welche Einflüsse von Autoren wie James Joyce, John Dos Passos und Alfred Döblin erkennbar sind.
- Die Realismus-/Expressionismusdebatte und ihre Auswirkungen auf die Literatur der Weimarer Republik
- Die Entwicklung des Realismuskonzepts bei Anna Seghers
- Der Einfluss moderner Schreibtechniken, wie z.B. Montage, innerer Monolog und kinematografischer Stil, auf die Darstellung der Realität im Roman Transit
- Die Rolle der Vorbilder Anna Seghers', insbesondere James Joyce, John Dos Passos und Alfred Döblin, bei der Entwicklung dieser neuen Schreibweisen
- Die Analyse der Verwendung moderner Schreibtechniken im Roman Transit und ihre Funktion in der Darstellung der gesellschaftlichen Verhältnisse
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt den Roman Transit von Anna Seghers in den Kontext der Expressionismus-/Realismusdebatte der 1930er Jahre und führt in die Thematik der modernen Schreibtechniken und deren Verwendung im Roman ein.
- Der Entstehungskontext von Anna Seghers' Roman Transit: Dieses Kapitel beschreibt die Realismus-/Expressionismusdebatte, die Kontroverse um die Stilmittel und das Realismuskonzept von Anna Seghers.
- Die moderne Schreibweise in den Werken der Vorbilder Anna Seghers': Dieses Kapitel analysiert die Verwendung von modernen Schreibweisen in den Werken von James Joyce (Ulysses), John Dos Passos (U.S.A.) und Alfred Döblin (Berlin Alexanderplatz).
- Die Verwendung der neuen Schreibweisen in Anna Seghers' Transit: In diesem Kapitel werden die Montagetechnik, Erzählperspektiven, der Verfremdungseffekt, die Reportagetechnik und der kinematografische Stil im Roman Transit analysiert.
Schlüsselwörter
Realismus, Expressionismus, Montagetechnik, innerer Monolog, Verfremdungseffekt, Reportagetechnik, kinematografischer Stil, James Joyce, John Dos Passos, Alfred Döblin, Anna Seghers, Roman Transit, Faschismus, Krieg, Gesellschaft, Gesellschaftliche Verhältnisse.
- Arbeit zitieren
- Bernadette Bideau (Autor:in), Nicole Kaminski (Autor:in), 2005, Anna Seghers’ Roman "Transit". Der Entstehungskontext, der Einfluss anderer Autoren und die Verwendung moderner Stilmittel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52873