Der öffentliche Rundfunk in Deutschland steht seit der Einführung des dualen Rundfunksystems durch das dritte und vierte Rundfunkurteil des Bundesverfassungsgerichts Mitte der 80er Jahre in direkter Konkurrenz zu privaten Rundfunkanstalten. Im Laufe dieser Koexistenz ist der öffentliche Rundfunk einem steigenden Wettbewerbsdruck ausgesetzt, der sich auf verschiedene Weise äußert. Zum einen hat der öffentliche Rundfunk, im Vergleich zu den Zeiten ohne private Konkurrenz, weit über die Hälfte seiner Werbeeinnahmen eingebüßt. Zum Anderen führt die steigende Senderanzahl zu immer mehr Konkurrenz auf dem Beschaffungsmarkt, was sich in explodierenden Preisen für attraktive Lizenzen und signifikante Kostenerhöhungen für Eigen- und Auftragsproduktionen widerspiegelt.
Der Kostendruck, der sich aus dem Wettbewerb für den öffentlichen Rundfunk ergibt, kann auf Dauer nicht durch eine einseitige Verbesserung der Einnahmenseite bzw. weitere überproportionale Erhöhungen der Rundfunkgebühr gelöst werden. Dies zeigt auch die Auseinandersetzung bei der jüngsten Gebührenerhöhung Anfang 2005. Hierbei ist zum ersten Mal eine vorgeschlagene Erhöhung um monatlich 1,09 € am politischen Widerstand der Bundesländer gescheitert und lediglich eine Erhöhung um 88 Cent verabschiedet worden. Erhöhungen der Rundfunkgebühr passen nicht mehr in eine Zeit der wirtschaftlichen Stagnation und könnten die Legitimation des öffentlichen Rundfunks aus Bürgersicht immer weiter in Frage stellen. Da zu erwarten ist, dass die Einnahmenseite in der näheren Zukunft weitgehend fix bleiben wird, gilt es an der Ausgabenseite anzusetzen bzw. die Wirtschaftlichkeit des öffentlichen Rundfunks durch Effektivität- und Effizienzsteigerungen zu verbessern.
Ein in der Privatwirtschaft äußerst erfolgreicher Ansatz des Kostenmanagements auf hochkompetitiven Märkten, das Target Costing, soll in diesem Zusammenhang auf seine Implementationsmöglichkeiten im öffentlichen Rundfunk untersucht werden. Das Target Costing nimmt gleichzeitig eine Senkung der Kosten bei Verbesserung der Kundenorientierung vor und könnte somit dem Kostendruck entgegenwirken und die Zuschauerakzeptanz erhöhen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Charakteristika des öffentlichen Rundfunks
- Öffentlicher Rundfunk als öffentliche Institution
- Ökonomische Aspekte der Rundfunkleistung
- Finanzierung
- Controlling im öffentlichen Rundfunk
- Das Zielsystem des öffentlichen Rundfunks
- Planungs- und Kontrollsystem
- Informationssystem
- Darstellung des Target Costing
- Target Costing als Kostenmanagementansatz
- Vorbereitende Aufgaben des Target Costing - Der Marktvorbau
- Phasen des Target Costing
- Einsatzmöglichkeiten und -probleme des Target Costing im öffentlichen Rundfunk
- Ansatzpunkte des Target Costing im Controlling des öffentlichen Rundfunks
- Rundfunkspezifische Bedingungen für den Einsatz des Target Costing
- Möglichkeiten der sendungsbezogenen Zielkostenfindung
- Der Marktvorbau im öffentlichen Rundfunk
- Möglichkeiten der sendungsbezogenen Zielkostenspaltung
- Möglichkeiten und Ansatzpunkte der Zielkostenerreichung
- Abschließende Darstellung der Anwendungsmöglichkeit des Target Costing nach Sendungstypen
- Schlussfolgerungen und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese wissenschaftliche Arbeit analysiert die Einsatzbereiche und Einsatzgrenzen des Target Costing im öffentlichen Rundfunk. Dabei werden die spezifischen Merkmale des öffentlichen Rundfunks und die Besonderheiten seines Controllings betrachtet, um herauszufinden, inwieweit das Target Costing als Kostenmanagementansatz für die Produktion von Rundfunkprogrammen eingesetzt werden kann.
- Charakteristika des öffentlichen Rundfunks und seine ökonomischen Besonderheiten
- Das Controlling im öffentlichen Rundfunk und seine Zielsetzung
- Die Funktionsweise des Target Costing und seine Einsatzmöglichkeiten
- Spezifische Herausforderungen und Anwendungsmöglichkeiten des Target Costing im Rundfunk
- Abschließende Bewertung der Einsatzbereiche und Einsatzgrenzen des Target Costing im öffentlichen Rundfunk
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel führt in das Thema ein und stellt den öffentlichen Rundfunk als öffentliche Institution mit seinen spezifischen ökonomischen Rahmenbedingungen vor.
- Kapitel zwei beleuchtet das Controlling im öffentlichen Rundfunk, beschreibt dessen Zielsystem und analysiert die jeweiligen Planungs- und Kontrollsysteme sowie das Informationssystem.
- Kapitel drei erläutert das Target Costing als Kostenmanagementansatz. Die Definition, der Ursprung, die Ansätze und Ziele sowie die Anwendungsbereiche werden vorgestellt.
- Kapitel vier untersucht die Einsatzmöglichkeiten und -probleme des Target Costing im öffentlichen Rundfunk. Dabei werden spezifische Bedingungen für den Einsatz des Target Costing im Rundfunk analysiert und Möglichkeiten der sendungsbezogenen Zielkostenfindung, Zielkostenspaltung und Zielkostenerreichung dargestellt.
Schlüsselwörter
Öffentlicher Rundfunk, Target Costing, Kostenmanagement, Controlling, Rundfunkspezifische Bedingungen, Sendungsbezogene Zielkosten, Zielkostenfindung, Zielkostenspaltung, Zielkostenerreichung, Marktvorbau, Conjoint-Analyse, Einsatzbereiche, Einsatzgrenzen.
- Quote paper
- Benedikt Harant (Author), 2006, Analyse von Einsatzbereichen und Einsatzgrenzen des Target Costing im öffentlichen Rundfunk, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52875