In der vorliegenden Arbeit befasse ich mich mit dem Chat als eine Kommunikationsform in virtuellen Seminaren. In meinem Projektstudium der Universität Kassel kam ich zum ersten Mal in Kontakt mit dem Medium Textchat. Damals habe ich mit meiner Projektgruppe ein „Blended Learning“ Seminar mittels einer Lernplattform abgehalten, und das Seminar wurde überraschender Weise gut besucht. Die Befürchtung, dass das Medium PC viele Studenten davon abhalten könnte an diesem Kurs teilzunehmen, bestätigte sich somit nicht. Das Internet wurde immer häufiger in Veranstaltungen integriert und ich nahm im Wintersemester 2004/2005 an einem Seminar teil, das neben drei Präsenzveranstaltungen hauptsächlich über E-Mail und Textchat abgehalten wurde. Während der Chatsitzungen viel mir auf, dass es ähnlich wie Präsenzveranstaltungen auch Störungen gab, die den Seminarablauf beeinflussten.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Computervermittelte Kommunikation in virtuellen Seminaren
2.1. Besonderheiten der Computervermittelten Kommunikation
2.2. Formen der Computervermittelten Kommunikation in virtuellen Seminaren
3. Moderation von Chats
3.1. Die „Chatiquette“
3.2. Einsatz von Co – Moderatore
3.3. Emotionalität in Chaträumen
4. Beschreibung des Seminars „E-Learning und Handlungsorientierte Medienarbeit“
4.1. Seminarfahrplan .
4.2. Kommunikationsmodule im „E-Learning“ Seminar
4.3. Das Chatprotokol
4.4. Analyse des Chatprotokolls
5. Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
Anhang
Chatprotokoll
1. Einleitung
In der universitären Lehre ist das Internet kaum mehr wegzudenken. Immer mehr werden Seminare mit Kommunikationsmitteln wie E-Mail ergänzt. Der Textchat galt lange Zeit als eine Austauschplattform für Belanglosigkeiten und wird erst seit kurzer Zeit auch im universitären Rahmen für wissenschaftliche Diskurse genutzt.
In der vorliegenden Arbeit befasse ich mich mit dem Chat als eine Kommunikationsform in virtuellen Seminaren.
In meinem Projektstudium der Universität Kassel kam ich zum ersten Mal in Kontakt mit dem Medium Textchat. Damals habe ich mit meiner Projektgruppe ein „Blended Learning“ Seminar mittels einer Lernplattform abgehalten, und das Seminar wurde überraschender Weise gut besucht. Die Befürchtung, dass das Medium PC viele Studenten davon abhalten könnte an diesem Kurs teilzunehmen, bestätigte sich somit nicht. Das Internet wurde immer häufiger in Veranstaltungen integriert und ich nahm im Wintersemester 2004/2005 an einem Seminar teil, das neben drei Präsenzveranstaltungen hauptsächlich über E-Mail und Textchat abgehalten wurde. Während der Chatsitzungen viel mir auf, dass es ähnlich wie Präsenzveranstaltungen auch Störungen gab, die den Seminarablauf beeinflussten. Ich stellte mir die Frage, wie solche Störungen entstehen und ob es eine Möglichkeit gibt das Störpotenzial in Seminaren, die sich auf Diskussionen mit dem Textchat stützen, zu verringern. Ebenfalls fiel mir auf, dass Emotionen eine große Rolle spielen können, obwohl nur über einen Wahrnehmungskanal kommuniziert wird, dem Text. Da die visuelle Wahrnehmung nicht möglich ist, können kurze knappe Sätze falsch interpretiert werden.
Während meiner Nachforschungen musste ich feststellen, dass Chatsitzungen unter dem Aspekt „Emotionalität“ kaum analysiert wurden. Um meine eigene Erfahrung mit dem Chat darzustellen, benutze ich ein Chatprotokoll vom 23.11.2004 aus dem Seminar „E-Learning und Handlungsorientierte Medienarbeit“.
In meiner Arbeit gehe ich zu Beginn auf den Begriff „Computervermittelte Kommunikation“ ein. Da zwischen dem Prozess der Kommunikation ein Medium geschaltet ist, fallen viele Wahrnehmungskanäle, die man normalerweise bei der „Face to Face“ Kommunikation zur Verfügung habe, weg. Was dies für die Arbeit mit dem Textchat zu bedeuten hat, stelle ich in dem Kapitel „Besonderheiten der Computervermittelte Kommunikation“ dar.
Das virtuelle Seminar stützt sich auf diverse Kommunikationsmodule. Die wichtigsten Module, stelle ich in dem Kapitel „Kommunikationsformen in virtuellen Seminar“ vor.
Meine Literaturrecherche in der Bibliothek der Universität Kassel ergab kaum Ergebnisse, um die Moderation von Chats ausreichend erschließen zu können. Schließlich fand ich einen „Leitfaden zur Moderation von Chats“ von Lore Reß in der IT Branche.
Dieser Leitfaden half mir grundlegende Moderationstaktiken in dem Kapitel „Moderation von Chats“ zusammenzufassen. An dieser Stelle beschreibe ich einige Funktionen von Chatprogrammen, die den Einsatz in virtuellen Seminaren erleichtern können.
Des Weiteren werde ich auf die „Emotionalität in Chaträumen“ eingehen, wobei mir ausreichend Literatur zu dem Thema fehlte. Abschließend befasse ich mich mit dem Seminar „E-Learning und Handlungsorientierte Medienarbeit“. Nachdem ich den organisatorischen Rahmen dargestellt habe analysiere ich das Chatprotokoll.
2. Computervermittelte Kommunikation in virtuellen Seminaren
Im Internet kommunizieren Computer ständig miteinander. Es werden Dateien aufgeteilt und wieder zusammengesetzt, um den schnellstmöglichsten Übertragungsweg durch das Netz zu finden. Man spricht dem nach von Computervermittelter Kommunikation wenn Botschaften von einem Sender durch einen Computer enkodiert werden und mittels Vernetzung mit anderen Computern an den Empfänger weitergeleitet werden[1]. Am einfachsten kann man das anhand des Vorgangs versenden einer E-Mail erklären. Schickt der Sender von seinem Computer aus eine E-Mail an den von ihm gewünschten Empfänger, so wird diese Mail durch die Weiten des Internet versendet und landet schließlich auf dem Computer des Empfängers. Da dieser Prozess für uns jedoch nicht sichtbar ist, kommen wir zu einem weiteren Merkmal der Computervermittelten Kommunikation.
Die auf dem Computer ausgeübte Kommunikationsform unterscheidet sich in wesentlichen Aspekten von der herkömmlichen Form der Kommunikation. In der herkömmlichen Form, begegnet man sich direkt und physisch[2]. Wenn ich über den Computer kommunizieren möchte, verläuft meine Nachricht über ein Medium das zwischen den Prozess der Kommunikation geschaltet ist[3].In der sozialberaterischen Tätigkeit wird dieses Merkmal als eine Einschränkung gesehen. Insbesondere die Beratungstätigkeit via Chat gestaltet sich sehr schwierig: Ein Berater in dem Chatraum „Onysos“, in dem Kinder und Jugendliche von Eltern, die Alkohol missbrauchen beraten werden, beschreibt seine Situation folgendermaßen: „Ich komme mir wie ein Spitzensportler vor, dem Hände und Füße gebunden sind”[4]. Die für das Beratungsgespräch notwendige Zuwendung, Empathie und Kongruenz, kann durch den Chat nur eingeschränkt vermittelt werden.[5] Laut der Präventionsstelle, die diesen Chatraum anbietet, sei die Nachfrage nach diesem Angebot trotzdem gegeben. In der Online Lehre hingegen, kann dies als einen positiven Nebeneffekt der Computervermittelten Kommunikation angesehen werden. Der „nonvisuelle“ Kontakt in virtuellen Lehrveranstaltungen kann hilfreich sein, wenn dadurch Informationen auf Sachinhalte konzentriert werden können. „Ingesamt kann die Schriftlichkeit der Kommunikation dazu beitragen, dass eine kritischere Distanz und Reflexion beim Leser gefördert wird, da keine Face-to-Face Kommunikation mit dem Autor möglich ist und somit Beziehungsmomente ausgeschlossen werden (vgl. Wehner 1997).“[6] Soziale Herkunft, Bildung oder Lebensstil kann somit nicht wahrgenommen werden. Kategorisierungen finden somit nicht statt.
Die Computervermittelte Kommunikation kann, im Unterschied zur "Face to Face" Kommunikation, synchron als auch asynchron verlaufen. Für synchrone Kommunikation wäre hier z.B. der Chat zu nennen und für asynchrone Kommunikation E-Mail oder Foren. Eine Klassifikation der verschiedenen Kommunikations-Modi stammt von Morris und Organ[7], die von Tina Fix in ihrem Buch "Generation @ im Chat"[8] zusammengefasst wurden.
Der erste der drei Modi beschreibt die E-Mail als eine "one to one – asynchrone Kommunikation", also zeitlich versetzt und an einen Empfänger gerichtet. Die Newsgroups, Mailinglisten und Foren werden als "many to many – asynchrone Kommunikation" klassifiziert, da hier mehrere Empfänger erreicht werden aber die Kommunikation zeitlich versetzt stattfindet. Eine "synchrone Selektionsbasierte Kommunikation – many to one oder one to many" findet bei einem Chat statt.
2.1. Besonderheiten Computervermittelter Kommunikation
Während man bei der "Face to Face" Kommunikation mit seinem Gesprächspartner einen gemeinsamen physikalischen Wahrnehmungs- und Handlungsraum teilt, gibt es bei der Computervermittelten Kommunikation keinen gemeinsamen Raum. „Kommunikationsmedien eröffnen uns die Möglichkeit, auch ohne physische Anwesenheit miteinander kommunizieren zu können, wobei unterschiedliche Wahrnehmungskanäle wegfallen.“[9]
Bei einem Telefonat findet eine synchrone Kommunikation, unter Ausfall visueller Wahrnehmung statt. Dennoch lässt die auditive Wahrnehmung ein gewisses Maß an Einschätzung der emotionalen Verfassung meines Gesprächspartners zu.
Bei der asynchronen Kommunikation, vergleichbar mit dem Briefverkehr, die mit einer zeitlichen Verzögerung meinem Kommunikationspartner erreicht, beschränken sich die Wahrnehmungskanäle allein auf den Textkanal.
Merkmale wie Mimik und körpersprachliche Signale steuern bei der „Face to Face“ Kommunikation primär zu dem Verlauf und der Interpretation meines Gesprächspartners bei, während es auf der textuellen Ebene keine Hinweise auf das äußerliche Erscheinungsbild meines Interaktionspartners gibt. Es kommt also zu einer neuen Codierung, die das fehlende gestisch mimische Repertoire textuell ersetzen muss.[10]
2.2. Formen der Computervermittelten Kommunikation in virtuellen Seminaren
Zur Durchführung eines virtuellen Seminars werden verschiedene Kommunikationswerkszeuge benötigt. In dem folgendem Abschnitt werde ich die gängigsten auflisten.
WWW-Seiten
Die WWW-Seite dient der Veröffentlichung allgemeiner Informationen und ist die erste Anlaufstelle für Teilnehmer eines Seminars. Hier werden Zeitpläne, wichtige Informationen, sowie die Arbeitsmaterialien bereitgestellt. Da der erste Kontakt über die WWW-Seite stattfindet, trägt das Design maßgeblich zu einer Identifikation der Teilnehmer mit dem Kurs bei.
Eine Webseite die übersichtlich alle Informationen bereitstellt und dabei noch einladend wirkt, motiviert mehr sich an dem Gruppenprozess zu beteiligen als eine lieblos gestaltete Seite.[11]
Über die Webseite sollte es dem Teilnehmer möglich sein leicht in Kontakt mit dem Lehrenden und den anderen Teilnehmern zu treten. WWW-Seiten stellen zwar keinen eigenen Kommunikationsraum dar, bieten aber die Möglichkeit alle Programme wie Chat oder Foren, die man zur Kommunikation benötigt, zu integrieren. Die WWW-Seiten sind die Türen zum virtuellen Seminar und geben dem Teilnehmer eine Möglichkeit sich mit dem Ort des virtuellen Seminars zu identifizieren.[12]
Ein Passwort Schutz ist wichtig um damit persönliche Daten wie E-Mail Adresse, eingereichte Fotos der Teilnehmer oder Arbeitsmaterialien zu schützen. Der virtuelle Seminarraum sollte nur für Teilnehmer des Seminars zugänglich sein. Allgemeine Informationen sollten dennoch frei zugänglich sein, damit sich Außenstehende ein Bild von dem Inhalt machen können. Wichtig ist, dass die Kommunikationsmodule ausschließlich für Teilnehmer zugänglich sind, damit der Kommunikationsprozess nicht gestört wird.
Die Kontaktmöglichkeit über E-Mail mit allen Teilnehmern sollte in einem virtuellen Seminar nicht fehlen und bietet allen Teilnehmern eine zeit-, und ortsunabhängige Kommunikation.
Für größere Gruppen, wie zum Beispiel alle Teilnehmer des Seminars oder alle Mitglieder einer Arbeitsgruppe, empfiehlt es sich eine Mailingliste einzurichten.
Foren – Schwarze Bretter
Ein Forum, auch Diskussionsforum genannt, funktioniert ähnlich wie eine E-Mail. Der Inhalt wird nicht nur an eine Person versendet, sondern öffentlich an ein virtuelles Schwarzes Brett gehängt. Dadurch haben Andere die Möglichkeit diesen Beitrag jeder Zeit einzusehen und zu beantworten.
In Foren haben die Teilnehmer die Möglichkeit nach vorhandenen Beiträgen zu recherchieren oder selbst einen Beitrag zu veröffentlichen.
[...]
[1] Gloria Dabiri & Dörte Helten, Berlin, den 12. 6. 1998, Kapitel: 2.2. Computervermittelte Kommunikation in http://userpage.fu-berlin.de/~chlor/
[2] Gloria Dabiri & Dörte Helten, Berlin, den 12. 6. 1998, Kapitel: 2.2.
[3] Tina Fix, 2001: Generation @ im Chat, 2001, S. 42
[4] aus: http://sozialinformatik.ch/2003/11/25/chat-als-raum-der-untersttzung/
Stand: 22.03.2005
[5] vgl. Poseck, 2001: Sozialarbeit Online, Luchterhand, S. 78
[6] Poseck, 2001: Sozialarbeit Online, Luchterhand; S. 76
[7] Morris, M. /Organ, C., 1996: The Internet as Mass Medium. In: Journal of Communication (46), S. 39-50
[8] Tina Fix, 2001: Generation @ im Chat, 2001, S. 40
[9] Gloria Dabiri & Dörte Helten, Berlin, den 12. 6. 1998, Kapitel: 2.2.1. Computervermittelte Kommunikation in http://userpage.fu-berlin.de/~chlor/
[10] vgl. Tina Fix, 2001: Generation @ im Chat, 2001, S. 41
[11] vgl.: Heide Schmidtmann, Horst Heidbrink, 2004, S.22-23: Ein Leitfaden zur Leitung und Moderation Virtueller Seminare Psychodynamik und Didaktik Virtueller Seminare: http://psychologie.fernuni-hagen.de/Leuchtturm/Leitfaden.pdf
[12] vgl.: Heide Schmidtmann, Horst Heidbrink, 2004, S.22-23: Ein Leitfaden zur Leitung und Moderation Virtueller Seminare Psychodynamik und Didaktik Virtueller Seminare: http://psychologie.fernuni-hagen.de/Leuchtturm/Leitfaden.pdf
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