Der Internationale Vietnamkongress 1968 im Licht der Presse


Hausarbeit, 2003

14 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Internationale Vietnamkongress
2.1 Organisation und Ablauf
2.2 Anlass und Hintergrund
2.3 Schwerpunkte und Schlusserklärung

3. Berichterstattung in der Presse
3.1 Der Spiegel
3.2 Tagesspiegel
3.3 Bild- Zeitung

4. Fazit

Bibliographie

1. Einleitung

Mit der Jahreszahl 1968 kann nahezu jeder ein historisches Ereignis verbinden. Die Rede ist von der Studentenbewegung in der Bundesrepublik Deutschland.

Aber wer verkörperte diese Studentenbewegung? Es waren überwiegend junge Menschen aus bürgerlichen Familien, sie waren Teil einer materiell übersättigten Gesellschaft, denn mit dem Wirtschaftwunder unter Ludwig Erhardt kehrte in vielen Haushalten der Wohlstand ein. Aber es war auch die Generation, die sich erstmalig kritisch mit den Folgen des nationalsozialistischen Regimes auseinandersetzen musste, mit der milden bzw. fehlenden Bestrafung alter Nazis, dem Kalten Krieg und dem damit verbundenen Mauerbau und der fürs erste endgültigen Trennung Deutschlands in zwei voneinander unabhängige Staaten.

Weltpolitisch war es die Zeit der Entkolonialisierung, d.h. des sich Lossagens der Länder der Dritten Welt von ihren Kolonialmächten. Dieser Prozess verlief nicht ohne politische Uneinigkeiten und Konflikte. Einer der bekanntesten Konflikte, der regelrecht außer Kontrolle geriet, war der Vietnamkonflikt, welcher mit dem Ende der Kolonialherrschaft Frankreichs über Indochina 1954 in Gang gesetzt wurde und schließlich im Vietnamkrieg seinen Höhepunkt fand. In West- Berlin wurde im Februar 1968 im Rahmen dieser weltpolitischen Lage der „Internationale Vietnamkongress“ veranstaltet.

Die Arbeit stellt einen Versuch dar, das Ereignis „Internationaler Vietnamkongress“ näher zu erläutern und wird dabei besonders darauf eingehen, wer die Initiatoren waren, aus welchem Grund dieser Kongress veranstaltet wurde und wo die inhaltlichen Schwerpunkte lagen. Dieser Teil soll lediglich als Annäherung an die Thematik dienen und ein genaueres Bild des „Internationalen Vietnamkongresses“ vermitteln.

Im zweiten Teil soll die Berichterstattung über den „Internationalen Vietnamkongress“, anhand von drei Printmedien verschiedener Couleur genauer untersucht werden. Es sollen Gemeinsamkeiten und Unterschiede, sowohl inhaltlich als auch formal, aufgezeigt werden.

2. Der Internationale Vietnamkongress

2.1 Organisation und Ablauf

Der „Internationale Vietnamkongress“ fand am 17. und 18. Februar 1968 im Auditorium Maximum der Technischen Universität Berlin statt. Organisatoren waren die „Brüsseler Konferenz, ein Zusammenschluss verschiedener linkssozialistischer und linkskommunistischer Jugendorganisationen aus Westeuropa“[1] und der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS) von West- Berlin. Der SDS „fühle sich als Avantgarde im antiimperialistischen Kampf, und West- Berlin sei zugleich Schnittpunkt und Provokation für eine derartige Konferenz“[2]. Die Atmosphäre war geprägt durch Einschüchterung und Diskriminierung seitens der Presse und des Senats der Stadt. Den Hintergrund der Rednerbühne zierte eine riesige Vietcong- Fahne mit den Aufschriften: „Für den Sieg der vietnamesischen Revolution“[3] und „Die Pflicht des Revolutionärs ist es, Revolution zu machen“[4].

An dem Kongress wirkten „etwa 5000 Teilnehmer, darunter 44 Delegationen aus 14 Ländern“[5] mit. Karl- Dietrich Wolff, der SDS- Bundesvorsitzende, eröffnete den Kongress. Rudi Dutschke, Anführer des "antiautoritären Lagers" innerhalb des SDS, galt als wichtigster Mitorganisator des Kongresses und war außerdem einer der Sprecher am 1. Veranstaltungstag. Seine Rede glich einer „Endzeitvision“[6]. Hans- Jürgen Krahl, der führende Kopf des Frankfurter SDS, appellierte an die Teilnehmer, „den gigantischen militärischen und staatlichen Machtapparat in den spätkapitalistischen Ländern zu zerschlagen“[7] und forderte die Organisierung einer Kampagne „Zerschlagt die NATO“[8]. Weitere Redner waren die Schriftsteller Peter Weiss und Erich Fried, der italienische Verleger Gian Giaccomo Feltrinelli, der in Brüssel lebende Wirtschaftswissenschaftler und Linkssozialist Ernest Mandel, der chilenische Student Gaston Salvatore, der Exil- Iraner Bahman Nirumand sowie der in London lebende Tariq Ali. Dieses internationale Aufgebot zeigt, dass der „Internationale Vietnamkongress“ nicht nur irgendein studentisches Zusammentreffen, sondern eine ernstzunehmende, politische Veranstaltung darstellt. „Es war in der Tat eine Internationale im Zeichen der Revolutionseuphorie.“[9]

Die Demonstration am 18. Februar 1968 sollte den Kongress abschließen. Nach anfänglicher Ablehnung des Antrags durch den Berliner Polizeipräsidenten, konnte die Genehmigung doch noch durchgesetzt werden.

„18000 Demonstranten, darunter Sozialisten, Christen, Liberale und Sozialdemokraten, beteiligten sich an dieser Manifestation.“[10] Auf der sich anschließenden Abschlusskundgebung wurde die, von den Kongressteilnehmern verabschiedete Schlussresolution verlesen.

2.2 Anlass und Hintergrund

Als Anlass für die Organisation eines solchen „Internationalen Vietnamkongresses“ diente, wie der Name es schon sagt, der Vietnamkrieg.

Es war die zweite Phase des Krieges angebrochen, die amerikanische Phase. Der Krieg eskalierte. Auf amerikanischer Seite kam es zum Einsatz chemischer Kampfstoffe und zu Angriffen auf die Zivilbevölkerung, wie z.B. dem Massaker von My Lai. Mit Fortschreiten des Krieges verzeichnete die Friedens- und Protestbewegung, in den USA als auch in der Bundesrepublik Deutschland einen wachsenden Zulauf, besonders nachdem Einzelheiten über die amerikanische Kriegsführung bekannt geworden waren. Im Januar 1968 starteten nordvietnamesische und Vietcong-Truppen die überraschende Tet-Offensive, welche jedoch militärisch scheiterte. Danach verschärfte sich sowohl in den USA als auch weltweit die Kritik an der US-amerikanischen Vietnampolitik. In diesem brisanten Rahmen fand der „Internationale Vietnamkongress“ statt. Rudi Dutschke wollte mit diesem Kongress „die Internationale wiederaufleben [...] lassen“ [11] . Er sah in Vietnam eine Chance, die global genutzt werden wollte, um sich von der Macht des Autoritären emanzipieren zu können. Hier zeigt sich der wahre Hintergrund des Kongresses. „Der Westberliner Vietnam-Kongress [war] ein erster notwendiger Schritt“ „die Wiedersprüche des gesamten kapitalistischen Systems auf[zu]zeigen.“ [12]

[...]


[1] Frank Werkmeister: Die Protestbewegung gegen den Vietnamkrieg in der Bundesrepublik Deutschland 1965 – 1973, Marburg/ Lahn 1975, S. 32.

[2] Bernd Rabehl: Feindblick, Berlin 2000, S. 57.

[3] Wolfgang Kraushaar: Frankfurter Schule und Studentenbewegung, Band 1,Hamburg 1998, S. 297

[4] ebd., S. 297f.

[5] Frank Werkmeister: Die Protestbewegung gegen den Vietnamkrieg in der Bundesrepublik Deutschland 1965 – 1973, Marburg/ Lahn 1975, S. 32.

[6] Wolfgang Kraushaar: Frankfurter Schule und Studentenbewegung, Band 1,Hamburg 1998, S. 298.

[7] Sibylle Plogstedt (Hg.), Der Kampf des vietnamesischen Volkes und die Globalstrategie des Imperialismus - Internationaler Vietnam-Kongreß 17./18. Februar 1968 Westberlin, Westberlin 1968, S. 146.

[8] ebd., S. 141.

[9] Gretchen Dutschke, Wir hatten ein barbarisches, schönes Leben - Rudi Dutschke, München 1998,

S. 184.

[10] Frank Werkmeister: Die Protestbewegung gegen den Vietnamkrieg in der Bundesrepublik Deutschland 1965 – 1973, Marburg/ Lahn 1975, S. 34.

[11] Gretchen Dutschke, Wir hatten ein barbarisches, schönes Leben - Rudi Dutschke, München 1998,

S. 181.

[12] Sibylle Plogstedt (Hg.), Der Kampf des vietnamesischen Volkes und die Globalstrategie des Imperialismus - Internationaler Vietnam-Kongreß 17./18. Februar 1968 Westberlin, Westberlin 1968,

S. 10.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Der Internationale Vietnamkongress 1968 im Licht der Presse
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Friedrich Meinecke Institut)
Veranstaltung
Das 'rote Jahrzehnt': Politik- und Sozialgeschichte in der BRD 1967-77
Note
2,3
Autor
Jahr
2003
Seiten
14
Katalognummer
V52920
ISBN (eBook)
9783638485005
ISBN (Buch)
9783638806633
Dateigröße
465 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Internationale, Vietnamkongress, Licht, Presse, Jahrzehnt“, Politik-, Sozialgeschichte
Arbeit zitieren
Dipl.-Soz. Nicole Dombrowski (Autor:in), 2003, Der Internationale Vietnamkongress 1968 im Licht der Presse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52920

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