Karl Philipp Moritz’ Werk „Anton Reiser“ als erster deutscher psychologischer Roman konfrontiert den Leser mit den starken Kräften einer menschlichen Seele, die in der Figur des Anton Reiser konzentriert werden. Diese Kräfte, die sich als Zerrissenheit, Unsicherheit, Angst und Misstrauen einem starken Lebenswillen, der Suche nach Glück, Geborgenheit und Sicherheit entgegenstellen, sezieren dem Leser die Psyche des ‚Vehikels’ Anton Reiser. Dieser wird durch Moritz anstatt Seiner eingesetzt, sodass der Autor durch Anton von seinem Leben berichtet; den Lebensumständen und den Fügungen, die teilweise schicksalsgebunden, aber teilweise auch selbstverschuldet in seelische Miseren führen. Das Werk erscheint durch die allgemein gültigen Erwägungen jedoch nicht autobiographisch, sondern vermittelt dem Leser eine konzentrierte und umfassendere Sicht in Seelenzustände eines jeden Menschen, weniger um eine therapeutische Maßnahme zum Ziel dieser Bemühung anzubieten, als viel mehr dem Leser durch die chronologische Reise in das Seelenleben des Reisers Anhaltspunkte der Selbstanalyse aufzuzeigen. Dabei ist zu vermuten, dass das Schreiben des Romans für Moritz alleine schon seine Art der Therapie erfüllte, um die eigene Kindheit aufzuarbeiten und eine Anleitung zur Genese anzubieten.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Analyse
- 1. Frühe Kindheit
- a) Quietistische Einflüsse in diesem Zeitabschnitt
- b) Weitere Einflüsse auf Antons „kranke Seele“ in der frühen Kindheit
- 2. Jugend und die Begegnung mit dem Lesen
- a) Quietistische Einflüsse
- b) Einflüsse außerhalb des Quietismus'
- 3. Außerhalb seiner häuslichen Umgebung
- a) Aufenthalt in Pyrmont: soziale Anwendung / Er-Leben des Quietismus (Jahre 9-10)
- b) die Zeit nach dem ersten Aufenthalt bei Herrn von Fleischbein (11 Jahre)
- c) die Schulzeit
- d) Die Lehre bei Herrn Lobenstein
- e) Die Kirche, die Predigten und die Person des Pastors Paulmann
- 1. Frühe Kindheit
- III. Résumée
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert den Einfluss religiösen Sektentums auf die Entwicklung der „kranken Seele“ in Karl Philipp Moritz' Roman „Anton Reiser“. Sie untersucht die verschiedenen Faktoren, die zu Antons psychischem Zustand beitragen, insbesondere die Rolle des Quietismus und anderer Einflüsse.
- Die Rolle des Quietismus in Antons Entwicklung.
- Die verschiedenen Einflüsse auf Antons „kranke Seele“ in seiner frühen Kindheit.
- Die Auseinandersetzung Antons mit dem Lesen und seine Entwicklung in der Jugend.
- Der Einfluss der sozialen Umgebung auf Antons Psyche.
- Die Bedeutung der religiösen Predigten und die Person des Pastors Paulmann für Antons Seelenleben.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Roman „Anton Reiser“ als ersten deutschen psychologischen Roman vor und beschreibt die zentrale Figur des Anton Reiser mit seiner „kranken Seele“. Die Arbeit untersucht den Einfluss des Quietismus und anderer Faktoren auf die Entstehung dieser „Krankheit“ und zeigt auf, dass es sich nicht um eine pathologische Krankheit handelt, sondern um eine temporäre Unausgeglichenheit.
Die Analyse gliedert sich in drei Abschnitte: Die frühe Kindheit, die Jugend und die Zeit, die Anton außerhalb seiner häuslichen Umgebung verbringt. Jeder Abschnitt betrachtet die verschiedenen Einflüsse auf Antons Psyche, die sowohl aus dem Bereich des Quietismus stammen als auch außerhalb des Quietismus liegen. Es wird untersucht, welche Faktoren zur Bildung der „kranken Seele“ beitragen und ob der religiöse Sektentum wirklich die alleinige Ursache für Antons Leiden ist.
Schlüsselwörter
Anton Reiser, Quietismus, „kranke Seele“, psychische Entwicklung, religiöse Sekte, Kindheit, Jugend, soziale Einflüsse, Pastor Paulmann.
- Arbeit zitieren
- Phillip Gläsel (Autor:in), 2004, Wirkung religiösen Sektentums auf die Entwicklung der 'kranken Seele' in Karl Philipp Moritz Roman 'Anton Reiser', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52969