Das Briefmonopol wankt. Wie viele andere Bereiche, die ehemals durch die staatliche Hand geführt wurden, befindet sich auch der deutsche Postsektor seit vielen Jahren in einer Phase des Umbruchs. Wie in den Sektoren für Strom, Telekommunikation oder Schienenverkehr soll auch im Postbereich eine wirtschaftliche Situation geschaffen werden, die nicht durch Bürokratie bzw. ausschließlich durch eine regulierende Hand gesteuert wird. Vielmehr ist es das Ziel einer Liberalisierung, den Markt den freien Kräften des Wettbewerbs und somit dem Primat von Angebot und Nachfrage zu übergeben. Im europäischen Vergleich stand Deutschland lange als ein Vorreiter der Liberalisierung im Postmarkt da. Dies wurde jedoch zum Verhängnis und die für Anfang 2003 geplante vollständige Liberalisierung des Postmarktes wurde auf Ende 2007 verschoben. Diese Verzögerung wurde offiziell mit dem Umstand begründet, dass die anderen europäischen Länder noch nicht so weit seien und somit nur ein asymmetrischer Zugang zum Postnetz möglich wäre. Das heißt, dass ausländische Unternehmen zwar in Deutschland tätig werden können, die Deutsche Post AG jedoch nicht im Ausland.
Diese Argumente wurden durch das Bundeskartellamt in einem Sondergutachten widerlegt und die Verschiebung als Kardinalfehler bezeichnet.
Schaut man jedoch über den europäischen Tellerrand hinaus, wird man feststellen, dass in anderen Ländern der Liberalisierungsvorgang viel weiter fortgeschritten bzw. sogar schon abgeschlossen ist. So sind Länder wie die USA oder Neuseeland in ihren Marktöffnungsaktivitäten deutlich weiter als dies in Deutschland der Fall ist. Das, obwohl erste Liberalisierungsbemühungen in Neuseeland und Deutschland etwa zur gleichen Zeit stattfanden.
Zielsetzung der vorliegenden Arbeit soll es sein, die verschiedenen Ansätze der Marktöffnung und deren Effekte auf Preis- und Qualitätsentwicklung, Sendungsmengen und auch Erfüllung des Universaldienstes zu untersuchen. Darüber hinaus soll das Potenzial der Marktöffnungsstrategien hinsichtlich nachhaltig verbesserter Wettbewerbsbedingungen geprüft werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Das Problem monopolistischer Bottlenecks und dieses als Ansatzpunkt einer Marktöffnung
- 2.1 Die Theorie monopolistischer Bottlenecks
- 2.1.1 Subadditivität
- 2.1.2 Bestreitbare Märkte
- 2.1.3 Resistente Monopole bzw. monopolistische Bottlenecks
- 2.1.4 Das Konzept der wesentlichen Einrichtung
- 3 Wertschöpfungskette und Kostenstrukturen bei der Leistungserstellung der Post
- 3.1 Die Post-Wertschöpfungskette
- 3.1.1 Einsammlung und Vorlauf
- 3.1.2 Sortierung
- 3.1.3 Transport/Hauptlauf
- 3.1.4 Zustellung
- 3.2 Kostenstrukturen bei der Briefdienstleistung
- 3.2.1 Kostenstruktur bei der Einsammlung
- 3.2.2 Kostenstruktur bei der Sortierung
- 3.2.3 Kostenstruktur beim Transport
- 3.2.4 Kostenstruktur bei der Zustellung
- 4 Lokalisierung der Bottlenecks im Postsektor
- 4.1 Einsammlung, Sortierung und Transport
- 4.2 Zustellung
- 4.2.1 Adressänderung und Nachsendungen
- 4.2.2 Postfachanlagen
- 4.2.3 Zustellung an sich
- 4.3 Das Problem der vertikalen Integration im Postsektor
- 5 Verschiedene Ansätze der Marktöffnung
- 5.1 Die vollständige Öffnung des Postmarktes am Beispiel Neuseeland
- 5.1.1 Gründe für die Liberalisierung
- 5.1.2 Die Reform des Postmarktes
- 5.1.2.1 Aufspaltung des Post Office
- 5.1.2.2 Privatisierung der Post
- 5.1.2.3 Die vollständige Marktöffnung
- 5.1.2.4 Das Konzept der Light Handed Regulation
- 5.1.2.5 Konzepte für den Markteintritt
- 5.1.3 Auswirkungen der Marktöffnung
- 5.1.4 Bewertung der Reform
- 5.2 Worksharing in den USA
- 5.2.1 Grundlagen der Liberalisierung
- 5.2.2 Arten des Worksharing und Rabatte
- 5.2.2.1 Vorsortierung
- 5.2.2.2 Pre-Barcoding
- 5.2.2.3 Dropshipping
- 5.2.2.4 Die Rabatte
- 5.2.3 Auswirkungen des Worksharing
- 5.2.3.1 Auswirkungen auf USPS
- 5.2.3.2 Auswirkungen auf die Preise
- 5.2.4 Bewertung der Liberalisierung
- 6 Gegenwart und Zukunft des deutschen Postmarktes
- 6.1 Bisherige Entwicklungen in Deutschland
- 6.2 Status quo in Deutschland
- 6.3 Mögliche Szenarien der vollständigen Marktöffnung und Bewertung
- 7 Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Auswirkungen der Marktöffnung im Postsektor anhand eines internationalen Vergleichs. Ziel ist es, die Entstehung und Charakteristika monopolistischer Bottlenecks im Postsektor zu analysieren und verschiedene Ansätze der Marktöffnung zu bewerten.
- Monopolistische Bottlenecks im Postsektor
- Verschiedene Ansätze der Marktöffnung
- Auswirkungen der Marktöffnung auf den Wettbewerb und die Preise
- Regulierungsansätze im Postsektor
- Die Zukunft des deutschen Postmarktes
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in das Thema ein und erläutert die Relevanz der Marktöffnung im Postsektor. Kapitel 2 behandelt die Theorie monopolistischer Bottlenecks und ihre Anwendung im Postsektor. Kapitel 3 analysiert die Wertschöpfungskette und Kostenstrukturen bei der Leistungserstellung der Post. Kapitel 4 identifiziert die Bottlenecks im Postsektor und analysiert die Problematik der vertikalen Integration. Kapitel 5 untersucht verschiedene Ansätze der Marktöffnung anhand von Beispielen aus Neuseeland und den USA. Kapitel 6 beleuchtet die aktuelle Situation des deutschen Postmarktes und diskutiert mögliche Szenarien der vollständigen Marktöffnung.
Schlüsselwörter
Die Diplomarbeit konzentriert sich auf die Themen Marktöffnung, Postsektor, monopolistische Bottlenecks, Regulierung, Wettbewerb, Preisgestaltung, Neuseeland, USA, Deutschland.
- Arbeit zitieren
- Bastian Bretschneider (Autor:in), 2005, Marktöffnungsstrategien im Postsektor ein internationaler Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53052