In meinem Referat über Erscheinungsformen individueller Religiosität unter jugendlichen türkischer Abstammung, versuchte ich, anhand einer Studie von Nikola Tietze, auch die Tatsache darzustellen, dass die Diaspora ein verstärkendes Moment für Individualisierungstendenzen darstellt. Dabei versuchte Tietze in ihrer Studie darzulegen, dass Religionen im idealtypischen Zustand vier Dimensionen aufzuweisen haben, welche gleichberechtigt nebeneinander stehen: Die Utopie, die Kultur, die Ideologie und die Ethik1. Ihre These besagt, dass die Ausbildung individueller Religiosität jeweils eine dieser Dimensionen hervorhebt, was zur Folge hat, dass die Relevanz der drei anderen an Bedeutung verliert. Eine der entscheidenden Ursachen für diese Verschiebung stellt dabei die Diaspora-Situation dar.
Dieser zuletzt angesprochene Punkt, war im Anschluss des Referats Mittelpunkt der Diskussion. Teilweise wurde angezweifelt, dass die Diaspora-Situation ein solche verstärkende Wirkung habe und lediglich gleichberechtigt neben modernen Erscheinungen der komplexer werdenden Gesellschaft steht. Auf diese Diskussion war ich damals zu wenig vorbereitet, so dass ich mich im Rahmen dieser Arbeit nochmals auf den Einfluss der Diaspora, auf die Ausbildung einer individuellen Religiosität eingehen, da ich auch damals schon der Überzeugung war, dass diese besonderen Umstände junger Muslime in Europa, nicht einfach nur gleichberechtigt neben anderen Erscheinungen zu sehen ist, sondern, dass sie einen besonderen Faktor darstellt.
Aus diesem Grund möchte ich auf den nächsten Seiten auf verschiedene Dinge eingehen: Nach einer kurzen Begriffsbestimmung, soll der Zusammenhang zwischen Individuum und Gesellschaft dargestellt werden, um im Anschluss die Besonderheiten der Situation aufzuzeigen, welcher ein Einwanderer in der ihm fremden Gesellschaft erlebt. Diese allgemeinen Darstellungen soll im darauffolgenden Abschnitt auf die Religion bezogen werden. Wenn all diese Dinge besprochen wurden, soll eine Quintessenz zusammengestellt werden, die sich aus dem vorher gesagten für die Diaspora-Situation ergibt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffsbestimmungen
- Religion
- Religiosität
- Kultur
- Individuum und Gesellschaft
- Der Fremde
- Gesellschaft und Religion
- Quintessenz: Diaspora als prädestiniertes Umfeld für individuelle Religiosität
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der These, dass die Diaspora ein prädestiniertes Umfeld für individuelle Religiosität darstellt. Dabei wird der Einfluss der Diaspora-Situation auf die Ausbildung individueller Religiosität anhand eines funktionalen Ansatzes von Religion betrachtet, der sich von Luckmanns gesellschaftlichem Religionsbegriff abgrenzt.
- Die Bedeutung der Diaspora für die Individualisierung von Religiosität
- Der Zusammenhang zwischen Individuum, Gesellschaft und Religion
- Die Rolle der Kultur in der Ausbildung individueller Religiosität
- Der Einfluss der Gesellschaft auf die Gestaltung individueller Identitäten
- Die Bedeutung der Transzendenz für das Verständnis von Religion
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt den Ausgangspunkt der Auseinandersetzung mit dem Thema dar und beschreibt die Entstehung der Fragestellung im Kontext eines Referats über individuelle Religiosität unter Jugendlichen türkischer Abstammung.
- Begriffsbestimmungen: Dieses Kapitel legt die Grundlage für die weitere Analyse, indem es zentrale Begriffe wie Religion, Religiosität und Kultur definiert. Dabei wird ein funktionaler Ansatz von Religion verwendet, der sich von Luckmanns gesellschaftlichem Religionsbegriff abgrenzt.
- Individuum und Gesellschaft: In diesem Kapitel wird das Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft beleuchtet und betont, dass die Gesellschaft konstitutiv für das Individuum und dessen Identität ist.
- Der Fremde: Hier werden die Besonderheiten der Situation eines Einwanderers in einer ihm fremden Gesellschaft aufgezeigt und der Einfluss dieser Situation auf die Gestaltung individueller Identitäten betrachtet.
- Gesellschaft und Religion: Dieses Kapitel beleuchtet den Zusammenhang zwischen Gesellschaft und Religion und analysiert, wie gesellschaftliche Strukturen die individuelle Religiosität beeinflussen können.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen wie Individualisierung, Religiosität, Diaspora, Gesellschaft, Kultur, Transzendenz und dem Verhältnis von Individuum und Gesellschaft. Die Analyse basiert auf einem funktionalen Ansatz von Religion, der sich von Luckmanns gesellschaftlichem Religionsbegriff abgrenzt.
- Arbeit zitieren
- Marko Tomasini (Autor:in), 2006, Die Diaspora als prädestiniertes Umfeld für individuelle Religiosität, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53355