Sind Medien alleinverantwortlich für das Entstehen eines medial geprägten Sozialcharakters, einer Medienidentität oder gar einer ganzen Fernsehgeneration? In der öffentlichen Debatte ist immer wieder von solchen Begrifflichkeiten und meist kausalen ‚Schuldzuweisungen’ die Rede, wodurch eine wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema ‚Medien und Identität’ besondere Relevanz erlangt.
Menschliche Identität, die sich weitgehend über interpersonale Interaktionen sowie Beziehungen entwickelt, sieht sich zwar seit jeher soziokulturellen Herausforderungen1gegenübergestellt, jedoch spielen Medien in diesem Kontext eine besondere Rolle. Sie eröffnen neue Möglichkeiten für das Herausbilden von Identität und können dadurch bspw. die abnehmende Stabilität zwischenmenschlicher Bindungen kompensieren. Denn identitätsbildende Prozesse können vermutlich nicht nur mit orthosozialen, sondern auch mit medial vermittelten Charakteren ablaufen. Zur dynamischen Selbstentfaltung benötigt das Individuum ein Gegenüber, wobei ein entsprechender Dialog auch mit fiktiven „Platzhalter[n]“ erfolgen kann und muss. Diese ‚Dialoge’ werden in der Kommunikationswissenschaft unter den Begrifflichkeiten Parasoziale Interaktion (PSI) und Parasoziale Beziehung (PSB) mit sogenannten ‚Personae’ gefasst. Im Unterschied zu orthosozialen Interaktionen (OSI) und Beziehungen (OSB) zeichnen sich diese medienspezifischen Abläufe im Wesentlichen durch ihre asymmetrische Natur aus: Menschen erhalten bei PSI|PSB auf ihr Kommunikationsverhalten keine unmittelbare Reaktion durch die Persona.
Inhaltsverzeichnis
- I. EINLEITUNG
- II. BEGRIFFSEXPLIKATION,IDENTITÄT'
- 1. Identität als ,Privates Selbst'
- 2. Identität als ,Soziales Selbst'.
- III. PSI & PSB MIT FERNSEHAKTEUREN.
- 1. Fernsehakteure.
- 1.1 Prominente und Stars
- 1.2 Das Persona-Konzept.
- 2. Basale Prozesse der Wahrnehmung und Verarbeitung von Fernsehakteuren......
- 2.1 Das Grundverständnis sozialer Interaktionsprozesse und Beziehungen...
- 2.2 Parasoziale Interaktion
- 2.3 Parasoziale Beziehung
- 2.4 Differentielle PSI | PSB im Zwei-Ebenen-Modell
- IV. IDENTITÄTSENTWICKLUNG IM ZEITALTER DER MEDIEN(AKTEURE).
- 1. Identitätsentwicklung durch parasoziale Teilprozesse
- 1.1 Soziale Vergleichsprozesse mit Fernsehakteuren
- 1.2 Beobachtendes Lernen von Fernsehakteuren....
- 1.3 Rollenidentifikation mit Fernsehakteuren
- 2. Medien-Identität, Fernsehgeneration und Sozialcharakter.
- 2.2 Risiken und Chancen der PSI | PSB mit Fernsehakteuren........
- 2.3 Differentielle Rezeption und das Wirkungspotential von Fernsehakteuren
- 2. Implikationen für die Identitätsbildung durch Medien
- V. FAZIT..
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Rolle von parasozialer Interaktion (PSI) und parasozialer Beziehung (PSB) mit Fernsehakteuren für die Identitätsentwicklung von Rezipienten. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse der PSI-Teilprozesse soziales Vergleichen, beobachtendes Lernen am Modell und Rollenidentifikation. Ziel ist es, die potenziellen Auswirkungen dieser Prozesse auf die Identitätsentwicklung im Kontext des Fernsehens zu erforschen.
- Die Bedeutung von PSI und PSB in der Medienrezeption
- Die Rolle von Fernsehakteuren für die Identitätsbildung
- Die PSI-Teilprozesse soziales Vergleichen, beobachtendes Lernen und Rollenidentifikation
- Die Implikationen für die Identitätsentwicklung durch Medien
- Die Herausforderungen und Chancen der medial geprägten Identitätsentwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Thematik und stellt die Relevanz der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit „Medien und Identität“ heraus. Im zweiten Kapitel erfolgt eine begriffliche Explikation des Konzepts „Identität“, wobei zwischen dem „Privaten Selbst“ und dem „Sozialen Selbst“ unterschieden wird. Das dritte Kapitel widmet sich der Explikation von Fernsehakteuren und der Beschreibung der basalen Prozesse der Wahrnehmung und Verarbeitung dieser Akteure im Rahmen von PSI und PSB. In Kapitel IV werden ausgewählte Teilprozesse von PSI und PSB (soziales Vergleichen, beobachtendes Lernen, Rollenidentifikation) mit Bezug zu Identität analysiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Schlüsselbegriffe „Identität“, „Parasoziale Interaktion (PSI)“, „Parasoziale Beziehung (PSB)“, „Fernsehakteure“, „Soziales Vergleichen“, „Beobachtendes Lernen“, „Rollenidentifikation“, „Medien-Identität“, „Fernsehgeneration“, „Sozialcharakter“ und „Identitätsentwicklung“. Diese Begriffe bilden den Rahmen für die Analyse der komplexen Interaktion zwischen Medienrezeption und Identitätsbildung.
- Citation du texte
- Anna Budel (Auteur), 2006, Medienidentität, Sozialcharakter und Fernsehgeneration...?! Die Rolle von PSI/PSB mit Fernsehakteuren für die Identitätsentwicklung der Rezipienten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53386