Die Entwicklung des Kitesurfens. Eine sporttouristische Analyse über das Reise- und Konsumverhalten deutscher Kitesurfer


Bachelorarbeit, 2020

43 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Abstract

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung: Die Bedeutung des Kitesurfens in Deutschland

2 Hintergründe der Studie
2.1 Sporttourismus
2.2 Zahlen, Daten, Fakten Weltweit und in Deutschland
2.3 Kitesurf-Regionen
2.4 Naturschutz

3 Die Entwicklung des Kitesurfens
3.1 Vom Extremsport zum Trendsport
3.2 Ein Vergleich zu anderen Wassersportarten

4 Begriffsbestimmungen
4.1 Wassertourismus
4.2 Die Sportart Kitesurfen

5 Methodik
5.1 Aufbau des Fragebogens
5.2 Auswahl der Erhebungsmethode

6 Ergebnisse
6.1 Demografie der Teilnehmer
6.2 Fragebogenergebnisse

7 Diskussion
7.1 Entwicklung der Sportart Kitesurfen in der Zukunft

8 Zusammenfassung

9 Literaturverzeichnis

Abstract

In recent years, nature sports has become increasingly more and more popular. Among them is the trend sport kite surfing. Today's security measures have made this sport accessible to almost everyone. This bachelor thesis deals with the development of the sport and uses an online survey to create a profile of german Kitesurfers. The focus is on travel behavior and buying behavior. The knowledge gained in this way can help sports tourism to adapt its offers and services even more specifically to its customers.

Abbildungsverzeichnis

Abb.1 Types of sport tourism, Standeven & De Knop, 1999

Abb.2 Anzahl der Personen in Deutschland, die in der Freizeit surfen, nach Häufigkeit von 2015 bis 2019 (in Millionen), Statista, 2019

Abb.3 Umsatz auf dem deutschen Wassersportmarkt im Jahr 2015 nach Produktsparten (in Millionen Euro), Statista, 2019

Abb.8 Wassersporttourismus als Segment des Tourismus nach Meyer (1998)

Abb.9 die beliebtesten Aktivitäten der Deutschen bei einem Urlaub in Deutschland 2018 (Statista, 2019)

Abb.13 Alter der Kitesurfer

Abb.14 Ausbildungsgrad der Kitesurfer

Abb.15 Wohnort (Bundesland) der Kitesurfer in Deutschland

Abb.16 Anzahl der Kitesurfanfänger von 1999 - 2019

Abb.17 Vorerfahrungen der Kitesurfer im Wassersport

Abb.18 durchschnittliche Anzahl an Übernachtungen

Abb.19 durchschnittliche Kosten eines Kite-Urlaubs

Abb.20 Kosten einer durchschnittlichen Übernachtung

Abb.21 häufigste Art der Unterkunft

Abb.22 Hauptkriterium einer Reise bei Kitesurfern

Abb.23 bestehendes Kitesurf-Equipment

Abb.24 Informationsquellen bei Kitesurfern

Die Abbildungen 4 bis 7 und 10 bis 12 wurden aus urheberrechtlichen Gründen von der Redaktion entfernt.

Tabellenverzeichni s

Tab.1 Das Entwicklungsmuster von Trendsportarten (Lamprecht & Stamm, 1998)

Tab.2 Motivationsfaktoren bei Kitesurfern

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung: Die Bedeutung des Kitesurfens in Deutschland

„Die Geschichte des Kiteboardens ist noch jung, doch der Sport wächst unaufhaltsam – es ist mit Abstand der jüngste Wassersport und es ist momentan eine der am schnellsten wachsenden Sportarten der Welt. Die Entwicklung und Evolution im Kiteboarden vollzog sich ähnlich unvorhersehbar wie eine schnell aufziehende Kaltwetterfront.“ Hapgood, 2014, S.8 Dieses Zitat von Hapgood (2014) beschreibt die rasante Entwicklung der Sportart Kiteboarden. Die Möglichkeit der Ausübung ist vielfältig. So kann der Sport an Land, auf dem Wasser sowie im Winter bei Schnee ausgeübt werden. Weitere Kategorien, wie z.B. verschiedene Disziplinen, unterteilen diesen Sport erneut. Diese werden im Laufe dieser Arbeit näher betrachtet. Der Begriff „Kiteboarden“ wird heutzutage immer häufiger durch den Begriff „Kitesurfen“, oder umgangssprachlich „Kiten“, abgelöst. Der Unterschied liegt dabei ursprünglich in technischen Differenzen. Wobei der Begriff Kiteboarden ursprünglich den Gebrauch eines Twintips1 und Kitesurfen den Gebrauch eines Surfboards2 beschreibt (Lund, 2015). Heute werden beide Begriffe gleichermaßen in Bezug auf dieselbe Sportart verwendet. In dieser Arbeit wird der Begriff des Kitesurfens daher als Oberbegriff für alle Teilbereiche genutzt.

In Deutschland ist das Kitesurfen durch den Verband deutscher Wassersportschulen e.V. (VDWS) geregelt, der seinen Ursprung im Jahr 1974 hat. Dabei steht der Verband für Dienstleistungen rund um den Wassersport, vor allem hauptsächlich für den Windsport. Tätigkeiten sind zudem die Ausbildung von Wassersport Instruktoren, die Betreuung von Wassersportschulen, die Umsetzung von Qualitätsstandards in der Ausbildung, die Pflege sowie Weiterentwicklung des Grundscheinsystems, das Angebot von Serviceleistungen und Produkten sowie die Interessensvertretung von Wassersportlehrern und Wassersportschulen (VDWS, 2019). Um eine genauere Vorstellung über diesen Verband zu bekommen, wird ein Blick auf die Geschichte sowie aktuellen Zahlen geworfen. Die Gründung im Jahr 1974 (damals Verband deutscher Windsurfing Schulen e.V.) hatte zum Ziel, die Aus- und Weiterbildung von Windsurflehrern zu fördern sowie Standards für Ausbildung und Schulen festzulegen. Der Name wurde 1994 in den „Verband Deutscher Windsurfing und Wassersportsschulen e.V.“ umbenannt. Der Grund dafür war, dass sich weitere Wassersportarten wie z.B. Katamaran-Segeln3 und Jollensegeln4 etabliert hatten. Neben Deutschland hat sich der Verband in weitere Länder verbreitet, wie z.B. 1999 nach Italien oder 2004 in die Türkei. Im Jahr 2001 folgte der Einstieg des Kitesurfens in den Verband. Im Jahr 2007 vollzog sich dann eine weitere Namensänderung in den bis heute bestehenden Namen „Verband Deutscher Wassersportschulen e.V.“, kurz VDWS.

Trotz steigender Mitgliederzahlen sind die Hürden zur Ausübung dieser Sportart besonders für Deutsche zum Großteil sehr hoch. Deutschland ist kein Küstenland, lediglich die Nord- und Ostsee erstrecken sich entlang der Norddeutschen Grenze. Seen und Flüsse prägen das Land, jedoch oft ungeeignet aufgrund des fehlenden oder unbeständigen Winds. Das macht es für viele Sportler zu einer Herausforderung, das Kitesurfen regelmäßig ausüben zu können. Doch was macht einen deutschen Kitesurfer aus? Welche Motive hat er bei der Ausübung und wie ist sein Konsumverhalten? Im folgenden Kapitel wird auf bereits bestehende Literatur eingegangen sowie Hintergründe dieser Arbeit genauer betrachtet.

2 Hintergründe der Studie

Verschiedene Autoren haben bereits Profile unterschiedlicher Sportarten untersucht. Zum einen Schäffer (2018), der die Motive deutscher Surftouristen an der Biskaya5 ermittelte, oder Budiner (1999), der das Profil des Snowboarders untersuchte. Zum Thema Kitesurfen gibt es Arbeiten, wie z.B. zur Entwicklung funktioneller Kraftübungen von Maier (2013) oder die Erstellung eines Sporttouristischen Konzepts zur Entwicklungsplanung einer Kitesurf Destination in Brasilien. Jedoch kann zu diesem Zeitpunkt nach ausführlicher Recherche unterschiedlicher Quellen keine Aussage über ein Profil deutscher Kitesurfer getroffen werden. Für diese Arbeit wurde ein Fragebogen entworfen, welcher dieses Profil ermitteln und auf Reise- und Konsumverhalten eingehen soll.

Als theoretische Grundlage wird der Begriff des Sporttourismus Anhand verschiedener Definitionen näher betrachtet. Darauffolgend wird auf Zahlen, Daten und Fakten im Sporttourismus weiter eingegangen um die Bedeutung des Sporttourismus in Deutschland darzustellen. In Kapitel 2.3 werden die unterschiedlichen Kitesurf-Regionen vorgestellt um einen Bezug zum Sporttourismus zu schaffen. Weiterführend mit dem Naturschutz sowie der Entwicklung und Einordnung der Sportart Kitesurfen. Darauf folgend werden Methodik sowie Ergebnisse der durchgeführten Umfrage dargestellt.

2.1 Sporttourismus

Krüger (1995) bezeichnet die Reisen des Odysseus in der Antike bereits als Sport- und Abenteuertourismus. Auch die olympischen Spiele zogen in dieser Zeit tausende Zuschauermassen in Bewegung. In der heutigen Zeit nehme der Sport laut seiner Aussage einen immer größer werdenden Platz der aktiven und passiven Freizeitgestaltung ein. Dabei ist der Begriff des Sporttourismus in Deutschland weniger als 20 Jahre bekannt. Die Begriffe Sport und Tourismus waren zu dieser Zeit nur eigenständig zu finden (Prinz, 2008). In den 1960er Jahren wurde der Sport erst Teil einer touristischen Aktivität, jedoch hauptsächlich für die Klientel, jung, männlich und mindestens aus der Mittelschicht stammend (Schwark, 2016). Heute dagegen ist der Sporttourismus ein Begriff, der neben den Begriffen Sport und Tourismus seine Daseinsberechtigung hat. Um die Kennzeichen eines Sporttouristen deutlich zu machen, werden in dieser Arbeit zwei Formulierungen als Definitionsansätze angewendet. Dreyer (2002, S. 20) beschreibt den Sporttourismus wie folgt; „Sport-Tourismus ist das vorübergehende Verlassen des gewöhnlichen Aufenthaltsortes sowie der Aufenthalt in der Fremde aus sportlichen Motiven.“ Eine weitere Definition gibt De Knop (2004, S. 305) mit folgender Formulierung; „Sport tourism includes all forms of active and passive involvement in casually or in an organised way for noncommercial or business/commercial reasons, that necessitate travel away from home and work locally.“ Dabei geht De Knop speziell auf aktive und passive Sporttouristen ein, sowie auf Sporttouristen mit kommerziellen und nicht-kommerziellen Hintergründen. Betrachtet man diese Merkmale genauer, so kann nochmals differenziert werden. Es stellen sich weitere fünf Kategorien ein; Sport-Events, -Attractions, -Tours, -Resorts sowie -Cruises, die wiederum eine weitere Betrachtungsweise in der Sportwissenschaft zulassen (Kurzman, 2005). Für die vorliegende Arbeit wird jedoch nicht speziell auf die Unterkategorien eingegangen. Es wird lediglich in zwei Hauptkategorien unterschieden. Den passiven Sportzuschauer sowie den aktiven Sporturlauber (Freyer, 2002). Daraus lassen sich in Anlehnung an Standeven und de Knop (1999) verschiedene Typen des Sporttourismus entwickeln.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1 Types of sport tourism, Standeven & De Knop, 1999

Der Kitesurf-Tourist, der als Intention seinen Urlaub mit der Ausübung der Sportart Kitesurfen verbindet, fällt dabei unter die Kategorie „Active Sport“ und wird in dieser Arbeit näher betrachtet. Ein aktiver Sporttourist ist durch das Ziel der eigenen sportlichen Betätigung gekennzeichnet, welches neben dem Motiv der Erholung steht. Der Sport kann dabei Haupt- oder Nebenmotiv sein, erfolgt jedoch geplant und nicht zufällig. Unter Anderem gibt es große Unterschiede der Intensität. Sie variiert zwischen Profisport und Breitensport (Schäffer, 2018).

2.2 Zahlen, Daten, Fakten Weltweit und in Deutschland

Das Kitesurfen schaffte seinen Durchbruch in Deutschland im Jahr 1999. Der VDWS nahm sich dieser Sportart an, entwickelte ein Ausbildungskonzept und begann eine Lobby in Politik und Industrie aufzubauen (Kappenstein, 2003). In den darauffolgenden zwei Jahren wurden 133 Kitesurf-Lehrer ausgebildet und mehr als 4000 VDWS Kitesurf-Lizenzen ausgestellt (Kappenstein, 2003). Heute ist der VDWS mit über 540 Wassersportschulen in über 35 Ländern vertreten, sowie einer Mitgliederanzahl von über 4.500 Wassersportlern (Wassersportlehrer, Schulbesitzer, Stationsleiter). Laut VDWS hat sich seit 1974 eine Zahl von über 3 Millionen Wassersporteinsteigern ergeben (VDWS, 2019). Zu diesen Zahlen zählen jedoch nicht nur Kitesurfer, sondern im gleichen Zug Windsurfer, Jollen- sowie Katamaran-Segler und Stand-Up Paddler. Um Kitesurfen ausüben zu können bedarf es keiner offiziellen Lizenz. Diese kann nach Wunsch beim VDWS oder anderen Verbänden durch einen theoretischen sowie praktischen Test erworben werden, ist jedoch keine Pflicht. Sie gibt das persönliche Level an, auf dem man sich im Moment des Tests befindet. Der Nachweis kann somit helfen sich passendes Material bei verschiedenen Surfschulen zu leihen.

Die genaue Anzahl der aktiven Kitesurfer in Deutschland sowie Weltweit ist eine Dunkelziffer und kann demnach nur geschätzt werden. Der VDWS (2009) hat eine Schätzung über 50.000 aktive Kitesurfer abgegeben und ging davon aus, dass jedes Jahr ca. 7.000 Neueinsteiger hinzukommen. Aufgrund der ständigen Schwankungen lassen sich keine aussagekräftigen Zahlen darlegen. Eine aktuelle Studie von Statista (2019) stellt einen Jahresverlauf von Surfern in Deutschland dar. Diese gilt jedoch lediglich als grober Anhaltspunkt, da das Surfen als Überbegriff für Wellenreiten, Windsurfen und Kitesurfen steht. Eine Aufteilung der einzelnen Sportarten wurde dabei nicht berücksichtigt. Laut dieser Statistik gibt es in Deutschland im Jahr 2019 440.000 aktive Surfer, sowie 2,22 Millionen Gelegenheits-Surfer. Man kann erkennen, dass die Zahl der aktiven Surfer in Deutschland in den letzten Jahren nahezu gleichgeblieben ist, die Zahl der Gelegenheits-Surfer ist hingegen gewachsen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.2 Anzahl der Personen in Deutschland, die in der Freizeit surfen, nach Häufigkeit von 2015 bis 2019 (in Millionen), Statista, 2019

Eine weitere Statistik zeigt den Umsatz auf dem deutschen Wassersportmarkt. Wobei das Surfen im Jahr 2015 einen Umsatz mit 48,7 Millionen Euro vorweisen kann. Es muss erwähnt werden, dass sich diese Statistik ebenfalls nicht ausschließlich auf das Kitesurfen bezieht. Es wurden alle Surfsportarten zusammengefasst.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.3 Umsatz auf dem deutschen Wassersportmarkt im Jahr 2015 nach Produktsparten (in Millionen Euro), Statista, 2019

2.3 Kitesurf-Regionen

Die Grundvoraussetzungen für das Kitesurfen, neben der entsprechenden Ausrüstung, sind Wind und Wasser. Ohne diese beiden Komponenten ist es nicht möglich diese Sportart auszuüben. Daher nehmen Kitesurfer oftmals einen weiten Weg auf sich, da diese Kombination allgegenwärtig ist. Von Vorteil ist ein konstanter Wind, der side-shore6 oder side-on-shore7 bläst. In Deutschland findet man diese Bedingungen vor allem an der Nord- und Ostsee, wonach sich dort einige Kitesurf-Schulen sowie Kitesurf-Center niedergelassen haben (VDWS, 2019). Die Ausübung ist ebenfalls in anderen Gewässern wie z.B. Seen möglich, jedoch nicht optimal. Ein Hauptgrund dafür ist oftmals der nicht konstant herrschende Wind durch Abdeckungen in Luv8, die Windverwirbelungen erzeugen können. Auch die Stufe des Könnens spielt eine wesentliche Rolle, da viele Destinationen sich noch einmal in Windstärke sowie Wellengang unterscheiden. Bezieht man diese Unterschiede auf Nord- und Ostsee, so ist bei häufig herrschendem Westwind die Ostsee aufgrund ihres geringeren Wellengangs sowie einer schwächeren Strömung für Anfänger geeigneter. In den letzten Jahren hat sich die Möglichkeit bei unterschiedlichen Windstärken Kitesurfen gehen zu können durch stetige Weiterentwicklung des Materials enorm ausgedehnt. Kitehersteller haben sich zur Aufgabe gemacht, von Kleinen (bspw. 3,5m2 Fläche), bis hin zu großen Kites (bspw. 18m2 Fläche) unterschiedliche Größen im Angebot zu haben. Dabei sind die Kites speziell auf ihren Einsatzbereich abgestimmt. So benötigt man z.B. bei schwachem Wind größere Kites, die mit ihrer großen Fläche genügend Druck aufbringen können um den Kitesurfer zu ziehen. Besonders in Regionen die oftmals nur einen schwachen Wind zu erwarten haben, sind diese großen Kitegrößen beliebt. Wirft man einen Blick auf das Wetter, sind ebenfalls je nach Land und Region, Temperaturunterschiede zu erwarten. Beliebt ist das Kitesurfen bei Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen. Jedoch ist dies bedingt durch die Jahreszeiten, besonders in Deutschland, nicht immer möglich. Mit entsprechender Ausrüstung kann das Kitesurfen dennoch bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt ausgeübt werden. Des Weiteren ist es wichtig, sich neben den Windvorhersagen auch über die gegebene Wetterlage zu informieren. Hierbei sind Druckunterschiede in der Luft zu beachten, die Gefahren mit sich bringen können. Bspw. ist der Wind in und vor Warmfronten sehr böig, was die Windgeschwindigkeit in kürzester Zeit sehr stark ansteigen und wieder abfallen lassen kann. Dabei kündigen sich Warmfronten durch schichtartige Regenwolken an. Eine unbeständige Wetterlage im Laufe des Tages weist auf einen nicht konstanten Wind hin. Regionen in denen ein thermischer Wind herrscht sind von Vorteil. Diese sind durch ein Hochdruckgebiet gekennzeichnet, in denen es keine Fronten gibt (Spotspy.net, 2013). Ein Beispiel ist einer der weltweit bekanntesten und beliebtesten Kitesurf-Destinationen, Kapstadt. Hier entsteht durch den Tafelberg und das große Tal in dem die Stadt liegt eine Thermik, die ab der Mittagszeit Windgeschwindigkeiten von mehr als 40 Knoten9 erzeugen kann. Der side-shore Wind bietet perfekte Windbedingungen, sowie konstant auf den Strand zulaufende Wellen des Atlantiks nördlich der Stadt.

2.4 Naturschutz

„Freizeitaktivitäten in Küstenregionen können aufgrund der verursachten Störungen tiefgreifende Auswirkungen auf Vogelpopulationen, Zug- und Wandervögel haben. In den letzten Jahren haben der Umfang und die Vielfalt der Arten von Freizeitaktivitäten in starkem Maße zugenommen […].“Cowi A/S, 2017, S.5

Dieses Zitat beruht auf einer in Dänemark durchgeführten Studie, mit dem Ziel einen Überblick über den derzeitigen Kenntnisstand von Vögeln und den Störungen durch Kitesurfer zu schaffen. Unter Anderem wird ein Vergleich von Störwirkungen anderer Freizeitaktivitäten an nordwesteuropäischen Küstengebieten untersucht. Mit dem Ergebnis, dass isoliert betrachtet Kitesurfen ein Störfaktor für Vögel sein kann. Jedoch wird in ebenfalls betont, dass aufgrund der begrenzten Zeiträume und Standorte, an dem der Sport ausgeübt werden kann, eine allumfassende bzw. allgemeine Bewertung in zwei Teile gegliedert werden muss. Zum einen werden Vögel durch Kitesurfer gestört, wenn beide Parteien zur gleichen Zeit anwesend sind. Mit der Anmerkung, dass jede menschliche Aktivität die Vögel voraussichtlich stört und das Ausmaß der Störung ganz von den tatsächlichen Umständen abhängt. Daher kann man verschiedene Fälle nicht übertragen. Zum anderen wird beschrieben, dass die Antwort auf einer breiteren zeitlichen und räumlichen Skala wesentlich komplexer ist. Vögel könnten dabei durch andere weiter verbreitete Freizeitaktivitäten, die häufiger an Küstenregionen stattfinden, stärker gestört werden. Das Kitesurfen an sich könnte daher durch die unregelmäßige Ausübung unbedeutend sein (Cowi A/S, 2017). In dieser Studie wird jedoch nicht auf die Entwicklung der Sportart eingegangen. Wenn die zunehmende Beliebtheit mit der Annahme der steigenden Anzahl an Kitesurfern berücksichtigt wird ist klar, dass die möglichen Ausübungsorte immer voller werden. Außerdem ist es wie bereits erwähnt (vgl. Kap. 2.3) durch die Entwicklung der Materialien möglich geworden, den Sport bei unterschiedlichen Temperaturen sowie verschiedenen Windstärken auszuüben. Demnach ist nicht davon auszugehen, dass der Sport heutzutage unregelmäßig ausgeübt wird.

Ein Artikel von Stellfeldt-Koch & Seitz (2008) beschreibt die generellen Konfliktpotenziale von wassersportlichen Aktivitäten hinsichtlich dem Schutz von Flora und Fauna in ökologisch sensiblen Gebieten. Im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer bieten z.B. […] „freiwillige Vereinbarungen und Befahrungsregelungen eine gute Grundlage, um die Ansprüche der Touristen mit denen des Naturschutzes weitest möglich zu vereinbaren“ (Stellfeldt-Koch & Seitz, 2008, S.44). An die Regelungen vor Ort sollte sich der Kitesurfer halten, da sonst weitere Einschränkungen hinsichtlich der Ausübung der Sportart entstehen können. Bis hin zum Verbot der Ausübung in bestimmten Regionen.

3 Die Entwicklung des Kitesurfens

„Du brauchst Arme aus Stahl, Nerven wie Drahtseile und außerdem musst du einstecken können wie ein Rummelboxer. Immer noch Lust aufs Kitesurfen? Cool, hier ist dein Zeug! Wie es funktioniert, findest du schon irgendwie heraus.“ Kite, 2019, S.18

Diese Worte kommen den ersten deutschen Kitesurfern wohl sehr bekannt vor, als Ende der 90er Jahre die „Kite-Welle“ allmählich über den Atlantik an die heimischen Strände schwappte. Das Problem war jedoch das unsichere Material, das vor allem in Gefahrensituationen das Kitesurfen lebensgefährlich machte. Eine Ausbildung von Instruktoren gab es ebenfalls nicht. So blieb der Sport nur wenigen Freaks10 vorbehalten (Schuber, 2019).

Um die Entwicklung des Kitesurfens näher betrachten zu können, muss ein Blick auf die Historie des Sports geworfen werden. Kites gibt es laut Gratwick (2012) schon seit über 2000 Jahren. Dabei wurden sie hauptsächlich als Antriebsmittel, zum Kampf, zum Spaß aber auch als Kommunikationsmittel verwendet. Der aus England stammende Lehrer George Pocock hatte dabei im Jahr 1826 die Idee, Kutschen sowie kleine Boote mit Hilfe der Kraft eines Kites fortzubewegen. Sie wurden dabei von zwei Kites mit jeweils vier Leinen gezogen und erreichten eine Geschwindigkeit von bis zu 20 km/h (White, 1998). Samuel Franklin Cody entwickelte daraufhin im Jahr 1901 den ersten menschentragenden Kite (Abb.4). Dieser konnte Personen an einem ca. 1.000 Meter langen Drahtseil in eine Höhe von bis zu 800m befördern. Hauptsächlich wurde er für militärische Zwecke genutzt, um bspw. Späher zu positionieren.

Der Einsatzbereich hat sich dabei durch ständige Weiterentwicklung der Materialien Stück für Stück vergrößert. So wurde bspw. die Gesamtkonstruktion leichter, wodurch bessere Flugeigenschaften erzielt werden konnten. So hatte der Amerikaner Dave Culp im Jahr 1978 die Möglichkeit, einen aufblasbaren Kite zu entwickeln und sich durch ihn mit einem Boot ziehen zu lassen. Im selben Jahr erreichte der Amerikaner „[…] Ian Day mit einem Katamaran, der von einem Flexifoil-Drachen11 gezogen wurde, eine Geschwindigkeit von 40 Stundenkilometer“ (Kitelife, 2012, S.15). Daraufhin gab es in den folgenden Jahren viele erfolgreiche Versuche, sich durch einen Kite antreiben zu lassen. Man nutzte Wasserski, Kanus oder Rollschuhe im Sommer sowie Ski oder Schlitten im Winter.

Die Frage bleibt jedoch, wer das Kitesurfen wie wir es heute kennen, letztendlich erfunden hat. Dabei beanspruchen sowohl die Amerikaner als auch die Franzosen die Erfindung für sich. Beide hatten Anfang der 90er Jahre ihre eigenen Systeme entwickelt. Die amerikanischen Brüder Corey und Bill Roesler präsentierten ihr Kiteski-System (Abb.5). Dabei wurde der Fahrer durch einen mit zwei Leinen verbundenen Kite gezogen, gesteuert durch eine vergleichsweise große Lenkstange (Bar), an der sich zusätzlich eine Winde befand. Diese hatte die Funktion, den Kite nach Absturz an sich heran ziehen zu können um ihn neu zu starten.

Die Franzosen Dominique und Bruno Legaignoux arbeiteten gleichzeitig an einem aufblasbaren Kite. Im Jahr 1997 wurde das von ihnen entwickelte WIPIKA-Modell (Wind Powered Inflatable Kite Aircraft) vorgestellt.

Der größte Vorteil dieser Konstruktion war, dass der Kite an der Wasseroberfläche trieb und erneut mit voller Leinenlänge gestartet werden konnte. Die heutigen Tubekites12 basieren noch heute auf dieser Konstruktion.

Das Kitesurfen hat sich nach diesen Innovationen stetig weiterentwickelt. Wie sich der Wandel vom Extremsport zum Trendsport vollzog, wird im folgenden Kapitel erläutert.

3.1 Vom Extremsport zum Trendsport

Vorab ist eine Definition beider Begriffe essentiell um zu verstehen, was einen Extremsport bzw. einen Trendsport kennzeichnet und wie sich beide voneinander unterscheiden.

Hadbawnik (2011) kommt zu der Erkenntnis, dass das Herangehen an die eigenen sportlichen Grenzen als Extremsport verstanden wird. Dabei wird der Begriff Extremsport als Oberbegriff für eine Vielzahl an Sportarten verstanden, in denen eine Konfrontation der eigenen Fähigkeiten mit extremen physischen, psychischen oder technischen Herausforderungen herrscht. Diese sind dabei alle mit einem hohen Risiko verbunden (Hadbawnik, 2011). Einen ähnlichen Definitionsansatz findet Aufmuth (1996), der die Extremsportarten oftmals mit großen physischen Qualen verbindet. Die körperliche Erfahrung spielt dahingehend nur eine untergeordnete Rolle.

Der wesentliche Aspekt der Entwicklung vom unkontrollierbaren Extremsport zum Trendsport ist das unter Kitesurfern bekannte 3-stufige Sicherheitssystem. Die erste Stufe beschreibt das Loslassen der Bar. Daraufhin wird der Kite im Regelfall nahezu drucklos. Sollte das nicht passieren, wird die zweite Stufe aktiv. Hierbei öffnet man die Verbindung, die den Kitesurfer mit dem Kite verbindet. Dazu muss gesagt werden, dass der Kitesurfer, ähnlich wie ein Kletterer mit zwei Sicherungen am Kite verbunden ist. So ist nach öffnen der ersten Verbindung der Kite nicht vollständig vom Kitesurfer getrennt, hängt jedoch nur noch an einer von vier (bzw. fünf) Leinen. Demnach fällt er im Regelfall drucklos auf das Wasser. Falls dennoch eine Gefahrensituation herrscht, kann der Kitesurfer die dritte und letzte Stufe des Sicherheitssystems durchführen und den Kite komplett vom Körper trennen.

Durch diese Vorkehrungen lässt sich das Kitesurfen heutzutage nahezu sicher erlernen und kann sich als Trendsport bezeichnen. Ein gewisses Restrisiko ist dennoch gegeben.

Doch was kennzeichnet einen Trendsport aus? Breuer & Michels (2003) kamen zu dem Entschluss, dass sich trotz rasantem Anstieg des Trendsports keine einheitliche Definition festlegen lässt. Lamprecht, Murer und Stamm (2003, S.33) sind dagegen im gleichen Jahr der Meinung, den Trendsport wie folgt definieren zu können: „Trendsportarten zeichnen sich nicht nur durch einen stetig wachsenden Verbreitungsgrad aus, sie propagieren auch ein neues Sportverständnis und verstehen sich als Absetz- und Gegenbewegung zur etablierten Sportwelt.“ Dabei geht es ihnen darum, dass es nicht um das Training und den Wettkampf an sich geht, sondern vielmehr der Spaß sowie das eigene Wohlbefinden im Vordergrund steht (Vgl. Lamprecht, Murer & Stamm, 2003). Eine grundlegende Unterscheidung zwischen etablierten Sportarten im Gegensatz zu Trendsportarten ist, dass Trendsportarten innovativ sind (Vgl. Balz, 2001). Werden diese Definitionen in Bezug auf das Kitesurfen gesetzt, wird klar, dass es sich um einen Trendsport handelt (vgl. Kap.3.2).

[...]


1 Ein symmetrisch aufgebautes Board, das sich in beide Richtungen gleich fahren lässt.

2 Ein direktionales Board, das auf einer Seite spitz zuläuft und im Regelfall nur mit dieser Seite in Fahrtrichtung gefahren werden kann.

3 Segeln mit zwei parallelen Rümpfen, die fest miteinander verbunden sind.

4 kleines Segelboot, was ursprünglich als Beiboot verwendet wurde, heute hauptsächlich als Trainings- und Sportboot im Einsatz.

5 Eine Bucht des atlantischen Ozeans, die sich vom spanischen Galizien bis zur französischen Bretagne erstreckt.

6 Der Wind weht parallel zum Ufer.

7 Es herrscht ein schräg auflandiger Wind.

8 Die vom Wind zugewandte Seite.

9 Angabe für Windgeschwindigkeiten: 1 Knoten entspricht 1,852 km/h, 1 Seemeile pro Stunde.

10 Hier: eine Person, die eine Sportart exzessiv über das normale Maß hinaus betreibt.

11 ein Kite mit Luftkammern, die sich durch den Wind selbst füllen und dem Kite Stabilität verleihen.

12 einzelne Luftschläuche entlang des Kites werden vorab aufgepumpt. Diese geben dem Kite seine Form und Stabilität.

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Details

Titel
Die Entwicklung des Kitesurfens. Eine sporttouristische Analyse über das Reise- und Konsumverhalten deutscher Kitesurfer
Hochschule
Deutsche Sporthochschule Köln
Note
1,5
Autor
Jahr
2020
Seiten
43
Katalognummer
V535306
ISBN (eBook)
9783346148223
ISBN (Buch)
9783346148230
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kitesurfen, Profil, Sporttourismus, Sport, Wassersport, Küstenregionen, Trendsport, Natursport, Analyse
Arbeit zitieren
Janis Brosig (Autor:in), 2020, Die Entwicklung des Kitesurfens. Eine sporttouristische Analyse über das Reise- und Konsumverhalten deutscher Kitesurfer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/535306

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