Dass eine Kultur neurotisch sein kann, ist ein interessanter Gedanke, denn es ist eigentlich die Kultur mit ihren Regeln und Vorgaben, welche dem Individuum die individuelle Freiheit nimmt, seine Triebe zu befriedigen und es so zur Neurose führt. Freud zufolge ist die individuelle Freiheit daher kein Kulturgut. Wenn es nun aber technische Möglichkeiten gibt, die dem Individuum Freiheiten zurückgeben seine Triebe zu befriedigen, stellt sich die Frage, wie sich dies auf die Kultur auswirkt. In der nachfolgenden Arbeit soll genau dieser Frage nachgegangen werden, wie sich mittels des Internets respektive der sozialen Medien neue Freiheiten für Individuen äußern und ob diese positive oder negative Auswirkungen auf die Kultur haben. Zeigt sich in dieser Entwicklung, dass der Mensch nur durch das Aufrechterhalten einer Kultur friedlich leben kann, weil in ihr Regeln herrschen, die ihm Halt geben und ihn von einem animalischen, instinktgetriebenen Wesen abgrenzen?
In seinem Werk "Das Unbehagen in der Kultur" spricht Freud am Ende davon, ob es möglich sei, dass Kulturen aufgrund der Kulturstrebungen ‚neurotisch‘ werden können. Bei einer Beobachtung der heutigen gesellschaftlichen Diskussionen, wie sie zurzeit in den sozialen Medien stattfinden, könnte sich dieser Eindruck bestätigen. Diese Diskussionen sind geprägt durch einen rauen Ton, wo schnell beleidigende Worte fallen und ‚Fake-News‘ verbreitet werden. Es wäre dabei ein Trugschluss anzunehmen, dass sich diese virtuellen Diskussionen nicht auch auf die reale Gesellschaft auswirken. So wurde digitale Fehlinformation vom Weltwirtschaftsforum als eine der Hauptbedrohungen für die menschliche Gesellschaft eingestuft. Es scheint, als würde sich die etablierte demokratische Kultur mit ihren Regeln und Werten im Umbruch, wenn nicht sogar in der Auflösung befinden. Dies wird bedingt durch die neuen Möglichkeiten der Kommunikation, welche durch die Online-Medien, hervorgegangen sind. Es kann sich hier jeder frei äußern und eine neue, größere Öffentlichkeit erreichen, um sich und seiner Meinung Gehör zu verschaffen. Dies scheint im ersten Moment gut für eine demokratische Kultur zu sein, da es für das Individuum leichter ist an der öffentlichen Diskussion teilzunehmen und so mehr Freiheit herrscht. Doch hat diese Freiheit wirklich nur positive Auswirkungen auf die Kultur?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Freud: „Freiheit ist kein Kulturgut“
- Kymlicka: „Freiheit als Folge von Kultur“
- Soziale Medien: Entwicklung, Effekte und Auswirkung auf die Kultur
- Entwicklung und Kommunikation von und in sozialen Medien
- Entwicklung
- Kommunikation in den sozialen Medien
- Effekte der sozialen Medien
- Die Filterblase
- Framing und Confirmation Bias
- Echokammern
- Auswirkung auf Kultur, Gesellschaft und Freiheit
- Der demokratische Prozess
- Meinungsfreiheit und Lautstärke im Internet
- Auswirkungen von, Freiheit und, konstruktivem Dialog' in der Online-Diskussion
- Hasnan Kazim: Post von Karl-Heinz
- Hannes Ley: #ichbinhier
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie sich die Entwicklung des Internets und der sozialen Medien auf Kultur und Freiheit auswirken. Insbesondere wird untersucht, ob die neu gewonnenen Freiheiten für Individuen durch soziale Medien positive oder negative Folgen für die Kultur haben.
- Die Beziehung zwischen dem Individuum, Kultur und Freiheit im Kontext von Freuds Theorie.
- Der Einfluss von sozialen Medien auf die Kommunikation und die Entstehung von Filterblasen, Framing und Echokammern.
- Die Auswirkungen von sozialen Medien auf den demokratischen Prozess und die Meinungsfreiheit.
- Konkrete Beispiele für konstruktive Online-Diskussionen und deren Bedeutung für die Aufrechterhaltung des demokratischen Prozesses.
- Die Frage nach der Veränderung von Kultur durch das Internet und die Notwendigkeit einer neuen Online-Kultur, die demokratischen Prinzipien folgt.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Unbehagens in der Kultur ein und beleuchtet die Frage, ob Kulturen durch die Kulturstrebungen „neurotisch“ werden können. Die Arbeit stellt die These auf, dass die sozialen Medien einen Einfluss auf den Wandel der etablierten demokratischen Kultur haben könnten.
Im ersten Kapitel wird Freuds Theorie über den Zusammenhang zwischen Individuum, Kultur und Freiheit vorgestellt. Freud argumentiert, dass die Kultur dem Individuum Freiheit nimmt, seine Triebe zu befriedigen, was zu Neurose führen kann.
Das zweite Kapitel behandelt Kymlickas Theorie über Freiheit und Kultur, die eine andere Richtung einschlägt als Freuds.
Kapitel drei beschäftigt sich mit der Entwicklung des Internets und der sozialen Medien, analysiert die neu gewonnenen Freiheiten und untersucht deren Auswirkungen auf die Kommunikation zwischen Individuen.
Kapitel vier befasst sich mit den Effekten von sozialen Medien auf Individuen und Gesellschaft und diskutiert deren Auswirkungen auf den demokratischen Prozess und die Meinungsfreiheit.
Im fünften Kapitel werden konkrete Beispiele für Versuche, den demokratischen Prozess auch online konstruktiv zu gestalten, anhand von Hasnan Kazim und Hannes Ley dargestellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen der Kultur, Freiheit, dem Individuum, dem Unbehagen in der Kultur, sozialen Medien, online Kommunikation, Filterblasen, Framing, Echokammern, Meinungsfreiheit, dem demokratischen Prozess und der digitalen Kultur.
- Arbeit zitieren
- Daniel Balle (Autor:in), 2019, Das Unbehagen in den sozialen Medien. Auswirkungen der sozialen Medien auf Kultur und Freiheit unter Bezugnahme auf Freud und Kymlicka, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/535534