Schulung der Reaktionsfähigkeit durch kleine Spiele als Vorbereitung auf das Sportspiel Basketball


Unterrichtsentwurf, 2006

26 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Themeneinordnung & sachanalytische Betrachtung
1.1 Die koordinativen Fähigkeiten (HIRTZ)
1.2 Die Reaktionsfähigkeit
1.3 Entwicklung und Trainierbarkeit
1.4 Bedeutung des Spiels für die Entwicklung koordinativer Fähigkeiten
1.5 Bezug zum Basketball

2. Didaktische Analyse des Themas

3. Ziele der Stunde (Lernziele)

4. Didaktisch – Methodische Vorüberlegungen
4.1 Bezug zum Lehrplan & zum aktuellen Zeitgeschehen
4.2 Einbindung in das Stoffgebiet
4.3 Organisatorisch – Materielle Voraussetzungen
4.4 Situation der Lerngruppe
4.4.1 Anthropogene Voraussetzungen
4.4.2 Technisch – Koordinative Voraussetzungen

5. Methodische Entscheidungen

6. Geplanter Unterrichtsverlauf

Literatur- und Quellennachweis

Anhang

Hallenplan

Übungsbeschreibung

1. Themeneinordnung & sachanalytische Betrachtung

1.1 Die koordinativen Fähigkeiten (HIRTZ)

Bevor auf die speziellen Ziele, oder die organisatorischen und personellen Bedingungen und daraus resultierenden methodischen Entscheidungen der Lehrprobenstunde eingegangen werden kann, sollte vorab das Thema der Stunde losgelöst vom eigentlichen Unterrichtsgeschehen analysiert werden.

Folgende Zeilen werden sich mit der Gesamtthematik der koordinativen Fähigkeiten beschäftigen, da eine ausschließliche Schulung der Reaktionsfähigkeit im Sportunterricht nur sehr bedingt möglich ist. Um sich also dem Anliegen dieser speziellen Fähigkeit zu nähern, ist auf die Ausbildung der koordinativen Fähigkeiten, die in der Sportwissenschaft neben der Beweglichkeit und den konditionellen Fähigkeiten zu den körperlich – motorischen Fähigkeiten zählt, nicht zu verzichten. Während die konditionellen Fähigkeiten auf energetischen Prozessen beruhen, wird die Koordination durch Prozesse der Bewegungssteuerung bestimmt. Sie bewirken, dass die Impulse innerhalb eines Bewegungsablaufes aufeinander abgestimmt werden und die entsprechenden Muskeln erreichen.

Seit Anfang der 70er Jahre häufen sich die Abhandlungen und Untersuchungen in diesem Bereich. Je nach Verfasser werden in der Literatur verschiedene Klassifizierungen vorgenommen. So wird nach grundlegenden und speziellen, nach komplexen und sportartspezifischen, nach beobachtbaren und nicht-beobachtbaren Fähigkeiten unterschieden.

1985 entwickelte HIRTZ das für den Schulsport relevante „...Modell der fünf fundamentalen koordinativen Fähigkeiten...“.[1] Die folgende Übersicht stellt diese Fähigkeiten dar und verdeutlicht die Einordnung in den Bereich der körperlich-motorischen Fähigkeiten und dem Primärziel, einer möglichst guten sportlichen Leistung.[2]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. I

1.2 Die Reaktionsfähigkeit

Spieler müssen auf das Zuspiel des Partners reagieren, Schwimmer auf den Startschuss, Turner auf Abweichungen der Technik, die einer Korrektur bedürfen. Die Reaktionsfähigkeit ist im gesamten Feld des Sportes in ihren unterschiedlichsten Formen mehr oder weniger immer von Bedeutung. Sie definiert sich im Bereich der Koordination als die Fähigkeit, auf einen Reiz oder ein Signal schnellstmöglich reagieren zu können. Die Zeit vom Setzen eines Sinnesreizes bis zum Beginn der Reaktion nennt man die Reaktions- oder Latenzzeit, in der verschiedene neurophysiologische Prozesse der Informationsaufnahme, deren Verarbeitung und der Informationsumsetzung ablaufen.

LOOSCH unterscheidet in Anlehnung an VILKNER drei Stufen der Reaktionsfähigkeit im Sport. Die einfache Reaktion, die komplexe Reaktion und die Wahlreaktion, wobei viele Publizisten die Wahlreaktion als speziellen Bereich der komplexen Reaktion ansehen.[3]

Bei der einfachen Reaktion folgt auf einen singulären Reiz eine vorher eindeutig festgelegte Reaktion. Das Startsignal zum 100m Lauf oder zum 50m Brustschwimmen sind Beispiele aus dem Bereich des Sports.

Bei komplexen Reaktionen, die sich häufiger beobachten lassen, antwortet der Körper auf ein vorher nicht eindeutig bekanntes Signal. Diese Reaktionen werden maßgeblich von der sportartspezifischen Technik beeinflusst. So reagiert ein Boxer auf einen nicht vorhersehbaren Reiz (Schlag) mit einem Ausweichen und gleichzeitigem Positionieren für einen Gegenangriff.

Die letzte Stufe ist die der Wahlreaktionen, die außerordentlich bedeutsam bei Spielsportarten sind. Der Reagierende hat eine Auswahl an Handlungsalternativen, deren Anzahl die Reaktionszeit enorm beeinflusst. Diese werden dabei bis zu einer Alternativreaktion reduziert. Beispielsweise können dann auch beim Schuss auf ein Tor mehrere Bereiche angezielt werden oder es stehen mehrere Mitspieler zur Verfügung, zu denen der Ball gepasst werden kann.

In vielen Sportarten antizipieren die Sportler ihre nächste Bewegungsausführung, um zweckentsprechend reagieren zu können. Spielt beispielsweise ein Fußballer einen Pass in den Lauf eines Mitspielers, so muss bzw. sollte dessen Position und das weiterführende Spielgeschehen vorgedacht werden.[4]

Wie also verdeutlicht wurde, ist die Reaktionsfähigkeit eine doch sehr umfassende und komplexe Fähigkeit, welche in engem Bezug zu der konditionellen Fähigkeit Schnelligkeit steht. Diese unterteilt sich je nach Verfasser in zwei beziehungsweise drei Phasen. Trotz aller Unstimmigkeiten gehen Publizisten von einer anfänglichen Reaktionsleistung, bestimmt durch die Reaktionsfähigkeit aus.

Dabei kann die Signalgebung beispielsweise optisch, durch laufende Gegenspieler oder die Flugbahn des Balles erfolgen. Ebenso akustisch durch einen Pfiff, wie auch in beispielsweise in Kampfsportarten taktil oder kienästhetisch.

Nachdem nun die Charakteristik der koordinativen Fähigkeiten und speziell der Reaktionsfähigkeit dargestellt wurde, soll im Folgenden die Bedeutung dieser für die motorische Entwicklung der Kinder erläutert werden.

1.3 Entwicklung und Trainierbarkeit

In der Bewegungslehre unterscheidet man in der Regel drei charakteristische Phasen der Fähigkeitsentwicklung eines Menschen, die bei der Festlegung von Trainingsinhalten immer Beachtung finden sollten:

1. Phase des schnellen, nahezu linearen Leistungsanstiegs vom Vorschulalter bis zum späten Schulkindalter
2. Phase der Instabilität und Neuanpassung in der Zeit der Pubertät
3. Phase der Annäherung an das maximale Leistungsniveau nach der Pubertät bis zum frühen Erwachsenenalter[5]

Grundlegend ist dabei die Ausbildung der koordinativen Fähigkeiten von drei Faktoren abhängig. Zum einen besteht eine Abhängigkeit von dem unmittelbaren Umfeld, welches die Bewegungsmöglichkeiten bestimmen kann. Für den Grad der Ausbildung ins besondere verantwortlich, sind aber auch die Bewegungsanforderungen, die der Mensch im Laufe seiner Entwicklung aktiv bewältigt. Weiterhin beeinflussen natürliche Vorraussetzungen des Körpers den Entwicklungsfortschritt, wie beispielsweise die Struktur und Funktionsweise des zentralen Nervensystems. Sie durchlaufen einen Prozess, der als Reifung gekennzeichnet werden kann. Die Reifung der Sinnesorgane oder des zentralen Nervensystems sind grundlegende Voraussetzungen für die Entwicklung koordinativer Fähigkeiten. Diese inneren, biologischen Voraussetzungen bestimmen die ´sensiblen Phasen´ einer jeweiligen Fähigkeit.[6] Eine sensible Phase zeichnet sich durch erhörte Zuwachsraten der Fähigkeit bei entsprechender Beanspruchung aus. Entfällt diese Beanspruchung so bleiben die ausreifenden Fähigkeiten unterentwickelt. Die Reaktionsfähigkeit beschreibt ihre größten Zuwachsraten bei Kindern zwischen dem 7. und 11. Lebensjahr. Obwohl außerhalb dieser Phase ein Training natürlich auch Wirkung zeigt. Dieses sollte entsprechend so angelegt sein, dass die Lernenden anhand wechselnder Signale (akustisch, optisch, kinästhetisch) eine möglichst schnelle komplexe Reaktion oder eine Wahlreaktion zeigen. Auf das Trainieren einer einfachen Reaktion sollte als Vorbereitung auf Sportspiele keinen Wert gelegt werden, da diese darin in ihrer Reinheit nicht vorkommen. Wichtig bleibt weiterhin, dass die geforderte Reaktion am Leistungsniveau der Lernenden angepasst sein sollte. Da die Reaktion auf kinästhetische Reize die längste Latenzzeit benötigt und die Verarbeitung dieser Reize für Schüler Schwierigkeiten birgt, sollten bei einem Training erst auf optische und akustische Reize wert gelegt werden. Außerdem sollte beim Schulen der koordinativen Fähigkeiten, also auch der Reaktionsfähigkeit immer auf einen ausgeruhten Zustand der Lernenden geachtet werden.

Zusammenfassend und in der Sportwissenschaft allgemein gültig, ergeben sich beeindruckende Entwicklungsfortschritte durch eine systematische Schulung der koordinativen Fähigkeiten. „Der erreichte Entwicklungsschub kann ein Entwicklungsvorsprung fürs Leben sein.“[7]

Eine Möglichkeit zur Entwicklung koordinativer Fähigkeiten sind Spiele beziehungsweise spielerische Übungsformen, was für die folgende Unterrichtsstunde äußerst relevant ist. Dies soll im kommenden Abschnitt in kurzer aber prägnanter Form verdeutlicht werden.

1.4 Bedeutung des Spiels für die Entwicklung koordinativer Fähigkeiten

Will man notwendigerweise vorab einmal ´das Spiel´ in seinem Wesen definieren, so stößt man in der Literatur auf sehr unterschiedliche Aussagen, da scheinbar keine allgemeingültigen Merkmale festgelegt werden können, die diese präzise kennzeichnen würden. Trotzdem sollen hier einige Schlagwörter benannt werden, die Spiele im Sportunterricht charakterisieren. DÖBLER meint, dass bestimmend von einem Spielgedanken beziehungsweise einer Aufgabe Handlungen folgen, die durch motorische Leistungen und sozialer Aktivitäten bestimmt sind.[8]

Spiele sind gleichzeitig kindgemäß, abwechslungsreich, motivierend, erlebnisorientiert und sie fördern und fordern den Bewegungsdrang von Kindern- und Jugendlichen. Wie allgemein bekannt besitzen diese einen Spieltrieb, der in den unterschiedlichsten Variationen zum Vorschein kommen kann. So nahmen OERTER/MONTADA (1987) eine umfassende Unterscheidung dieser vielfältigen Spielformen vor.

Eine große Anzahl der Spiele im Sportunterricht eignen sich durch darin implizierte vielseitige Bewegungstätigkeiten, die wesentlichen koordinativen Fähigkeiten gezielt oder im Komplex entwickeln zu können. Durch die unvorhergesehenen motorischen Anforderungen infolge der sich ständig ändernden Spielsituationen, stellt man sich dabei gezielt, schnell und zweckentsprechend von einem Spielvorgang auf den anderen um.[9]

Grundformen des Bewegens, wie Laufen, Springen, Werfen, Schlagen, sind in zahlreichen Spielen enthalten und bilden die Grundlage für das Erlernen und Vervollkommnen von Bewegungsfertigkeiten in Sportspielen. Besonders Platzsuch- und Wechselspiele, Haschspiele aber auch Nummern- und Farbwettläufe eignen sich besonders, die Reaktionsfähigkeit zu schulen. Das ständige Reagieren auf die eigene Nummer, den eigenen Namen, den Fänger, auf entgegenkommende Kinder oder auf das im Weg stehende Hindernis, bestimmt den Spielgedanken und ist Voraussetzung für einen Handlungserfolg. Dies zu der maßgeblichen Bedeutung des Spiels für die Entwicklung der koordinativen Fähigkeiten, vor allem der Reaktionsfähigkeit.

1.5 Bezug zum Basketball

Die Geschichte des Sportspiels Basketball lässt sich bis zu den Inkas und Mayas zurückverfolgen, bei denen im Spiel ´Top-Tapok´ bereits ballähnliche Hohlkörper auf waagerecht oder senkrecht stehende Ziele geworfen wurden. Die Neubestimmung wurde allerdings durch den kanadischen Sportlehrer James Naismith im Jahre 1892 gewährleistet, der dazumal einen verletzungsrisikoarmen Ausgleich für den kalten Winter in der Halle suchte. Bis das Basketballspiel letztlich seinen Weg nach Deutschland fand vergingen noch einige Jahrzehnte. Heute jedoch gehört es auch hier zu den etabliertesten Mannschaftssportarten, das sogar seinen Weg in den Schulsport fand.

Doch welche Eigenschaften sollte ein guter Basketballspieler besitzen. Er benötigt definitiv ein stark ausgeprägtes Ballgefühl mit einem hohen Grad an Spielwitz und Gewandtheit mit und ohne Ball. Erlangen kann man diese Fähigkeiten nur mit einer gut ausgebildeten Basis. Genau hier kommen die bereits anschaulich gemachten koordinativen Fähigkeiten mit implizierter Reaktionsfähigkeit ins Spiel. Nur durch das ständige Einbringen von koordinativen Elementen in den Trainingsprozess kommt es schließlich, wie in allen Sportarten, zu der einfacheren Erlernung und Festigung der sportartspezifischen Fähigkeiten und Fertigkeiten und letztlich zu einer Steigerung der sportlichen Leistung im Basketball. Die Abbildung in 1.1 verdeutlicht das noch einmal vereinfacht.

[...]


[1] MARTIN,D./NICOLAUS,J./OSTROWSKI,CH./ROST,K., Schondorf 1999, 84

[2] vgl. HIRTZ,P.: Koordinative Fähigkeiten im Schulsport, Berlin 1985

[3] vgl. MARTIN 1999, 355

[4] vgl. LOOSCH 1999, 21

[5] vgl. MEINEL/SCHANBEL 1998, 260 f.

[6] vgl. HIRTZ 1985, 36

[7] LOOSCH 1999, 243

[8] vgl. DÖBLER 2003, 15

[9] vgl. DÖBLER 2003, 37

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Schulung der Reaktionsfähigkeit durch kleine Spiele als Vorbereitung auf das Sportspiel Basketball
Hochschule
Staatliches Studienseminar für Lehrerausbildung Erfurt
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
26
Katalognummer
V53581
ISBN (eBook)
9783638489911
ISBN (Buch)
9783638678360
Dateigröße
554 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Unterrichtsentwurf einer Prüfungslehrprobe im Sportunterricht als Vorbereitung auf das Sportspiel Basketball
Schlagworte
Schulung, Reaktionsfähigkeit, Spiele, Vorbereitung, Sportspiel, Basketball
Arbeit zitieren
Steffen Knäbe (Autor:in), 2006, Schulung der Reaktionsfähigkeit durch kleine Spiele als Vorbereitung auf das Sportspiel Basketball, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53581

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