Die Täter-Opfer-Struktur in "Das Lachen" von Henri Bergson


Hausarbeit, 2018

20 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Einführung in die Komik bei Bergson

3. Situationskomik
3.1 Einsichtigkeit und Steigerungsfähigkeit
3.2 Täter-Opfer-Struktur in der Situationskomik
3.3 Kritik der Täter-Opfer-Struktur in der Situationskomik
3.4 Situationskomik im Würfelspiel

4. Charakterkomik
4.1 Die "mechanische Steifheit" des Zerstreuten und des Ordentlichen
4.2 Täter-Opfer-Struktur und Karikatur
4.3 Die soziale Funktion der Komik

5. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Henri Bergson will in seinem Essay "Das Lachen" der Frage nachgehen, warum wir in bestimmten Situationen Dinge komisch finden und lachen. Er fragt nach den Gemeinsamkeiten zwischen der "Grimasse eines Clowns, [dem] Wortspiel, [der] Verwechslung in einem Schwank, [einer] geistvolle[n] Lustspielszene"1, und er fragt dabei auch nach der Bedeutung des Lächerlichen.2 Dass es Gemeinsamkeiten zwischen verschiedenen komisch wirkenden Situationen und Individuen gibt, setzt er also voraus, auch wenn er "die komische Phantasie auf keinen Fall in eine Definition [...] zwängen"3 will. Im zweiten Kapitel bezeichnet Bergson das Lachen als eine Demütigung4 und spricht davon, dass man es als "wahre soziale Züchtigung"5 betrachten kann. In der Komik scheint es nach Bergson also immer einen Täter zu geben, der lacht, und ein Opfer, über das gelacht wird. Dass Bergson diese Sichtweise, diese Täter-Opfer-Struktur der Komik, in allen möglichen Arten der Komik zu finden glaubt, will ich in der vorliegenden Arbeit überprüfen und diskutieren. Hierzu möchte ich zunächst den Umfang feststellen, in welchem dieses Prinzip Bergsons gesamtes Verständnis von Komik prägt, sowie alternative Betrachtungsmöglichkeiten heranziehen, um zu sehen ob Bergsons Hervorhebung des Opfers in der Komik, auch in Bezug auf die von ihm formulierten Beispiele, unbedingt ist. In einem weiteren Schritt will ich Bergsons Täter-Opfer-Struktur der Komik kritisch betrachten. Dabei soll es vor allem um die These gehen, ob und inwiefern der Intellekt der Individuen in Bergsons Begriff des Komischen beschränkt wird. Man kann die Komik, die Bergson beschreibt, grob in zwei verschiedene Arten unterteilen: in die Situationskomik einerseits, in der ganze Situationen komisch erscheinen, und in die Charakterkomik andererseits, in der bestimmte Verhaltensweisen, bestimmte Charakterzüge komisch wirken. Diese Einteilung will ich übernehmen, um möglichst nahe an einem Begriff zu arbeiten, den Bergson meint, wenn er vom Komischen spricht. Und auch wie Bergson will ich mich in erster Linie an der Komödie orientieren, das heißt an Darstellungen, die komisch wirken sollen. Jedoch möchte ich ebenso nachprüfen, ob sich nicht auch außerhalb der Komödie etwas finden lässt, das in diesem Kontext relevant ist: im alltäglichen Leben, in einem Spiel oder auch in der sozialen Wirklichkeit.

2. Einführung in die Komik bei Bergson

Bergson schreibt: "Wenn eine bestimmte komische Wirkung eine bestimmte Ursache hat, so kommt uns die Wirkung umso komischer vor, je natürlicher wir ihre Ursache finden."6 Sieht man sich Bergsons Beispiele an: eine Person, die in ein Loch fällt, da sie in die Luft geschaut hat,7 ein Ordentlicher, der mit "mathematischer Regelmäßigkeit seinen [...] Geschäften nach[geht]"8, von einem "Spaßvogel"9 gestört und aus dem Konzept gebracht wird – so könnte man meinen, dass die natürliche Ursache, von der Bergson spricht, in einer bestimmten logisch herleitbaren Abfolge von Geschehnissen liegt. Jemandem, der beim Wandern in die Luft schaut, kommt das Hindernis, über das er fällt, unweigerlich mit jedem Schritt näher; das Unheil, welches ihm blüht, ist vorauszusehen. Beim Ordentlichen, der vom Spaßvogel gestört wird, folgen die Handlungen in einer bestimmten Reihenfolge; Bergson spricht hier von einer "mechanisch wirkende[n] Steifheit"10. Der Spaßvogel ist sich dessen bewusst und spielt diese Steifheit gegen ihn aus. So beschreibt Bergson die Komik als etwas, das derjenige, auf den sie wirkt, kommen sieht. Sie ist für den Lachenden nichts Überraschendes. Und je weniger überraschend sie ist und je natürlicher, wie Bergson es nennt, die Folge eintritt, desto komischer ist der Effekt. Aufgrund dieses Kommensehens wäre von einer natürlichen Ursache des Komischen zu sprechen. Es ist offensichtlich, dass man unweigerlich in ein Loch hineinfällt, wenn man sich darauf zubewegt. Und es ist für alle, die die strikten Handlungsabfolgen eines Ordentlichen kennen, ebenso offensichtlich, dass er ins Stolpern kommen wird, wenn ihm jemand ein Hindernis in den Weg legt. Freilich bleibt der komische Effekt nicht aus, wenn der Zuschauer nicht im Vorfeld über die Hindernisse Bescheid weiß, über die der "Zerstreute"11 oder der Ordentliche stolpert. Doch kann man vielleicht sagen, dass der komische Effekt dadurch verzögert wird; der Zuschauer muss im Nachhinein die Vorgänge, die zum Unglück führten, Revue passieren lassen, damit er vom komischen Effekt getroffen wird. Zunächst wäre er vielleicht nur überrascht oder irritiert. Diesen Hintergrund, den der komische Effekt braucht, ist vielleicht als Hintergrund des "wirklichen Leben[s]"12 zu verstehen, aus dem Bergson das Komische hervorgehen sieht.

Doch Bergson schreibt von einer solchen Einsichtigkeit, die der komische Effekt braucht, nicht sehr viel. Vielmehr ist er darauf bedacht, den komischen Effekt im Charakter einer Person festzumachen. Bergson spricht davon, dass es im Beispiel des Ordentlichen und des Zerstreuten ein "äußere[r] Umstand"13 ist, der den komischen Effekt bewirkt. Seiner Einschätzung nach ist das Komische hier zufällig.14 Er fragt im Folgenden danach, wie es ins "Innere [der Person] gelange"15. Wie aber kommt Bergson zu diesem Schritt? Das Komische hat er in den beiden Beispielen vom Zerstreuten und vom Ordentlichen in der Zusammenwirkung bestimmter Elemente bestimmt. Es reichte nicht aus, dass der Zerstreute zerstreut ist, um Gelächter zu erzeugen. Seine Zerstreutheit musste sich konkret äußern, indem er beispielsweise in die Luft schaut anstatt auf ein sich näherndes Hindernis. Hier jedoch spricht Bergson vom Komischen überhaupt und will dieses ins Innere der Person legen.

Er schreibt, die Komik müsse sich "auf natürliche Weise immer neue Gelegenheiten schaffen, um in Erscheinung zu treten"16, damit sie ins Innere der Individuen kommen kann. Mit dem Begriff des Natürlichen scheint es bei Bergson also eine andere Bewandtnis zu haben als die Natur einer bestimmten logischen Abfolge, wie ich oben annahm. Das Natürliche scheint mehr in der Person selbst zu liegen. Dem Zerstreuten, um bei diesem Beispiel zu bleiben, müssen immer wieder ähnliche Missgeschicke widerfahren. Die Ähnlichkeit der Missgeschicke muss eine sein, die letztlich eine bestimmte Charaktereigenschaft, zum Beispiel die der Zerstreutheit, widerspiegelt. Vielleicht wird eine solche Eigenschaft von Außenstehenden auch aktiv skizziert. Nicht umsonst schreibt Bergson, "[d]as Laster[...], das uns zur komischen Figur stempelt, wird uns [...] von außen zugetragen wie ein fertiger Rahmen"17. Doch wollen wir uns zunächst damit begnügen, dass ein Zusammenhang zwischen Verhaltensweisen, die bestimmte Missgeschicke zur Folge haben, bestehen muss. Inwiefern ein solcher Zusammenhang den Charakter einer Person erkennen lässt und inwiefern er von Außenstehenden zugeschrieben wird, tut hier noch nichts zur Sache. Der oben beschriebenen logischen Einsicht in das Missgeschick kommt ein solcher Charakterzusammenhang als weiterer Aspekt des Komischen hinzu. Und es gibt gute Gründe anzunehmen, dass dieser Aspekt für Bergson ganz zentral ist. Als ersten Punkt, gleich zu Beginn seines Essays, führt er an, dass es keine Komik außerhalb des Menschlichen gibt.18 Er fügt konkretisierend hinzu: "[W]enn irgend ein Tier oder irgend ein seelenloser Gegenstand zum Lachen reizt, dann geschieht dies einer gewissen Ähnlichkeit mit den Menschen wegen"19.

3. Situationskomik

Im 2. Kapitel will Bergson "das Komische [...] in den Handlungen und Situationen"20 suchen. In diesem Zusammenhang wendet er sich vom Komischen, das er im vorangegangenen Kapitel in den Individuen selbst suchte, ab und gelangt zu einer Komik, die er selbst als "Schwank"21 bezeichnet und ich allgemeiner als Situationskomik bezeichnen will. Ich will im Folgenden untersuchen, inwiefern Bergson auch in dieser Art der Komik das Lachen als ein Verlachen beschreibt, werde erörtern, was für Bergsons Betrachtungsweise spricht, und die Möglichkeit einer alternativen Betrachtungsweise diskutieren. Zunächst allerdings will ich versuchen, ein paar Grundbestimmungen zu treffen, die meine weiteren Überlegungen stützen sollen.

3.1 Einsichtigkeit und Steigerungsfähigkeit

Bergson spricht von einem "mechanischen Apparat, den das Spiel in Bewegung setzt"22. Er denkt dabei an einen Schneeball, der einen Berg herunterrollt und schließlich zur Lawine wird, an einen Dominoeffekt, bei welchem ein angestoßener Zinnsoldat alle weiteren umwirft. Allgemein beschreibt Bergson den Mechanismus, der zum komischen Effekt führt, wie folgt: "Eine Wirkung greift um sich […], so daß die ursprünglich bedeutungslose Ursache [...] zu einem [...] bedeutsamen [...] Ergebnis führt."23 Man kann bis dahin sagen, dass die Komik, die aus Handlungen und Situationen erwächst, eine Steigerung von Problemen und Affekten mit sich führt. Der Handelnde handelt nicht offensichtlich falsch, und auch ist sein Verhalten nicht in irgendeiner Weise anormal oder ungewöhnlich. Und doch führen seine Handlungen zu schicksalshaften Entwicklungen – wenn nicht für ihn selbst, dann für andere, wobei der Handelnde freilich immer auch in den gesamten Handlungsverlauf involviert ist. Bergson erläutert dies an folgendem Beispiel: Jemand verliert einen Gegenstand. Er versucht, diesen immer wieder zu fassen, doch gleitet er ihm immer wieder aus den Händen, wenn er meint, ihn gleich zu haben. Dieser Gegenstand richtet nun immer größeren Schaden an.24 Höhepunkte einer solchen Komödie ist einerseits der ständige Versuch, den Gegenstand zu fassen, wobei dieser Versuch stets scheitert, und andererseits der immer größer werdende Schaden, den der stets entgleitende Gegenstand bewirkt. Dass eine ursprünglich unbedeutende Ursache zu einer Katastrophe führt, ist nun nicht so zu verstehen, dass die Verschlimmerung der Situation für den Zuschauer nicht vorhersehbar ist. Wenn auch das Ausmaß der Verschlimmerung und seine konkrete Gestalt nicht abzusehen ist, so gehört es zur Komödie dazu, dass sich die Handlung steigert und die Probleme stets bedrängender werden. Es lassen sich mit Sicherheit auch ganz allgemeine Gesetzmäßigkeiten finden, nach denen sich die Handlung steigert. Bergson erläutert dies recht plausibel, wenn er beispielsweise von einem Kartenhaus spricht, das in sich zusammenfällt, wenn eine Karte angestoßen wird.25 Wir können für die Charakterkomik wie für die Situationskomik festhalten, dass komisch wirkende Ereignisse und Handlungen stets in ihrer Vorhersehbarkeit, in ihrem sichtbaren Zusammenhang, in dem sie stehen, komisch wirken. Und vielleicht ist es gerade dieser Zusammenhang, der dem Zuschauer eine Distanz zur dargestellten Situation oder Person gewährleistet, eine, die den komischen Effekt erst möglich macht. Auch nach Bergson ist eine Distanz zu denjenigen, die an der komischen Situation beteiligt sind, notwendig. Er schreibt, "[d]as Lachen hat keinen größeren Feind als die Emotion"26, und dass das Mitgefühl zumindest für einen kurzen Moment unterdrückt werden müsse, um einen komischen Effekt zu erleben.27 Hegel scheint einen ähnlichen Gedanken zu haben, wenn er von der Einsicht des Zuschauers in Geheimnisse spricht, welche die gespielten Rollen in der Komödie haben und gegeneinander ausspielen. Er schreibt, "[w]ir selbst [...] sind im Geheimnisse und können, vor aller List und jedem Betruge [...] gesichert, nun über jeden Widerspruch lachen"28.

3.2 Täter-Opfer-Struktur in der Situationskomik

In der Situationskomik verhalten sich die Individuen, wie schon gesagt, nicht unbedingt seltsam, versteift und unnatürlich. Unnatürlich und seltsam sind hier vor allem die Situationen, in denen verschiedene Handlungen und Geschehnisse miteinander verstrickt sind und miteinander verstrickt werden. Vielleicht steigert sich die Situationskomik dadurch, dass immer mehr Zufälle aufeinanderfolgen, die in einem bestimmten Zusammenhang zueinanderstehen und dadurch schon erahnen lassen, dass es sich hier nicht um wirkliche Zufälle handelt, sondern dass der Regisseur sie ganz gezielt einsetzt, um ein komisch wirkendes Durcheinander zu erzeugen. Vielleicht ist das Verhältnis zwischen Regisseur und Darsteller ganz ähnlich wie dasjenige zwischen dem Spaßvogel und demjenigen, der "mit mathematischer Regelmäßigkeit seinen kleinen Geschäften"29 nachgeht, mit dem Unterschied, dass es den dargestellten Rollen nicht unbedingt an einer mathematischen Regelmäßigkeit oder an sonst irgendeiner Steifheit bedarf. Der Zuschauer kann zwischen den Charakteren, die sich in einer komischen Situation befinden, und sich selbst vielleicht sehr viel Ähnlichkeit erkennen. Es bleibt zu klären, ob wir nicht über den Spaßvogel lachen, der uns die komische Situation ermöglicht, und nicht über die Individuen, die darunter leiden. Dieses Lachen wäre freilich kein Auslachen und es wäre auch kein reines mit ihm über andere Lachen. Es wäre eher ein Lachen über die schrägen und komischen Einfälle des Spaßvogels bzw. des Regisseurs.

Vielleicht könnte man sagen, dass der Zuschauer einer Komödie, nach Bergson, diese selbst weiterschreiben kann, wenn er erst einmal die Stereotypen in ihr erkannt hat, die zu erkennen zugleich Voraussetzung dafür ist, um die Komik überhaupt zu verstehen. Was kann die Komödie noch an Überraschungen mit sich bringen, wenn die Stereotypen als Grundvoraussetzung für das Verstehen der Komik von Anfang an gesetzt sein müssen? Der Reiz, die Komödie bis zum Ende sehen zu wollen, scheint hier doch nur in der Kreativität der Situationsgestaltung und in der Steigerung der situativen Komik liegen zu können. Freilich kann auch die Wiederholung komisch sein; doch sie alleine reicht nicht aus. Vielleicht will Bergson ähnliches sagen, wenn er schreibt, "dass die Kunst des Komödiendichters darin besteht, uns [...] mit dem Laster so vertraut zu machen, [...] daß es [...] einige Schnüre, an denen es seine Marionetten tanzen läßt, zum Spielen überläßt".30 Doch dem Aspekt der Kreativität des Regisseurs und dem der Steigerung der komisch wirkenden Situationen schenkt Bergson kaum Beachtung. Für die Situationskomik, die er wohl meint, wenn er vom "Schwank"31 spricht, macht er den katastrophalen Ausgang für die dargestellte Rolle verantwortlich.32 Vielleicht ist es unpassend, den Höhepunkt der Komik in der Komödie grundsätzlich als "Katastrophe"33 für die dargestellten Rollen zu bezeichnen. Vielleicht wäre es treffender, von Problemen zu sprechen, die durch vermeidbare Zufälle, in Wahrheit durch Handlungsverknüpfungen des Regisseurs, verursacht werden und immer wieder neue Reaktionen der Akteure erzwingen, die dann wiederum in den komischen Handlungsablauf hineinspielen und ihn steigern. Hegel schreibt in diesem Zusammenhang ganz allgemein von "komischen Verwicklungen der Situationen und Zustände"34. Zur Komödie gehören für ihn auch die "zufälligen Schiefheiten, Lächerlichkeiten, [die] abnormen Angewöhnungen und Torheiten"35 der dargestellten Charaktere. Doch bei Bergson ist es, im Schwank wie in der Charakterkomödie, die Demütigung der dargestellten Rolle, die hervorsticht. Nach ihm ist der Schwank komisch, wenn am Ende alles in Scherben liegt. Nach dem Gesagten lässt sich nun zweifellos von einer Täter-Opfer-Struktur sprechen, welche der Bergsonschen Komik generell anhaftet.

3.3 Kritik der Täter-Opfer-Struktur in der Situationskomik

Im echten Leben würde uns eine Situation vielleicht komisch erscheinen, wenn wir zufällig einen Bekannten, den wir lange Zeit nicht gesehen haben, zweimal kurz hintereinander treffen. Wir würden nicht aus bloßer Freude lachen, sondern weil der Zufall hier sehr groß zu sein scheint. Es wäre eine schwache Form derjenigen Komik, die uns der Regisseur in der Situationskomik vorführt. Vielleicht würden wir auch im wirklichen Leben kurz daran denken, dass der Zufall zu groß ist, um einer zu sein. Scherzhaft würden wir vielleicht meinen, dass diese Situation inszeniert sein muss. In einer solchen Situation wird niemand ausgelacht oder gedemütigt, und doch erscheint sie komisch. Vielleicht wäre dies ein Beispiel, welches man der Bergsonschen These, dass jedes Lachen ein Auslachen ist, entgegensetzen könnte. Eine Komik wie die im genannten Beispiel ist allerdings nur in sehr geringem Maße steigerungsfähig. Vielleicht würde sie sich ein wenig steigern, wenn wir die Person immer wieder und wieder treffen. Doch wenn immer mehr darauf hindeuten würde, dass die Zufälle keine sind, dass irgendwer die Ereignisse inszeniert hat, würden wir es wahrscheinlich eher mit der Angst zu tun bekommen, als dass uns der Witz der Situation immer lauter lachen ließe. Man erinnere sich an "Die Truman Show": Truman findet es ganz und gar nicht komisch, dass er von Ereignissen getroffen wird, bestimmte Regelmäßigkeiten erkennt, die einer reinen Zufälligkeit zu widersprechen scheinen. Er ist schließlich nicht mehr weit davon entfernt, wahnsinnig zu werden. Derselbe Effekt ist bei Verschwörungstheoretikern zu beobachten: Auch sie finden keineswegs komisch, wovon sie überzeugt sind, auch sie stehen dem Wahnsinn oft sehr nahe.

[...]


1 Bergson, Henri; Das Lachen: ein Essay über die Bedeutung des Komischen; Übers. v. Plancherel-Walter, Roswitha; Hamburg 232011 (11900); S. 13.

2 Ebenda.

3 Ebenda.

4 Ebenda, S. 98.

5 Ebenda.

6 Ebenda, S. 19.

7 Ebenda, S. 20.

8 Ebenda, S. 18.

9 Ebenda.

10 Ebenda.

11 Ebenda, S. 19.

12 Ebenda, S. 14.

13 Ebenda, S. 18.

14 Ebenda.

15 Ebenda.

16 Ebenda.

17 Ebenda, S. 21.

18 Ebenda, S. 14.

19 Ebenda.

20 Ebenda, S. 55.

21 Ebenda, S. 64.

22 Ebenda, S. 62.

23 Ebenda.

24 Ebenda, S. 64.

25 Ebenda, S. 63.

26 Ebenda, S. 15.

27 Ebenda.

28 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich; Vorlesungen über die Ästhetik III. Bnd. 15; Hg. v. Moldenhauer, Eva; Michel, Karl Markus; Frankfurt a. M. 1986; S. 571.

29 Bergson, Henri; Das Lachen: ein Essay über die Bedeutung des Komischen; Übers. v. Plancherel-Walter, Roswitha; Hamburg 232011 (11900); S. 18.

30 Ebenda, S. 21-22.

31 Ebenda, S. 64.

32 Ebenda, S. 63.

33 Ebenda.

34 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich; Vorlesungen über die Ästhetik III. Bnd. 15; Hg. v. Moldenhauer, Eva; Michel, Karl Markus; Frankfurt a. M. 1986; S. 571.

35 Ebenda.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Die Täter-Opfer-Struktur in "Das Lachen" von Henri Bergson
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Veranstaltung
Komik und Komödie
Note
1,7
Autor
Jahr
2018
Seiten
20
Katalognummer
V536379
ISBN (eBook)
9783346144126
ISBN (Buch)
9783346144133
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Komik Philosophie Henri Bergson
Arbeit zitieren
Jonas Deubel (Autor:in), 2018, Die Täter-Opfer-Struktur in "Das Lachen" von Henri Bergson, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/536379

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