Die vorliegende Untersuchung „Formen der Erinnerungsdarbietung in Elias Canettis autobiographischem Kernwerk“ will sich mit dem autobiographischen Werk des jüdischen Schriftstellers auseinandersetzen. Das Corpus umfasst inzwischen vier Bände: „Die gerettete Zunge“ (1905 - 19121) [GZ], „Die Fackel im Ohr“ (1921 - 1931) [FiO], „Das Augenspiel“ (1931 - 1937) [AS], sowie das postum erschienene Opus „Party im Blitz“. Aufgrund des Umfanges kann eine erschöpfende Analyse des autobiographischen Gesamtwerkes im Rahmen einer Seminararbeit weder sinnvoll noch erstrebenswert sein, weshalb Schwerpunkte gesetzt werden müssen und erkenntnisleitende Fragen aufgeworfen werden sollen, die sich mit der Klärung von wichtigen Einzelaspekten befassen. So wird versucht werden, die Frage, ob die canettischen Lebensbeschreibungen den gattungstypischen Normen entsprechen, bzw. wo und wie sie davon abweichen, zu klären. Außerdem steht die Art und Weise der Erinnerungsdarbietung, also die Frage, wie Elias Canetti die eigenen Erinnerungen dem Leser schildert und vergegenwärtigt, im Mittelpunkt. Die Untersuchung ist von ihrer Grundstruktur her induktiv angelegt. So soll zuerst eine einführende, allgemeine Darstellung der Strukturmerkmale einer Autobiographie als literarische Gattung die Grundlage bilden, auf die im Folgenden zurückgegriffen werden kann um herauszuarbeiten, wann sie davon abweicht. Gattungstypische Besonderheiten, wie z.B. die Zäsuren der drei ersten Bände und die Titelwahl, sollen untersucht werden um zunächst einen Eindruck vom selbstbiographischen Gesamtkonzept und erste Hinweise auf zentrale Themen und Motive zu bekommen. Im weiteren Verlauf werden dann die Gesichtspunkte im Blickpunkt der Untersuchung stehen, die eine Abweichung von der gattungspoetologischen Form konstitutionalisieren bzw. Besonderheiten darstellen. Hierzu gehört vor allem die Frage, wie der Autor seine Erinnerungen dem Leser zu vergegenwärtigen sucht, wie das Erinnern funktioniert. Da Erinnerung, „wenn sie absichtlich geschieht und erfolgreich sein will, visuell organisiert“ ist, steht hier die Untersuchung der bildhaften Erinnerungspräsentation in der Selbstbiographie Canettis im Mittelpunkt. Hierauf sollen beispielhaft eine Auswahl der wichtigsten Schlüsselereignisse und Themen (die Canetti selbst als bestimmend für sein Leben angesehen hat) und deren Darstellung untersucht werden.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- DIE AUTOBIOGRAPHIE ALS LITERARISCHE GATTUNG
- DER STELLENWERT DER AUTOBIOGRAPHIE INNERHALB DES LITERARISCHEN KANONS
- WICHTIGE STRUKTURMERKMALE EINER „EIGENTLICHEN“ AUTOBIOGRAPHIE
- STRUKTURANALYSE DES AUTOBIOGRAPHISCHEN KERNWERKES CANETTIS
- ORDNUNGSKATEGORIEN – DER AUFBAU DER DREI BÄNDE
- DIE ZENTRALEN THEMEN - WESEN UND ZIELRICHTUNG DES AUTOBIOGRAPHISCHEN WERKES VON ELIAS CANETTI
- ERFÜLLUNG DER STRUKTURMERKMALE UND BESONDERHEITEN IN DER ERINNERUNGSDARBIETUNG
- DER ERINNERUNGSDARBIETUNG IN DER AUTOBIOGRAPHIE ELIAS CANETTIS
- BEGEGNUNGEN MIT BRUEGHEL
- DER TRIUMPH DES TODES"
- DER BLINDENSTURZ
- DIE DYNAMIK VON PREISGABE UND AUSSPARUNG
- ZUSAMMENFASSUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Untersuchung „Formen der Erinnerungsdarbietung in Elias Canettis autobiographischem Kernwerk“ analysiert das autobiographische Werk des jüdischen Schriftstellers Elias Canetti und untersucht, inwiefern seine Lebensbeschreibungen den gattungstypischen Normen entsprechen oder davon abweichen. Im Fokus steht dabei die Art und Weise, wie Canetti seine Erinnerungen dem Leser schildert und vergegenwärtigt.
- Analyse der Strukturmerkmale der Autobiographie als literarische Gattung und deren Anwendung im Werk Canettis
- Untersuchung der Art und Weise der Erinnerungsdarbietung in Canettis autobiographischen Schriften
- Analyse von Schlüsselereignissen und Themen in Canettis Lebensgeschichte
- Bewertung der Rolle von Preisgabe und Aussparung in der Gestaltung der Erinnerung
- Beurteilung des Einflusses der Erinnerung auf Canettis Lebenswerk
Zusammenfassung der Kapitel
- EINLEITUNG: Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit, die Zielsetzung und die Methodik vor. Sie skizziert die Besonderheiten der Gattung Autobiographie und die Besonderheiten des autobiographischen Werkes Elias Canettis.
- DIE AUTOBIOGRAPHIE ALS LITERARISCHE GATTUNG: In diesem Kapitel werden die Strukturmerkmale der Autobiographie als literarische Gattung diskutiert. Es wird der Stellenwert der Autobiographie innerhalb des literarischen Kanons beleuchtet und die Frage nach ihrer Objektivität und Fiktionalität behandelt.
- STRUKTURANALYSE DES AUTOBIOGRAPHISCHEN KERNWERKES CANETTIS: Dieser Abschnitt analysiert die Struktur des autobiographischen Werkes von Canetti. Es werden die Ordnungskategorien und der Aufbau der drei Bände „Die gerettete Zunge“, „Die Fackel im Ohr“ und „Das Augenspiel“ beleuchtet. Darüber hinaus wird die Frage nach den zentralen Themen und der Zielrichtung des Gesamtwerks behandelt.
- ERFÜLLUNG DER STRUKTURMERKMALE UND BESONDERHEITEN IN DER ERINNERUNGSDARBIETUNG: In diesem Kapitel wird untersucht, inwiefern die autobiographischen Schriften Canettis die gattungstypischen Normen erfüllen und welche Besonderheiten in seiner Erinnerungsdarbietung zu beobachten sind. Es werden exemplarisch Schlüsselereignisse und Themen aus Canettis Lebensgeschichte und ihre Darstellung im Werk analysiert.
- DIE DYNAMIK VON PREISGABE UND AUSSPARUNG: Dieser Abschnitt beleuchtet die Dynamik von Preisgabe und Aussparung in Canettis autobiographischen Schriften. Es wird untersucht, welche Aspekte des Lebens Canetti dem Leser offenbart und welche Themen er bewusst ausspart.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Formen der Erinnerungsdarbietung in Elias Canettis autobiographischem Kernwerk. Zentral sind dabei Begriffe wie Autobiographie, Erinnerung, Subjektivität, Fiktionalität, Preisgabe, Aussparung und die Analyse der Schlüsselereignisse und Themen in Canettis Lebensgeschichte. Die Untersuchung berücksichtigt den Stellenwert der Autobiographie im literarischen Kanon und analysiert die Besonderheiten von Canettis autobiographischem Werk im Kontext der Gattungsmerkmale.
- Arbeit zitieren
- Christian Wunner (Autor:in), 2006, Formen der Erinnerungsdarbietung in Elias Canettis autobiographischem Kernwerk, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53680