Das Thema dieser Arbeit lautet „Otto und Byzanz“. Allgemein gesprochen soll sie also das Verhältnis der beiden Reiche zueinander und die Politik Ottos gegenüber den Basilei beschreiben und analysieren. Auf das maßgebliche Konfliktpotential ist bereits verwiesen worden. Dieses manifestiert sich im Streit um die Anerkennung des ottonischen Kaisertums durch die byzantinischen Herrscher. Dieser Konflikt ist aber nur aus den Vorstellungen der Zeit heraus zu begreifen. Daher sollen die verschiedenen Kaiserkonzepte im Zusammenhang mit dem „Zweikaiserproblem“6betrachtet und gegenüber gestellt werden. „Denn die Entwicklung des Kaiser- und Reichsgedankens im Westen und der Universalanspruch des Kaisertums“ im Osten standen sich auch zur Zeit Ottos I. scheinbar unvereinbar gegenüber. Aber das Konfliktpotential beschränkte sich nicht nur auf diese ideologische Frage. Es lassen sich noch zwei weitere Aspekte herausarbeiten, die für das Verhältnis zwischen Ost und West bestimmend waren. Hierzu gehören zum einen theologisch-dogmatische Fragen. Der hieraus entstehende Streit manifestiert sich zum Beispiel in der „ikonoklastischen Krise, die 787 durch das Konzil von Nikäa vorübergehend beigelegt“ werden konnte, aber auch „nur eine erste Variation dieses Potentials darstellt“. Dieser Streit findet seinen Höhepunkt bekanntermaßen im Schisma von 1054. Da diese Auseinandersetzung zwar für das Verhältnis im frühen Mittelalter eine große, zur Zeit Ottos I. aber kaum eine Rolle gespielt hat, soll dieser Aspekt nicht in die Untersuchung mit einfließen. Es reicht an dieser Stelle festzuhalten, daß sich beide Reiche in den fast vierhundert Jahren seit dem Untergang des weströmischen Reiches nicht nur sprachlich und kulturell, sondern auch im kirchlichen Bereich auseinanderdividiert haben. Der dritte und für diese Arbeit weitaus wichtigere Aspekt ist Italien. Denn hier kam es zu starken Überschneidungen der beiden Interessensphären. Hier hatte man eine gemeinsame Grenze, hier wurden die ideologischen Konflikte zu militärischen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Vorwort
- II. Fragestellung
- III. Die Grundlagen des ottonischen Kaisertums
- III.1. Untergang des Westreiches und die Entwicklung des „Okzidents“ bis zur Kaiserkrönung Karls des Großen
- III.2. Die Entwicklung des Kaiserkonzepts Karl des Großen – Zwischen Konfrontation und Ausgleich mit Byzanz.
- III.3. Der Niedergang der Karolinger
- IV. Die Italien- und Byzanzpolitik Ottos des Großen und das abendländische Kaiserkonzept
- IV.1. Die erste Phase der Italien- und Byzanzpolitik Ottos I. zwischen 936 und 951 - Anfänge sächsisch-byzantinischer Beziehungen
- IV.2. Die zweite Phase der Italien- und Byzanzpolitik Ottos I. zwischen 951 und 961
- IV.2.1. Der direkte Kontakt zwischen Ost und West
- IV.2.2. Die Folgen der Lechfeldschlacht für das Herrschaftsverständnis Ottos I.
- IV.3. Die dritte Phase der Italien- und Byzanzpolitik Ottos I. zwischen 961 und 967
- IV.3.1. Das Kaiserkonzept Ottos des Großen
- IV.3.2. Das Ottonianum – Anpassung an die kuriale Herrschaftsidee?
- IV.3.3. Das Verhältnis zu Byzanz
- IV.4. Die vierte Phase der Italien- und Byzanzpolitik Ottos I. zwischen 967 und 973
- IV.4.1 Der Gesandtschaftsverkehr zwischen Otto I. und den Basilei – Liudprand von Cremona und seine Begegnung mit Nikephoros II. Phokas
- V. Die Entwicklung des Verhältnisses zwischen Okzident und Orient unter den Nachfolgern Ottos I. - Der Siegeszug der römischen Kaiseridee im Westen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit dem Verhältnis des ottonischen Kaisertums zu Byzanz. Im Mittelpunkt steht der Konflikt zwischen dem westlichen Kaiser und dem byzantinischen Basileus, der aus dem Streit um die Anerkennung des ottonischen Kaisertums durch Byzanz resultiert.
- Die Entwicklung des Kaiserkonzepts in Ost und West
- Die Bedeutung der Italienpolitik Ottos I. für das Verhältnis zu Byzanz
- Die Rolle des Gesandtschaftsverkehrs zwischen Otto I. und den byzantinischen Kaisern
- Die ideelle und politische Bedeutung des Kaisertums für die Weltordnung im Mittelalter
- Die Kontinuität und Veränderung des ottonischen Kaisertums im Vergleich zu den Nachfolgern Ottos I.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel liefert eine Einführung in das Thema und die Fragestellung der Hausarbeit. Es skizziert die historische Situation im 10. Jahrhundert, zeichnet den Untergang des Weströmischen Reiches und die Entwicklung des „Okzidents“ nach und erläutert die Herausbildung des „Zweikaiserproblems.“
Kapitel III analysiert die Grundlagen des ottonischen Kaisertums. Es beleuchtet die Entwicklung des Kaiserkonzepts von Karl dem Großen bis zur Kaiserkrönung Ottos I. und beleuchtet dabei die Spannungen zwischen Ost und West. Im Zentrum stehen die Fragen nach der Tradition, dem Selbstverständnis und den Machtansprüchen der beiden Kaiserreiche.
Kapitel IV widmet sich der Italien- und Byzanzpolitik Ottos des Großen. Es untersucht die verschiedenen Phasen der Beziehungen zwischen Otto I. und Byzanz und analysiert die Auswirkungen der direkten Kontakte, der diplomatischen Gesandtschaften und der militärischen Auseinandersetzungen auf das Verhältnis der beiden Großmächte.
Das letzte Kapitel, das in dieser Zusammenfassung nicht behandelt wird, fokussiert auf die Entwicklung des Verhältnisses zwischen Okzident und Orient nach Ottos I. Tod. Es untersucht den Siegeszug der römischen Kaiseridee im Westen und die Auswirkungen auf die politische und ideelle Ordnung des Mittelalters.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit beschäftigt sich mit dem ottonischen Kaisertum, Byzanz, dem „Zweikaiserproblem“, dem Konflikt zwischen Kaiser und Basileus, den Kaiserkonzepten im Ost und West, der Italienpolitik Ottos I., dem Gesandtschaftsverkehr und der ideellen Bedeutung des Kaisertums in der mittelalterlichen Weltordnung. Darüber hinaus werden Themen wie die Tradition des römischen Reiches, die Entwicklung des „Okzidents“, die sächsisch-byzantinischen Beziehungen, die Lechfeldschlacht und die kuriale Herrschaftsidee beleuchtet.
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- Christian Wunner (Author), 2002, Otto der Große und Byzanz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53687