Das Apollinische und Dionysische in Friedrich Nietzsches Werk 'Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik'


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

26 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhalt

Vorwort

I. Dionysos und Apoll in der Mythologie
I. I Vorbemerkung zur griechischen Mythologie
I. II Der mythologische Schöpfungsmythos
I. III Die Gottheit Apoll – Geburt und Wirken
I. IV Die Gottheit Dionysos – Geburt und Wirken

II Dionysos und Apoll in der Kunst
II. I Die Geburt der Tragödie
II. II Der Tod der Tragödie
II. III Die Wiedergeburt der Tragödie

III Dionysos und Apoll in der Kultur

Resümee

Vorwort

Die folgende Ausarbeitung widmet sich der Untersuchung des Begriffspaares Apollinisch-Dionysisch in Friedrich Nietzsches Frühwerk „Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik“. Nietzsche leitet dieses für seine Philosophie zentrale Begriffspaar vom griechischen Mythos um die beiden olympischen Gottheiten Apoll und Dionysos ab. Beide interpretiert Nietzsche als elementare Grundmächte der Natur, die ihre Wirkung in der Kunst und der Kultur entfalten und somit einen permanenten Einfluss auf das menschliche Dasein ausüben. In der Kunst offenbart sich die Duplizität von Apoll und Dionysos in ihrer reinsten Form in der klassischen attischen Tragödie, deren Werdegang von der Geburt bis zum Tode Nietzsche in seiner Schrift nachzeichnet. In diesem ersten Zugriff werden das Apollinische und das Dionysische als künstlerische Stilmerkmale verstanden, deren antagonistische Prinzipien in der hohen Kunst der Tragödie zusammenfließen und so ihre Vereinigung erfahren. „Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik“ ist bis dato eine philologische Betrachtung der Geschichte der attischen Tragödie. Nietzsche erweitert in einem zweiten Schritt die Bedeutung der Antithese Apoll – Dionysos zu einer existenziellen Grundbedingung des menschlichen Seins. Apoll und Dionysos werden so zu metaphysischen Schicksalsmächten umgedeutet, durch deren Wirken nicht allein die antike griechische, sondern jede Kultur – einschließlich unserer gegenwärtigen – von Grund auf organisiert wird.

In dieser Ausarbeitung wird der Versuch unternommen, einerseits die Bedeutung von Apoll und Dionysos als künstlerische Stilmerkmale und andererseits ihr gemeinsames permanentes Wirken als kulturorganisierende Grundmächte der Natur darzustellen. Der Zugangsweg zu dieser Darstellung liegt in der Betrachtung des griechischen Mythos, in dem beide Gottheiten erstmals namentlich in Erscheinung treten. Nachfolgend wird der Einfluss des apollinischen und dionysischen Prinzips in der griechischen Kunst getrennt von dessen Bedeutung für die Kultur untersucht. Die Analyse der grundlegenden Wichtigkeit von Nietzsches Idee des Apollinischen und Dionysischen für jede vom Menschen bevölkerte Kultur bildet den Abschluss dieser Arbeit.

I. Dionysos und Apoll in der Mythologie

Der junge Nietzsche hat drei große Leidenschaften, drei geistige Impulsgeber, ohne deren Wirken die „Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik“ in ihrer vorliegenden Form nicht hätte entstehen können. Zwei dieser Leidenschaften – Schopenhauer und Wagner – sind Personen, Philosophen, Künstler, denen Nietzsche sich geistig verwandt fühlt. Schopenhauer prägt mit seiner Metaphysik der Welt als Wille und Vorstellung Nietzsches Willens- und Lebensbegriff, wie er in der „Geburt der Tragödie“ dargelegt wird; Wagner erscheint dem jungen Nietzsche als avantgardistischer Erneuerer der Kultur, dessen Kunsttheorie und

–praxis Nietzsches eigener Kunstauffassung entscheidende Impulse gibt. Die dritte Leidenschaft im Leben des jungen Nietzsche zeigt sich weniger als geistige Strömung innerhalb der „Geburt der Tragödie“, sie bildet vielmehr den Rahmen, in dem sich die Philosophie seines Werkes entfaltet: das antike Griechentum. Der philosophische Theoretiker Schopenhauer, der schöpferische Künstler Wagner und die Mythologie der antiken Griechen bilden das suggestive Dreieck, in dessen Zentrum Nietzsches Lebens- und Kunstbegriff heranreift. Von den produktiven Einflüssen Schopenhauers und Wagners wird in folgenden Kapiteln (siehe Kap. II.III und Kap. III) die Rede sein, zunächst gilt es aber, den Rahmen zu bestimmen, in dem „Die Geburt der Tragödie“ eingefasst ist.[i]

Das antike Griechentum hat für den jungen Nietzsche nicht allein eine kulturelle oder bildungspolitische Bedeutung, es wird von ihm als einzig erstrebenswerter Lebensentwurf, als Paradigma des großen und gottgleichen Menschen verstanden.[ii] Dieser nach Nietzsche einzig wahre Lebensentwurf entsteht in der Spannung zwischen zwei elementaren, augenscheinlich antagonistischen Mächten der Natur, genannt: Apollo und Dionysos. Um zu verstehen, warum den beiden Gottheiten Apollo und Dionysos in Nietzsches Frühphilosophie eine zentrale Bedeutung zukommt und um die Metamorphose von einem religiösem Konstrukt zu einem natürlichen Prinzip, die Nietzsche den beiden Gottheiten angedeihen lässt, aufzeigen zu können, ist eine kurze Darstellung der griechischen Mythologie unerlässlich.

I. I Vorbemerkung zur griechischen Mythologie

Allen großen mythologischen Konzepten der Weltgeschichte ist es gemein, dass sie nicht in einem Augenblick erschaffen wurden, sondern im Verlauf von Jahrhunderten in stetiger Entwicklung zu dem gereift sind, wie sie sich gegenwärtig darstellen. Dies gilt auch für die Mythologie der antiken Griechen, in der verschiedene Schöpfungsmythen über den Beginn der Welt und die Geburt der Gottheiten ebenso nebeneinander stehen, wie es Abweichungen in den Darstellungen der Eigenschaften der Götter gibt.[iii] Nietzsche, geprägt von der Mythenforschung der Romantik, namentlich von G.F. Creuzer und K.O. Müller[iv], folgt dem Kanon seiner Zeit, indem er bei den Griechen einen Gegensatz zwischen olympischer und chthonischer[v] Religion wirken sieht.[vi] Die olympische Religion ist danach mit der Dichtung Homers verbunden und behandelt die erhabenen, sich durch Klarheit und geistige Stärke auszeichnenden Götter wie etwa Zeus, Athene und Apoll, nicht aber jene Gottheiten, die durch Wildheit und Übermaß oder auch einer Spur von Wahnsinn charakterisiert sind. Zu letzteren gehört sicherlich Dionysos, der Homer sehr wohl bekannt ist, dem in seiner Dichtung aber nicht die bescheidenste Rolle zukommt.[vii] Anders in der Dichtung Hesiods, in der eine ältere Schicht der griechischen Religion, eben jene als „chthonisch“ bezeichnete, sichtbar wird. In ihr wird der Glaube an die dunklen Mächte der Erdtiefe, an die Erinnyen, den weiblichen Todesgöttinnen unter denen sich auch Persephone, Mutter des Dionysos, befindet, heraufbeschworen.[viii] Nietzsche sieht das Wirken des Dionysos nicht in der Sphäre des Olymp, der Welt von Zeus, Athene und Apoll, sondern in einem dem zu Grunde liegenden, im Dunkeln verborgenen Bereich beheimatet.

Im Folgenden soll zunächst die Geschichte der olympischen Gottheiten kurz rezitiert werden, um einen ersten Eindruck von den Apoll zugeordneten Eigenschaften vermitteln zu können. Nachfolgend wird das Bild, welches sich die griechische Mythologie von Dionysos macht, dargestellt, so dass der Dualismus zwischen Apoll und Dionysos, den Nietzsche in der „Geburt der Tragödie“ zum zentralen Motiv erhebt, in aller Deutlichkeit dastehen möge.

I. II Der mythologische Schöpfungsmythos

Der griechische Götterhimmel – das Pantheon – sowie die Unterwelt – der Hades – sind die Heimat einer weit verzweigten Sippschaft von Gottheiten mit nahezu unüberschaubaren Verwandtschaftsverhältnissen. Die aus unzählbaren Einzelgeschichten zusammengesetzte griechische Mythologie gleicht somit einer Familiensaga. Und am Anfang dieser Saga steht das absolute Chaos. Dem Chaos entspringt als erster Akt der Zeugung Mutter Erde, genannt Gäa, die im Schlafe ihren Sohn Uranos gebärt. Mit diesen beiden Wesenheiten beginnt das Werden der Welt. Uranos versprüht in inzestuöser Absicht einen fruchtbaren Regen über den Leib Gäas, woraufhin Flüsse und Meere sich bilden und Flora und Fauna entstehen. Ein weiteres Produkt der Urvereinigung zwischen Uranos und Gäa sind die hundertarmigen Riesen, denen die Zyklopen, denen wiederum die Titanen folgen. Uranos sieht seine beherrschende Stellung als Mitschöpfer der Welt durch das rebellische Wesen der Zyklopen gefährdet und schleudert sie zur Verbannung in den Tartarus, dem finstersten Ort der Unterwelt. Dies missfällt Gäa derart, dass sie die erste Rebellion gegen die gesetzte Ordnung einleitet: Sie überredet die Titanen zum Vatermord und stattet Kronos, den jüngsten der sieben Titanen, mit einer Sichel aus Feuerstein aus. Kronos folgt dem Ruf seiner Mutter und entmannt Uranos im Schlaf, um anschließend die Genitalien seines Vaters samt des Mordwerkzeuges ins Meer zu werfen. Aus der blutgefärbten Gischt des Meeres entsteigt daraufhin Aphrodite, die Göttin der Liebe. Derweil befreien die übrigen Titanen die gefangenen Zyklopen und rufen Kronos daraufhin zum Herrscher der Welt aus.

Kaum im Besitz der Macht erweist sich Kronos als wahrer Tyrann. Seine erste Amtshandlung besteht in der erneuten Verbannung der zuvor befreiten Zyklopen, seine zweite in der Vermählung mit seiner Schwester Rhea. Mutter Gäa prophezeit ihrem despotischen Sohn die Wiederholung der Geschichte Uranos´, indem sie vorraussagt, auch Kronos werde von seinen eigenen Söhnen entthront werden. Um die Prophezeiung Lügen zu strafen, verschlingt Kronos alljährlich die Kinder, die Rhea gebärt. So verleibt er sich Hestia, Demeter, Hera, Hades und schließlich Poseidon ein, womit er bei seiner Gattin auf zunehmend zornigeres Unverständnis stößt. Als Rhea ihrem Sohn Zeus das Leben schenkt, beschließt sie, ihn vor dem launischen Vater zu verstecken und diesen mit einen in Windeln gewickelten Stein zu täuschen. Die List gelingt und Zeus kann unbeschadet aufwachsen, bis er eines Tages, auf Rache sinnend, seinem Vater in aller Heimlichkeit den Honigtrunk mit Senf und Salz vergiftet.

Kronos erbricht sich daraufhin und würgt so seine auf wundersame Weise unbeschadeten Kinder wieder hervor. Kaum aus dem Magen des Kronos entkommen, ziehen diese unter dem Oberkommando Zeus´ in den Krieg gegen ihren Vater, dessen erster Offizier der riesenhafte Titan Atlas ist. Zehn Jahre währt der Krieg der jungen Götter gegen die Titanen. Zeus gelingt schließlich mit Hilfe seiner Großmutter Gäa die Befreiung der Zyklopen, die ihn aus Dankbarkeit mit dem Blitz als Waffe ausstatten. Der Blitz ist es auch, der Kronos letztlich niederstreckt und so den Krieg beendet. Nun sind es die Titanen und der sterbende Kronos, die in den Tartarus verbannt werden, während Atlas als besondere Strafe auf ewig den Himmel auf seinen Schultern zu tragen hat. Zeus als siegreicher Feldheer etabliert die neue Ordnung des Olymps, erschafft verbindliche Gesetze, erhebt den Schwur zu etwas Heiligem und ehelicht schließlich seine Zwillingsschwester Hera.[ix]

I. III Die Gottheit Apoll – Geburt und Wirken

Die Vermählung mit Hera hindert Zeus aber nicht, zahlreiche Affären mit Göttern und Titanen einzugehen. Aus einem Seitensprung mit der Titanin Leto entsteht Apoll. Letos Niederkunft findet auf der Insel Delos statt, nachdem sie auf der Flucht vor der eifersüchtigen Hera lange Zeit umhergeirrt war. Apoll wird sich als der bedeutendste giechische Gott neben Zeus erweisen. Seine ersten Worte kurz nach der Geburt lauten: „Lieb sei mir Leier und Bogen! Verkünden werd ich den Menschen in meinen Orakeln den unfehlbaren Willen des Zeus!“[x] Diese ersten Worte des jungen Gottes liefern bereits eine treffende Charakterisierung Apolls: Loyal steht er seinem Vater Zeus gegenüber, mit dem er die Gabe der Prophetie sowie die Liebe zur Ordnung teilt. Bei Homer sowie bei zahlreichen Künstlern nachhomerischer Jahrhunderte wird die Größe Apolls stets durch dessen herausragende Geisteshoheit begründet.[xi] Für diese Sonderstellung, die Apoll im Kreise der Götter zufällt, zeugt auch sein Beiname „Phoibos“, was als „der Reine“ oder „der Heilige“ übersetzt werden kann.[xii] Die Heiligkeit und Reinheit des Apolls wird von Homer dabei als Synonym für Apolls Streben verwendet, die gesetzte Ordnung zu bewahren und die Maßlosigkeit der Menschen zu bekämpfen. Dieses ist Apolls herrausragendste Eigenschaft: die Sicherung von Maß und Ordnung in der Absicht, dem Zusammenleben der Menschen die richtige Gestalt zu geben.[xiii]

So ist es auch Apoll, der sich im letzten Buch der Ilias[xiv] gegen den größten der menschlichen Helden, Achilles, erhebt und ihn des Verstoßes gegen die (göttliche) Ordnung der Natur und der Maßlosigkeit in der Schändung der Leiche des getöteten Hektors anklagt.[xv]

Deutlicher noch als in der Verurteilung des Achilles wirkt Apollo als Gott des Maßes und der Ordnung, wenn er als Vorstand des Orakels von Delphi, aus dessen heiligen Hallen er das Wort des Zeus verkündet, in Erscheinung tritt. „Erkenne Dich selbst!“ ruft Apoll dort den Besuchern seines Heiligtums zu.[xvi] Die geforderte Selbsterkenntnis bezieht sich dabei auf die Position des Menschen in der Welt; dieser möge erkennen, was es heißt, Mensch zu sein, wie groß der Abstand der Sterblichen zu den ewigen Göttern ist und wo die Grenze verläuft, die zu übertreten als Maßlosigkeit und Verstoß wider der göttlichen Ordnung verdammt wird.[xvii]

Maßvoll und rein ist auch die Musik, die ertönt, wenn Apoll die Leier anschlägt und seine Musen singen lässt. Ganz im Gegensatz zum wilden Rausch dionysischer Klänge, wirkt das Spiel des Apolls göttlich erhaben und dient der Erziehung des Menschen.[xviii] Platon wie Plutarch empfinden die von den Musen begleitete Musik des Apolls als Veredelung der menschlichen Natur, die durch die apollinische Musik mit Sinn und Zucht erfüllt von aller Maßlosigkeit befreit werden kann.[xix] Es ist bezeichnend für Apolls Streben nach Maß und Ordnung, dass nur jene Freunde der geklärten und gestalteten Welt, die durch den erhabenen Gedanken des Zeus regiert wird, der apollinischen Musik mit Entzückung lauschen können, während dieselben Töne für alle maßlosen und die göttliche Ordnung verhöhnenden Wesen fremd und widerwärtig klingen.[xx] So tritt in der griechischen Mythologie die Leier des Apoll in den Dienst seiner Botschaft von Maß und Ordnung. Anders verhält es sich mit dem anderen Symbol apollinischen Wirkens: dem Bogen.

Durch diesen wird ein sonderbarer Wesenszug des Apoll verdeutlicht, den er mit seiner Schwester Artemis teilt. Beiden Gottheiten haftet etwas Unnahbares, Abstandgebietendes an. Als Bogenschützen treffen beide ihr Ziel stets ungesehen aus großer Entfernung – der Bogen ist ausdrucksstarkes Symbol des apollinischen Wunsches nach Distanz.[xxi] Während Dionysos im ekstatischen Rausch die Nähe der Berauschten bis zu jenem Punkt der entindividualisierten Vereinigung anstrebt, dient die apollinische Distanz dem Erkennen von Klarheit und Gestalt. Das allzu Nahe lehnt Apoll ab, denn es fördert die Befangenheit in den Dingen und lässt den Blick für das Große, Ganze, Individuelle stumpf werden. Die distanzierte Haltung, die Apoll einnimmt, ist die Haltung des Erkennenden; ein weites, offenes Blickfeld schließt das dionysische Ineinsfliessen von Individuen im Rausch ebenso aus wie die Gebundenheit an nahe stehende Objekte.[xxii] Nur über die Distanz lässt sich die wahre Gestalt der Dinge erkennen, so dass sie erst die Möglichkeit schafft, dem apollinischen Imperativ „Erkenne Dich selbst!“ Folge zu leisten.

I. IV Die Gottheit Dionysos – Geburt und Wirken

Der Mythos um die Geburt des Dionysos ist die wohl sonderbarste Erzählung vom Werden einer Gottheit in der griechischen Mythologie, obwohl diese wahrlich nicht arm an sonderbaren Geburtsgeschichten ist. Dionysos hat zwei verschiedene Mütter, wird aber letztlich durch seinen Vater geboren. Der Name „Dionysos“ bedeutet in etwa „der zweifach Geborene“ oder „das Kind der doppelten Tür“.[xxiii] Zu seiner Zeugung kommt es, als Zeus der Unterweltsgöttin Persephone in libidinöser Absicht den Hof macht. Von rasender Eifersucht getrieben befiehlt daraufhin Hera, die Gattin des Zeus, den Titanen das Kind zu töten. Diese folgen dem Ruf und zerstückeln und verschlingen den göttlichen Sohn. Einzig das Herz des Dionysos kann von Athene gerettet werden. Zeus verschluckt das Herz, um Dionysos auf diesem ungewöhnlichen Weg mit der Menschenfrau Semele erneut zeugen zu können. Die Zeugung gelingt, doch im sechsten Monat der Schwangerschaft wird Semele von Hera dazu verleitet, den dringenden Wunsch zu äußern, die wahre Gestalt des Zeus erblicken zu dürfen. Je nach Darstellung verweigert Zeus den Wunsch und tötet daraufhin Semele, bzw. erfüllt er den Wunsch und tötet Semele gleichfalls, wenn auch unabsichtlich, denn Semele als Mensch ist dem Anblick der wahren Gestalt des imposanten Göttervaters nicht gewachsen. Nun ist es an Hermes, den Dionysos erneut zu erretten. Er nimmt den noch nicht vollständig entwickelten Gottessohn und näht ihn in den Schenkel des Zeus ein, woraufhin Dionysos noch drei Monate reifen kann. Als die Zeit gekommen ist, gebärt Zeus den Dionysos und verstößt ihn zu dessen menschlicher Tante.[xxiv]

[...]


[i] Theo Meyer. Nietzsche und die Kunst. Francke Verlag. Tübingen und Basel 1993. (fortan: Meyer) Seite 22ff

[ii] Meyer S. 27

[iii] Robert von Ranke-Graves. Die Götter Griechenlands. Die klassischen Mythen und Sagen. Rowohlt Verlag. Reinbek bei Hamburg 1981. (fortan: Ranke-Graves) S. 10f

[iv] Wiebrecht Ries. Nietzsche für Anfänger: Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik. Eine Leseeinführung. Reihe: Philosophie für Anfänger. Deutscher Taschenbuch Verlag. München 1999. (fortan: Ries) S. 24ff

[v] chthonisch: Adjektiv, das vom griechischen chthón („Erde“) abgeleitet ist, und verwendet wird, um Gottheiten und Handlungen zu kennzeichnen, die mit der Unterwelt in Verbindung stehen.

[vi] Ries S. 39f

[vii] Walter F. Otto. Die Götter Griechenlands. Das Bild des Göttlichen im Spiegel des griechischen Geistes. Vittorio Klostermann Verlag. 8. Auflage. Frankfurt am Main 1987. (fortan: Otto) S. 198

[viii] Ries S. 40

[ix] vgl: Ranke-Graves S. 10ff, Otto 17ff, sowie:

Jan N. Bremer. Götter, Mythen und Heiligtümer im antiken Griechenland. Primus Verlag. Darmstadt 1996. S. 12ff

[x] Zitiert nach: Karl Kerényi. Die Mythologie der Griechen. Band I: Die Götter- und Menschheitsgeschichte. Dtv-Verlag. 5 Auflage. München 1981. (fortan: Kerényi) S. 107

[xi] Otto S. 78

[xii] vgl: Otto S. 79f: „Phoibos“ als Beiname für Apoll wird bei den Dichtern Homer, Aischylos und Pindar verwendet

[xiii] Otto S. 91

[xiv] zitiert nach: Otto S. 85 aus Homers Ilias 5, 440

[xv] Otto S. 85

[xvi] zitiert nach: Otto S. 84 aus Homers Ilias 21, 461

[xvii] Otto S. 84

[xviii] zitiert nach Otto S. 94 aus Platons Gesetze 653

[xix] Otto S. 94f

[xx] Otto S. 93

[xxi] Otto S. 99

[xxii] Otto S. 99f

[xxiii] Ranke-Graves S. 17

[xxiv] Ries S. 196f

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Das Apollinische und Dionysische in Friedrich Nietzsches Werk 'Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik'
Hochschule
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg  (Philosophie)
Veranstaltung
Kierkeegard und Nietzsche
Note
2
Autor
Jahr
2006
Seiten
26
Katalognummer
V53721
ISBN (eBook)
9783638490917
ISBN (Buch)
9783638662857
Dateigröße
505 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit beschäftigt sich mit Nietzsches Konzeption des Apollinischen und Dionysischen als antagonistische Kunstmächte in der Natur anhand seines Werkes "Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik". Untersucht wird Nietzsches Vorstellung von Sein und Wirken des Apollinischen und Dionysischen in der Kunst sowie in der Kultur des Menschen. Zuzüglich gibt die Arbeit einen Abriß der griechischen Mythologie.
Schlagworte
Apollinische, Dionysische, Friedrich, Nietzsches, Werk, Geburt, Tragödie, Geiste, Musik, Kierkeegard, Nietzsche, Mythologie
Arbeit zitieren
Maik Lehmkuhl (Autor:in), 2006, Das Apollinische und Dionysische in Friedrich Nietzsches Werk 'Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53721

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