Was machte Goethes Briefroman "Die Leiden des jungen Werther" so erfolgreich?

Eine Ausarbeitung zur zeitgenössischen Rezeption des Werks


Ausarbeitung, 2011

5 Seiten, Note: 1,7

Anonym


Leseprobe

Eine Ausarbeitung

2-Fach-Bachelor

Medienwissenschaften / Deutschsprachige Literaturen

Während das 18. Jahrhundert europaweit von der Aufklärung geprägt war, entstand in Deutschland gegen Ende des Jahrhunderts die literarische Bewegung des Sturm und Drang. Johann Wolfgang Goethe, neben Lenz einer der prominentesten Vertreter dieser Bewegung, schrieb in dieser Zeit den Briefroman Die Leiden des jungen Werther, der 1774 erschein. Der Roman war beim Leserpublikum außergewöhnlich erfolgreich und erfuhr breite Aufmerksamkeit, was sich unter dem Begriff Wertherfieber subsumierte.1 Dies ist nicht zuletzt auch dem Umstand geschuldet, dass der Roman im 18. Jahrhundert an Popularität gewann und sich, während in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts noch Abenteuerromane dominierten, in der zweiten Hälfte zu Geschichten wandelte, die Authentizität versprachen.2 Mann kann also sagen, dass Goethes Werk in dieser Zeit für viel Aufsehen gesorgt hat. Aber was macht gerade Die Leiden des jungen Werther so erfolgreich? Was trifft den Nerv der Zeit, auch im Hinblick auf die Bewegung in der er entstanden ist? Um diese Fragen zu klären, muss man zunächst kurz den Sturm und Drang genauer definieren und ihn gegen die Aufklärung abgrenzen.

Im Gegensatz zur Epoche der Aufklärung, die Rationalität und Vernunft in den Mittelpunkt stellt, ist der Sturm und Drang als Gegenbewegung zu dieser Einseitigkeit zu sehen und somit eine Strömung innerhalb der Aufklärung. Er betont Gefühl, Individuum und dessen Selbsterfahrung, auch der Natur wird neue Bedeutung beigemessen. Hingegen werden die Konventionen sowie die Moral der Zeit vom dieser jungendlichen Bewegung kritisiert, da sie als lebens- und sinnenfeindlich empfunden werden. In literarischer Sicht wendet sich der Sturm und Drang gegen die Regelpoetik und hebt das Genie, dem die schöpferische Kraft bereits innewohnt, hervor.3 Der junge Goethe schrieb hier die „initiierenden Werke“4 der Bewegung, zu denen Die Leiden des jungen Werther gehörte.

In seinem Briefroman schreibt ein junger Mann, Werther, an einen Freund über die unglückliche Liebe zu Lotte und eben auch über seine Gefühle. Hier bietet sich der Briefroman als Instrument im Sinne des Sturm und Drang an, 5 denn hier wird etwas Privates nach Außen getragen.5 Individuelle Empfindungen nehmen den Platz von allgemeinverbindlichen Gefühlsbeschreibungen ein, wie sie in der Aufklärung eingesetzt werden. Der Briefroman an sich ist hier nichts neues, aber doch ist Werther revolutionär. Zum einen weil er nicht den Briefverkehr zweier Personen und somit deren Verhältnis zu einander beschreibt, sondern weil er nur die Briefe Werthers enthält und somit nur die Beziehung zwischen dem Protagonisten und seiner Umwelt beschreibt.6 Man ist zwangsläufig auf die Hauptfigur fokussiert und kann, ja muss sich nur mir ihren subjektiven Eindrücken auseinandersetzten. Der Roman biete keine Gegendarstellung, keine Wertung, daher ist es dem Leser selbst überlassen ein Urteil zu bilden. Zudem sind es eben die Eindrücke und Gefühle, die Werther beschreibt und sein Selbstmord, die das Werk so radikal und wohl auch so erfolgreich machen. Man erlebt im Laufe des Romans mit wie Werther durch die unglückliche Liebe zu Lotte immer weiter in Schwermut verfällt und sich letztendlich das Leben nimmt. Was diesbezüglich zu zahlreichen kritischen Stimmen von aufklärerischer und kirchlicher Seite führte.7 Die ,Krankheit zum Tode' wurde bereits damals heftig diskutiert und ausgiebig untersucht, bietet letztlich aber kein genaues Krankheitsbild, denn im Werk hat Goethe sich „einer ganzen Reihe von Krankheitsbildern aus verschiedenen medizin-theoretischen Systemen bedient, um die Krankheit seines Helden zu beschreiben“.8


1 Vgl. Martin, Ariane: Die kranke Jugend. J. M. R. Lenz und Goethes "Werther" in der Rezeption des Sturm und Drang bis zum Naturalismus. Würzburg: Königshausen & Neumann 2002. S. 27.

2 Vgl. Swales, Martin: Goethe: the sorrows of young Werther. Cambridge u.a: Cambridge University Press 1987 (=Landmarks of world literature). S 9.

3 Vgl. Henckmann, Gisela: Sturm und Drang. In: Metzler-Lexikon Literatur. Begriffe und Definitionen. Hg. v. Dieter Burdorf, Christoph Fasbender, u.a.. 3. Auflage. Stuttgart: Metzler 2007. S.741.

4 Ebd.

5 Vgl. Swales: Goethe. S. 9.

6 Ebd. S. 11.

7 Vgl. Martin: Die kranke Jugend. S. 27.

8 Ebd. S. 35.

Ende der Leseprobe aus 5 Seiten

Details

Titel
Was machte Goethes Briefroman "Die Leiden des jungen Werther" so erfolgreich?
Untertitel
Eine Ausarbeitung zur zeitgenössischen Rezeption des Werks
Hochschule
Universität Paderborn
Note
1,7
Jahr
2011
Seiten
5
Katalognummer
V537421
ISBN (eBook)
9783346137364
Sprache
Deutsch
Schlagworte
goethes, briefroman, leiden, werther, eine, ausarbeitung, rezeption, werks
Arbeit zitieren
Anonym, 2011, Was machte Goethes Briefroman "Die Leiden des jungen Werther" so erfolgreich?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/537421

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