Förderung lernbehinderter SchülerInnen im Unterricht. Lernstörungen LRS und Dyskalkulie


Hausarbeit, 2015

13 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1.) Einleitung

2.) Lernstörungen
2.1) Allgemein
2.2) Lese-Rechtschreibschwäche (LRS)
2.3) Dyskalkulie

3.) Chancen und Möglichkeiten der Integration von lernschwachen Schülerinnen und Schülern
3.1) Unterrichtsplanung und Unterrichtsmethode
3.2) Umgang mit Fehlern der lernschwachen Schülerinnen und Schüler und Schwierigkeiten in der Praxis

4.) Herausforderungen und Kompetenzen der Lehrperson
4.1) Diagnostik
4.2) Umgang mit lernschwachen Schülerinnen und Schülern
4.3) Soziale Integration und Motivation der lernschwachen Schülerinnen und Schüler

5.) Fazit

Literaturverzeichnis

1.) Einleitung

Im Schulalltag trifft eine Lehrperson tagtäglich auf verschiedene Lerngruppen, die sich in sämtlichen Merkmalen unterscheiden. Sei es das Alter, die Größe der Gruppe, der Anteil von Mädchen und Jungen oder allein die Persönlichkeiten der Schülerinnen und Schüler. Allein dies erfordert von einer Lehrperson besonders die Fähigkeit sich immer wieder auf neue Unterrichtssituationen einzustellen und den Unterricht entsprechend zu planen, um den Schülerinnen und Schülern einen bestmöglichen Wissenszuwachs zu ermöglichen.

Zusätzlich zu dieser Heterogenität der Schulklasse kann nicht davon ausgegangen werden, dass jeder dieser Schülerinnen und Schüler gleich leistungsfähig ist und an den gleichen Voraussetzungen und Maßstäben gemessen werden kann, sei es aus körperlichen, sozialen oder kognitiven Gründen. Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Umgang mit Schülerinnen und Schülern, die aufgrund von Lernstörungen nicht die normalen Leistungserwartungen erbringen können. Genauer gesagt Kinder, bei denen eine Lese – Rechtschreibschwäche (LRS) und/oder Dyskalkulie diagnostiziert wurde.

In einigen sonderpädagogischen Theorien wird hier die Möglichkeit empfohlen, diese Schülerinnen und Schüler auf Sonderschulen zu schicken, in denen sie auf spezielle Art und Weise unterrichtet werden, oder entsprechende außerschulische Förderprogramme anzunehmen. Es kann allerdings nicht immer der richtige Weg sein diese Schülerinnen und Schüler aus der Klasse zu separieren. Bei manchen dieser Kinder kann es sich zudem nur um eine Teilleistungsstörung handeln, weshalb sie zwar in einem Fach erhebliche Probleme mit dem Lernen haben, aber in anderen Fächern gute bis sehr gute Leistungen bringen (Schöler 1993; 223). Hier bietet es sich an integrativen Unterricht zu gestalten und diese Schülerinnen und Schüler in den normalen Schulalltag und Unterricht mit einzubinden. Dieser Frage, wie es möglich ist, lernschwache Schülerinnen und Schüler erfolgreich in den Unterricht zu integrieren, soll diese Arbeit nachgehen.

Zu Beginn der Arbeit werden die beiden Lernstörungen LRS und Dyskalkulie kurz dargestellt und im Anschluss wird sich der Frage gewidmet, welche Chancen und Möglichkeiten eine Lehrperson hat lernschwache Schülerinnen und Schüler in den normalen Unterricht zu integrieren und entsprechend zu fördern, damit die Lernschwäche kein Hindernis im Lernprozess mehr darstellt. Anschließend wird erörtert, welche besonderen Herausforderungen sich für eine Lehrperson daraus ergeben und welche Kompetenzen vorhanden sein müssen.

2.) Lernstörungen

In diesem Kapitel soll zuerst eine allgemeine Einführung in das Thema der Lernstörungen gegeben werden. Darauf folgend werden die beiden Lernstörungen LRS und Dyskalkulie vorgestellt.

2.1) Allgemein

Laut den Ergebnissen der letzten PISA Studie kann davon ausgegangen werden, dass ca. 20% der 15-jährigen Schülerinnen und Schüler eine Lernstörung haben (Heimlich 2009; 18). Betroffene Schülerinnen und Schüler (SuS) haben oftmals eine langsamere oder verzögertere Entwicklung als der Rest der Klasse. Ebenso lernen sie wesentlich langsamer und auf andere Art und Weise (Schöler 1993; 223). Das Kurzzeitgedächtnis dieser Kinder ist in der Regel nicht so leistungsfähig wie das der anderen Kinder und das Organisieren sowie das Koordinieren des Lernprozesses fällt ihnen sehr schwer (Schöler 1993; 226). Nicht selten ist es möglich, dass starke Probleme beim Lernen und Verhaltensauffälligkeiten im Unterricht miteinander einhergehen (Mand 2003b; 22). Auch nach dem Schulabschluss haben viele lernschwache Kinder große Probleme mit Lesen und Rechnen (Mand 2003b; 21).

Zur Einordnung einer Lernschwäche gibt es mehrere Diagnosemethoden, die von Therapeuten angewendet werden können, um herauszufinden, ob ein Schüler eine Lernstörung hat oder ob es sich bereits um eine Lernbehinderung handelt (Heimlich 2009; 18 ff.). Diese Methoden hier vorzustellen würde den Rahmen dieser jedoch Arbeit sprengen.

In der Forschung ist man sich mittlerweile einig, dass Lernschwächen nicht als persönlich verschuldete Defizite der SuS angesehen werden dürfen. Diese Defizite entstehen meistens durch externe Einflüsse, wie soziale – und familiäre Probleme, mangelnde Förderung durch das Elternhaus oder durch schulische Faktoren, wie der Wechsel eines Lehrers, der Lehrmethode oder der Schule. Aber auch interne Gründe, wie Krankheit oder Behinderung einer Schülerin oder Schülers, können eine Rolle spielen (Mand 2003a, 54).

2.2) Lese-Rechtschreibschwäche (LRS)

Bei einer Lese-Rechtschreibschwäche handelt es sich um Probleme beim Schriftspracherwerb von SuS. Das Lesen lernen beginnt bei den meisten Kindern bereits im Vorschulalter. Durch einfachste Übungen entwickelt das Kind Strategien verschiedenen Symbolen einfachste Bedeutungen zuzuordnen. In den ersten Schuljahren geschieht diese Zuordnung zwischen Buchstaben und den entsprechenden Lauten, sodass gewisse Automatismen entstehen. LRS kann dabei entstehen, wenn in einem Schritt des Lernens Störungen oder fehlerhafte Strategien erlernt wurden (Mand 2003a; 52). Die SuS haben in der Regel große Probleme beim Lesen eines Textes, entziffern einzelner Wörter, können nur schwer den Sinn eines Textes erfassen und Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Aussagen eines Textes in Verbindung setzen (Mand 2003b; 23). Genauso beginnt das Erlernen der Schriftsprache im Vorschulalter. Zusätzlich zu der Kombination aus Laut und Buchstaben kommen in der Schrift Rechtschreibregeln hinzu. Dieser zusätzliche Faktor ist nur sehr schwer für LRS-Kinder in das Gelernte zu integrieren, weshalb diese Kinder einen erheblichen Fehlerquotienten haben (Mand 2003a; 52). Eine Lese-Rechtschreibschwäche hat allerdings auch Auswirkungen auf andere Lernschwächen, die evtl. parallel vorhanden sind, wie z. B. Dyskalkulie. LRS hindert das Kind dabei in jedem anderen Fach Aufgabenstellungen zu verstehen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Aufgrund dessen wird in der Forschung davon ausgegangen, dass LRS meistens das Kernproblem bei Schulversagern ist (Mand 2003a; 50).

2.3) Dyskalkulie

Bei Dyskalkulie handelt es sich um eine Rechenschwäche eines Kindes. Genauso wie beim Lesen und Schreiben, lernen Kinder im Vorschulalter mit Zahlen umzugehen. Dieses „Rechnen“ bewegt sich dabei auf einfachstem Niveau. Im Laufe des Mathematikunterrichts werden die Fachkenntnisse durch größere Zahlenräume, Rechenarten, Mengenbegriffe usw. erweitert. Schüler mit Dyskalkulie haben ein mangelndes Verständnis von diesen Begriffen (Math. Institut für Rechenschwäche). Da SuS mit Dyskalkulie bereits die Grundrechenarten oft nicht beherrschen ist es für sie nur sehr schwer möglich dem späteren Unterricht zu folgen. Im Unterricht selbst fällt es diesen SuS besonders schwer Aufgaben zu verstehen, falsche und widersprüchliche Ergebnisse zu erkennen und Transferaufgaben sind kaum möglich zu lösen (IFLW).

3.) Chancen und Möglichkeiten der Integration von lernschwachen Schülerinnen und Schülern

In diesem Abschnitt soll erläutert werden, welche Chancen und Möglichkeiten für Lehrpersonen durch Unterrichtsplanung und Methode bestehen, lernschwache SuS in den Unterricht zu integrieren und zu fördern und welche Möglichkeiten der richtige Umgang mit den Fehlern der SuS bietet. Abschließend wird auf mögliche Schwierigkeiten der dargestellten Möglichkeiten eingegangen.

3.1) Unterrichtsplanung und Unterrichtsmethode

Bei der Unterrichtsplanung ist es die Aufgabe der Lehrperson, nicht nur die Lerngruppe zu berücksichtigen, sondern auch die individuellen Voraussetzungen, Eigenarten, Stärken und Schwächen der einzelnen SuS, besonders die der lernschwachen Kinder, in die Unterrichtsplanung mit einzubeziehen (Scherer/Opitz 2010; 51). Um den lernschwachen Kindern das Lernen in der Klasse zu ermöglichen ist es daher von großer Bedeutung, den Unterricht differenziert zu planen. Durch eine Differenzierung innerhalb der Klasse (innere Differenzierung) ist es der Lehrperson möglich, die Klasse zeitweise in Untergruppen zu teilen. Dadurch können die SuS unterschiedliche Aufgaben, je nach Voraussetzung und Leistungsniveau, bearbeiten. Lernschwachen SuS wird es so ermöglicht ihre eigenen Lernziele zu bekommen (Bräu 2003; 129). Nicht nur der Unterricht an sich, sondern auch die Differenzierung muss geplant werden. Zum einen muss sich die Lehrperson darüber bewusst sein, was jede einzelne SuS in der Lage ist zu leisten. Trotz der Differenzierung muss es im Unterricht Inhalte geben, die alle SuS in der Klasse mitnehmen. Die Differenzierung kann anschließend nach Interesse und Bedürfnis der einzelnen SuS formuliert werden. Desweiteren brauchen SuS mit Lernschwächen einen gewissen Grad an Lernhilfen, die zur Bearbeitung einzelner Aufgaben dienen (Bräu 2003; 134). Wenn der Umfang des Lernstoffes und eine angemessene Lernhilfe im Einklang sind, kann hier ein großer Lernerfolg erzielt werden.

Diese innere Differenzierung kann zudem „geschlossen“ geplant werden, indem die Lehrperson für jedes Kind eigene Aufgaben mit detaillierten Vorgaben entwickelt. Aus dieser Unterrichtsplanung resultiert eine gute Überprüfung des Lernfortschritts (Scherer/Opitz 2010; 51). Jedoch bietet diese Art der Differenzierung den lernschwachen Kindern nicht die Möglichkeit eigene Lernstrategien zu entwickeln.

Dem wirkt die offene Differenzierung entgegen. Dabei muss es die Aufgabe der Lehrperson sein eine offene und anregende Lernsituation zu schaffen, in der SuS motiviert sind zu lernen und ihre eigenen Lernwege finden können. Hier bekommen einzelne SuS oder Lerngruppen individuelle Aufgaben, die jedoch so formuliert sind, dass der Lernprozess nicht vorgeschrieben ist (Scherer/Opitz 2010; 51). Diese Form der Differenzierung bietet sich vor allem in offenen Unterrichtsformen an.

Aber auch eine natürliche Differenzierung kann von der Lehrperson für den Unterricht geplant werden. Die ganze Klasse, inklusive der lernschwachen SuS, arbeitet an einem Gegenstand oder Lerninhalt, welcher jedoch durch komplexe Aufgaben, mit unterschiedlichen Niveaus, erarbeitet werden soll. Hier obliegt es der Lehrperson entsprechende Aufgaben zu entwickeln, die SuS wählen die zu bearbeitenden Aufgaben jedoch selbst aus. Den SuS muss es aber möglich sein aus der Aufgabenstellung zu erkennen, welche ihrem Niveau entspricht (Hanke 2003; 124). Dies ist absolut notwendig, da lernschwache SuS ihre eigenen Fähigkeiten und Voraussetzungen oft nicht korrekt bewerten können. Eine Über- bzw. Unterschätzung führt in der Regel zu Frustration bei diesen SuS und der Lernerfolg bleibt aus. Dennoch müssen die Aufgaben so geplant sein, dass die SuS gefordert werden und Lernfortschritte initiiert werden (Scherer/Opitz 2010; 58).

Weiterhin sollte bei der Planung von Unterricht beachtet werden, dass eine zu große Methodenvielfalt oder zu offener Unterricht lernschwache SuS sehr schnell überfordern würde. Diesen SuS fällt es sehr schwer sich immer wieder auf neue Unterrichtssituationen einzustellen. Sobald für diese Kinder feste Strukturen, Rituale oder auch Regeln im Unterricht erkennbar sind, bilden sich Lernmechanismen heraus. Dies heißt jedoch nicht, dass Unterricht mit lernschwachen SuS „überreguliert“ sein muss. Die eigene und freie Entwicklung von Lernstrategien darf durch zu feste Strukturen nicht behindert werden (Stein/Stein 2014; 90f.). Ebenso muss in der Planung von Unterricht und der Erstellung von Aufgaben berücksichtigt werden, dass lernschwache SuS in ihrer Vorstellungskraft und in der Verarbeitung von Arbeitsaufträgen beeinträchtigt sind. Aufgaben sollten von daher anschaulich sein, damit diese SuS wissen, was von ihnen gefordert wird. Zudem wird durch immer wiederkehrende Strukturen das Gedächtnis der betroffenen SuS entlastet. Automatismen entwickeln sich und lernschwache Kinder können sich auf das Wesentliche konzentrieren (Scherer/Opitz 2010; 68f.).

Die oben angesprochene Differenzierung kann in Unterrichtsformen wie dem offenen Unterricht (freie Arbeit, Projekte oder Wochenpläne) durchgesetzt werden. Durch diese Unterrichtsmethode ist es für eine Lehrperson möglich einen hohen Grad an Individualisierung und Differenzierung in den Unterricht einzubringen und einzelne SuS gezielt zu fördern (Stein/Stein 2014; 191). Eine Lerngruppe bekommt Zeiträume zur Verfügung gestellt, in denen sie frei entscheiden kann, an welchen Aufgaben sie arbeiten möchte. Lernschwachen SuS ist es so möglich ihr Lernen selbst zu gestalten und in ihrem eigenen Lerntempo vorzugehen, ohne dem Leistungsdruck der Klasse ausgesetzt zu sein. Ebenso ist es allen Schülern freigestellt, welche Sozialform, wie Einzel,- Partner- oder Gruppenarbeit, sie wählen. Durch diese Sozialformen entsteht automatisch gegenseitiges Helfen und Kooperation unter den SuS. Die lernschwachen SuS können sich so Hilfe holen und mit anderen Schülern zusammenarbeiten. Parallel profitieren aber auch die helfenden SuS. Ihre sozialen Kompetenzen werden geschult, sie können ihren eigenen Wissensstand auf andere Weise anwenden, bzw. auf Richtigkeit überprüfen (Stein/Stein 2014; 194f.). Die SuS sollen in die Lage versetzt werden Eigenverantwortung für ihr Lernen zu übernehmen und auftretende Probleme selbstständig zu lösen (Scherer/Opitz 2010; 51). Durch diese Unterrichtsform werden sie auf ganz andere Art und Weise gefordert, als im herkömmlichen Unterricht.

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Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Förderung lernbehinderter SchülerInnen im Unterricht. Lernstörungen LRS und Dyskalkulie
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Note
1,7
Autor
Jahr
2015
Seiten
13
Katalognummer
V538086
ISBN (eBook)
9783346144782
ISBN (Buch)
9783346144799
Sprache
Deutsch
Schlagworte
förderung, schülerinnen, unterricht, lernstörungen, dyskalkulie
Arbeit zitieren
Maximilian Posch (Autor:in), 2015, Förderung lernbehinderter SchülerInnen im Unterricht. Lernstörungen LRS und Dyskalkulie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/538086

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