The British Empire. Wie und warum gelang der Aufstieg der Britischen Inseln zum Kolonialreich?


Hausarbeit, 2009

15 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Britannien im späten Mittelalter

3 Das ältere Empire - Beginn der Kolonisierung
3.1 Karibik
3.2 Nordamerika
3.3 Indien

4 Fazit

Literatur

1 Einleitung

Von der britischen Insel aus wurde über fünf Jahrhunderte hinweg das Weltgeschehen zu großen Teilen bestimmt. Das Inselreich im Nordwesten von Europa entwickelte sich von einer ungemütlichen und wilden Provinz des römischen Reiches selbst zu einem weltumspannenden Kolonialreich.

Im Rahmen dieser Hausarbeit möchte ich anhand von Beispielen die wesentlichen Schritte und Entwicklungen von einer eher auf sich selbst fixierten Inselmacht bis hin zum klassischen Empire aufzeigen und untersuchen. Besonderes Augenmerk soll auf der frühen Entwicklungsphase liegen, also der Zeit, in der Britannien quasi aus der zweiten Reihe heraus an den anderen europäischen Kolonialmächten vorbeizog. Bei der Betrachtung sollen drei Gebiete in den Mittelpunkt rücken, die ich als Beispiele für die verschiedenen Vorgehensweisen der Briten bei der Kolonisation untersuchen möchte.

Nach der Einleitung gebe ich ein knappes Bild der britischen Inseln im späten Mittelalter, ein Verständnis der Ausgangssituation herzustellen. Dabei sollen vor die britischen Interessen und Gegebenheiten zu dieser Zeit, aber auch die Expansionsbe­strebungen anderer europäischer Mächte kurz dargestellt werden. Auf eine minutiöse Darstellung der historischen Ereignisse im britischen Mutterland selbst möchte ich hier verzichten, um die Hausarbeit in einem überschaubaren Rahmen zu halten.

Nach der weiteren Hinführung zum Thema möchte ich an drei Beispielen zeigen, wie sich die Briten auf dem jeweiligen Schauplatz durchgesetzt haben. Als Beispiel habe ich die Nordamerika, die Westindischen Inseln in der Karibik und schließlich Indien gewählt. Auch in diesem Teil werde ich nicht auf jedes Detail der viele Jahr­hunderte umspannenden Geschichte eingehen können. Vielmehr möchte ich mich auf den Beginn der Kolonien beschränken. In diesem Abschnitt soll auch die Frage nach dem Warum beantwortet werden, also die Motivation, dort eine Kolonie zu gründen oder sich besonders zu engagieren.

Nach der Vorstellung der britischen Expansion in Nordamerika, der Karibik und Indien werde ich im Fazit schließlich noch einmal Gemeinsamkeiten und Unter­schiede herausarbeiten. Hier soll auch die Frage beantwortet werden, welches die Erfolgsfaktoren für die Briten in dem jeweiligen Gebiet waren.

2 Britannien im späten Mittelalter

Im Jahre 1415 eroberten die Portugiesen mit Ceuta die erste Stadt auf afrikani­schem Boden und gaben damit den Startschuss für die europäische Expansion, den Kolonialismus und Imperialismus der folgenden Jahrhunderte.1 Zu diesem Zeitpunkt waren die Expansionsbestrebungen des englischen Königs aber noch keineswegs auf transatlantische Gebiete gerichtet. Die Energien der späteren Kolonialmacht galten in erster Linie dem französischen Festland und erst nachrangig auch Gebieten auf den britischen Inseln, wie Schottland und Irland. „Dabei wechselte die Intensität der Eroberungsbestrebungen nicht nur im Laufe der Zeit, sondern auch entsprechend der jeweiligen geographischen Zielrichtung, d.h. meist stand der Osten, Frankreich, im Zentrum der außenpolitischen Aktivitäten, während die westlichen Nachbarn Wa­les und Irland sowie Schottland im Norden eher sporadischen englischen Angriffen ausgesetzt waren“2

Die englische Wirtschaft war in dieser Zeit vor allem auf die Produktion und Weiterverarbeitung von Wolle ausgelegt. Einige Handelsflotte betrieben die Eng­länder allerdings nicht in nennenswertem Umfang. Sie ließen ihre Waren von der Hanse handeln oder lieferten sie nach Antwerpen und überließen von dort nieder­ländischen Kaufleuten den Weiterverkauf. „Die[. . . ]Steuer auf den Wollexport war bald die wichtigste Quelle regelmäßiger Einnahmen der Krone[...]3

So blieb Englands Expansionsdrang weitestgehend auf Frankreich die eigene In­selgruppe fixiert. Die Reisen des John Cabot in Richtung Westen am Ende des 15. Jahrhunderts blieben eine kurze Episode. Cabot erreichte zwar Land im Westen, vermutlich Neufundland, aber statt der Gewürzinseln fand er nur Eskimos. Eine weitere Reise überlebte Cabot vermutlich nicht. Seine kleine Flotte wurde in einem Unwetter getrennt, nur ein Schiff schleppte sich zurück nach England. Die anderen Schiffe, und mit ihnen John Cabot, blieben verschollen. Nach einigen weiteren eben­falls wenig erfolgreichen Fahrten unter dem Kommando von Cabots Söhnen richtete die englische Krone ihre Aufmerksamkeit wieder nach Osten über den Ärmelkanal.4

Die recht bequeme Handelssituation der englischen Tuchindustrie begann ab et­wa der Mitte des 16. Jahrhunderts zu verschlechtern. Die englischen Tuche bekamen zu dieser Zeit eine stärkere Konkurrenz in Kontinentaleuropa zu spüren, die den Ab­satz nach Europa schwieriger machte. Wenig später nahmen auch die Spannungen mit Spanien und zwischen Spanien und den Niederlanden zu. Somit schob sich ein Weltreich zwischen England und den Hauptumschlagplatz für sein Hauptprodukt. Für England bedeutete diese Entwicklung enorme wirtschaftliche und politische Ver- werfungen.5

Die britische Krone bekam ein Einnahmenproblem, weil ein großer Teil der Ein­nahmen direkt oder indirekt von der Tuchproduktion abhingen. Gleichzeitig suchten englische Kaufleute nach neuen Investitionsmöglichkeiten, nach Anlagen, die eine höhere Rendite versprachen als der schwächelnde Handel mit Tuchen nach Europa.

Welche Möglichkeiten boten sich zu dieser Zeit, Geld in Unternehmen oder besser Unternehmungen zu investieren? Die lukrativsten Waren waren Gewürze aus Süd- ostasien. Sie wurden auf dem beschwerlichen, gefährlichen und nicht zuletzt teuren Landweg nach Europa gebracht. Auf dem Weg stieg der Preis ins Unermessliche, weil Transporteure, Zwischenhändler und immer wieder auch Zölle zu bezahlen waren.

Den östlichen Weg nach Südostasien, um Afrika herum, hatten sich die Portugie­sen bereits gesichert und dort zahlreiche Handels- und Flottenstützpunkte errichtet. Seitdem Portugal und Spanien unter einer Krone vereinigt waren, konnte niemand in England ernsthaft mit deren Kooperation auf dem Seeweg nach Südostasien rechnen. „Dies hieß zugleich, daß, wer immer sich noch an der Aufteilung der überseeischen Welt beteiligen wollte, entweder Konflikte mit [. . . ] Spanien und Portugal riskierte oder versuchen mußte, auf Gebiete auszuweichen, die noch nicht von den iberischen Mächten kontrolliert wurden. Die Engländer taten sowohl das eine als auch das andere.“6

3 Das ältere Empire - Beginn der Kolonisierung

Privat finanzierte Expeditionen stellten zu dieser Zeit ein ungeheures Risiko dar - für alle Beteiligten. Für die Finanziers stand das gesamte eingesetzte Kapital auf dem Spiel. Die Kapitäne und Mannschaften riskierten ihr Leben. Trotzdem fanden sich sowohl Geldgeber als auch abenteuerlustige Kapitäne, denn es winkten gewaltige Gewinne.

Als Ouvertüre, also das Eröffnungsstück zum älteren Empire bezeichnet Wende die ersten privatfinanzierten Expeditionen des Sir Hugh Willoughbys.7 Willoughbys verschwand im ewigen Eis der Arktis, aber sein Lotse und Navigator erreichte Ar­changelsk im Norden Russlands. Diese frühe britische Entdeckungsreise ist deswegen bemerkenswert, weil sie zum einen privatfinanziert war und zum anderen mir der Muscovy Company den Prototypen der privaten Handelsgesellschaft hervorbrach­te. Die privaten Handelgesellschaften sollen in den folgenden Jahrhunderten einen entscheidenen Anteil am Aufstieg Großbritanniens zur Weltmacht haben.

Im Folgenden möchte ich zeigen, auf welche Art und Weise sich das britische Weltreich von den britischen Insel aus ausbreitete. Dabei sollen 3 Regionen unter­sucht werden, nämlich Nordamerika, die Karibik, seinerzeit auch als „Westindische Inseln“ bezeichnet und schließlich Indien.

3.1 Karibik

Die Westindischen Inseln sind schon recht früh in den Fokus der britischen Interessen gerückt. Ab dem späten 16. Jahrhundert war die Karibik das bevorzugte Jagdrevier für britische Piraten und Freibeuter.8 Freibeuter besaßen einen sogenannten „Kaper­brief“, ihre Raubzüge gegen Schiffe feindlicher Nationen waren also von der Krone nicht nur gedeckt, sondern auch gewollt. Piraten hingegen waren allen Nationen in Dorn im Auge, sie überfielen alle Schiffe. Die Karibik war für Piraten und Freibeuter deswegen so interessant, weil es dort zahlreiche nur schwach verteidigte zumeist spa­nische Handelsposten gab. Außerdem boten die zahlreichen unbewohnten Inseln der Karibik und die Buchten der mittelamerikanischen Küste ausreichend Rückzugsorte für die Seeräuber.

Die aussichtsreichste Beute für Seeräuber waren die spanischen Schatzschiffe, die die Ausbeute der südamerikanischen Gold- und Silberminen einsammelten und vor der Überfahrt über den Atlantik noch durch die Karibik segelten. Die britische Krone konnte durch die Kaperfahrten der Freibeuter das spanische Monopol in der neuen Welt unterlaufen.9 Außerdem konnte sie so Spanien schaden, ohne dabei einen offenen Krieg zu riskieren.

Die Finanziers der Freibeuter, zumeist Londoner Kaufleute, konnte auf gewaltige Gewinne hoffen. Eine dreijährige Fahrt von Sir Francis Drake brachte einen sagen­haften Gewinn von geschätzten 4700%. Drake hatte es geschafft, ein vollgeladenes spanisches Silberschiff zu kapern und nach England zu bringen.10 Solche „Erfolge“ waren eher die Ausnahme, dennoch war die Seeräuberei ein wesentlicher Wirtschafts­zweig im England des ausgehenden 16. Jahrhunderts. Ab 1585 stachen zwischen 100 und 200 Schiffe pro Jahr in See und erbeuteten regelmäßig um die 200.000 Pfund - was in etwas den Jahreseinnahmen der britischen Krone entsprach.11

Die Karibik war aber nicht nur das Revier der Seeräuber. Zwischen 1620 und 1630 wurden die ersten Siedlungen auf Barbados, St. Kitts und anderen Inseln der Karibik gegründet.12 Hauptexportgut dieser Inseln waren zunächst Tabak und Baumwolle. Schone wenige Jahre später, ab etwa 1650, änderte sich das. Statt Baumwolle und Tabak wurde nur vornehmlich Zucker angebaut und exportiert, der Zuckeranbau war einfach lukrativer. Mit dem Anbau von Zucker entstand ein neues Problem für die Plantagenbesitzer. Bisher waren es junge Männer aus der irischen und englischen Unterschicht, die die Hoffnung auf ein besseres Leben in die Karibik getrieben hatte und die dort auf den Plantagen arbeiteten. „It was possible to get men to come from England and Ireland to grow tobacco, but the Dutch knew very well that it would be impossible to get voluntary emigrants to do the back-breaking work needed to produce sugar, and they knew the answer: slaves!“13 Ebenso wie die Niederlän­der erkannten die Briten schnell, dass man die Plantagen am besten mit Sklaven bewirtschaften konnte, denn freie Männer wollten diese Arbeit nicht tun. Etwa ab 1640 begann britische Händler damit, Sklaven von der westafrikanischen Küste in die Karibik zu bringen. An Sklaven bestand an der westafrikanischen Küste trotz des enormen Bedarfs kein Mangel. Die zahlreichen Konflikte der lokalen Herrscher „produzierten“ laufend neue Sklaven: Der Verlierer der Konflikte endete in Ketten und wurde in die neue Welt verkauft.

An der Spitze der Inselgesellschaft stand ein aus England importierter Land­adel, der die Plantagen beherrschte - und eine Arbeiterklasse, die aus meist irischen Arbeitern bestand, die wiederum nur wenig besser gestellt waren als die schwarzafri­kanischen Sklaven.14 Die Sklaverei war für das Funktionieren der Kolonien unver­zichtbar. Nasson schreibt dazu: „Die Sklaverei wurde vom Beginn der Kolonisation an institutionalisiert.15

[...]


1 vgl.. Peter Wende. Das Britische Empire. München: Verlag C.H. Beck oHG, 2008, S. 17.

2 Peter Wende. Geschichte Englands. Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer GmbH, 1995, 71 f.

3 Ebd., S. 87.

4 vgl.. Wende, Das Britische Empire, S. 19.

5 vgl. Wende, Das Britische Empire, S. 22.

6 Ebd., S. 22.

7 Ebd., S. 22.

8 vgl. Bill Nasson. Das britische Empire. Magnus Verlag, 2007, S. 43.

9 vgl. Reinhard Wendt. Vom Kolonialismus zur Globalisierung - Europa und die Welt seit 1500. Paderborn: Verlag Ferdinand Schöningh GmbH & Co. KG, 2007, S. 24.

10 vgl. Wendt, Vom Kolonialismus zur Globalisierung - Europa und die Welt seit 1500, S. 25.

11 vgl. Nasson, Das britische Empire, S. 27.

12 vgl. ebd., S. 51.

13 Trevor Lloyd. The Empire - The History of the British Empire. London, NW1 8HX, 102 Gloucester Avenue: Hambledon und London, 2001, S. 14.

14 vgl. Nasson, Das britische Empire, S. 47.

15 vgl. ebd., S. 49.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
The British Empire. Wie und warum gelang der Aufstieg der Britischen Inseln zum Kolonialreich?
Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover
Note
1,3
Jahr
2009
Seiten
15
Katalognummer
V538207
ISBN (eBook)
9783346150042
ISBN (Buch)
9783346150059
Sprache
Deutsch
Schlagworte
british, empire, aufstieg, britischen, inseln, kolonialreich
Arbeit zitieren
Anonym, 2009, The British Empire. Wie und warum gelang der Aufstieg der Britischen Inseln zum Kolonialreich?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/538207

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