Eva Hermans Aufsatz "Einwanderungs-Chaos" über die Flüchtlingskrise 2015. Die Beweggründe hinter der Verschwörungstheorie


Hausarbeit, 2019

18 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Geschichte der Konspiration
1.2. Konstruktiv-wissenschatssoziologischer Ansatz

2. Typologien von Verschwörungstheorien
2.1. Ereignisverschwörung
2.2. Systemverschwörung
2.3. Superverschwörung

3. Eva Herman
3.1. Elemente des Komplotts – verknüpfte Ergeignisse, Gruppen und Systeme
3.2. Methodisches Vorgehen
3.2.1. Topos Gefahr

4. Ein Plan hinter dem Plan?
4.1. Rechtspopulismus
4.2. Ausdruck der Gesellschaft
4.3. Mentale Bewältigungsstrategien

5. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Esgibt eine Art von stumpfsinnigem, unwissenschaftlichem Skeptizismus, welcher der Men- ge ein allgemeines Vorurteil eingibt gegen alles, was sie nicht versteht und sie veranlaßt, jeden Grundsatz, der ausgeführte Beweisführung erfordert, zu verwerfen. Diese Art von Skeptizismus ist für die Wissenschaft verderblich, nicht aber für die Religion.“

David Hume (1711 - 1776), schottischer Philosoph, Historiker und Nationalökonom (www.aphorismen.de)

Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit der Frage nach den Beweggründen für Eva Hermans fremdenfeindlichen verschwörungstheoretischen Text „Einwanderungs-Chaos: Was ist der Plan?“, den sie 2015 im Internet auf der Seite der Wissensmanufaktur (www.wissensmanufaktur.net) veröffentlichte. Nach eigenen Angaben handelt es sich bei der Wissensmanufaktur um ein unabhängiges Institut für Wirtschaftsförderung und Gesell- schaftspolitik, in dessen wissenschaftlichem Beirat Herman tätig ist. Die folgende Arbeit be- leuchtet das Phänomen Verschwörungstheorie, in dem (in verschwörungstheoretischer Ma- nier) nach dem Plan hinter Hermans achtseitigen Aufsatz über die Flüchtlingskrise in 2015 gefragt wird. Warum verbreitet Herman diese Verschwörungstheorie, die nach Butter die Kriterien einer Superverschwörungstheorie erfüllt? Welche Funktionen werden erfüllt?

Der Begriff Verschwörungstheorie (im Folgenden Vt genannt) wird zunächst für diese Forschungsarbeit begrifflich und historisch eingeordnet. (Vt) versuchen einen Zustand, ein Ereignis oder einen Entwicklungsprozess durch eine Verschwörung, also durch das zielge- richtete, konspirative Wirken einer meist kleinen Gruppe von Akteuren zu einem meist illega- len oder illegitimen Zweck, zu erklären. Die Beweggründe sind ethisch nicht korrekt und es wird versucht, eine Institution, ein Land oder gar die ganze Welt zu kontrollieren oder zu zer- stören. Vt stellen insofern Versuche dar, wichtige Ereignisse oder ganze Systeme als Folge derartiger geheimer Absprachen und Aktionen zu erklären. Vt werden in der Regel in der Sozialwissenschaft, der historischen Forschung und der Psychologie erforscht.

Bestimmen wir weiter die Begriffe „Verschwörung“ und „Theorie“. Eine Verschwörung definiert sich laut Hepfer durch mindestens zwei Merkmale. So lässt sich eine Verschwörung als das geheime Zusammenwirken meist kleiner Gruppe von Personen definieren, deren Absprachen und Handeln darauf zielen, die Ereignisse zu ihrem eigenen Vorteil und damit zugleich zum Nachteil der Allgemeinheit zu beeinflussen (vgl. Hepfer 2015, S. 24). Erstens sind an der Konspiration immer mehrere Personen beteiligt und zweitens finden die Abspra- chen im Geheimen statt. Unter Theorien wird ein System wissenschaftlich begründeter Aus- sagen zur Erklärung bestimmter Tatsachen oder Erscheinungen und der ihnen zugrunde liegenden Gesetzlichkeiten verstanden. Theorien sind demnach vereinfachte Modelle der Wirklichkeit. Sie entwerfen ein Bild (Modell) der Realität und beziehen sich dabei in der Re- gel auf einen spezifischen Ausschnitt der Realität und beschreiben und bilden Aussagen über diesen Teil der Realität ab. Ziel einer Theorie ist es für gewöhnlich, durch Verallgemei- nerung und durch die Konzentration auf einige Merkmale des zu erklärenden Phänomens klare und logisch folgerichtige Antworten auf bestimmte Fragen zu finden sowie Entwicklun- gen zu prognostizieren. Wir greifen deshalb auf Theorien zurück, weil wir neugierig sind und gleichzeitig, weil wir Angst vor dem Unbekannten und Unverstandenen haben. Die Antwor- ten, die uns Theorien geben, erfüllen entsprechend einen doppelten Zweck. Indem sie uns mit Erklärungen für das Fremde und Unbekannte versorgen, mindern sie einerseits unsere Angst vor dem Ungewissen und befriedigen andererseits unsere Neugier. Nach Hepfer un- terscheiden sich infolgedessen in dieser Hinsicht Verschwörungstheorien nicht wesentlich von unseren „normalen“ alltäglichen oder wissenschaftlichen Theorien. Denn auch diese wollen uns die Angst vor dem Unerklärbaren nehmen und verringern unserer Unwissenheit mit Vereinfachungen und abstrakten Modellierungen (vgl. Hepfer 2015, S. 24). Hepfers Fazit:

„Theorien treten allgemein mit dem Versprechen an, uns zu einem besseren Verständnis der Welt zu verhelfen und Verschwörungstheorien sind hier keine Ausnahme“ (Hepfer 2015, S. 24). Nicht alles, was Vt genannt wird, ist auch tatsächlich eine Vt; oft dient diese Bezeich- nung nur dazu, konkurrierende Theorien abzuwerten oder Aufmerksamkeit zu erzeugen. Seidler betont die diskreditierende Funktion des Begriffes der Vt. Er stellt eine Abwertung des Begriffes seit dem 19. Jahrhundert fest und zweifelt daran, dass der Begriff im Sprach- gebrauch überhaupt jemals eine neutrale Bedeutung hatte (vgl. Seidler 2016, S. 29). „Fest steht, dass der Begriff Verschwörungstheorie mindestens seit dem 19. Jahrhundert abwer- tend verwendet wird. So ist bereits 1877 von den „lächerlichen Verschwörungstheorien“ die Rede…“ (Seidler 2016, S. 29, dort zitiert nach: Lissagaray: Geschichte der Commune von 1871. Braunschweig 1877, S. 322).

Butter nähert sich mit dem Begriff der Vt, indem er sich mit dessen lateinischer Überset- zung, dem Verb „conspirare“ beschäftigt, welches „übereinstimmen“ oder „zusammenwirken“ bedeutet, was darauf hindeutet, dass eine Verschwörung, unabhängig davon, ob sie real oder imaginiert ist, immer das Werk einer Interessengruppe ist (vgl. Butter 2018, S. 21). Seidler (2016, S. 48) definiert den Begriff der Verschwörungstheorie als „Narrativ, als Erzäh- lung. Kennzeichen dieser Erzählung ist, dass sie immer, von einem sichtbaren und einem unsichtbaren, „geheimen“ Plot erzählen, wobei der unsichtbare Plot erst im sichtbaren Plot bzw. dessen „Defekten“ lesbar wird.“ In der Literatur werden Vt von realen (empirisch nach- weisbaren) Verschwörungen wie die Iran-Contra Affäre, dem Watergate Skandal oder die Propaganda Due (P2)-Verschwörung unterschieden; Vt dagegen existieren zwar nur in der Vorstellung der Individuen und sind „[aber] unbestreitbar ein typisch soziales Phänomen“ (Seidler 2016, S. 28). Hingegen handelt es sich bei „Theorien über Verschwörungen“ um solche, die den Aufbau, die Struktur und die Gründe von wirklichen Verschwörungen zu re- konstruieren versuchen.

Die Hausarbeit umfasst inklusive der Einleitung fünf Kapitel. Im ersten Kapitel werden zunächst für die Forschungsfrage relevante Begriffsbestimmungen vorgenommen. Vt werden im historischen Kontext und aus Sicht des konstruktiv-wissenschaftlichen Ansatzes betrach- tet. Zudem wird das Wesen der Vt erläutert, um ein allgemeines Verständnis für das Thema Soziale Arbeit im Umgang mit Vt zu erlangen. Im zweiten Kapitel wird die Typologie von Ver- schwörungstheorien (nach Butter) erläutert. Im dritten Kapitel gehe ich auf die zahlreichen Elemente des behandelten Komplottes in Hermans Text ein, die sie zur Superverschwö- rungstheorie machen. Hier wird ebenfalls das methodische Vorgehen für das Finden von Kategorien (Topoi) im Herman-Text dargelegt und anhand der prägnantesten Stellen des Textes analysiert. Im vierten Kapitel werden die Ergebnisse der Forschung kommentiert. Dabei wird sich zeigen, dass neben dem herausgearbeiteten Topos Gefahr folgende weitere zentrale Phänomene für die Erstellung Hermans „Kommentar“ sprechen: 1. Rechtspopulis- mus 2. Ausdruck der Gesellschaft 3. Mentale Bewältigungsstrategien. Im 5. Kapitel werden die Beobachtungen noch einmal kurz zusammengefasst und in Bezug zur Fragestellung der Hausarbeit gesetzt. Es zeigt zudem inwiefern die Erkenntnisse für die Soziale Arbeit im Um- gang mit Rechtspopulismus von Bedeutung sind.

1.1. Geschichte der Konspiration

Wann die erste Verschwörungstheorie entstand, wissen wir nicht mit Sicherheit und können daher nur Mutmaßungen anstellen. Laut Raab entstand die erste Verschwörungstheorie schon vor 12.000 Jahre vor Beginn unserer Zeitrechnung, irgendwo im heutigen Syrien (vgl. Raab et al. 2016, S. 2). Schriftliche Überlieferungen aus dieser Zeit gibt es nicht, die ersten Tontafeln sind rund 6000 Jahre jünger. Nach Raab war es das Bedürfnis nach Abgrenzung, das zur Verbreitung der ersten Verschwörungstheorien führte. Die Autoren beziehen sich auf die Phase der neolithischen Revolution, welche die Sesshaftigkeit der Menschen begründet. Erstmals lassen sich Menschen dauerhaft nieder, gründen Siedlungen, betreiben Ackerbau und Viehzucht auf fester Scholle. Mit der Sesshaftigkeit beginnt die menschliche Kultur, wie wir sie heute kennen: Erst diese Art der stabilen Siedlungsstruktur ermöglicht zuverlässig die Bewahrung und Weitergabe komplexer Handwerkstechnik. Aus heutiger Sicht bewerten wir Sesshaftigkeit als normal, aber im damaligen Kontext glich es einem Frevel. Denn wer sich niederlässt beansprucht das Land mitsamt seiner Ressourcen exklusiv für sich. Menschen passen sich nicht mehr nur der Natur an – Menschen beginnen damit, die Natur an ihre Be- dürfnisse anzupassen. Laut Raab kann man auch sagen: Da haben sich Menschengruppen gegen den Rest der Gesellschaft und gegen die Natur verschworen und mit der Landnahme die Existenz anderer Menschen gefährdet. Mit der Sesshaftigkeit und dem Leben auf engem Raum hatten auch Infektionskrankheiten zugenommen und sich verbreitet. Aus Sicht von Raab ist es gut vorstellbar, dass diese frühen Siedlerinnen und Siedler das verdächtige um- herfahrende „Gesindel“, die Nomaden, der Brunnenvergiftung bezichtigt haben könnten (vgl. Raab et al. 2016, S. 3). Wahrscheinlich drehten sich die ersten Verschwörungstheorien also um tatsächlich vorhandene Grenzen, um die Abgrenzung der eigenen Siedlung gegenüber der ungezügelten Natur und gegenüber den noch nomadisch lebenden Menschen. Dennoch bleibt das Auftreten von Verschwörungstheorien mit Beginn der Sesshaftigkeit Spekulation, denn Schriften aus dieser Zeit sind nicht überliefert. Die Autoren berufen sich auf sozialpsy- chologische Phänomene, aus der das geschilderte Szenario realistisch und nachvollziehbar erscheint, wie z.B. das Denken im Dualismus: Wir und die anderen. Auch damals haben die Menschen Sündenböcke gesucht, um gesellschaftliche Probleme zu erklären. Die Suche nach Gründen für Verursachungen ist grundlegend im menschlichen Denken und Handeln verankert. Kausalität bezeichnet die Vorstellung, dass jedes Ereignis durch ein vorangegan- genes Ereignis (Ursache=lat. causa) hervorgerufen wird, (Stangl, 2019). Kant entwarf hierzu das Kausalprinzip („Jedes Ereignis hat eine Ursache“) und sah es als Grundprinzip der Ver- nunft an. Das „Sündenbock-Prinzip“ wird umso mehr zutreffen, wenn die eigentlichen Ursa- chen für bestimmte Dinge nicht sichtbar sind, wie winzige Viren und Bakterien, die zu Krank- heit und Tod führten, denn mit fernen, komplexen und unsichtbaren Ursachen können Men- schen schlecht umgehen (vgl. Hübl 2018, S. 60). Im Gegensatz zur eben dargestellten Ur- sprungsidee von Vt seit Anbeginn der Geschichte („anthropologische Konstante“) mit Sün- denbock-Funktion, sieht Seidler das Modell der Entstehung der Vt erst mit dem Aufkommen von Geheimgesellschaften im Rahmen der Französischen Revolution gekommen (vgl. Seid- ler 2016, S. 48). Das erste Konzept erscheint naheliegender, da auch die frühen Menschen sozialpsychologischen Phänomenen, wie der Angst vor dem Fremden ausgesetzt waren. Diese Angst war überlebenswichtig und könnte den entscheidenden Unterschied für ein wei- teres Überleben ausgemacht haben und einen existenziellen Überlebensvorteil dargestellt haben. Und – die Fähigkeit mündlich Gerüchte zu streuen und damit Sündenböcke zu be- nennen, beherrschten die Menschen sicherlich bereits damals.

1.2. Konstruktiv-wissenschaftssoziologischer Ansatz

Anton u.a. konstatieren, dass Vt im wissenschaftlichen Diskurs in der Regel als unseriös verstanden werden und es sich bei Vt inhaltlich ohne Zweifel stets um „sachlich falsches“ Wissen handelt (Anton et al. 2014, S. 11). Sie zitieren Daniel Pipes, der Vt „als eine real nicht existente, aus Angst befürchtete Verschwörung“ definiert (Anton et al. 2014, S. 11, dort zitiert nach: Pipes 1998, S. 45). Anton et al. benennen als Grundvoraussetzung für diesen defizitären Blick die „Trias der Mangelhaftigkeit, die Verschwörungstheorien gleichsam wie ein Geburtsfehler anzuhaften scheint: Unwahrheit, Krankhaftigkeit und Gefährlichkeit“ (Anton et al. 2014, S. 12). Für Foucault sind Vt randständige Phänomene und enthalten „disqualifi- ziertes Wissen“ (vgl. Anton et al., S. 12, dort zitiert nach: Foucault: 2001, S. 22). Anton / Schetsche / Walter stellten fest, dass sich wissenschaftliche Forschungen zum Thema Ver- schwörungstheorien, in aller Deutlichkeit von ihrem Untersuchungsgegenstand distanzierten. Zu groß ist doch die Angst, persönlich diskreditiert zu werden und letztendlich selbst zu den Verschwörungstheoretikern gezählt zu werden (vgl. Anton et. al. 2014, S. 9). Somit wurde der Untersuchungsgegenstand Vt nicht nur besonders kritisch betrachtet, sondern gerade durch diese diskreditierende Betrachtungsweise noch mehr an den gesellschaftspolitischen Rand gedrängt (vgl. Anton et al. 2014, S. 10). Dieser dogmatischen Betrachtungsweise lie- gen normative psychologische, politische und soziale Vorstellungen zugrunde. Der Wissen- schaftsdiskurs affirmiert den gesellschaftlichen Diskurs indem er das stigmatisierende Kon- zept der Vt übernimmt und reproduziert. Sie werden mit abwertenden sozialen Zuschreibun- gen versehen und zugleich mit dem Etikett der Wissenschaftlichkeit versehen. Dies könnte vor kritischen Hinterfragungen schützen. Lebensweltliche Erklärungsmuster würden auf die- se Weise unreflektiert wissenschaftlich verdoppelt (vgl. Anton et al. 2014, S. 13). Eine kon- struktivistisch-wissenschaftssoziologische Betrachtungsweise geht davon aus, dass Wirk- lichkeit gesellschaftlich konstruiert ist, Wirklichkeitsauffassungen jedoch auch die Wirklichkeit beeinflussen. Und – es geht um gesellschaftliche Definitionsmacht über soziale Wirklichkeit, denn: „Der Begriff „Vt“ und die damit verbundene Zuschreibungen sind selbst immer auch Teil des Kampfes um die Definitionsmacht über soziale Wirklichkeit“ (Anton et al. 2014, S. 12). Eine konstruktivistisch-wissenssoziologische Betrachtungsweise untersucht genau jene gesellschaftlichen Prozesse, durch die das Verhältnis von Vt als heterodoxem Wissen und orthodoxen Wissensbeständen schlussfolgernd bestimmt werden. Wissen entsteht nicht im luftleeren Raum, nicht durch Reduktion auf positivistische objektive Tatsachen, sondern wird durch soziale Aushandlungsprozesse gewonnen und festgelegt (vgl. Anton et al. 2014, S. 14). Es macht also Sinn, sich zu fragen, unter welchen gesellschaftlichen Bedingungen sie von Teilen der Bevölkerung sie für zutreffend gehalten werden und unter welchen Umstän- den eher nicht.

2. Typologien von Verschwörungstheorien

Herman verknüpft in ihrer Verschwörungstheorie Ereignisse, Beteiligte und Systeme derart miteinander, dass sie nach der Definition von Butter die Kriterien einer Superverschwörungs- theorie erfüllt. Ihre Argumentation, die Entwicklung der letzten Jahrzehnte der Weltgeschich- te sei ein Ergebnis eines Komplotts und Geschichte sei – ohne Berücksichtigung von Zufäl- len oder Nichtintention - über langen Zeitraum kalkulierbar und bewusst herbeigeführt, ist dabei eine Gemeinsamkeit aller Vt. Jedoch differenzieren sich Vtn voneinander und Butter klassifiziert diese zur besseren Unterscheidung u. a. nach Reichweite, dem Stand des Ver- schwörungsprozesses und der Gruppe der Verschwörer (vgl. Butter 2018, S. 29). Betrachten wir die Position der Verschwörer und den Entwicklungsstand der Verschwörung, lässt sich unterscheiden, ob die Beteiligten bereits die gewünschte Macht über das Land oder die Insti- tution oder gar die gesamte Welt erlangt haben oder noch nicht. Je nachdem, ob sie sich bereits in einflussreichen Positionen befinden, oder ob dieser Zustand erst noch durch Infilt- ration oder gesellschaftlichen Umsturz herbeigeführt werden soll, handelt es sich um eine Verschwörung von „von oben oder „von unten“. Zudem wird zwischen Verschwörungen „von außen“ oder „von innen“ unterschieden. Kommen die Verschwörer von außen (in das Land oder die Organisation, die sie unterwandern wollen) oder handelt es sich um bereits inkludi- erte Etablierte, die jedoch anfangen ihre eigenen Interessen zu verfolgen? Somit werden (außer bei Herman) Vt von außen tendenziell als von unten initiiert gesehen, da der Staat mitsamt seinen wichtigsten Institutionen noch nicht in der Hand der Umstürzler ist. Laut But- ter sind allerdings in der westlichen Welt und in den letzten Jahrzehnten Theorien populär, in denen die Infiltration von innen und oben geschieht (vgl. Butter 2018, S. 31), so wie es auch Herman in ihrer Theorie beschreibt. So nutzt sie unabhängig vom Inhalt ihres „Kommentars“ die allgemeine Popularität dieser Art von Theorien für ihre Sichtweise. Neben der oben auf- geführten Superverschwörungstheorie differenziert Butter Ereignisverschwörungstheorien und Systemverschwörungstheorien, die sich bei einer Verschmelzung eine Superverschwö- rung ergeben.

2.1. Ereignisverschwörung

Bei dem Kennedy-Attentat, dem Tod Lady Dianas, der Mondlandung oder 9/11 handelt es sich um zeitlich klar begrenzte, benennbare Ereignisse, welche durch dunkle Machenschaf- ten und Konspiration herbeigeführt worden sollten (vgl. Butter 2018, S. 34).

[...]

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Details

Titel
Eva Hermans Aufsatz "Einwanderungs-Chaos" über die Flüchtlingskrise 2015. Die Beweggründe hinter der Verschwörungstheorie
Hochschule
Fachhochschule Dortmund
Note
1,3
Jahr
2019
Seiten
18
Katalognummer
V538723
ISBN (eBook)
9783346185099
ISBN (Buch)
9783346185105
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rechtspopulismus, Identitäre Bewegung, Eva Herman, Fremdenfeindlichkeit, Flüchtlingskrise, Verschwörungstheorie
Arbeit zitieren
Anonym, 2019, Eva Hermans Aufsatz "Einwanderungs-Chaos" über die Flüchtlingskrise 2015. Die Beweggründe hinter der Verschwörungstheorie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/538723

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