Der moderne indische Nationalstaat belegt trotz kontinuierlich wiederkehrender Unruhen ethnischer und politischer Art einen verhältnismäßig niedrigen Platz im ‚Fragile States Index’ des letzten Jahrzehntes (ø 76,3; 2009-2018) und wird auch seitens des Bertelsmann Transformation Index als „well-established democracy“ bezeichnet. Von einer wie in anderen ehemals kolonialisierten Staaten ernsthaft bedrohten Staatlichkeit kann im Falle Indiens keine Rede sein. Dennoch soll in den nachfolgenden Ausführungen anhand des indischen Bundesstaates Nagaland die nach wie vor vorhandenen Indikatoren einer möglichen schwachen Staatlichkeit diskutiert werden.
Die Wahl auf Indien und ein explizit regionales Thema politischen Konfliktpotenzials scheint in Anbetracht der vielseitigen Konflikte Afrikas, des Nahen Ostens oder der jüngsten Spannungen zwischen Indien und Pakistan kaum von Belang. Dennoch bietet eine genauere Betrachtung der politischen Begebenheiten im Nagaland nicht nur die Chance, anhand eines in der Öffentlichkeit kaum beachteten Konfliktes allgemeine Schlüsse über die Grundproblematik des von einer hindu-nationalistischen Regierung geführten indischen Zentralstaates zu ziehen, sondern auch, universell geltende Abläufe staatlicher Verfalls- und Zerfallsprozesse zu überprüfen.
Hierbei soll insbesondere das von Dr. Kai Hirschmann erarbeitete Modell zu staatlichen Zerfallsprozessen hinzugezogen werden und dessen Erklärungspotenzial in Anwendung auf den hier behandelten Konfliktfall im Nagaland diskutiert werden. Besonderes Augenmerk soll auf dem Verhalten staatlicher und nicht-staatlicher Akteure liegen, wie sie im Modell des ‚Magischen Fragilitätsvierecks’ nach Hirschmann auftreten.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Die Naga - Einordnungsschwierigkeiten eines südasiatischen Bergvolkes
- III. Anwendung des Konzeptes des Magischen Fragilitätsvierecks nach Hirschmann
- III.1. Wirkungen fragiler Staatlichkeit im Nagaland
- III.2. Akteur der indischen Staatsregierung
- III.3. Akteur der Regierung des Bundesstaates Nagaland
- III.4. Akteur Gebiets- und Stammesherrscher
- III.5. Akteur der Ideologischen Systembeseitigung
- III.6. Akteur Organisierte Kriminalität
- III.7. Machtverschiebende Faktoren
- III.8. Ursachen fragiler Staatlichkeit
- IV. Fazit
- V. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Fragilität der Staatlichkeit im indischen Bundesstaat Nagaland unter Anwendung des Konzepts des Magischen Fragilitätsvierecks nach Hirschmann. Sie untersucht die Auswirkungen fragiler Staatlichkeit im Nagaland und analysiert das Verhalten verschiedener Akteure, wie der indischen Staatsregierung, der Regierung des Bundesstaates Nagaland, Gebiets- und Stammesherrschern, Ideologischen Systembeseitigung und organisierter Kriminalität.
- Analyse der Fragilität der Staatlichkeit im Nagaland
- Anwendung des Magischen Fragilitätsvierecks nach Hirschmann
- Verhalten staatlicher und nicht-staatlicher Akteure
- Machtverschiebende Faktoren und Ursachen fragiler Staatlichkeit
- Politische Konfliktpotenziale im Nagaland
Zusammenfassung der Kapitel
- I. Einleitung: Die Einleitung stellt den Kontext der Arbeit dar, indem sie die Bedeutung von Fragiler Staatlichkeit im Nagaland im Kontext der internationalen Politik und des modernen indischen Nationalstaates diskutiert.
- II. Die Naga - Einordnungsschwierigkeiten eines südasiatischen Bergvolkes: Dieses Kapitel bietet eine Einführung in die kulturelle und ethnische Komplexität der Naga, die sich in die Länder Indien, China und Myanmar erstreckt. Es betont die Notwendigkeit, von einer homogenisierten Vorstellung der Naga als einer Gruppe abzuweichen und die Heterogenität der ethnischen und linguistischen Gruppierungen zu berücksichtigen.
- III. Anwendung des Konzeptes des Magischen Fragilitätsvierecks nach Hirschmann: Dieses Kapitel analysiert die verschiedenen Akteure, die im Fragilitätsviereck nach Hirschmann auftreten. Es beleuchtet die Auswirkungen fragiler Staatlichkeit im Nagaland und die Rolle der indischen Staatsregierung, der Regierung des Bundesstaates Nagaland, Gebiets- und Stammesherrschern, der Ideologischen Systembeseitigung und organisierter Kriminalität.
Schlüsselwörter
Fragile Staatlichkeit, Nagaland, Indien, Magisches Fragilitätsviereck, Hirschmann, Akteure, Staatszerfall, politische Konflikte, ethnische Diversität, Stammesgesellschaft, indische Staatsregierung, Regierung des Bundesstaates Nagaland, Gebiets- und Stammesherrscher, Ideologischen Systembeseitigung, organisierte Kriminalität.
- Quote paper
- Henning Bokel (Author), 2019, Fragile Staatlichkeit im Nagaland?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/539259