Georg Heyms Novelle Der Dieb lässt sich in folgende Abschnitte einteilen. Einer Exposition, dem Beginn der eigentlichen Handlung, der Steigerung und Entwicklung der Handlung auf einen Höhepunkt hin, einer Wende und einem katastrophalen Schluss, der mit dem Tod des Helden endet. Zu Beginn des Textes befindet sich der Protagonist in seiner Pariser Dachstube und spricht zu Gott. Er ist kurz davor sich auf den Weg in den Louvre zu machen, um das Bild der Mona Lisa Gioconda zu stehlen. (S.119)
Danach wird erzählt, wie und warum es zum Entschluss des Diebstahls gekommen ist (S.119- 134). Zunächst wird jedoch der Dieb, die Hauptfigur der Erzählung vorgestellt. (S.119-121) Die eigentliche Handlung beginnt mit den Visionen des Protagonisten von Gott und dem Engel des Herrn. Durch sie kommt er zu der Erkenntnis, dass das Weib die Wurzel alles Bösen sein muss. So steht es schon in der Offenbarung des Johannes. Gott habe Christus verlassen, weil dieser am Weibe vorbeigegangen sei. Er sieht sich nun von Gott als Erlöser der Menschheit berufen. (S.122-125) Seine Mission besteht nun darin, die Welt vom Weiblichen zu befreien. Im Gesicht der Mona Lisa liegt für ihn nun das ursprünglich Weibliche und Teuflische verborgen. Er begegnet ihr im Louvre, wagt sich ehrfürchtig und langsam an sie heran, bis er sie zum imaginären Kampf herausfordert. In ihr erkennt er teuflisches Verderben, aber zugleich etwas Schönes. Er empfindet Hass und zugleich Mitleid. (S. 122-136) Nach langem „Kräftemessen“, Triumphen, aber auch Schwächen strebt die Handlung allmählich auf ihren Höhepunkt zu. Der Kampf endet siegreich und die Mona Lisa wird aus dem Louvre gestohlen. (S. 136-145)
Das Bild wird nach Florenz verschleppt. An dieser Stelle kommt es zu einer Wende der Erzählung. Denn obwohl die Mona Lisa schon drei Jahre lang im Besitz des Diebes ist, gelingt es diesem nicht das Bild zu zerstören. Es siegt die Macht des Weibes: Der Dieb verliebt sich in die Mona Lisa und wird ihr gänzlich verfallen. Für sie sagt er seiner Mission ab. (S. 145-150) Doch der Mona Lisa bleibt ihr boshaftes, teuflisches Lächeln. Diesen Spott kann er nicht ertragen und er nimmt Rache, indem er das Bild verstümmelt und vernichtet. An der Zerstörung seiner „Geliebten“ geht der Dieb selbst zugrunde. (S. 150-156)
Inhaltsverzeichnis
- Darstellungsweise
- Aufbau
- Erzählsituation
- Distanz zum Erzählten
- Erzählweise
- Erzählperspektive
- Zeitstruktur
- Figuration
- Erzählperspektive
- Zeitstruktur
- Raumstruktur
- Raumorganisation der dargestellten Welt
- Räumliche Bewegungen
- Ereignisstruktur
- Anhang
- Schema zur Raumorganisation
- Literaturverzeichnis
- Primärliteratur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Novelle „Der Dieb“ von Georg Heym beleuchtet die innere Zerrissenheit eines Protagonisten, der von einem göttlichen Auftrag getrieben, die Welt vom Weiblichen zu befreien, das Bild der Mona Lisa im Louvre stiehlt. Die Novelle zeichnet ein komplexes Bild von Schuld und Sühne, Wahnsinn und Verführung, wobei der Protagonist gefangen ist in einem Kampf gegen das Weibliche, das er gleichzeitig anbetet und verabscheut.
- Der Konflikt zwischen göttlichem Auftrag und menschlicher Schwäche
- Die Darstellung des weiblichen Prinzips als Quelle des Bösen und der Verführung
- Der Kampf des Protagonisten gegen seinen eigenen Wahnsinn
- Die ambivalenten Gefühle des Diebes gegenüber der Mona Lisa
- Die Folgen von extremer Ideologie und fanatischem Handeln
Zusammenfassung der Kapitel
1.1 Aufbau
Die Novelle „Der Dieb“ ist in fünf Abschnitte gegliedert: die Exposition, der Beginn der Handlung, die Steigerung der Handlung auf einen Höhepunkt hin, die Wende und der katastrophale Schluss, der mit dem Tod des Helden endet.
Die Erzählung beginnt mit dem Protagonisten in seiner Pariser Dachstube, der ein Gebet an Gott spricht. Er steht kurz davor, das Bild der Mona Lisa im Louvre zu stehlen. Es folgt die Darstellung der Motivation des Diebes und die Vorgeschichte des Diebstahls. Der Protagonist empfindet sich als Erlöser der Menschheit und sieht die Mona Lisa als Repräsentantin des weiblichen Prinzips und des Teufels. Er begibt sich in den Louvre und begegnet der Mona Lisa mit Ehrfurcht und zugleich Hass. Nach einem inneren Kampf stiehlt er das Bild und bringt es nach Florenz.
1.2 Erzählsituation
Die Erzählung ist aus einer auktorialen Perspektive geschrieben, wobei der Erzähler zum Teil wertende Kommentare abgibt. Es liegt eine reduzierte auktoriale Erzählsituation vor, die sich der personalen Erzählform annähert. Der Erzähler schildert das Geschehen aus der Perspektive des Protagonisten und gibt dessen Gedanken und Wahrnehmungen wieder.
1.3 Distanz zum Erzählten
1.3.1 Erzählweise
Die Erzählung beginnt mit einem Monolog des Diebes, der seine Gedanken und Gefühle direkt wiedergibt. Die direkte Rede der Figur dominiert in einigen Passagen, wodurch die Präsenz des Erzählers zurücktritt. Die Wahrnehmungsperspektive des Protagonisten wird bildhaft und detailreich dargestellt, wobei der Erzähler dessen Gedanken und Gefühle in Form der erlebten Rede wiedergibt.
1.3.2 Erzählperspektive
Die Darstellung des Geschehens erfolgt vorwiegend aus der Innenperspektive des Protagonisten, wodurch der Leser Einblicke in dessen psychische Prozesse, Wahrnehmungen und Gefühle erhält. Nur am Ende der Erzählung wird kurz aus der Sicht anderer Personen berichtet, wobei jedoch keine inneren Vorgänge dargestellt werden.
1.3.3 Zeitstruktur
Die Erzählung springt zwischen Vergangenheit und Zukunft, wobei der Leser bereits zu Beginn des Textes von einem zukünftigen Geschehen, dem Diebstahl der Mona Lisa, erfährt.
Schlüsselwörter
Die Novelle „Der Dieb“ befasst sich mit den Themen Wahnsinn, Verführung, religiöser Fanatismus, Schuld und Sühne, das weibliche Prinzip und dessen Symbolisierung durch die Mona Lisa.
- Citation du texte
- Julia Dittlmann (Auteur), 2004, Eine Analyse zu Georg Heyms Novelle "Der Dieb", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53944