Unterrichtseinheit: Akrostichon - Gedichte schreiben in der 4. Jahrgangsstufe


Unterrichtsentwurf, 2005

18 Seiten


Leseprobe


Gliederung

Unterrichtseinheit im Fach Deutsch

1. Einordnung in den Lehrplan

2. Sachanalyse

3. Zielsetzungen

4. Ausgangslage

5. Darstellung des Gesamtablaufs

6. Organisation

7. Begründung der gewählten Unterrichtsformen

8. Reflexion der Unterrichtseinheit

Literaturverzeichnis

Unterrichtseinheit im Fach Deutsch: „Akrostichon“

1. Einordnung in den Lehrplan

Das Thema lässt sich in folgende Lehrplanpunkte einordnen:

- 2.2.4 Lese- und Schreibfähigkeit in vielfältigen Situationen anwenden und vertiefen:

Die Kinder schreiben und gestalten für sich und andere ein Gedicht. Ein Teil der Klasse schafft es sogar, eine sinnerfassende Handlung mit in ihr Gedicht einzuarbeiten, so dass eine kleine, selbsterfundene Geschichte entsteht.[1]

- 2.3.1 Texte verfassen:

Die Schüler „entwickeln eigene Ideen und lassen sich auch von verschiedenartigen Vorgaben zu sprachlichen Gestaltungsversuchen anregen.“[2], hier überwiegend von dem vorbereiteten Gedicht, das als Anschauungsbeispiel dient. Die Kinder lernen zudem durch das vorausgehende Entwickeln einer Gedankensammlung, dass zum Verfassen von Sätzen und kleinen Texten auch das Vorbereiten gehört. So sammeln sie passende Ausdrücke, Wörter und Formulierungen.[3]

- 2.3.2 Richtig schreiben:

Das orthografisch richtige Schreiben ist in der zweiten Jahrgangsstufe eines der Hauptziele im Deutschunterricht. Die Kinder richten ihre Aufmerksamkeit allmählich auf die Entsprechung von Buchstaben. In dieser Stunde sichern sie bereits eingeprägte orthografische Schreibweisen und üben diese. Zudem wiederholen sie den Umgang mit dem Wörterbuch und können somit bewusst über ihre Schreibweise nachdenken, sie mit dem Schülerduden vergleichen, als auch Fehler erkennen und entsprechend berichtigen.[4]

- 2.5.4 Unterschiedliche Textsorten kennen lernen und mit ihnen umgehen:

Hierbei geht es um das Lesen und Gestalten literarischer Texte. Dies trifft in so fern auf diese Unterrichtseinheit zu, da es sich bei dem zu verfassenden Text um ein Akrostichon handelt, eine spezielle Gedichtart. Die Schüler bekommen zur Hilfestellung ebenfalls ein Gedicht gezeigt, das sich zur Verdeutlichung des Themas reimt, und somit eindeutig von ihnen einzuordnen ist.[5]

2. Sachanalyse

Kreatives Schreiben gehört zu den neuen Methoden des Deutschunterrichts. Jahrzehnte lang wurde das überbetonte Schreiben nach vorgegebenen Regeln praktiziert und Schreibaufgaben wurden somit häufig mit Unlust und Angst vor Fehlern verbunden. Nun soll mit dieser Methode das Schreiben als eigenes Ausdrucksmittel (wieder) entdeckt werden. Zudem wurde bewiesen, dass die Techniken des kreativen Schreibens den zu stark linkshirnig orientierten Schulunterricht ablösen und damit die Aktivierung beider Gehirnhälften sowie deren gegenseitige Anregung fördern.[6]

Eine der unzähligen Schreibanregungen hierzu ist die (in meiner Unterrichtseinheit verwendete) Cluster-Methode. Sie wurde von Gabriele L. Rico 1984 entwickelt und ist ein nicht lineares Brainstorm-Verfahren, das auf der freien Assoziation basiert. „Die Methode des Clustering entspricht der Funktionsweise unseres Gehirns.“[7] Es beschreibt somit die Kurzschrift des bildlichen Denkens. Aufgaben dieser Methode sind die Förderung bildlichen Denkens, die Umgehung der unnachgiebigen Zensur des begrifflichen Denkens, sowie das Ziel, dem Schreiber Angst und Blockade zu nehmen. Den eigentlichen Schreibimpuls bietet ein auf einem leeren Blatt umrandetes Kennwort. Dazu lässt man seine Gedanken einfach treiben und schreibt die Einfälle rasch auf, die in alle Richtungen ausstrahlen. Man soll sich nicht zu sehr auf bestimmte Gedanken konzentrieren oder gar versuchen, eine Struktur zu entwickeln. „Jeder Einfall wird wiederum selbst mit einem Kreis umgeben und durch einen Strich mit dem Kern oder dem vorherigen Gedanken verbunden.“[8] Jedoch ist solch ein professionelles Assoziationsnetz erst nach einigem Üben möglich. Da ich in meiner Unterrichtseinheit diese Methode bei der Klasse zum ersten Mal anwende und es sich hier erst um eine zweite Klasse handelt, ist die einfachere Ausführung ohne komplizierte Assoziationsverknüpfungen geeigneter. Zudem sollte „Bei der Einführung dieser Methode […] der Ausgangsbegriff unbedingt vorgegeben werden.“[9].

Die anschließende Verfassung eines kleinen Akrostichons bettet sich ebenfalls gut in den Stil des kreativen Schreibens ein. Auch hier treten an Stelle der freien Themenwahl bewusstgestaltete Inszenierungen von Schreibsituationen. Diese Methode umgeht jedoch keinen Falls wichtige Lerninhalte, wie zum Beispiel den eigentlichen Schreibprozess. Ganz im Gegenteil, beim kreativen Schreiben wird betont, „dass stärker als bisher im Aufsatzunterricht die Teilhandlungen des Schreibens in den Blick kommen müssen – vom Sammeln der Ideen, über den Entwurf und die erste Niederschrift bis zur Überarbeitung.“[10]. In meiner Stunde kommt noch hinzu, dass durch das Verfassen eines Textes in Gedichtform auch ein erster Schritt in das Erlernen literarischer Techniken in Erscheinung tritt. Zudem wird in der Klasse ein Motivations- und Gruppenprozess ausgelöst, „bei dem sich die einzelnen mit ihrer ganzen Person einbringen und bei dem zugleich ein Verstehen des anderen angestrebt wird.“[11]. Jedoch kommt man auch hier um eine Bewertung des Schriftstückes nicht herum. „Von den Unterrichtenden ist dabei eine besondere pädagogische Sensibilität gefordert, weil gerade Kreativität durch Beurteilung leicht abgeblockt wird.“[12].

3. Zielsetzungen

Das Grobziel dieser Stunde:

Die Schüler sollen eine Gedankensammlung zum Thema „Winter“ selbstständig erstellen und anschließend ein Akrostichon dazu schreiben.

Die Feinziele der Stunde:

- Die Schüler sollen sich bereits im Voraus Gedanken zu den Themen Januar und Winter machen und Materialien für die Stunde mitbringen. (Dies wurde ihnen zuvor als Hausaufgabe für diese Stunde gegeben.)
- Die Schüler sollen ihre Gedanken dazu sammeln und in Form eines Clusters verschriftlichen (sowie eventuell teilweise auch verbildlichen).
- Die Schüler sollen mit Hilfe dieses Clusters selbst ein Akrostichon zum Thema Winter erstellen.
- Die Schüler sollen lernen, kreativ und gestalterisch mit ihrer Sprache umzugehen.
- Die Schüler sollen lernen, wie man Gedanken zu einem bestimmten Thema sammeln und notieren kann.
- Die Schüler sollen die Gedankensammlung als Hilfe verwenden können.
- Die Schüler sollen sich an das Verfassen freier Texte herantasten.
- Die Schüler sollen sich mit der Orthografie auseinander setzen.
- Die Schüler sollen eigene Rechtschreibfehler erkennen, beziehungsweise sich geeignete Hilfsmittel bei unbekannten Wörtern suchen (Lehrerin/Praktikantinnen fragen, Duden benutzen).
- Die Schüler sollen den Umgang mit ihrem Schülerduden üben.

4. Ausgangslage

Durch die vorangegangene Anwesenheit bei einer Deutschstunde, die von der Klassenlehrerin gehalten wurde, konnte ich feststellen, dass die Kinder bereits mit dem Erstellen von Wörtersammlungen zu bestimmten Themen vertraut sind. Zudem habe ich in einem Gespräch mit der Lehrerin erfahren, dass die Schüler auch schon einige freie Texte verfasst haben und dieser Stil auch aktuell geübt wird. Zudem wurde bereits schon einmal ein Gedicht gelernt. Somit kann ich mir sicher sein, dass mein Gedicht zur Hilfestellung vor der Ausführung der zweiten Arbeitsanweisung auch erkannt wird und wirklich eine Hilfe und Anregung für die Klasse darstellt. Passende Nomen, Verben und Adjektive zu bestimmten, eingekreisten Themen zu suchen und zu notieren, ist ebenfalls eingeübt. Auch die Verwendung dieser Wortsammlungen als Hilfestellung und Grundlage für eine selbst erfundene Geschichte ist eine der Klasse bekannte Arbeitstechnik. Die Erarbeitung im Sitzkreis ist in der Klasse eine ebenfalls den Kindern vertraute Sozialform.

Mit fünf zufällig ausgewählten Kindern wurde kurz vor der Stunde noch eine knappe Vorbefragung durchgeführt. Ziel dieser Methode war es, einen Eindruck der bereits vorliegenden Kenntnisse noch einmal von den Schülern selbst zu bekommen, um böse Überraschungen bei der Durchführung der Stunde zu vermeiden. Die Auswertung hat folgendes ergeben:

- Alle fünf Kinder konnten sich unter dem Begriff „Gedankensammlung“ nichts vorstellen. Jedoch weiß ich aber, dass das Erstellen einer Wortsammlung bereits eingeübt ist und meine Methode der Gedankensammlung in die gleiche Richtung geht. Der Unterschied liegt nur darin, dass ich mit den Kindern nicht nur einzelne Wörter, sondern auch Sätze, Geschichten oder Erinnerungen sammeln möchte. An der Tafel, beziehungsweise im Cluster selbst, werden dann ebenfalls nur Wörter notiert. Somit dürften die Schüler mit der angewandten Methode keine großen Schwierigkeiten haben, lediglich das Wort „Gedankensammlung“ liegt nicht in ihrem Repertoire. Dieses wird von mir jedoch noch während der Stunde erklärt.
- Bei dem zweiten Befragungspunkt sollten die Kinder drei Sachen nennen, die ihnen zu dem Wort „Winter“ einfallen. Damit wollte ich sicher gehen, ob Kreativität, Einfallsreichtum und die Bereitschaft zum Überlegen gegeben sind. Die genannten Wörter waren: 3 x Schnee, 2 x Schneemann, 2 x kalt, 2 x Schal, Schlitten fahren, Schneeballschlacht, spielen, Stiefel, Frost und Eis. Die Kinder hatten sichtlich genug Ideen, die sie mit diesem Thema in Verbindung setzen. Somit kann ich auf ein ausführliches, kreatives Cluster in der ersten Erarbeitungsphase hoffen.
- Bei der dritten bis fünften Frage wollte ich sicher gehen, ob die Kinder wirklich wissen, was ein Gedicht ist. Dies ist zum einen für die zweite Erarbeitungsphase notwendig, in der die Schüler nur dann eine Hilfestellung haben, wenn sie mein Gedicht auch als solches erkennen. Zum zweiten ist das Stundenziel ja das Verfassen eines eigenen Gedichts, das sich zwar nicht reimen muss, dessen Form und Anwendung jedoch klar sein sollte.

Die Auswertung der drei Fragen ließ sich sehr optimistisch bewerten. Alle fünf Schüler meinen zu wissen, was ein Gedicht ist, und haben auch die Frage, ob sie bereits ein Gedicht kennen, bejaht. Nur ein Kind konnte sich an den Titel des bereits gelernten Gedichts nicht erinnern, die anderen vier Kinder nannten 2 x „Die drei Spatzen“, „Lieber, guter Nikolaus“ und „Rosen sind rot“.

[...]


[1] nach: Lehrplan für die bayerische Grundschule, Juli 2000, S. 81;

[2] Lehrplan für die bayerische Grundschule, Juli 2000, S. 81;

[3] nach: Lehrplan für die bayerische Grundschule, Juli 2000, S. 82;

[4] nach: Lehrplan für die bayerische Grundschule, Juli 2000, S. 83/84;

[5] nach: Lehrplan für die bayerische Grundschule, Juli 2000, S. 89;

[6] nach: Liebnau, Ulrich: EigenSinn. Kreatives Schreiben – Anregungen und Methoden. Frankfurt a. M., 1995, Diesterweg Verlag

[7] Frank, Andrea (1997): „Clustering“ und „Mindmapping“; in: Schreiben und Darstellen. S. 14. Lernbox Friedrich Jahresheft

[8] Frank, Andrea(1997): „Clustering“ und „Mindmapping“; in: Schreiben und Darstellen. S. 14. Lernbox Friedrich Jahresheft

[9] Frank, Andrea (1997): „Clustering“ und „Mindmapping“; in: Schreiben und Darstellen. S. 14. Lernbox Friedrich Jahresheft

[10] Spinner, Kaspar (1993): Kreatives Schreiben. In: Praxis Deutsch 119, S. 18

[11] Spinner, Kaspar (1993): Kreatives Schreiben. In: Praxis Deutsch 119, S. 23

[12] Spinner, Kaspar (1993): Kreatives Schreiben. In: Praxis Deutsch 119, S. 16-23

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Unterrichtseinheit: Akrostichon - Gedichte schreiben in der 4. Jahrgangsstufe
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Autor
Jahr
2005
Seiten
18
Katalognummer
V54030
ISBN (eBook)
9783638493185
ISBN (Buch)
9783656790303
Dateigröße
489 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Es handelt sich hierbei um eine sog. "Große UV" im Rahmen des zusätzlichen studienbegleitenden Praktikums für LAGS, inkl. Stundenverlauf, Reflexion, Arbeitsblätter etc.
Schlagworte
Unterrichtseinheit, Akrostichon, Gedichte, Jahrgangsstufe
Arbeit zitieren
Kathrin Horner (Autor:in), 2005, Unterrichtseinheit: Akrostichon - Gedichte schreiben in der 4. Jahrgangsstufe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54030

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