1. Einleitung
Projektorientierter Unterricht ist "die Planung des Nichtplanbaren" (RÖSELER, 1976, S. 44). Projektorientierte Vorhaben "setzen bei den Lehrpersonen [...] eine Reihe von Kenntnissen, Einstellungen und Fähigkeiten voraus [...]: Kooperationsfähigkeit, Kompromissbereitschaft, [erhöhte] Frustrationstoleranz, [...]" (CHOTT, 1990, S. 87 f). Projektorientierter Unterricht "[...] ist die Möglichkeit, sich auf [...] [die] veränderte bildungspolitische Situation [Individualisierung, Insulation, Vereinzelung der Kindheit] sowohl in der Allgemeinen Schule wie auch in der Förderschule vorzubereiten" (HEIMLICH, 1999, S. 15). "Der vorliegende Lehrplan [...] schafft [...] einen Rahmen, der den Schulen größere Freiräume zur Gestaltung eines projekt-orientierten Unterrichts lässt." (MFBWW, 2000, S. 3).
Die aufgeführten Zitate aus diversen Quellen belegen zweierlei: Einerseits können eindrucksvoll die unterschiedlichen Einstellungen zu "projektorientierten" Konzepten herausgelesen werden, andererseits aber auch eine veränderte Grundhaltung dem Unterrichtsverfahren gegenüber entnommen werden. Während bei RÖSELER im Jahre 1976 noch stärker auf die Gefahren und Bedenken des Konzeptes hingewiesen wird und CHOTT auch 1990 noch die "unabdingbaren" Qualifikationen des Lehrers nennt, erklärt HEIMLICH neun Jahre später bereits die Vorzüge des projektorientierten Verfahrens als eine Möglichkeit, auf die veränderte schulische Situation Einfluss zu nehmen. Unter anderem diesem Gedankengang zu folgen scheint auch der Lehr-plan des Landes Rheinland - Pfalz des MINISTERIUMS FÜR BILDUNG WISSENSCHFT UND WEITERBILDUNG im Jahre 2000, der den projektorientierten Unterricht nun stärker als zuvor betont und ermöglicht. In mehr als 25 Jahren "Diskussion" um das Thema "Projekt - projektorientierter Unterricht" und rund 100 Jahren Existenz dieses Verfahrens, scheint sich also ein Umdenken anzubahnen, das auch diese Unterrichtsform schulisch legitimiert. Dabei geht das letzte Zitat, entnommen aus dem Lehrplan des Faches Arbeitslehre, aber noch weiter: Es empfiehlt dem Lehrer dieses Fachbereiches eingehend, sich mit dem "projektorientierten Unterricht" auseinanderzusetzen, ihn in den "herkömmlichen" Unterricht zu integrieren und somit praktisch umzusetzen.
[...]
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- THEORETISCHE GRUNDLAGEN
- Projektorientiertes Vorhaben – Versuch einer Einordnung
- Abgrenzung: Projekt – projektorientiertes Vorhaben
- Merkmale und Verlaufsphasen des projektorientierten Vorhabens
- Didaktische Relevanz
- Zur Sache: Herstellen von Visitenkarten am Computer
- Verwendung von „Microsoft Word“
- Nutzung der Software „Microsoft Publisher“
- UNTERRICHTSPRAKTISCHER TEIL
- Die Unterrichtseinheit „Herstellen von Visitenkarten – Ein projektorientiertes Vorhaben in einem 8. Schuljahr“
- Gesamtüberblick
- Didaktische Analyse
- Begründung der Thematik
- Aussagen des Lehrplans
- Gegenwarts-/ Zukunftsbedeutung
- Exemplarität
- Analyse der Lernbedingungen
- Erste Unterrichtssequenz (Phasen der Entscheidung und Planung)
- „Wir planen unser Vorhaben“ (1./2. Stunde)
- „Entscheidung für ein Softwareprogramm“ (3. Stunde)
- Zweite Unterrichtssequenz (Phase der Durchführung)
- „Lehrgang zu „Publisher“ und Herstellung von Visitenkartenvorlagen“ (4./5. Unterrichtsstunde)
- „Wir vermarkten unsere Visitenkarten“ (6. – 8. Unterrichtsstunde)
- „Wir produzieren die bestellten Visitenkarten“ (9. – 11. Stunde)
- Dritte Unterrichtssequenz (Phase der Auswertung)
- „Wir reflektieren unser Vorhaben“ (12. – 13. Stunde)
- Gesamtreflexion
- Projektorientiertes Lernen im Fach Arbeitslehre
- Herstellen von Visitenkarten mit Softwareprogrammen
- Integration von fachspezifischen Inhalten in projektorientierte Vorhaben
- Didaktische Analyse der Lernbedingungen und der Umsetzung des Vorhabens
- Reflexion der Arbeitshypothesen und des Gesamtergebnisses
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Arbeit befasst sich mit der Umsetzung eines projektorientierten Vorhabens im Fach Arbeitslehre. Ziel ist es zu untersuchen, ob ein solches Vorhaben im zeitlichen Rahmen von drei Unterrichtsstunden pro Woche sinnvoll ist und ob die Integration von fachwissenschaftlichen Inhalten, die zum Gelingen des Projekts notwendig sind, möglich ist. Das Projekt beinhaltet die Herstellung von Visitenkarten am Computer in einem achten Schuljahr.
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Das erste Kapitel erläutert die theoretischen Grundlagen des projektorientierten Vorhabens. Es wird eine Abgrenzung zwischen Projekt und projektorientiertem Vorhaben vorgenommen und die Merkmale und Verlaufsphasen des Vorhabens beschrieben. Darüber hinaus werden die didaktischen Relevanzen des projektorientierten Unterrichts beleuchtet.
Im zweiten Kapitel werden die Softwareprogramme „Word“ und „Publisher“ vorgestellt, die zur Herstellung der Visitenkarten eingesetzt werden. Es werden deren Funktionen und Eigenschaften im Hinblick auf die Erstellung von Visitenkarten analysiert.
Der dritte Kapitel stellt die Unterrichtseinheit „Herstellen von Visitenkarten“ im Detail vor. Es wird ein Überblick über die einzelnen Unterrichtsstunden gegeben und die didaktische Analyse des Themas mit Bezug auf den Lehrplan erläutert. Die Analyse der Lernbedingungen und die detaillierte Beschreibung einzelner Unterrichtssequenzen runden dieses Kapitel ab.
Schlüsselwörter (Keywords)
Projektorientiertes Vorhaben, Arbeitslehre, Visitenkarten, Softwareprogramme, „Microsoft Word“, „Microsoft Publisher“, Didaktische Analyse, Lernbedingungen, Unterrichtssequenz, Gesamtreflexion, Arbeitshypothesen, Lehrplan, Praxisbezug, Motivation, Sozialkompetenz, Methodenkompetenz
- Arbeit zitieren
- Stephan Burg (Autor:in), 2002, Herstellen von Visitenkarten - ein projektorientiertes Vorhaben in einem 8. Schuljahr, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5404