Im Drama „Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade“, das 1964 von Peter Weiss uraufgeführt wurde, spielen Insassen einer Psychiatrie die Ermordung Jean Paul Marats nach. Im Stück soll Marquis de Sade als politischer Gefangener der französischen Revolution das „Stück im Stück“ anleiten. In dieser Arbeit soll es darum gehen, das Drama kulturgeschichtlich in die Theorien aus Michel Foucaults Werk „Überwachen und Strafen“ einzubetten. Dabei wird sich zunächst den beiden Hinrichtungsvarianten „Folter“ und „Guillotinierung“ gewidmet, die sowohl im Drama als auch in Foucaults Werk thematisiert werden. Anschließend werden Foucaults Ausführungen über Gefängnisse abgehandelt.
Da das Drama aber nicht in einem Gefängnis, sondern in einer Psychiatrie spielt, wird die Psychiatrisierung von politischen Gefangenen in den Blick genommen. Daraufhin wird Foucaults Theorie des „Panoptismus“, basierend auf einem Konzept von Jeremy Bentham, ausgeführt und auf das Drama angewendet. Insgesamt geht diese Arbeit den Fragen nach, wie Macht und die Hierarchisierung dieser, aufbauend auf Foucaults Theorien, im Drama Marat/Sade widergespiegelt werden und inwieweit die Psychiatrie im Drama einem Gefängnis und den dortigen Machtverhältnissen ähnelt. In der Forschungsliteratur gibt es bisher keine Bezüge zwischen Foucault und dem Drama, dadurch soll durch diese Arbeit die Forschung ergänzt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die beiden Hinrichtungsvarianten im Drama: Folter vs. Guillotinierung
- Gefängnisse: Verlagerung der äußeren Strafe in eine innere Strafe
- Psychiatrisierung von politischen Gefangenen
- Foucaults Panoptismus
- Anwendung des Panoptismus auf das Drama
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Drama „Marat/Sade“ von Peter Weiss im Kontext der Theorien Michel Foucaults, insbesondere aus dessen Werk „Überwachen und Strafen“. Ziel ist es, die kulturgeschichtliche Einordnung des Dramas zu beleuchten und die Darstellung von Machtstrukturen und Disziplinierungsprozessen zu analysieren.
- Die unterschiedlichen Hinrichtungsmethoden (Folter vs. Guillotine) und deren symbolische Bedeutung
- Die Transformation der Strafe von öffentlicher zur inneren Strafe im Kontext von Gefängnissen und Psychiatrien
- Die Anwendung Foucaults Panoptismus-Theorie auf die Machtstrukturen im Drama
- Die Psychiatrisierung politischer Gefangener als Mittel der Unterdrückung
- Die Parallelen zwischen Gefängnis und Psychiatrie im Drama
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Drama „Marat/Sade“ von Peter Weiss ein und beschreibt das zentrale Thema der Arbeit: die kulturgeschichtliche Einordnung des Dramas in die Theorien Michel Foucaults. Es wird die Forschungslücke bezüglich der Verbindung zwischen Foucault und dem Drama aufgezeigt und die Forschungsfrage nach der Widerspiegelung von Macht und Hierarchisierung im Drama, basierend auf Foucaults Theorien, formuliert. Die Arbeit untersucht die Parallelen zwischen der Inszenierung der Ermordung Marats und Foucaults Analyse von Straf- und Disziplinierungssystemen. Der Fokus liegt auf der Analyse der im Drama dargestellten Machtverhältnisse und deren Einbettung in den historischen und theoretischen Kontext.
2. Die beiden Hinrichtungsvarianten im Drama: Folter vs. Guillotinierung: Dieses Kapitel vergleicht die im Drama dargestellten Hinrichtungsmethoden – die Folter (am Beispiel von Robert-François Damiens) und die Guillotine – mit Foucaults Analyse in „Überwachen und Strafen“. Es wird die Entwicklung von der öffentlichen, körperlichen Bestrafung zur scheinbar humaneren, aber dennoch disziplinierenden Guillotine beschrieben. Der Wandel wird als Verschiebung der Machtstrategien interpretiert, wobei die öffentliche Schau der Folter durch die scheinbar diskretere, aber dennoch kontrollierende Institution des Gefängnisses abgelöst wird. Die Beschreibung der Hinrichtung Damiens wird als Ausgangspunkt für Foucaults Analyse der Strafgeschichte dargestellt und im Kontext des Dramas als Spiegel der Machtverhältnisse interpretiert.
3. Gefängnisse: Verlagerung der äußeren Strafe in eine innere Strafe: Dieses Kapitel behandelt Foucaults Konzept der Transformation der Strafe vom öffentlichen Spektakel hin zur subtilen Disziplinierung innerhalb der Gefängnismauern. Es wird die Ablösung der körperlichen Bestrafung durch psychische Kontrolle analysiert. Die scheinbar humanere Gefängnisstrafe wird als Weiterführung und Verfeinerung von Machtstrukturen interpretiert, die auf Kontrolle, Überwachung und Disziplinierung des Körpers und Geistes zielen. Foucault kritisiert den humanistischen Ansatz der Gefängnisse, da dieser die körperliche Folter durch subtilere Formen der Kontrolle und Disziplinierung ersetzt. Der Kapitel verbindet dieses Konzept mit dem Drama, um die Machtstrukturen und ihren Einfluss auf die Insassen zu veranschaulichen.
4. Psychiatrisierung von politischen Gefangenen: In diesem Kapitel wird die Verschiebung des Schauplatzes von Gefängnissen in die Psychiatrie als Ort der politischen Unterdrückung analysiert. Das Drama „Marat/Sade“, das in einer Psychiatrie spielt, dient als Beispiel für die historische Praxis der Psychiatrisierung politischer Gegner. Der Fall de Sade wird als Beispiel für die Instrumentalisierung der Psychiatrie als Mittel der politischen Repression dargestellt. Die Diagnostizierung von psychischen Störungen bei politischen Gegnern wird als Form der Disziplinierung und Kontrolle interpretiert, die die Machtverhältnisse aufrechterhält und verschleiert.
Schlüsselwörter
Marat/Sade, Michel Foucault, Überwachen und Strafen, Panoptismus, Gefängnis, Psychiatrie, politische Gefangene, Hinrichtung, Folter, Guillotine, Macht, Disziplinierung, Kontrolle, Repression, französische Revolution.
Häufig gestellte Fragen zu „Marat/Sade“ und Michel Foucault
Was ist der Gegenstand der vorliegenden Arbeit?
Die Arbeit analysiert Peter Weiss' Drama „Marat/Sade“ im Kontext der Theorien Michel Foucaults, insbesondere aus dessen Werk „Überwachen und Strafen“. Der Fokus liegt auf der Darstellung von Machtstrukturen und Disziplinierungsprozessen im Drama und deren kulturgeschichtlicher Einordnung.
Welche Themen werden im Drama „Marat/Sade“ im Hinblick auf Foucaults Theorien untersucht?
Die Arbeit untersucht verschiedene Aspekte, darunter die unterschiedlichen Hinrichtungsmethoden (Folter vs. Guillotine) und deren symbolische Bedeutung, die Transformation der Strafe von öffentlicher zu innerer Strafe im Kontext von Gefängnissen und Psychiatrien, die Anwendung von Foucaults Panoptismus-Theorie auf die Machtstrukturen im Drama, die Psychiatrisierung politischer Gefangener als Mittel der Unterdrückung und die Parallelen zwischen Gefängnis und Psychiatrie im Drama.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in ihnen?
Die Arbeit gliedert sich in mehrere Kapitel: Eine Einleitung, die das Drama und die Forschungsfrage einführt; ein Kapitel zum Vergleich der Hinrichtungsmethoden Folter und Guillotine im Kontext von Foucaults Analysen; ein Kapitel über die Verlagerung der Strafe von der öffentlichen zur inneren Strafe im Gefängnis; ein Kapitel zur Psychiatrisierung politischer Gefangener; und ein Fazit. Jedes Kapitel verbindet die Handlung des Dramas mit den theoretischen Konzepten Foucaults.
Wie wird Foucaults Panoptismus im Drama angewendet?
Die Arbeit untersucht, wie die Machtstrukturen im Drama durch die Anwendung von Foucaults Panoptismus-Theorie erklärt werden können. Es wird analysiert, wie Überwachung und Kontrolle im Drama funktionieren und welche Auswirkungen sie auf die Insassen haben.
Welche Rolle spielt die Psychiatrie im Drama und in Foucaults Theorie?
Die Arbeit analysiert die Psychiatrie als Ort der politischen Unterdrückung und als Mittel zur Disziplinierung und Kontrolle politischer Gegner. Der Fall de Sade dient als Beispiel für die Instrumentalisierung der Psychiatrie als Form der Repression. Die Parallelen zwischen Gefängnis und Psychiatrie als Orte der Macht und Disziplinierung werden herausgearbeitet.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Marat/Sade, Michel Foucault, Überwachen und Strafen, Panoptismus, Gefängnis, Psychiatrie, politische Gefangene, Hinrichtung, Folter, Guillotine, Macht, Disziplinierung, Kontrolle, Repression, französische Revolution.
Welche Forschungsfrage wird in der Arbeit behandelt?
Die zentrale Forschungsfrage ist, wie sich Macht und Hierarchisierung im Drama „Marat/Sade“, basierend auf Foucaults Theorien, widerspiegeln. Die Arbeit untersucht die Parallelen zwischen der Inszenierung der Ermordung Marats und Foucaults Analyse von Straf- und Disziplinierungssystemen.
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- Anonym (Autor), 2019, Kulturgeschichtliche Einordnung des Dramas Marat/Sade in die Theorien Michel Foucaults, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/540424