Kolonialpolitik und Kolonialethnologie


Hausarbeit, 2003

20 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die europäische Kolonialpolitik
2. 1. Die ersten kolonialen Bestrebungen
2. 2. Die Politik der Kolonialherren
2. 3. Die Auswirkungen der Kolonialpolitik innerhalb der Kolonien

3. Großbritanniens Kolonialpolitik
3. 1. Die Anfänge des britischen Kolonialreichs
3. 2. Die Einstellung Englands zur kolonialen Ausbreitung
3. 3. Der Sklavenhandel mit Afrika

4. Der Beitrag der Ethnologie zur Kolonialpolitik
4. 1. Der Inhalt der Ethnologie
4. 2. Der Evolutionismus
4. 3. Neue Entwicklungen in der Kolonialpolitik und Ethnologie
4. 3. 1. Der Funktionalismus und der Strukturfunktionalismus
4. 3. 2. Der Kulturrelativismus
4. 3. 3. Die Auswirkungen der kulturrelativistischen und funktionalen Betrachtungsweise auf die Kolonialpolitik
4. 4. Die britische Kolonialethnologie und ihr Beitrag zur britischen Kolonialpolitik

5. Die Kolonialpolitik und ihre Folgen in Australien
5. 1. Die Anfänge der Kolonisation Australiens
5. 2. Die koloniale Entwicklung in Australien
5. 3. Das Aussterben der Aborigines
5. 4. Die kulturelle Vernichtung der Aborigines durch die Assimilationspolitik

6. Schluss

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Im folgenden Beitrag wird die Frage nach dem tatsächlichen praktischen sowie theoretischen Einfluss der Ethnologie auf den Kolonialismus behandelt. Als Fallbeispiel wird hierbei schwerpunktmäßig auf die Großmacht England und ihre Kolonie Australien eingegangen.

Vorab wird die Politik der kolonialen Epoche allgemein und speziell auf England bezogen dargestellt, um die politischen Vorraussetzungen unter denen eine Wissenschaft wie die der Völkerkunde entstehen und wachsen konnte darzustellen.

Darauf wird auf die theoretischen sowie praktischen Ausrichtungen einer noch im Entstehen begriffenen Ethnologie der kolonialen Epoche eingegangen, um ihre tatsächlichen Einflüsse auf die Kolonialpolitik aufzuzeigen.

Um die praktischen Auswirkungen der Kolonialpolitik unter den existierenden ethnologischen Einflüssen zu verdeutlichen, werden die Folgen der britischen Kolonialpolitik am Beispiel Australien abschließend beschrieben.

2. Die europäische Kolonialpolitik

2. 1. Die ersten kolonialen Bestrebungen

Durch eine antikolonialistische Haltung und das Freihandelssystem stand die Welt gegen 1870 jedem offen und es kam durch eine uneigennützige, wissenschaftliche Forschungsarbeit, die zu engeren wirtschaftlichen Beziehungen führte, zu einer „antikolonialistischen Kolonisierung“.[1]

1870/71 kam es allerdings zu einer durchgreifende Veränderung des moralischen Gleichgewichts in Europa. Deutschland und Italien schufen ihre endgültige politische Einheit und die Liberalen wollten große demokratische Staaten schaffen. Dieses nationale Ideal war mit einem Bedürfnis nach Reformen verbunden. Es wurde eine innere Vereinigung, Konstitutionen und ein parlamentarisches Regime gefordert. Dieser Links-Nationalismus begründete sich im Selbstbestimmungsrecht der Völker und richtete sich gegen die Herrschaft von Fürsten durch Gottes Gnade und ausländische, ihre Freiheit bedrohende Gesten. Da sich die innere Einigung Deutschlands und Italiens in Zusammenhang mit den Kriegen von 1859 bis 1871 vollzog, wurden die nationalistischen Strömungen immer extremer. Die Öffentlichkeit zog Eroberungen verfassungsmäßigen und sozialen Reformen vor. Zudem fühlte sich Frankreich durch die Zerreißung seiner territorialen Ganzheit (gegen die Prinzipien von 1789) gedemütigt und wollte sein Ansehen wiederherstellen und seine Stellung als Großmacht verstärken.

Durch Siege und Niederlagen kam es auf dem Festland zu einem kriegerischen Nationalismus, welcher auch die Überseegebiete erfasste.

Der belgische König Leopold II verbarg sein kolonialistisches Projekt „unter dem Mantel eines volkstümlichen und uneigennützigen Humanitarismus“,[2] von dem sich die Geographen der Internationale Afrika-Vereinigung nicht täuschen und an allen von ihr geschaffenen Forschungsstationen die internationale Flagge hissen ließen. Das Foreign Office war besorgt um die englische Einflussnahme in Ostafrika und verweigerte deshalb den Beitritt zur Internationalen Afrika-Vereinigung. Die Expedition von 1875 bis 1878 öffnete den westlichen Zugang zu Afrika, was zu dem Beginn der Rivalität zwischen Franzosen und Belgiern führte, da beide eine imperialistische Politik verfolgten. Bismarck hingegen gab dem Verlangen der hanseatischen Reeder nicht nach, die afrikanischen Küsten durch ihre Unternehmen politisch in Besitz nehmen zu lassen; er begrüßte die Verlagerung des französischen Interesses vom Rhein nach Übersee.

Nachdem afrikanische Gebieten durch Belgier und Franzosen in Besitz genommen wurden, hielten es verschiedene Deutsche für dringend erforderlich, die noch freien Gebiete zu besetzen. England sah dem Geschehen missbilligend zu und wollte die Aufteilung vermeiden, um den früheren Zustand zu erhalten. Um dies zu erreichen, erkannte England 1884 Portugals Herrschaft (die Portugiesen hatte die umstrittenen Gebiete gegen Ende des 15. Jahrhunderts entdeckt) über die westafrikanischen Küstengebiete an. Somit wurde die Aufteilung praktisch vermieden. Die deutschen Reeder waren mit dieser Entwicklung äußerst unzufrieden und auch die Franzosen protestierten. Bismarck erkannte die kolonialen Rivalitäten als Möglichkeit, die Vorherrschaft Deutschlands in Europa zu gewährleisten. Um einen europäischen Konflikt zu vermeiden und eine Regelung zu finden, berief er 1884 die Berliner Konferenz ein, nachdem er südafrikanische Unternehmen unter den Schutz des Reichs gestellt hatte. In der Konferenz wurden für den Erwerb neuer Kolonien maßgebende Vorschriften aufgestellt, sodass die Welt zwischen 1885 und 1914 diplomatisch ohne Krieg zwischen den Beteiligten aufgeteilt wurde. Die imperialistische Eroberung ging schnell und leicht hauptsächlich durch das Eingreifen von Leopold und Bismarck vonstatten.[3]

2. 2. Die Politik der Kolonialherren

Die Öffentlichkeit war sich über die mit den Eroberungen einhergehenden Konsequenzen nicht bewusst und verzichtete auf ihr Kontrollrecht. Da die Regierungen ihren Verwaltungsapparat auf ein Minimum reduzierte, waren die Kolonialverwaltungen nicht in der Lage die Finanzgesellschaften zu kontrollieren. Zudem war die Regierung der Meinung, dass die Nation nicht für die Kolonisierung bezahlen solle, deshalb wollte sie die Hoheitsrechte in den Kolonien an Privatgesellschaften übertragen. Diese lehnten allerdings ab, da sie die Überseegebiete nur nutzen wollten, wenn die Verwaltungs- und Ausstattungskosten von der Regierung getragen würden.[4] Somit befand sich die Regierung in einer schwierigen Situation, denn sie wollte Prestigepolitik betreiben, ohne die notwendigen Mittel zu besitzen. Der Aufbau der Kolonialreiche war durch die Schaffung von Protektoraten, die Ausstellungen von Schutzbriefen und die Ausbeutung der Eingeborenen trotzdem möglich. Allerdings konnte man dieses Verhalten nicht wirklich als Kolonialpolitik definieren, denn es ähnelte eher einem außenpolitischen Handeln.[5]

1894 bis 1914 war das „goldene Zeitalter des wirtschaftlichen Imperialismus“[6] und jegliche mit Kolonien in zusammenhangstehende Investition versprach profitabel zu sein. Ein Handeln aus Großmut oder Nächstenliebe war zu dieser Zeit eine Absurdität, denn das einzige Kriterium für eine Kolonialunternehmung war „der Nutzen [...] die Summe der Vorteile und des Profits für das Mutterland“.[7] Der Erste Weltkrieg verdeutlichte die politische und strategische Bedeutung der Kolonien, so dass der Kolonialimperialismus nach dem Krieg weitergeführt wurde.[8]

2. 3. Die Auswirkungen der Kolonialpolitik in den Kolonien

Man versuchte für die Eingeborene Arbeit und Werte zuschaffen, diese verspürten aber kein Bedürfnis sich dieser/diesen anzunehmen, so dass man sich mit der Einführung von Zwangsarbeiten (Requirierungen und Steuern) behelfen musste. Andererseits wurde der Imperialismus von der internationale Moral verurteilte, denn die Prinzipien der Philanthropen lebten in Europa wieder auf, nicht aber in den Kolonien. Die Folge war ein neues Problem, denn die Siedler und das jeweilige Mutterland waren nicht mehr einer Meinung. Die Siedler lebten noch immer in ihrem Überlegenheitskomplex gegenüber den Eingeborenen. Die Wirtschaftskrise von 1930 zeigte die Meinungsverschiedenheiten von Auswanderern und Mutterländlern deutlich auf.[9]

Die Eingeborenen auf die sich mittlerweile der aggressive Nationalismus der Siedler übertragen hatte, waren mit der Zeit durch Erfahrungen in die Position gekommen, selbst Forderungen zu stellen. Die Mutterländer ließen von dem wirtschaftlichen Imperialismus etwas ab und konzentrierten sich auf einen eher kulturellen Imperialismus. England verfolgte seit 1947 und Frankreich seit 1955 eine Entkolonisierungs-Politik, die eingeborene Nationalisten unterstützte, die sich die westliche Kultur angeeignet hatten.[10]

3. Großbritanniens Kolonialpolitik

3. 1. Die Anfänge des britischen Kolonialreichs

Mit der Trennung von Rom 1529 bis 1536 setzte der Prozess ein, der England zur größten Kolonial- und Seemacht führte, dessen Schöpfer Heinrich VIII war.

Sir Humphrey Gilbert erhielt 1577, nachdem 1574 englische Edelleuten eine Petition an die Königin aufgesetzt hatten, um die Entdeckung von gewissen und reichen Ländern zu gestatten, eine Generalkonzession für die Kolonisation (General patent of colonization ). Ein neu entdecktes Gebiet wurde meist als Charter bezeichnete Konzessionen verliehen; denn alles Land gehörte dem König und konnte von ihm unter bestimmten Bedingungen verliehen werden. Teilweise wurden die Entdeckungen mit Verbrechern besetzt; an Rechte der Eingeborenen dachte zu dieser Zeit niemand; zudem war die Krone mittellos. Die erste Expedition Sir H. Gilberts von 1578 bis 1579 war ein vollständiger Misserfolg. Seine zweite Expedition 1583 nach Neufundland und weiter nach Süden, stellt den Anfang des britischen Kolonialreiches dar, auf den 427 Jahre Kolonialpolitik folgten.[11]

[...]


[1] Brunschwig 1957: 5ff.

[2] ebd.: 18

[3] Brunschwig 1957: 18ff.

[4] ebd.: 21f.

[5] ebd.: 22

[6] ebd.: 23

[7] ebd.: 23f.

[8] Brunschwig 1957: 26

[9] ebd.: 27ff.

[10] ebd.: 29ff.

[11] Brand 1906: 7ff.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Kolonialpolitik und Kolonialethnologie
Hochschule
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg  (Institut für Völkerkunde)
Veranstaltung
Ethnologie und Entwicklungszusammenarbeit
Note
2,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
20
Katalognummer
V54059
ISBN (eBook)
9783638493413
ISBN (Buch)
9783640146635
Dateigröße
500 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kolonialpolitik, Kolonialethnologie, Ethnologie, Entwicklungszusammenarbeit
Arbeit zitieren
Nicole Rosenthal (Autor:in), 2003, Kolonialpolitik und Kolonialethnologie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54059

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