Leseprobe
Gliederung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(1) Ablauf und Ursachen der Urteilsverzerrung
Zu den wichtigsten kognitiven Leistungen, die das tägliche Leben in bedeutendem Maße bestimmen, gehört
- das Fällen von Urteilen und
- das Treffen von Entscheidungen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Problem des nummerischen Primings
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Jungermann, Pfister, Fischer, 2017, S. 139.
In Vielzahl von Situationen werden Urteile unter Unsicherheit auf der Basis weniger heuristischer Prinzipien (Urteilsheuristiken) gefällt (Tversky, Kahneman, 1974, S. 1124).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Heuristik als informelle Faustregel menschlicher Urteilsfindung
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Gerrig, Zimbardo, 2008, S. 312.
Unter Berücksichtigung von Unsicherheit und ungünstigen Informationskonstellationen können jedoch weniger effiziente und hinreichend treffsichere Entscheidungen bzw.
komplexitätsmindernde Urteile getroffen werden (Englich, 2005, S. 222).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung.
Numerische Schätzung oder Prognose kann nur durchgeführt werden, wenn im Kontext der Schätzung ein entsprechender numerischer Wert verfügbar ist (Tversky, Kahneman, 1974, S. 1128).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der verfügbare Wert als Anker wird für die Suche nach einer adäquaten Antwort im Urteilsbildungsprozess integriert.
Unabhängig davon, ob der verfügbare Wert durch das jeweilige Problem definiert, von der Person frei gewählt oder zufällig vorgegeben wird, erfolgt eine Anpassung in Richtung des Ankers.
Er wird als wahrscheinlicher Wert angenommen und dient zur Orientierung.
Das ursprüngliche Schätzurteil wird an den Anker angepasst und entweder nach oben oder nach unten verschoben.
Die Erkenntnis wird ausgenutzt von einem gewissen Anker aus eine Schätzung machen zu können.
Eine Anpassung findest solange statt, bis das Ergebnis dem Betroffenen als plausibel erscheint (endgültiges Urteil).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4: Ablauf einer nummerischen Schätzung
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Gerrig, Zimbardo, 2008, S. 316; Strack, 1993, S. 261 f.; Jungermann, Pfister, Fischer, 2017, S. 138.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Beeinflussung erfolgt auch, wenn die Information einen geringen oder gar keinen Stellenwert hat.
Die mögliche Urteilsverzerrung basiert darauf, dass dieser Anker bei der Urteilsbildung übergewichtet wird, was sich darin äußert, dass das endgültige Urteil zu nahe am Anker bleibt.
Diese Anpassung ist unzureichend, da eine zu starke Anpassung in Richtung des Ankers erfolgt.
Beobachtet werden kann dieser Ankereffekt daran, dass die Vorgabe verschiedener Werte zu substantiell unterschiedlichen Schätzungen führt.
Ankereffekt wirkt selbst dann, wenn der verfügbare Wert aus Sicht der Urteiler erkennbar irrelevant für die zu schätzende Größe ist.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 5: Bildung des Ankereffekts
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Strack, 1993, S. 261 zitiert nach Raab, Unger, Unger, 2016, S.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(1) Ablauf und Ursachen der Urteilsverzerrung
Die Verankerungs- und Anpassungsheuristik (Ankereffekt) beschreibt:
- nach Englich und Bernhardt (2012, S. 16) ein Phänomen, dass ein verfügbarer (nummerischer) Wert der im selben Kontext genannt wurde, das ursprüngliche Schätzurteil beeinflusst (Englich, Bernhardt, 2012, S. 16).
- nach Tversky und Kahneman (1974, S. 1128) eine Assimilation von nummerischen
Schätzungen unter Unsicherheit in Richtung eines vorher festgelegten Werts (Tversky, Kahneman 1974, zitiert nach Kahneman, 2012, S. 156).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Wohl wissend, dass der Anker falsch sein könnte, wird dennoch nach oben oder unter adjustiert.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Anpassung endet in der Regel verfrüht, weil Menschen innehalten, wenn sie sich nicht mehr sicher sind, ob sie sich weiterbewegen sollten.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 6: Ungenügende Anpassung (System 2)
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(1) Ablauf und Ursachen der Urteilsverzerrung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der Anker funktioniert als Prime, indem er automatisch assoziierte Konzepte im Gedächtnis selektiv aktiviert und die Indikation für die Korrektheit des Schätzwertes in Richtung des Ankers erhöht.
Der Anker aktiviert verschieden Vorstellungskopmplexe im Gedächtnis und ruft tendenziell Informationen hervor, die mit ihm kompatibel sind (selektive Verfügbarkeit).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Da diese Aktivierung ein automatischer Vorgang von System 1 ist, lösen alle möglichen Wahrnehmungen ein Priming aus, auch wenn sie für die Urteilsbildung irrelevant sind.
Unter Unkenntnis der wahren Ausprägung der zu schätzenden Größe wird eine intuitive Schätzung, die sich am Ankerwert orientiert, die Aktivierung möglicher Antworten hervorrufen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 7: Priming Effekt (System 1)
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Jacowitz, Kahneman, 1995, S. 1162; Kahneman, 2012, S. 154 f.;
Jungermann, Pfister, Fischer, 2017, S. 139; Strack, Mussweiler, 1997, S. 439.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Durch eine unbewusste Suggestion werden zu ihr passende Assoziationen aktiviert, welche im Anschluss die Urteilsfindung beeinflussen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
M a nifestationen assoziativer Kohärenz
System 1 versucht eine Welt zu konstruieren, in der der Anker wahr ist.
Dieser These zufolge wird bei der Nennung des Ankerwertes ein gewisser Zahlenbereich im Gedächtnis aktiviert, welcher dann maßgeblich für die urteilende Person ist.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 8: Priming Effekt als automatische
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Hiernach würde sogar lediglich die Nennung einer Zahl ausreichen und auf diese Weise das Urteil zu verzerren.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 9: Verzerrung durch irrelevanten Zahlen
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(1) Ablauf und Ursachen der Urteilsverzerrung
Standard Priming
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Da dieser Zustand erst allmählich abklingt, besitzt dieses Konzept zum Zeitpunkt einer nachfolgenden Urteilssituation genügend Residualaktivation, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, in der nachfolgenden Urteilssituation verwendet zu werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 10: Standard Priming
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Higgins, 1996, S. 148 zitiert nach Willmann, 2004, S. 34 f.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der Aktivationsprozess, auf dem ein möglicher Primingeffekt basiert, geht nicht von der Präsentation des entsprechenden Reizes aus, sondern von der Urteilssituation.
Die Assoziation von Prime zu Target schwach ist, aber die Assoziation von Target zu Prime stark ist.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 11: Backward Priming
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
[...]