Der Übergang vom kaiserlichen Obrigkeitsstaat zur parlamentarischen Demokratie in Deutschland 1918/1919 fand sehr früh das Interesse von Publizisten und Historikern. Dennoch wurde die Revolution, wie man diese Übergangszeit schon im November 1918 bezeichnete, nach dem pointierten Urteil von Reinhard Rürup sehr schnell „aus dem Bewusstsein der Zeitgenossen verdrängt“. Im Rahmen der verschiedenen Deutungen der Ereignisse 1918/1919 bewegt sich eine Fülle von Einzeluntersuchungen, in denen gerade die Rätebewegung immer wieder dargestellt wurde, jedoch die rein militärische Meuterei an Bord der Hochseeflotte als Grundlage für die Entwicklungen in Kiel oft vernachlässigt wurde. Der Versuch, die Ereignisse in der deutschen Hochseeflotte im Sommer 1917 und im Herbst 1918 nachzuzeichnen, zugleich die Frage nach den wesentlichen Ursachen des Aufstandes der Matrosen und Heizer zu stellen und die Nachwirkungen in den späteren Epochen der Marinegeschichte aufzuspüren, unterliegt der Gefahr, aus den zwiespältigen und oft einander widersprechenden Berichten, Stellungnahmen und Gutachten ein einseitiges Bild zu entwerfen und daraus falsche Schlüsse zu ziehen. Mit Vorbehalt muss deshalb der Vielzahl der vorhandenen Literaturquellen begegnet werden. Dennoch ist der Versuch lohnend, weil die Ergebnisse einen hohen Aussagewert für die Lösung zeitbedingter Personalprobleme der Bundesmarine besitzen. Darüber hinaus bedeutet die Studie ein ausgegrabener Abschnitt der Marinegeschichte, über den man nicht gern spricht, den man als „Schande der Marine“ empfindet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Bedeutung der Kaiserlichen Marine für die deutsche Gesamtstrategie
- Ereignisse in Kiel
- Ereignisse in der Hochseeflotte 1917/1918 - Gründe für den Matrosenaufstand
- Entwicklung von der Meuterei über Matrosenaufstand zur Rätebildung
- Begriffliche Bestimmung der Ereignisse in Kiel
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit dem Matrosenaufstand in Kiel im November 1918 und analysiert dessen Bedeutung für die deutsche Revolution. Ziel ist es, die Ursachen für den Aufstand zu erforschen, den Einfluss der Ereignisse in Kiel auf den Sturz des Kaiserreichs zu beleuchten und den Begrifflichen Rahmen der Ereignisse zu klären.
- Die Ursachen des Matrosenaufstandes in der Hochseeflotte
- Die Rolle von Kiel als Ausgangspunkt der Revolution
- Der Einfluss der Ereignisse in Kiel auf den Zusammenbruch des Kaiserreichs
- Die sprachliche Präzisierung und Einordnung der Ereignisse in Kiel
- Die Nachwirkungen des Matrosenaufstandes auf die spätere Marinegeschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den historischen Kontext der Arbeit vor und skizziert die Forschungsschwerpunkte. Kapitel II beleuchtet die Bedeutung der Kaiserlichen Marine für die deutsche Gesamtstrategie im Ersten Weltkrieg und erläutert die Herausforderungen, denen die Marine im Kontext des U-Bootkrieges und der Seekriegführung gegen die Royal Navy gegenüberstand. Kapitel III fokussiert auf die Ereignisse in Kiel, wobei die Gründe für den Matrosenaufstand sowie die Entwicklung von der Meuterei über den Matrosenaufstand zur Rätebildung dargestellt werden. Kapitel IV beschäftigt sich mit der Begrifflichen Bestimmung der Ereignisse in Kiel und beleuchtet die unterschiedlichen Bezeichnungen wie Meuterei, Matrosenaufstand, Revolution, etc. Die Arbeit endet mit einem Fazit, das die gewonnenen Erkenntnisse zusammenfasst und die Bedeutung der Kieler Ereignisse für die Geschichte Deutschlands hervorhebt.
Schlüsselwörter
Matrosenaufstand, Kiel, Novemberrevolution, Deutsche Revolution, Kaiserliche Marine, Hochseeflotte, Meuterei, Rätebildung, Gesamtstrategie, U-Bootkrieg, Seekrieg, Wilhelm II., Deutsche Geschichte, Militärgeschichte, Sozialgeschichte, Politikwissenschaft
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- Stephan Thamm (Author), 2006, Kiel. Das Signal zur Revolution im Deutschen Kaiserreich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54138