Novalis Roman Heinrich von Ofterdingen gehört zu den berühmtesten und wichtigsten Schriftstücken der romantischen Literaturepoche. Neben der Geschichte um den zentralen Protagonisten Heinrich wird im letzten Teil des Romans durch die Figur Klingsohr ein Märchen erzählt, welches einen Spiegel des ganzen Romans darstellt. Obwohl das Märchen keinen klaren Bezug zu anderen Schriftstücken zeigt, kann bei der Lektüre eine Verbindung, oder zumindest eine Anlehnung an Goethes Märchen aus den Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten erahnt werden.
In der folgenden Arbeit soll die mögliche Verbindung dieser zwei Märchen untersucht werden. Neben Gemeinsamkeiten werden ebenso Unterschiede auf formeller und inhaltlicher Ebene dargestellt und bewertet. Dabei stellt sich notgedrungen die Frage, welche Absicht Novalis mit dieser allfälligen Anlehnung verfolgte. Schliesslich erschien Klingsohrs Märchen, bzw. Heinrich von Ofterdingen fast zehn Jahre nach Goethes Märchen. Nach der Einleitung wird in einem ersten Teil der formale Aspekt der beiden Märchen dargestellt. Dazu soll zu Beginn die Gattung Märchen allgemein beschrieben und aufgezeigt werden, welche Formen zur Zeit der Entstehung der beiden Texte vorherrschend waren. Daraufhin wird geklärt, um welche Art von Märchen es sich bei den beiden Schriftstücken handelt und ob es bereits hier zu entscheidenden Übereinstimmungen kommt. Daran wird eine Analyse der Sprache und der verwendeten Stil- mittel in den Texten anschliessen. Interessant wird dabei die Tatsache sein, dass Klingsohrs Märchen Teil eines Romans ist, während Goethes Märchen nur lose in eine Rahmenhandlung integriert ist. Im zweiten Teil wird der Inhalt im Zentrum des Interesses stehen. Hier sollen in Bezug auf Personenkonstellation und Handlung gegenseitige Bezüge zwischen den Texten festgestellt und offengelegt werden. Zusätzlich beschäftigt sich dieser Teil mit der bereits gestellten Frage der potentiellen Absicht hinter einer eventuellen Anlehnung Novalis an Goethes Märchen. Alle erarbeiteten Erkenntnisse werden in einem dritten Teil zusammengefasst und bewertet.
Beide Texte sind gut erforscht und es gibt daher auch eine grosse Zahl an Sekundärliteratur, welche beide Texte auf verschiedene Aspekte hin untersuchen. Trotz dieser fortgeschrittenen Forschung wird eine Verbindung zwischen den beiden Texten immer nur angedeutet, eine grundlegende Erforschung dazu gibt es nicht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Märchen als Gattungsbegriff
- Das Volksmärchen
- Das Kunstmärchen
- Form und Sprache
- Allegorische Aspekte
- «Romantische» Bildersprache
- Goethes Stilwandel
- Inhaltliche Analyse
- Eros und Fabel
- Poesie als Weltmacht
- Von der Schlange und der Lilie
- Eine politische Utopie
- Eros und Fabel
- Goethischer Klingsohr?
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der möglichen Verbindung zwischen Goethes Märchen aus den Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten und Novalis' Märchen von Klingsohr im Roman Heinrich von Ofterdingen. Ziel ist es, Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Texte auf formaler und inhaltlicher Ebene zu analysieren und die Frage nach der Intention Novalis' bei einer eventuellen Anlehnung an Goethes Werk zu untersuchen.
- Analyse der formalen Aspekte beider Märchen, inklusive Gattung, Sprache und Stilmittel
- Untersuchung der inhaltlichen Bezüge zwischen den Texten, insbesondere hinsichtlich Personenkonstellation und Handlung
- Bewertung der möglichen Absicht Novalis', sich an Goethes Märchen anzulehnen
- Einordnung beider Werke in die romantische Literatur und ihre Bedeutung im Kontext der Epoche
- Bewertung des Einflusses von Goethes Märchen auf Novalis' Werk und dessen Bedeutung für die Rezeption von Klingsohrs Märchen
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt die beiden zentralen Texte vor. Sie erläutert die Forschungslücke, die diese Arbeit schließen soll, und gibt einen Überblick über den Aufbau der Arbeit.
- Das zweite Kapitel widmet sich der Gattung des Märchens und definiert den Begriff sowohl historisch als auch in Bezug auf die unterschiedlichen Arten von Märchen. Es werden das Volksmärchen und das Kunstmärchen unterschieden und die Schwierigkeiten, die eine eindeutige Abgrenzung der beiden Genres bereiten, beleuchtet.
- Im dritten Kapitel werden die formalen Aspekte der beiden Märchen analysiert. Es wird auf die verwendeten Stilmittel, die Sprache und die Allegorien eingegangen, die für beide Texte charakteristisch sind.
- Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit der inhaltlichen Analyse der beiden Märchen. Es werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Bezug auf Personenkonstellation und Handlung aufgezeigt, wobei insbesondere die Frage nach der politischen Botschaft und der Rolle der Liebe in den Texten im Vordergrund steht.
- Das fünfte Kapitel geht auf die Frage ein, inwieweit Novalis' Märchen von Klingsohr als eine Art „goethisches“ Märchen verstanden werden kann. Es werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Texte im Hinblick auf die Bedeutung für die romantische Epoche beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit zentralen Themen der romantischen Literatur, insbesondere mit dem Einfluss von Goethes Werk auf Novalis. Die zentralen Schlüsselbegriffe sind: Kunstmärchen, Volksmärchen, Romantische Literatur, Allegorie, Symbolismus, Eros, Politik, Poesie, Weltmacht, Utopie, Intertextualität, Vergleichende Literaturwissenschaft, Goethes Märchen, Klingsohrs Märchen.
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- Student Oliver Borner (Author), 2018, Die intertextuellen Bezüge zwischen Goethes Märchen und Novalis’ "Klingsohrs Märchen", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/541560