Innerhalb meines Studiums lernte ich viele Details des deutschen Sozialstaates kennen und in diese Zeit fiel auch die Einführung der Hartz-Module und die damit verbundenen Kürzungen der Leistungen. Zum Teil wurde in den Seminaren auch über die Geschehnisse im europäischen Ausland und den USA gesprochen, doch dann ging es meist um Einzelheiten. Auch in der öffentlichen Diskussion, wird Deutschland mit anderen Staaten verglichen, werden die skandinavischen Staaten immer wieder als positives Vorbild genannt. Zur Zeit aktuell wenn es um Familienpolitik geht, Stichwort Elterngeld usw.. Im allgemeinen sei die Absicherung der Bürger in Skandinavien viel besser und gerechter.
Im Herbst 2004 belegte ich einen Schwedisch- Sprachkurs und auch an dieser Gruppe sind die Hartz-Reformen nicht unbemerkt vorbeigezogen, immer wieder kamen in den Pausen Gespräche über die bevorstehenden Veränderungen auf. Zu unserer Verwunderung empfand der Schwedischlehrer, der erst vor kurzem nach Deutschland gekommen war, die Diskussion um dieses Thema als viel zu emotional. Er meinte eine solche Veränderung sei nötig um das Land wieder nach vorne zu bringen und im übrigen sei das Hartz-IV Paket gar nicht so streng, in Deutschland ginge es Arbeitslosen noch vergleichsweise gut. Er erzählte von den großen Kürzungen und Umstrukturierungen des schwedischen Wohlfahrtsstaates. Das weckte mein Interesse an dem Thema und ich begann im Internet und in Bibliotheken zu recherchieren. Ich wollte erfahren wie der Sozialstaat in Schweden entstand und welche Veränderungen es tatsächlich gab. Welche Probleme hatten die Regierung zu den angesprochenen Veränderungen im Sozialstaat „gezwungen“. Und zu guter letzt stellte ich mir immer wieder die Frage, inwiefern Schwedens Situation auf Deutschland übertragbar ist und ob wir aus Schwedens Erfahrungen lernen können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Begriff Wohlfahrt in Schweden
- Schweden Gesellschaft und Staat
- Schwedens Weg in die Industrialisierung
- Schweden ab der Industrialisierung
- Gewerkschaften in Schweden
- Erste Schritte in Richtung Wohlfahrtsstaat
- Ab 1932, Schweden unter sozialdemokratischer Regierung
- Das Hauptabkommen von Saltsjöbaden
- Schweden nach dem Zweiten Weltkrieg
- Das Rehn-Meidner-Modell
- Schwedens Wirtschaftskrise
- Die Lindbeck-Komission
- Einzelne Merkmale des Wohlfahrtsstaates
- Rentenversicherung
- Arbeitslosenversicherung
- Krankenversicherung und Gesundheitswesen
- Leistungen für Kinder und Familien und das Bildungswesen
- Sozialhilfe
- Steuern
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Entstehung und Entwicklung des schwedischen Wohlfahrtsstaates, mit besonderem Augenmerk auf die Veränderungen, die er in den letzten Jahrzehnten erfahren hat. Im Fokus stehen die Ursachen und Auswirkungen dieser Entwicklungen, sowie die Frage, ob und inwiefern die schwedische Situation auf Deutschland übertragbar ist.
- Die Geschichte des schwedischen Wohlfahrtsstaates
- Die Rolle von Staat und Kirche in der schwedischen Gesellschaft
- Die Bedeutung der Industrialisierung für die Entwicklung des Wohlfahrtsstaates
- Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise der 1990er Jahre auf den schwedischen Wohlfahrtsstaat
- Der Vergleich des schwedischen und des deutschen Wohlfahrtsmodells
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert die motivationale Basis für die Wahl des Themas. Sie beleuchtet die Unterschiede in der Bedeutung des Begriffs "Wohlfahrt" in Schweden und Deutschland. Kapitel 2 beleuchtet die Entwicklung der schwedischen Gesellschaft und des Staates, wobei die Rolle der Kirche und die Bedeutung der starken Monarchie hervorgehoben werden. Kapitel 3 widmet sich Schwedens Weg in die Industrialisierung und den damit verbundenen Veränderungen in der Gesellschaft. Die Entwicklung der Gewerkschaften und die ersten Schritte in Richtung Wohlfahrtsstaat werden ebenfalls behandelt. In Kapitel 4 wird die Zeit nach 1932 unter sozialdemokratischer Regierung untersucht, wobei das Hauptabkommen von Saltsjöbaden als wichtiger Meilenstein in der Entwicklung des Wohlfahrtsstaates hervorgehoben wird.
Schlüsselwörter
Schwedischer Wohlfahrtsstaat, Industrialisierung, Gewerkschaften, Sozialdemokratische Regierung, Saltsjöbaden, Rehn-Meidner-Modell, Wirtschaftskrise, Lindbeck-Komission, Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung, Krankenversicherung, Gesundheitswesen, Leistungen für Kinder und Familien, Bildungswesen, Sozialhilfe, Steuern.
- Quote paper
- Wiebke Teichert (Author), 2005, Was ist geblieben vom "Volksheim" Schweden?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54225