Zu den klassischen Fragen der Soziologie zählt die Frage, warum Menschen sich anderen Menschen unterordnen. Machtbeziehungen und wie diese zustande kommen ist ein vielfach untersuchter Bereich der Soziologie. Es gibt eine Vielzahl von Definitionen des Begriffs Macht in der Soziologie. Macht tritt in verschiedenen Formen auf und befindet sich im ständigen Wandel. Die prominenteste Definition von Macht stammt vom dem Soziologen Max Weber. Für Weber bedeutet Macht, jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung zu nutzen, um den eigenen Willen gegen den Wiederstand durchzusetzen, egal auf was diese Chance be. Webers Sicht auf den Begriff macht ist eher negativ. Macht wird hier über eine Person oder über Gruppen ausgeübt. Der wissenschaftliche Begriff hierfür ist „power over“(vgl. Imbusch, 2013)
Die Politikwissenschaftlerin Hannah Arendt hat sich ebenfalls mit der Thematik Macht und Herrschaft auseinandergesetzt. Für Arendt ist Macht ein Phänomen, dass erst durch menschliches Handeln entsteht und in diesem Handeln existiert. Hannah Arendt sieht Macht als soziales Geschehen, die nur im Moment des Handelns existiert (vgl. Anter, 2018) In ihrem Werk „Macht und Gewalt kommt Arendt zu dem Schluss, dass Macht nicht ohne Kommunikation existieren kann und Macht niemals nur durch einen Einzelnen ausgeübt wird (ebd., 2018) Anders als Weber sieht Arendt in Gewalt keine Form von Macht. Gewaltausübung ist aus ihrer Sicht lediglich Machtlosigkeit (vgl. Anter, 2018). Aus Arendts Sicht sind Macht und Gewalt Gegensätze (vgl. Arendt, 1970). Macht ist am größten, wenn sie ohne Gewalt auskommt. Arendt besetzt mit diesen Gedanken den Machtbegriff positiv. (vgl. Anter, 2018). Für Arendt ist Macht ein Strukturelement der Gesellschaft. Mit Hilfe von Macht können Menschen gemeinschaftlichen handeln und dadurch die Gesellschaft gestalten.
Eine ähnlich positive Sicht auf den Machtbegriff hat Michel Foucault. Er beschreibt und bewertet Macht auf unterschiedliche Art und Weise. In seinem Text „Subjekt und Macht“ stellt er fest, dass es keine Gesellschaft ohne Machtbeziehungen gibt und diese Machtbeziehungen im gesellschaftlichen Geflecht verwurzelt sind. Ebenfalls kommt er zu dem Schluss, dass Freiheit Voraussetzung für Macht ist und Macht nur in Handlungen existiert. (vgl. Foucault, 2005). Foucault geht primär der Frage nach wie Macht ausgeübt wird und weniger wie Macht zustande kommt. „
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das klassische Machtverständnis
- Macht ohne Gewalt: Hannah Arendts Machtverständnis
- Foucaults Theorie der Macht
- Arendt vs. Foucault
- Entstehungsräume von Macht: Macht als gemeinschaftliche Praxis
- Macht als produktives Netz in der Gesellschaft
- Repressive und produktive Formen von Macht und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft
- Die Unterscheidung von Macht und Herrschaft
- Macht und Politik: Formen von staatlicher Herrschaft und deren Auswirkung auf die Gesellschaft
- Das Machtverständnis für die heutige Gesellschaft
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Masterarbeit ist es, ein neues soziologisches Machtverständnis für die aktuelle Gesellschaft zu entwickeln. Dieses soll anhand von Hannah Arendts und Michel Foucaults Verständnis des Machtbegriffs definiert werden.
- Analyse des klassischen Machtverständnisses und dessen Kritik
- Darstellung von Hannah Arendts Machtverständnis, insbesondere die Abgrenzung zwischen Macht und Gewalt
- Vorstellung von Michel Foucaults Machtbegriff und die Analyse verschiedener Machttypen
- Vergleich der Theorieansätze von Arendt und Foucault, insbesondere in Bezug auf die gemeinschaftliche Praxis und die Verankerung von Macht im Gesellschaftsleben
- Entwicklung eines neuen Machtverständnisses für die heutige Gesellschaft basierend auf den Erkenntnissen der Theorievergleichs
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in die Thematik Macht und Herrschaft ein und stellt die Relevanz des Themas im Kontext der Soziologie heraus. Sie präsentiert den klassischen Machtbegriff nach Max Weber und dessen Kritikpunkte. Die Arbeit stellt die Ziele und die Struktur der Analyse dar.
Das klassische Machtverständnis
Dieses Kapitel beleuchtet den klassischen Machtbegriff und seine vielschichtigen Interpretationen. Es wird auf die Problematik der unklaren Definition des Begriffs und seine unterschiedlichen Bewertungen im Alltag und in der Wissenschaft eingegangen.
Macht ohne Gewalt: Hannah Arendts Machtverständnis
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit Hannah Arendts Sicht auf Macht. Es werden ihre zentralen Aussagen zur Entstehung und Existenz von Macht, insbesondere die Abgrenzung zwischen Macht und Gewalt, dargestellt.
Foucaults Theorie der Macht
Dieses Kapitel präsentiert Michel Foucaults Theorie der Macht. Es werden seine Analysemethoden und die verschiedenen Machttypen in seinem Konzept beschrieben. Die Frage, wie Macht ausgeübt wird, steht im Zentrum dieses Kapitels.
Arendt vs. Foucault
Dieser Abschnitt vergleicht die Theorieansätze von Hannah Arendt und Michel Foucault. Es werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede ihrer Sichtweisen auf Macht, insbesondere in Bezug auf die gemeinschaftliche Praxis und die Verankerung von Macht im Gesellschaftsleben, beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind Macht, Herrschaft, Hannah Arendt, Michel Foucault, Gemeinschaft, Politik, Gesellschaft, Repression, Produktion, Gewalt, klassisches Machtverständnis, „power over“, „power to“, digitale Technologien.
- Arbeit zitieren
- Bachelor of Arts Petra Drewitz (Autor:in), 2020, Macht und Herrschaft nach Hannah Arendt und Michel Foucault, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/542551