Alle drei Minuten erfährt in Deutschland ein Mensch die Diagnose: Krebs. Eine Welt bricht zusammen – doch nicht nur für den Erkrankten, sondern auch für Menschen, die ihm nahe stehen. Krebs macht Angst – verständliche Angst. Betroffene geraten in eine Krise. Zur Bewältigung einer der schwersten kritischen Lebenssituationen, in die ein Mensch geraten kann, benötigt er Unterstützung. Warum es sich um eine der schwersten kritischen Lebenssituationen handelt, inwieweit und in welcher Form eine Krebserkrankung das Risiko einer erforderlichen Krisenintervention mit sich bringt und welche Aspekte bei einer Krisenintervention zu beachten sind, wird dargestellt.
Zunächst werden die medizinischen Aspekte der Erkrankung in stark zusammengefasster Form erläutert. Es werden die unterschiedlichen Erkrankungen, die unter der Bezeichnung Krebs zusammengefasst werden, aufgeführt. Die Erkrankungen unterscheiden sich bezüglich des Verlaufs und auftretender Symptome sehr stark. Dennoch wird nicht auf eine Darstellung der Symptomatik verzichtet, um das fachliche Wissen zum „Verstehen“ der Krankheit zu liefern. Es werden einige psychologische und sozialpädagogische Aspekte, die für eine Krisenintervention bei Krebs eine Rolle spielen, dargestellt.
Im zweiten Abschnitt werden Definitionen der Begriffe „Krise“ und „Krisenintervention“ herausgearbeitet.
Es ist zwar nicht möglich, mit Krisen, die eine so einschneidende Krankheit auslösen, erfolgreiche Handlungsweisen und Interventionsformen zu verbinden, „denn die subjektive Bedeutung, die Jemand einer Krise gibt und die von vielen Faktoren abhängig ist, ist zu berücksichtigen“,dennoch werden im 3. Kapitel wesentliche Aspekte einer Krisenintervention bei Krebserkrankung herausgearbeitet.
Das nächste Kapitel gliedert sich in die Abschnitte "Krise Krebs" und "Krisenintervention bei Krebs". Im Hinblick auf die im vorangegangenen Kapitel dargestellten auslösenden kritischen Lebensereignisse, wird gezeigt, in welchem Maß eine Krebserkrankung krisenauslösend ist und weiter wird das Spezifische einer Krise im Kontext einer Krebserkrankung dargestellt. Neben Zielen der Intervention werden Aspekte der Krisenintervention, sowie spezielle Interventionstechniken dargestellt.
Abschließend wird auf Aspekte der Rolle der Sozialpädagogik eingegangen.
Gliederung
Einleitung
1. Die Krebserkrankung
1.1 Medizinische Aspekte
1.1.1 Allgemeines
1.1.2 Statistik
1.1.3 Therapeutische Verfahren
1.2 Psychologische und sozialpädagogische Aspekte
1.2.1 Psychologische Aspekte der Erkrankung
1.2.2 Angst
1.2.3 Bewältigungsversuche durch Adaptionsreaktionen
1.2.4 Soziales Umfeld
1.2.5 Phasen der Krankheit/Genesung
2. Krise und Krisenintervention
2.1 Was ist eine Krise?
2.1.1 Entwicklung einer Definition
2.1.2 Krisenauslösende Ereignisse
2.1.3 Symptomatiken einer Krise
2.2 Was ist Krisenintervention?
3. Krisenintervention bei Krebs
3.1 Die Krise Krebs
3.1.1 In welchem Maß ist eine Krebserkrankung krisenauslösend?
3.1.2 Beschreibung der Krise Krebs
3.2 Krisenintervention bei Krebserkrankung
3.2.1 Ziele
3.2.2 Wichtige Aspekte
3.2.3 Spezielle Interventionstechniken
3.2.4 Rolle der Sozialpädagogik
4. Fazit
Literatur
Einleitung
Alle drei Minuten erfährt in Deutschland ein Mensch die Diagnose: Krebs. Eine Welt bricht zusammen – doch nicht nur für den Erkrankten, sondern auch für Menschen, die ihm nahe stehen. Krebs macht Angst – verständliche Angst. Betroffene geraten in eine Krise. Zur Bewältigung einer der schwersten kritischen Lebenssituationen, in die ein Mensch geraten kann, benötigt er Unterstützung. Warum es sich um eine der schwersten kritischen Lebenssituationen handelt, inwieweit und in welcher Form eine Krebserkrankung das Risiko einer erforderlichen Krisenintervention mit sich bringt und welche Aspekte bei einer Krisenintervention zu beachten sind, wird dargestellt.
Zunächst werden die medizinischen Aspekte der Erkrankung in stark zusammengefasster Form erläutert. Es werden die unterschiedlichen Erkrankungen, die unter der Bezeichnung Krebs zusammengefasst werden, aufgeführt. Die Erkrankungen unterscheiden sich bezüglich des Verlaufs und auftretender Symptome sehr stark. Dennoch soll nicht auf eine Darstellung der Symptomatik verzichtet werden, um das fachliche Wissen zum „Verstehen“ der Krankheit zu liefern. Daher wird unter Punkt 1.1.1 eine abstrahierte Auflistung unterschiedlicher symptomatischer Erscheinungsbilder wiedergegeben. Um die Relevanz des Themas zu zeigen, werden in Punkt 1.1.2 statistische Angaben zu den unterschiedlichen Krebserkrankungen schematisch dargestellt. Anschließend werden die zentralen therapeutischen Verfahren aufgeführt , da sie die Art und den Umfang der Krisensituation wesentlich mitbestimmen.
Einige psychologische und sozialpädagogische Aspekte, die für eine Krisenintervention bei Krebs eine Rolle spielen, werden unter Punkt 1.2 dargestellt. Dazu gehören Ausführungen zur Angst und zu Bewältigungsversuchen durch Adaptionsreaktionen, sowie eine Darstellung des sozialen Umfeldes Krebskranker und der Phasen der Krankheit und der Genesung.
Da eine ausführliche Literaturrecherche keine einheitlichen Definitionen der Begriffe Krise und Krisenintervention liefern konnten, werden im zweiten Abschnitt eine Definition und wesentliche Aspekte herausgearbeitet. Eine Definition des Begriffes Krise ist unter Punkt 2.1.1, eine Auflistung krisenauslösender Ereignisse unter Punkt 2.1.2 und Symptomatiken einer Krise unter Punkt 2.1.3 dargestellt. Punkt 2.2 macht deutlich, was Krisenintervention ist und welche Schritte zu beachten sind.
„Der Patient braucht Hilfe bei der Aufgabe, schwere Krankheiten und Leiden auszuhalten und ihnen, zumal wenn sie länger andauern, einen Sinn zu geben. Das sinnerfüllte Leben besteht keineswegs nur im Vollbringen großer Leistungen. Es zählt auch die Fähigkeit, mit Widerfahrnissen zurechtzukommen, insbesondere mit so einschneidenden wie Krankheiten, altersbedingten Gebrechen und dem Sterben: sowohl dem Tod nahe stehender Personen als auch schließlich seiner selbst.“[1] Es ist zwar nicht möglich, mit Krisen, die eine so einschneidende Krankheit auslösen, erfolgreiche Handlungsweisen und Interventionsformen zu verbinden, „denn die subjektive Bedeutung, die Jemand einer Krise gibt und die von vielen Faktoren abhängig ist, ist zu berücksichtigen“[2],dennoch werden im 3. Kapitel wesentliche Aspekte einer Krisenintervention bei Krebserkrankung herausgearbeitet. Die Ausführungen dieses Kapitels müssen unter Beachtung der Variabilität der Erscheinungsweisen von Krisen sowie im Wissen um die unterschiedlichen Bedeutungen, die diese für jeden Einzelnen haben können auf dem Hintergrund seiner biographischen Bezüge, seiner Lebenslage, sowie unter Berücksichtigung von vorhandenen Ressourcen und Bewältigungsmöglichkeiten, verstanden werden. Es geht dabei nicht um Sterbebegleitung, sondern um die Bewältigung der Zeit von der Diagnosestellung an. Das Kapitel gliedert sich in die Abschnitte Krise, Krebs und Krisenintervention bei Krebs. Im Hinblick auf die im vorangegangenen Kapitel dargestellten auslösenden kritischen Lebensereignisse, wird unter Punkt 3.1.1 gezeigt, in welchem Maß eine Krebserkrankung krisenauslösend ist und unter Punkt 3.1.2 wird das Spezifische einer Krise im Kontext einer Krebserkrankung dargestellt. Zur Klärung der erforderlichen Aspekte einer Krisenintervention im Kontext der Erkrankung werden unter Abschnitt 3.2 zunächst die Ziele der Intervention geklärt, um unter Punkt 3.2.2 den vorangegangenen Ausführungen über Krisenintervention im Allgemeinen spezifische Aspekte der Krisenintervention bei Krebserkrankung hinzu zu fügen und unter Punkt 3.2.3 eine kleine Auswahl spezieller Interventionstechniken vorzustellen. Abschließend wird auf Aspekte der Rolle der Sozialpädagogik im Kontext des Themas eingegangen.
Im Fazit werden Überlegungen bzgl. der Problematik einer Krisenintervention bei Krebserkrankung im Hinblick auf die herausgearbeiteten wesentlichen Aspekte einer solchen Intervention angestellt.
1. Die Krebserkrankung
1.1 Medizinische Aspekte
1.1.1 Allgemeines
Unter[3] der[4] Bezeichnung Krebs werden eine Reihe verschiedener Erkrankungen zusammengefasst. Allen gemeinsam ist, dass sie mit einem vermehrten, oftmals unkontrollierten Gewebewachstum einhergehen. Dieses vermehrte Gewebewachstum kann von einem konkreten Organ ausgehen, z. B. von der weiblichen Brust bei der Brustkrebserkrankung. Innerhalb des Organs ist dann auch in der Regel ein spezifischer Gewebetyp betroffen, z.B. das Gewebe, welches in der weiblichen Brust die Milchgänge auskleidet. Aber auch die Vermehrung von Zellen eines bestimmten Gewebetyps (z.B. die Vermehrung von Immun- oder Knochenmarkzellen) in verschiedenen Regionen des Körpers kann gegeben sein. Insgesamt gibt es über 100 verschiedene Arten einer Krebserkrankung.
Durch das Gewebewachstum entwickelt sich zunächst ein Tumor in Form einer kleinen Wucherung. Der Tumor verursacht häufig noch keine Beschwerden und ist in der Regel auch noch nicht zu tasten, insbesondere dann nicht, wenn er tiefer im Körper gelegen ist, z.B. im Darm. Wenn der Tumor jedoch im Laufe der Zeit größer wird, verdrängt er das ihn umgebende Gewebe oder wächst in dieses hinein. Dadurch kann es zu einer Beeinträchtigung der normalen Organfunktion kommen. Bei dem angeführten Beispiel des Tumorwachstums im Darm kann unter anderem eine Verstopfung auftreten, weil der Tumor die Durchgängigkeit des Darmes beeinträchtigt und so den Weitertransport des Nahrungsbreis bzw. des Stuhls behindert. Durch die Größenzunahme des Tumors können auch Schmerzen auftreten, vor allem dann, wenn der Tumor durch seinen zunehmenden Platzbedarf Nervenfasern verdrängt oder in diese hineinwächst.
Wenn der Tumor während seines Wachstums Kontakt zu Blutgefäßen (Arterien oder Venen) oder zu Lymphgefäßen erhält, kann er einzelne "Tochterzellen" in diese Blut- oder Lymphgefäße abgeben. Diese Zellen schwimmen dann mit dem Flüssigkeitsstrom und können sich in anderen Regionen des Körpers wieder absiedeln. Dort können sie sich vermehren und auf diese Weise Metastasen (Tochtertumore) bilden. Tumoren, welche eine Metastasierung (Absiedlung von "Tochtertumoren" in anderen Organen des Körpers) auslösen, werden als bösartig eingestuft.
Die Beschwerden, welche durch eine Krebserkrankung verursacht werden, lassen sich zum einen auf das Größenwachstum des Tumors selbst zurückführen, z. B. Beeinträchtigung der Funktion des betroffenen Organs und Schmerzen. Zum anderen können weitere Krankheitszeichen durch die Bildung von Metastasen entstehen, beispielsweise Schwellung der befallenen Lymphknoten oder Schmerzen bzw. Funktionsstörungen bei Befall anderer Organe (z. B. Kopfschmerzen, Sprachstörungen oder Lähmungen bei Bildung von Metastasen innerhalb des Gehirns). Zudem leiden die meisten Krebspatienten unter so genannten Allgemeinsymptomen, wie Schwäche, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, nächtliches Schwitzen oder Gewichtsverlust.
Nicht nur der Tumorbefund, sondern auch die vom Betroffenen eingeschätzte Lebensqualität wird mittlerweile für die Beurteilung der Erkrankungsschwere herangezogen. Es wird in einigen Kliniken versucht, diese anhand speziell entwickelter Fragebögen zu erfassen. Es sollte dabei immer auch bedacht werden, dass ein Fragebogen das persönliche Gespräch nicht ersetzen kann. Die Kenntnis der vom Betroffenen selbst eingeschätzten Lebensqualität ist zum einen von Interesse, um die individuelle, durch die Erkrankung entstandene Belastung des Betroffenen beurteilen zu können, hat zum anderen aber auch direkte Auswirkungen auf die Therapie: So wird man beispielsweise bei einem Patienten mit subjektiv gering beeinträchtigter Lebensqualität und hoher Motivation ein "aggressiveres" Therapieschema wählen als bei weniger belastbaren Patienten mit gleichem Tumorstadium. Auch für die Beurteilung der Wirksamkeit einer Krebstherapie werden die Auswirkungen auf die Lebensqualität berücksichtigt
1.1.2. Statistik
Die Zahl der jährlich auftretenden Neuerkrankungen an Krebs wird auf ca. 200.000 Erkrankungen bei Männern und ca. 194.700 Erkrankungen bei Frauen geschätzt. Das mittlere Erkrankungsalter liegt für Männer bei 66 und für Frauen bei 67 Jahren.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: http://www.rki.de/cln_011/nn_226978/DE/Content/GBE/DachdokKrebs/KrebsDownloads/krebsinzidenz,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/krebsinzidenz
1.1.3 Therapeutische Verfahren
Für die Behandlung von Krebserkrankungen stehen eine Reihe von Möglichkeiten zur Verfügung. Welche spezielle Therapie für einen Betroffenen die Richtige ist, hängt u.a. von den individuellen Merkmalen des Betroffenen ab. Dabei wichtig sind z. B. das Alter und das Vorhandensein anderer Erkrankungen, z. B. des Herz-Kreislauf-Systems. Auch die Aspekte des Tumors selbst (Gewebetyp, Wachstumstendenz, Größe, Ort, Metastasierung) sind mitbestimmend für die richtige Therapiewahl.
Die im Folgenden genannten Therapiemöglichkeiten können jeweils allein oder in Kombination zur Anwendung kommen.
Chemotherapie
Die Chemotherapie greift in den Stoffwechsel von Zellen ein und verhindert die Zellteilung. Es werden Substanzen verwendet, welche die Zellvermehrung hemmen (so genannte Zytostatika). Auf diese Weise wird verhindert, dass der Tumor weiter wächst. Die Nebenwirkungen einer Chemotherapie ergeben sich dadurch, dass die verwendeten Medikamente nicht zwischen Tumorgewebe und gesunden Zellen unterscheiden können, obwohl sie bei Krebszellen besonders gut wirken. Daher ist auch das gesunde Gewebe des Körpers in seiner Vermehrungsfähigkeit beeinträchtigt. Dies äußert sich in besonderem Maße an solchen Geweben, die sich regelmäßig erneuern müssen (z.B.Haarwurzel, Schleimhäute und blutbildendes Knochenmark). Die entsprechenden Nebenwirkungen bestehen z. B. in Haarausfall, Entzündungen der Mundschleimhaut und Blutarmut (Anämie). Auch Übelkeit und Erbrechen sind häufige Nebenwirkungen.
Strahlentherapie
Bei einer Strahlentherapie wird ein Tumor durch die radioaktive Strahlung in seinem Wachstum behindert. Dabei wird darauf geachtet, dass die stärkste Wirkung der Strahlung im Bereich des Tumors erreicht wird, um das umgebende Gewebe zu schonen. Dies ist z. B. durch eine gleichzeitige Bestrahlung aus mehreren Richtungen möglich. Dadurch wird die höchste Strahlung im Bereich des Tumors erreicht, wo sich die aus den verschiedenen Richtungen kommenden Strahlen kreuzen. Die Dosis, welche auf das den Tumor umgebende Gewebe einwirkt, ist geringer, da hier nur die aus einer Richtung einwirkende Strahlung zum Tragen kommt. Nebenwirkungen der Strahlentherapie betreffen in erster Linie die Haut. Diese kann trocken, gerötet und empfindlich sein.
Operationen
Für viele Tumoren kommt eine Operation infrage. Dabei wird in der Regel der Tumor, sowie ein "Mantel" aus gesundem umgebenden Gewebe entfernt. Dieser "Mantel" dient als Sicherheitssaum, um den Tumor vollständig zu entfernen. Häufig werden auch die dem Tumor am nächsten liegenden Lymphknoten entfernt, um dort eventuell abgesiedelte Metastasen zu erfassen. Der entnommene Tumor und die Lymphknoten werden von einem Pathologen feingeweblich untersucht. Auf diese Weise lassen sich spezielle Tumormerkmale (Gewebetyp, Wachstumstendenz) feststellen.
Nebenwirkungen können auch als Folge einer Operation auftreten. So ist es z. B. möglich, dass durch die Entfernung von Lymphknoten der Abfluss der Lymphflüssigkeit aus der betroffenen Körperregion beeinträchtigt ist. Die Folge ist ein Lymphstau. Es kommt zu Schwellungen. Ein Beispiel, bei dem dies häufig geschieht ist die Brustkrebsoperation. Hier werden oft die Lymphknoten aus der Achselhöhle entfernt. Weil sie für den Lymphabfluss aus dem Arm zuständig sind, kommt es in der Folge nach der Operation häufig zu einem angeschwollenen Arm
Hormontherapie
Bei einigen Tumoren kann eine Hormontherapie durchgeführt werden. Insbesondere bestimmte Tumoren der weiblichen Brust sind hormonempfindlich. Das bedeutet, dass die Gabe von Hormonen den Tumor in seinem weiteren Wachstum behindert oder ihn sogar kleiner werden lässt. Eine Hormontherapie ist in der Regel gut verträglich und nebenwirkungsarm.
Operationen, Chemo-, Strahlen- und Hormontherapie sind die vier Säulen der Krebstherapie, die den Tumor direkt angreifen. Damit ist aber eine Krebsbehandlung nicht abgeschlossen. Viele der häufig als unterstützende Maßnahmen bezeichneten Therapie und Hilfen sind für Betroffene genau so wichtig und unverzichtbarer Bestandteil einer umfassenden Krebstherapie. Zu diesen Maßnahmen gehören u.a. psychologische Betreuung, soziale Hilfen, Schmerztherapie, Krankengymnastik und Rehabilitationsmaßnahmen.
In der Palliativmedizin ist eine effektive Schmerztherapie von großer Bedeutung, um die Lebensqualität des Krebskranken zu erhalten.
1.2 Psychologische und sozialpädagogische Aspekte
1.2.1 Psychologische Aspekte der Erkrankung
Eine[5] psychologische Betreuung von Krebspatienten stellt eine wertvolle Hilfe dar, um mit der schwierigen Situation der schweren Erkrankung zu Recht zu kommen. Auch die Begleitumstände - (vorübergehende) Arbeitsunfähigkeit, häufige Krankenhausaufenthalte, langwierige Therapien, Therapienebenwirkungen, nachlassende Belastbarkeit – stellen in der Regel starke Belastungen dar, die den Alltag erheblich verändern und beeinträchtigen.
Eine professionelle Begleitung ist in vielen Fällen unabdingbar.
Bei der Betrachtung des „Genesungsprozesses als Reaktion auf eine Krisensituation spielen psychische Mechanismen eine wesentliche Rolle “[6]. Die Genesung ist abhängig von der „Fähigkeit des Patienten, mit Krankheit umzugehen“[7], von seiner psychischen Verfassung, vom subjektiven Erleben der Krankheit.
Eine gut behandelbare Tumorerkrankung mit günstiger Prognose kann beispielsweise Todesängste auslösen[8]. Das subjektive Erleben gestaltet sich je nach sozialökonomischer Lebenslage, d.h. nach der Lebensgeschichte, der Lebenslage und nach „akuten Konflikten, Problemen, Empfindungen, Meinungen, Sorgen und Erwartungen“[9] der Erkrankten/des Erkrankten.
Das Wort Krebs wird assoziiert mit Begriffen wie Schmerz, Tod, Einsamkeit, Verstümmelung und Verlust von Attraktivität.[10] Bei einem Großteil der Erkrankungsarten trifft dies nicht mehr zu, da sie gut zu therapieren sind. Auch Schmerzen, Schwäche oder Depressionen sind zu behandeln.
Die Mitteilung der Diagnose Krebs löst in der Regel Gefühle wie Angst, Unsicherheit und Verzweiflung aus. Die Betroffenen können in eine akute Krisensituation geraten. Die Belastung kann unabhängig von der rein körperlichen Erkrankung zusätzlich zu psychischen Erkrankungen führen oder eine schon bestehende psychische Erkrankung, etwa eine Depression, verstärken. Die Situation krebskranker Menschen hat zu einem neuen Bereich in der Medizin geführt, der Psychoonkologie. Psychoonkologen helfen krebskranken Menschen, mit der belastenden Situation sowohl der Krankheit selbst, als auch der Therapie und ihren Begleiterscheinungen besser zurecht zu kommen. Diese Einrichtung gibt es z. Zt. in nur wenigen onkologischen Kliniken.
1.2.2 Angst
Der emotionale Zustand eines Patienten während der akuten Phase einer jeglichen schweren Krankheit, also auch während einer Krebserkrankung ist von Angst geprägt, da die Krankheit seine gesamte Integrität bedroht und seine Selbständigkeit sowie seinen Wert für sich und andere in Frage stellt.[11] Es geht dabei auch um Angst vor Verschlimmerung und vor der Veränderung der Lebensperspektiven, sowie vor der Ungewissheit[12]. Krebspatienten haben zudem häufig Angst vor der Operation, der Strahlen- oder Chemotherapie, vor Haarverlust, Hautveränderungen oder vor Übelkeit.[13] Daher ist es bereits vor Beginn der Therapie von großer Bedeutung, die Betroffenen über die zu erwartenden Nebenwirkungen aufzuklären und entsprechende Hilfsmöglichkeiten zu besprechen.[14]
Die Angst der Betroffenen kann einen Rückzug oder auch eine Überaktivität, die der Verdrängung dient, auslösen. Beides wird durch die Mitmenschen, mit denen der Kranke zu tun hat, bestärkt.[15] Gemäß Cannons Flight-or-Fight-Theorie (Angriff oder Flucht) sind akute Angstreaktionen notwendig, um einen Menschen physiologisch gegen eine Bedrohung zu wappnen.[16]
[...]
[1].Höffe, O.: Medizin ohne Ethik, Suhrkampverlag Frankfurt 2002, S.162
[2] Kunz, S./Scheuermann, U./Schürmann, I.: Krisenintervention; Juventaverlag Weinheim und München 2004,
S. 168
[3] vgl. http://www.krebsgesellschaft.de/wub_prix_pierre_denoix.html, Abfrage am 29.10.2005
[4] vgl. http:www.medizininfo.de/krebs/allgemein/symptome.shtml
[5] vgl. www.krebsgesellschaft.de
[6] Aguilera, D.C.2000, S.212
[7] Ansen, H./Gödecker-Geenen, N./Nau, H.: Soziale Arbeit im Krankenhaus, Ernst Reinhard Verlag München Basel 2004, S.59
[8] vgl. ebd. S.65
[9] Hillers S. 120
[10] vgl. Friedrich,H./Mönkeberg-Tun, E./Held, K./Christ, G./Lücke, G: Krebs und seine psychischen und sozialen Folgen-Formen der Hilfestellung, Beratung und Therapie, Georg Thieme Verlag Stuttgart New Jork 1996, S.129
[11] vgl. Aguilera, D. C.: Krisenintervention – Grundlagen, Methoden, Anwendung; Verlag Hans Huber Bern Göttingen Toronto Seattle 2000, S.212
[12] vgl. Dross, Margret: Krisenintervention; Hogrefe Verlag Göttingen Bern Toronto Seattle2001, S.73
[13] vgl. www.krebsgesellschaft.de
[14] vgl. www.krebsgesellschaft.de
[15] vgl. Hahn, M.: Psychosoziale Probleme von Krebskranken und Möglichkeiten der Hilfe – Ein Beitrag aus der klinischen Sozialarbeit; in Waller, Heiko: Sozialarbeit im Gesundheitswesen, Beltzverlag Weinheim und Basel 1982, S.145
[16] vgl. Aguilera, D.C. 2000, S.76