Leseprobe
Inhaltsverzeichnis:
Abbildungsverzeichnis:
Tabellenverzeichnis:
1. Einleitung
2. Gesundheitskommunikation
2.1. Mediale Gesundheitskommunikation
2.2. Gesundheitskommunikation im Internet
2.3. Social Media, Social Networks und mHealth
3. Online gesundheitsbezogene Selbsthilfeforen
3.1. Charakteristika gesundheitsbezogener online Selbsthilfeforen
3.2. Themenfelder der online Selbsthilfeforen
3.3. Nutzungsmotive
3.3.1. Soziale Unterstützung
3.3.2. Krankheits- und Stressbewältigung
4. Diskussion
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis:
Abbildung 1: Unterstützungsmodell
Abbildung 2: Pufferhypothesen-und Haupteffektmodell
Tabellenverzeichnis:
Tabelle 1: Funktionen der sozialen Unterstützung
1. Einleitung
Schon seit längerem leben wir in einer Welt die durch eine fortlaufende Implementierung neuer Medien geprägt ist. Insbesondere durch die Entwicklung des Internets kam es zu einer vorherrschende Vernetzungsdichte, die sowohl auf der Ebene des Individuums, als auch auf der gesellschaftlichen Ebene veränderte Rahmenbedingungen für die Kommunikation ausgebildet haben (Steinmaurer, 2013, S. 8). Es ist nicht mehr notwendig das Haus zu verlassen, denn durch die technische mediale Weiterentwicklung sowie der daraus resultierenden Dauervernetzung, kann jeder Einzelne unabhängig von Raum und Zeit sowie körperlicher Bedingungen in Kontakt mit seinem Umfeld treten (Revermann, 2016, S. 8). Vor allem in der Gesundheitskommunikation bieten die digitalen Medien ein enormes Potential der sozialen Unterstützung für erkrankten Menschen. Vorwiegend Patient_innen mit einer körperlichen Erkrankung konnten auf Grund ihrer psychischen Einschränkungen vor der Einführung der digitalen Medien nur schwer am sozialen Leben teilnehmen. Denn diese sind meist abhängig von fremder Hilfe und dadurch sozial isoliert (Mattukat & Thyrolf, 2014, S. 45). Beim sozialen Austausch spielen vor allem Selbsthilfeforen eine zentrale Rolle, auf welchen sich die Patient_innen mit anderen Betroffenen über ihre Erkrankungen sowie generelle Gesundheitszustände austauschen können. Dabei bieten die Foren nicht nur das Potential des generellen Austauschs über die Krankheits- und Gesundheitsthemen, sondern können auch ein Motivations- und Unterstützungspotential darstellen (Mattukat & Thyrolf, 2014, S. 46).
Demnach ist eindeutig erkennbar, dass die online Selbsthilfeforen durchaus positive Effekte auf die körperliche als auch psychische Gesundheit haben können und dabei eine zusätzliche Unterstützungsalternative zum persönlichen sozialen Umfeld darstellen. Im Zuge dessen ergibt sich die folgende Forschungsfrage:
„Inwiefern stellen online gesundheitsbezogene Selbsthilfegruppen eine soziale Unterstützung für die Forennutzenden dar und helfen bei der Stress-und Krankheitsbewältigung?“
Auf Basis dieser Forschungsfrage, ist das Ziel dieser Arbeit, die zentrale Rolle der online basierenden Selbsthilfeforen für die Gesundheitskommunikation herauszuarbeiten und dabei das Nutzungsmotiv der sozialen Unterstützung genauer zu beleuchten. In Verbindung damit soll zunächst eine kurze Einführung in das Forschungsfeld der Gesundheitskommunikation erfolgen, woran anknüpfend im Detail die Besonderheit der Foren mit deren Akteursgruppen und Foreninhalte sowie Nutzungsmotive analysiert werden. Im Anschluss folgt eine kurze Diskussion hinsichtlich der positiven sowie negativen Effekte der Hilfsforen.
Die Relevanz dieser Arbeit zeigt sich auf zwei Ebenen. Zum einen stellt die Social-Media-Forschung einen schwer übersichtlichen sowie dynamisch und ständig erneuernden Bereich dar (Döring, 2014, S. 303). Demnach steht die Forschung in Verbindung mit der gesundheitsbezogenen Kommunikation vor der stetigen Herausforderungen mit dem ständigen Wandel der online Kommunikationsprozesse mitzuhalten, wodurch jeder neue Beitrag hilfreich sein kann (Döring, 2014, S. 303). Zum anderen sind einige Forschungen zu online Hilfsforen im Forschungsbereich der Gesundheitskommunikation zu finden, jedoch fokussieren sich diese meist nur auf einzelne Krankheitsforen (z.B. Depressionsforen oder Krebsforen). Zusätzlich sind diese Forschungen meist sehr fokussiert und beziehen sich nur auf einzelne Teilaspekte der sozialen Unterstützung und Situationsbewältigung (Karlheim, 2019; Mattukat & Thyrolf, 2014; Breuer & Baker, 2015). Demnach soll diese Arbeit einen umfassenden Überblick über alle online Selbsthilfeforen im Gesundheitsbereich geben und auf mögliche fehlende Forschungsbereiche hinweisen.
2. Gesundheitskommunikation
Um den Begriff der Gesundheitskommunikation umfassenden verstehen zu können, müssen die beiden Begriffe Gesundheit und Kommunikation zunächst getrennt von einander betrachtet werden. Nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird der Begriff der Gesundheit in ihren Statuten wie folgt definiert: „Health is a state of complete physical, mental and social well-being and not merely the abs- cence of disease or infirmity “ (WHO, 2006, S.1). Demzufolge beschreibt der Begriff Gesundheit nicht einfach das Fehlen von Krankheiten, sondern das körperliche, physische, mentale sowie soziale Wohlempfinden eines einzelnen Menschen. Die Gesundheit kann folglich als ein „objektives und subjektives Befindens einer Person“ verstanden werden, „der einen Ausgleich zwischen inneren und äußeren Anforderungen zum Ausdruck bringt“ (Hurrelmann & Baumann, 2014, S. 10). Daran anschließend wird der Begriff Kommunikation als eine Interaktions- und Beziehungsform beschrieben und folglich einen funktionalen Charakter aufweist (Luhmann, 2005, S. 27). Demnach steht die Kommunikation in Verbindung mit Informationen, Mitteilungen sowie dem Verstehen und hat als Grundlage einen Sender und Empfänger (Luhmann, 2005: S. 29). Die Kommunikation wird als soziales Handeln verstanden, dass auf das Denken, Handeln und Fühlen der Menschen Einfluss nimmt (Maletzke, 1998, S. 46). Dabei treten die Menschen sowohl verbal als auch nonverbal miteinander in Beziehung und tauschen Informationen aus. Weiterführend tritt die Kommunikation neben dem interpersonellen Handeln auch in einer medienvermittelten Form des Handelns auf (Maletzke, 1998, S. 46).
Folglich zeigt sich, dass beide Begriffe in ausdifferenzierten theoretischen Forschungsgebieten integriert sind. Demzufolge führt der Wissenschaftsbereich der Gesundheitskommunikation, die zwei komplexen und jungen interdisziplinären Wissenschaften der Gesundheits- und Kommunikationswissenschaft zusammen (Hurrelmann & Baumann, 2014, S. 10):
„Gesundheitskommunikation bezeichnet die Vermittlung und den Austausch von Wissen, Erfahrungen, Meinungen und Gefühlen, die sich auf Gesundheit oder Krankheit, Prävention oder den gesundheitlichen Versorgungsprozess, die Gesundheitswirtschaft oder Gesundheitspolitik richten. Die Kommunikation kann auf interpersonaler, organisationaler oder gesellschaftlicher Ebene stattfinden und direkt persönlich oder medienvermittelt erfolgen. Gesundheits bezogene Kommunikation schließt dabei alle Kommunikationsinhalte ein, die sich auf Gesundheit, Krankheit oder deren Determinanten beziehen; gesundheits relevante Kommunikation umfasst alle Formen symbolvermittelter sozialer Interaktion, die – auch unabhängig von der Intention der Kommunikationspartner – das Gesundheitsverhalten direkt oder indirekt beeinflussen, oder durch dieses initiiert werden.“ (Hurrelmann & Baumann 2014: S. 13)
2.1. Mediale Gesundheitskommunikation
Das Zitat verdeutlicht, dass die Medien eine zentrale Rolle in der Gesundheitskommunikation einnehmen. Demnach ist anzuführen Bonfadelli (2014, S. 20) anzuführen, der innerhalb der medialen Gesundheitskommunikation zwischen drei Hauptebenen differenziert: Medienebene, Mesoebene und Mikroebene.
Auf der Medienebene wird in zwei Unterformen unterteilt: der Gesundheit als Medienthema und den Gesundheitskampagnen. Innerhalb dieser beiden Bereiche geht es vorwiegend um die Darstellung von gesundheitsbezogenen Themen in den Medien und in Gesundheitskampagnen (Bonfadelli, 2014, S. 20). Weiterführend wird die Organisationskommunikation der Mesoebene zugeordnet. Der Fokus liegt hier auf der Gesundheitspolitik und gesundheitsbezogene Werbung ausgehend von den Gesundheitsunternehmen sowie gemeinnützigen Organisationen (Bonfadelli, 2014, S. 20). Die letzte Ebene stellt die Mikroebene dar, die sich wiederum in die drei Unterebenen unterteilt: intrapersonelle- und interpersonelle Kommunikation sowie die Nutzung, Rezeption und Wirkung von Medien. Die intrapersonellen Kommunikationsebene setzt sich mit den individuellen Meinungen und Einstellungen über die Gesundheit und Krankheit sowie den Umgang mit dem eigenen Gesundheitszustand auseinander. In Verbindung damit steht die interpersonelle Kommunikation, die den Austausch über Gesundheitsthemen mit anderen Menschen beschreibt (Bonfadelli, 2014, S.20).
Die letzte Form umfasst die Nutzung, Rezeption sowie die Wirkung von Medien von gesundheitsbezogenen Themen. Dabei werden Fragen nach der Informationssuche sowie Wissenstransfer und Wissenslücken im Gesundheitskontext gestellt (Bonfadelli, 2014, S.20).
Neben den Kommunikationsebenen sind zwischen drei verschiedenen Akteursgruppen zu unterschieden (Fromm, Baumann & Lampert, 2011, S. 34),
1. die Medienakteure, dazu zählen Journalisten_innen, Anbieter_innen von Websiten, die gesundheitsbezogene Themen für verschiedene Zielgruppen aufbereiten
2. die Gesundheitsexperten, welche Informationen vermitteln wollen
3. sowie die Gesundheitslaien. Diese nehmen Gesundheitsinformationen sowohl bewusste als auch unbewusst wahr und verarbeiten diese. Dabei werden sie gezielt und ungezielt angesprochen. Sie informieren sich aktiv über bestimmte Gesundheitsthemen und weisen einen mehr oder weniger gesunden Lebensstil auf.
Innerhalb dieser Unterscheidung können alle drei Akteure sowohl Empfänger_in als auch Sender_in von gesundheitsbezogenen Themen sein (Fromm, Baumann & Lampert, 2011, S. 35). Die wachsende Relevanz der medienvermittelten Kommunikation von gesundheitsbezogenen Themen ist insbesondere auf die voranschreitende Digitalisierung der Medien zurückzuführen. Mittlerweile werden nicht mehr nur die klassischen Massenmedien Fernsehen, Presse und Hörfunk sondern auch der Computer, das Internet und Mobiltelefon als sogenannte Neue Medien verstärkt für die Gesundheitskommunikation verwendet (Fromm, Baumann & Lampert, 2011, S. 30). Im Hinblick auf die wachsende Bedeutung der neuen Medien, soll im Nachfolgenden auf die internetbasierte Gesundheitskommunikation eingegangen werden, da das Internet die Basis für Selbsthilfeforen als Teilbereich der neuen Medien darstellt.
2.2. Gesundheitskommunikation im Internet
Innerhalb der Gesundheitskommunikation ist das Internet (engl. Web) schon länger keine Randerscheinung mehr. Die Vielfalt an online Gesundheitsseiten sowie der Anteil derer, die sich online über Gesundheitsthemen informieren und mit anderen Nutzer_innen austauschen, wächst stetig (Rossmann, 2010, S. 338). Dieser stetig wachsende Austausch von Informationen über das Web ist auch auf die Weiterentwicklung des Web 1.0 zum Web 2.0 zurückzuführen. Durch die Weiterentwicklung zum Web 2.0 können nun alle Menschen, die Zugang zum Internet haben, Inhalte und Informationen im Web veröffentlichen. Demnach ist die Definition von Van de Belt et al. (2010, S. 2) anzuführen: „...the main difference between Web 1.0 (first generation if the Internet) and Web 2.0 is interaction. Web 1.0 was mostly indirectional, whereas Web 2.0 allows the user to add information or content tot he Web, thus creating interaction“
Folglich hat sich durch die Weiterentwicklung hin zum Web 2.0 auch die klassische Kommunikation über Gesundheit und Krankheit über die Massenmedien verändert, wodurch vermehrt in diesem Zusammenhang der Begriff Health 2.0 verwendet wird. Verdeutlichend kann dafür die nachfolgende Definition angeführt werden: „When Web 2.0 technologies are apllied in health care, the term Health 2.0 may be used.“(Hansen in Van de Belt et al., 2010, S. 2) Die nun elektronisch online verfügbaren Gesundheitsinformationen können nun unabhängig von Zeit und Ort von den Nutzer_innen abgerufen werden. Demnach können insbesondere Zielgruppen erreicht werde, die die alltägliche Gesundheitskommunikation nicht nutzen wollen oder können (Rossmann, 2010, S. 338). In diesem Zusammenhang muss zusätzlich der Begriff eHealth erläutert werden, der die Nutzung des Internets für Gesundheitsthemen beschreibt. E-Health beschreibt demnach, „elektronisch verfügbare Gesundheitsinformationen, die zeit- und ortsunabhängig abgerufen werden können.“ (Rossmann & Krömer, 2015, S. 156).
2.3. Social Media, Social Networks und mHealth
Wie oben in der Definition von Hansen angeführt, besteht das Web 2.0 aus einzelnen digitalen Technologien die unter den Begriff Social Media fallen. Hierbei beschreibt der Begriff Social Media digitale Medien und Technologien, die den Austausch über Informationen und die Interaktion mit andern Nutzer_innen fördern (Hettler, 2010, S. 3). Ergänzend dazu kann die nachfolgende Definition von Social Media angeknüpft werden: „Social Media verknüpft somit technologische, inhaltliche und gestalterische Perspektiven zur Erzielung kommunikativer Austauschprozesse in virtuellen Gemeinschaften.“ (Hettler, 2010, S. 14)
Die virtuellen Gemeinschaften, die Hettler (2010) in seiner Definition beschreibt, stellen online basierende Plattformen (Social Networks) dar, die wiederum nutzergenierten Beiträgen enthalten (Hettler, 2010, S. 15). Auf Basis der starken Durchdringung der Gesellschaft mit internetfähigen Mobiltelefonen mit Touchscreen (Smartphones) sind diese sozialen Medien nicht mehr an einen lokalen Rechner gebunden, sondern können flexibel von unterwegs aus verwendet werden. Folglich spricht man von einem mobilen Internet beziehungsweise vom Mobil Social Media (Döring, 2014, S. 286). Diese Verlagerung hin zu einer mobilen Kommunikation zeigt sich auch innerhalb der Kommunikation über Gesundheit und Krankheit. Mit der Verbreitung von Smartphones und Tablets etablierte sich der mHealth Begriff, der als zukunftsträchtiger Teilbereich von eHealth angesehen werden kann (Rossmann & Krömer, 2015, S. 156).
Innerhalb der sozialen Netzwerke sind alle zentralen Akteuresgruppen der medialen Gesundheitskommunikation zu finden. Durch die Möglichkeit des Internets, dass jeder zum Produzenten von medialen Inhalten werden kann, sind zwangsläufig nicht mehr nur die Experten_innen Sender von Gesundheitsinformationen sondern auch Laien_innen (Fromm, Baumann & Lampert, 2011, S.43). Darüber hinaus haben im Bereich der Selbsthilfe online Diskussionsforen und Netzwerke an Bedeutung gewonnen und übernehmen hierbei die Funktion der sozialen Unterstützung und der interpersonellen Kommunikation (Mattukat & Thyrolf, 2014, S.46).
3. Online gesundheitsbezogene Selbsthilfeforen
Die Selbsthilfegruppen sind mittlerweile ein fester und politisch sowie gesellschaftlich anerkannter Bestandteil in unserem Gesundheitssystem (Slesina & Fink, 2009, S. 30). Dabei stellen die Selbsthilfegruppen eine Ergänzung zum professionellen medizinischen Versorgungssystem dar, die auf die eigenständige Rolle der Selbsthilfe und die besondere Art ihrer Hilfen für die Betroffenen hinweist (Slesina & Fink, 2009, S. 30). Durch die voranschreitende Mediatisierung und die Einführung des Internets kam es zu einer Ergänzung der realweltlichen Selbsthilfegruppen durch die online Selbsthilfeforen. Die online gesundheitsbezogene Selbsthilfeforen stellen Diskussionsforen dar und bestehen bereits seit den 1980er- Jahren in Form von Mailinglisten, über Foren in Mailbox-Netzen sowie über Newsgroups im Usernet verwendet (Döring, 2014, S. 287). Bis heute existieren noch vereinzelt online Selbsthilfegruppen über Mailinglisten, wobei jedoch Webforen mittlerweile die Mehrzahl bilden. Innerhalb dieser online Diskussionsforen können alle Nutzer_innen schriftlich, ortsübergreifend sowie pseudonym miteinander kommunizieren (Döring, 2014, S. 287).
3.1. Charakteristika gesundheitsbezogener online Selbsthilfeforen
Die online Selbsthilfegruppen sind ein virtueller Kommunikationsraum, der sowohl öffentlich zugänglich (öffentliches Forum) ist oder eine vorherige Registrierung voraussetzt (geschlossenes Forum) (Döring, 2014, S. 287). Im Bereich der Selbsthilfegruppen wird vorwiegend auf geschlossene Foren zurückgegriffen, da auf diesen sehr sensible Themen (z.B. Depressionen) unter den Nutzer_innen ausgetauscht werden (Döring, 2014, S. 287). Der kleinste Verwenderkreis der Foren besteht üblicherweise aus einem Kern von Stammmitgliedern, die aktiv über längere Zeit hinweg Beiträge schreiben und Informationen austauschen. Während die Mehrheit der Forennutzer_innen lediglich stille Mitglieder des Forums darstellen (Döring, 2014, S. 288). Die Foren haben meist ein großes Oberthema, auf welches einzelne Anfragen folgen. Demnach entsteht ein Diskussionsfaden (engl. Threat), wobei die Antworten auf die Anfragen chronologisch untereinander angeordnet sind (Döring, 2014, S. 288). Die Diskussionslänge über einzelne Anfragen kann dabei stark zwischen einzelnen Tagen und mehreren Wochen variieren. Dies ist abhängig von den folgenden Bedingungen: Formulierung der Anfrage, dem Status der Person innerhalb des Forums sowie die Anzahl an Forenmitgliedern (Döring, 2014, S. 288).
Die Auswahl des passenden Forums sowie korrekte Formulierung der Anfrage ist dabei abhängig von der Medienkompetenz der User_innen. Des Weiteren werden die meisten Foren von einzelnen Stammmitgliedern moderiert. Die Stammmitglieder haben jedoch meist die Kontrollmöglichkeit bestimmte Beiträge zu löschen, wodurch ein bestimmtes soziales Verhalten vorgeschrieben wird (Döring, 2014, S. 289). Auf Grundlage dieser Erkenntnisse, ist erkennbar, dass die Foren insbesondere von Gesundheitslaien betrieben und genutzt werden (Döring, 2014, S. 289). Zwar sei an dieser Stelle anzumerken, dass es vereinzelte Selbsthilfeforen gibt, die von professionellen Selbsthilfevereinigungen betrieben werden und auch teilweise die Möglichkeit der Integration von Ärzten besteht, jedoch handelt es sich hierbei eher um eine geringe Anzahl dieser Art von Selbsthilfeforen (Mattukat & Thyrolf, 2014, S.43). Demnach wird der weitere Fokus auf den Selbsthilfeforen liegen, die von Gesundheitslaien genutzt und betrieben werden.
3.2. Themenfelder der online Selbsthilfeforen
Aktuelle Studien über verschiedensten online Selbsthilfeforen innerhalb des Gesundheitsbereichs geben einen Hinweis auf die Vielfalt der schon vorhanden Themenfelder der Foren wieder. Durch die Studien ist erkennbar, dass es zum einen Selbsthilfeforen gibt, die sich mit mentalen (z.B. Depressionsforen, Suizidforen) (Winkel, Groen & Petermann, 2005) aber auch körperlichen Erkrankungen, wobei insbesondere (Brust-) Krebs (Sol, 2015, Bender, Grady, und Jaded, 2008) häufig als Themenfeld erforscht wurde. Darüber hinaus gibt es aber noch eine Vielzahl an weiteren Forschungen die sich mit den folgenden körperlichen Erkrankungen beschäftigen: Rheuma (Mattukat & Thyrolf, 2014), Diabetes sowie Multiple Sklerose (Bohnet & Bretschneider, 2006), HIV und AIDS (Coursaris & Liu, 2009), Essstörung (Tubaro & Mounier, 2014). Darüber hinaus bestehen Selbsthilfeforen, die ihren Fokus auf den Austausch über allgemeine Gesundheitszustände und körperlichen Behinderungen legen. Hierzu zählen, Schwangerschaftsforen (Baumann, Link & Früh, 2014), Foren für Teenagermütter oder Sexualitätsforen (Cohn & Richters, 2013; Suzuki & Calzo, 2004), Angehörige des Militärs hinsichtlich schweren Lebensereignissen (Lewandowski, Rosenberg, Jordan & Siegel, 2011), Foren für Gehörlosen und Schwerhörigen (Kožuh, 2015) sowie Sprechstörungen (Raj, 2015).
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