Der Albigenserkreuzzug


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

31 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1. Grundlagen
1.1 Einleitung
1.2 Quellen, Literatur, Forschungsstand
1.3 Herkunft der Katharer
1.4 Glaube der Katharer

2. Der Kreuzzug
2.1 Vorgeschichte und Kreuzzugsverlauf
2.2 Motive

3. Abschluss
3.1 Entartung der Kreuzzüge? Fazit und Ausblick
3.2. Literatur

1. Grundlagen

1.1 Einleitung

„Der Glaube der Katharer hätte bei der Ausformung des geistigen Antlitzes der Menschheit

eine ebenso machtvolle Rolle spielen können wie der Buddhismus oder der Islam“

(Zbigniew Herbert)[1]

Ich habe dieses Zitat, über dessen Quintessenz sich streiten lässt, des bedeutenden polnischen Dichters und Essayisten an den Anfang dieser Arbeit gestellt, um darauf hinzuweisen, dass der Kreuzzug gegen die Albigenser mehr als nur eine Sonderrolle innerhalb des weiten Feldes der sog. Kreuzzüge einnimmt. Der Albingenserkreuzzug stellt eines der folgenschwersten Er-eignisse der mittelalterlichen Geschichte dar, dessen Auswirkungen denen der Kreuzzüge ins Heilige Land mit allen ihren Folgeerscheinungen in nichts nachsteht. Vermutlich waren die Auswirkungen des Ketzerkreuzzuges sogar wirkmächtiger als die „klassischen“ Kreuzzüge, denn ein Großteil des im Orient erworbenen Wissens (und Toleranz) gegenüber dem Islam, das Morgenland und seine Bewohner ging weitestgehend wieder verloren, während die Folgen der Ereignisse in Okzitanien in politischer, kirchlicher und vor allem kultureller Hin-sicht länger fortwirkten, teilweise sogar bis heute nachwirken. So erschienen und erscheinen stetig neue Publikationen zum Thema – die meisten davon nicht fachwissenschaftlicher Art: ein Indiz für das große Interesse der Allgemeinheit – sondern vor Ort erstarken seit Jahren Bewegungen, die mehr Autonomie für Okzitanien fordern und sich dabei auf die eigenständige Kultur und Geschichte, insbesondere die Katharer, berufen.[2]

Die Behauptung, dass der Albigenserkreuzzug eines der folgenschwersten Ereignisse der mittelalterlichen Geschichte darstellt, ist natürlich angreifbar und vielleicht schon Ausdruck der Sympathie für die Katharer, eine Sympathie, die offenbar vielen der sich mit diesem Thema beschäftigende Publizisten teilen.[3] Diese Sympathie muss aber dem Anspruch einer historisch-objektiven Betrachtungsweise nicht unbedingt im Wege stehen, solange deutlich gemacht wird, wo man die wertungsfreie Objektivität des Beobachters und Analysten ver-lässt, um die Ereignisse zu beurteilen und zu werten.[4] Zumal Objektivität nie mehr als der An-spruch der versuchten Annäherung an „Wahrheit“ sein kann, also nie völlig frei von individueller Sichtweise sein kann.[5]

Aufgrund des außerordentlich umfangreichen Themenkomplexes, von dem der eigentliche Kreuzzug nur einen kleinen Teil einnimmt, und dem sich ergebenden Dilemma, entweder den Kreuzzug aus dem Zusammenhang zu reißen und notwendige, nicht unbedingt voraussetzbare Vorkenntnisse wegzulassen[6] oder andernfalls sehr weit vom eigentlichen Thema abzu-kommen und damit entweder in ein oberflächliches Sammelsurium unterschiedlichster Aspekte zu geraten oder den Rahmen einer Seminararbeit zu sprengen und dennoch der Themenkomplexität nicht gerecht werden zu können, entschloss sich der Verfasser zu einem Kompromiss.

Im ersten Teil der Arbeit werden die meines Erachtens unumgänglichen Grundkenntnisse vermittelt werden, im zweiten Teil dann der Bogen zur eigentlichen Kreuzzungsproblematik hergestellt werden. D.h. erst nach Darstellung des Quellenstandes, der Literatur, des Glaubens und der Herkunft der Katharer, folgt die Darstellung des Kreuzzugsverlaufes und die Frage nach der Motivation der beteiligten Parteien, sowie der Fragen, wie dieser Kreuzzug in den Zeitkontext einzuordnen ist, inwieweit er Beleg über die „Entartung“ bzw. säkularisierende Wirkung der Kreuzzungsidee Aufschluss gibt und welches die wichtigsten längerfristigen Folgen waren.

1.1 Quellen, Literatur und Forschungsstand

Größtes Problem bei einer genaueren Beschäftigung mit der Geschichte dieses Kreuzzuges – des Katharetumes sowieso – stellt die sehr einseitige, sprich: katharerfeindliche, Quellenlage dar. Die vorhandene Literatur hingegen reicht bis in das 16. Jahrhundert zurück und wuchs ge-rade in den letzten Jahren enorm an.[7]

So gibt Christine Woehl in ihrer Arbeit zu Simon de Motfort[8] eine ausführliche Bibliographie, die mehr als 30 Seiten umfasst – und dort sind noch nicht einmal alle Werke aufgeführt, da sie sich in erster Linie auf die französischsprachigen stützt. Auch im deutschen Sprachraum sind in den letzten Jahren eine Reihe neuer Bücher zum Albigenserkreuzzug, mehr noch zu den Katharern, erschienen, was umso erstaunlicher ist, als es zu keinerlei neuen Quellenfunden gekommen ist.[9] Dafür scheint es zwei Erklärungen zu geben: einerseits ist das Interesse an spirituellen europäischen Traditionen gestiegen[10], was eine Flut von populärwissenschaftlich- en bis hin zu esoterisch angehauchten Werken nach sich zieht,[11] andererseits ist in Folge der europäischen Einigung und Erweiterung und der damit einhergehenden Suche nach gesamt-europäischen Traditionen das Interesse an Regionalgeschichte mit außerregionalen Auswirk-ungen stark gestiegen.

Leider ist ein Großteil der fremdsprachigen Fachliteratur nicht ins Deutsche übersetzt worden, was insbesondere für wichtige französischsprachige Werke, wie „L´épopée cathare“ von Roquebert und die „Histoire générale de Languedoc“ betrifft.[12] Michael Lamberts „The Cathars“[13] gibt nicht nur eine ausführlicher Darstellung der Ereignisse in Südfrankreich, sondern stellt auch die Entwicklung in Italien ausführlich dar, was leider in den wenigsten Werken der Fall ist. Eine Erwähnung der, vor allem im Hinblick auf das Spannungsfeld Papsttum – städtische Autonomiebestrebungen, wichtigen Rolle der Ketzerei in Italien sollte in jedem Buch zum Thema Katharer enthalten sein, zumal erst anhand der italienischen Katharer die Herleitung ihres Glaubens und die theologischen Unterschiede innerhalb des Katharetums deutlich werden.

Als Literatur noch erwähnenswert sind A. Borts „Die Katharer“ und J. Duvernoys „La religion des Cathares“ und „La histoire des Cathars“ - Werke, auf die sich sowohl Oberste und Lambert stützen – und H.C. Leas Klassiker „Geschichte der Inquisition im Mittelalter“, welcher ein vielleicht nicht mehr ganz aktuelles, dafür aber umso detailreicheres Bild der Inquisition zeichnet und dabei die verschiedensten Häresien recht umfangreich vorstellt und zahlreiche Quellenverweise enthält.[14] Einen interessanten Vergleichspunkt, wie sich Beurteil-ung und Gewichtung der historischen Ereignisse verschieben können, erlaubt H.O. am Rhyns Klassiker „Geschichte der Kreuzzüge“, deren siebentes Buch es eine reichlich kurze Darstellung des Albigenserkreuzzuges und der Motive Innozenz´ III. enthält.[15] Zur geistigen Vorgeschichte, explizit der Ableitung des Katharerglaubens von spätantiken Lehren, ist meines Erachtens neben den ersten beiden Kapiteln von Lambert auch K. Rudolph „Gnosis“, welches eine umfangreiche Quellenauflistung zum Manichäismus enthält.[16]

Wie Rottenwoehrer kritisch anmerkte,[17] ist die Kenntnis und Auswahl der Quellen ent-scheidend für die Darstellung und vor allem Wertung der Ereignisse. Allerdings sind nur äußerst wenige katharische Quellen erhalten geblieben, ob als Folge einer geringen katharischen Textproduktion oder in Folge des Wirkens der Inquisition, sei hier nicht erörtert.[18] Zur Beschreibung der Ereignisse ist man also vor allem auf katharerfeindliche Quellen angewiesen, die jedoch, was Glauben und Vollzug der Häresie angeht, relativ objektiv zu sein scheinen.[19] Zu nennen sind hier vor allem Pierre des Vaux-de-Cernays „Historia Albigensis“ (eine Darstellung des Kreuzzuges aus Perspektive eines frommen katholischen Augenzeugen), die Chroniken Guillaume de Puylaurens und Guillaumes Pelhissons (aus mehreren Jahrzehnten Abstand und der Perspektive einer zunehmend erfolgreicheren Häresiebekämpfung geschrieben), das „Chanson de la Croisade albigoise“ des Wilhelm von Tudela (eines kirchenfeindlichen Dichters und Augenzeugen um 1220), sowie die zahlreich vorhandenen Inquisitionsakten und der päpstliche Schriftwechsel.[20] Ein sehr umfangreiches Quellenverzeichnis ist in Woehls Montford-Studien enthalten, unumgänglich ist Rottenwoehrers Quellensichtung im ersten Band seiner „Katharer“, welche die das bisher umfangreichste Kompendium in deutscher Sprache darstellt, in dem aber der italienische Raum kaum berücksichtigt ist.

Über den aktuellen Forschungsstand und die Forschungsdiskussion zu urteilen, wäre anmaßend, da dazu ein weitaus tieferes Eintauchen in die Materie nötig wäre, als es der Rahmen einer Seminararbeit erlaubt, zumal die entscheidenden Impulse aus dem französisch-sprachigen Raum kommen – einer Sprache, die dem Verfasser nicht geläufig ist.

Die Hauptfragen scheinen sich aber darum zu bewegen, wie stark und dauerhaft der Albigenserkreuzzug das Herrschaftsgefüge Südfrankreichs verändert hat, wie stark der einheimische und großenteils „rebellische“ Adel durch den nordfranzösischen Adel oder einheimischen königstreuen Adel verdrängt wurde. Es geht also im Wesentlichem um die Frage, ob der Kreuzzug bereits die Grundlagen für die dauerhafte Anbindung Okzitaniens an Frankreich gelegt hatte, oder ob er mittelfristig eher wirkungslos blieb und die Anbindung an das französische Königtum erst langsam während der nächsten Jahrhunderte erfolgte.

Auch über die Wurzeln des Katharertums scheint noch nicht völlige Klarheit zu herrschen. Vor allem die Frage nach den älteren Ursprüngen, d.h. ob es sich um eine weitgehend unab-hängig entwickelte Häresie handelt, die von der bogumilischen Mission nur radikalisiert wurde oder ob erst der Kontakt mit dem östlichen Wissen dem französischen Katharertum seine eigentliche Gestalt verlieht, ist Diskussionsschwerpunkt. Daran schließt sich auch die Frage nach der Rolle der nordfranzösischen Katharer an, über die man nur sehr wenig weiß.[21]

Eine interessante These führte Zbigniew Herbert an, demnach wäre der Katharismus nicht einfach eine vom Christentum abweichende Häresie gewesen, sondern stellte eine neue Religion dar – ähnlich dem Manichäismus, der auch nur als Häresie angesehen wurde, aber zeitweilig eine Weltreligion gewesen ist. Dessen sei sich die Kirche auch bewusst gewesen, womit sich das ungewöhnlich starke Engagement der Kirche besser als nur mit der Kreuz-zugsidee respekive päpstlicher Machtpolitik verstehen lasse.

Die Frage, ob es sich im eigentlichen Sinn um einen Kreuzzug oder nicht viel mehr um einen feudalen Machtkampf zwischen Frankreich und Aragon um die Vorherrschaft im reichen Languedc oder einen Kulturkampf zwischen Süd- und Nordfrankreich handelte, scheint hingegen nicht mehr im Mittelpunkt des Interesses zu stehen.

Zur langen Tradition der Beschäftigung mit den Albigensern auch jenseits von Historiographie sein nur Nikolaus Lenaus (1802-1850) Werk „Die Albigenser“ erwähnt, welches 1845 vom Vatikan verboten wurde.[22]

1.3 Herkunft der Katharer

„Einige ihrer Irrlehrer suchten sich etwas aus der Glaubenslehre des Mani zusammen, andere

etwas aus den Irrlehren, die Origines in dem Periarchon geschrieben haben soll. Das meiste

jedoch ersannen sie selbst und fügten es hinzu“ (Caesarius vonm Heisterbach)[23]

Das deutsche Wort „Ketzer“ stellt eine Verballhornung des Wortes „Katharer“ dar. Da aber nicht alle Ketzer „Katharer“ warer, ist erst einmal eine Begriffserklärung notwendig.

Der Begriff „Katharer“, welcher sich vom griechischen „catharos“, die „Reinen“, ableitet, wird meist als ein Sammel- bzw. Oberbegriff für mehrere unterschiedliche Häresien verwandt, deren wichtigste Glaubenslehren größtenteils übereinstimmten.[24] Synonym verwandte Begriffe sind „Albigenser“, nach der Stadt Albi, einem Zentrum und Bischofssitz der Häresie, „Concorezzaner“ und „Patarener“ für die italienischen Varianten der Häresie sowie als kirchliche Bezeichnung ganz allgemein „Manichäer“. Auch die Bogumilen werden manchmal als ein Zweig des Kathaerertums bezeichnet.

Im engeren Sinne bezeichnet das Wort Katharer den westlichen Zweig einer dualistischen Häresie (im Gegensatz zu den Bogumilen als östlichen Zweig) vor allem in Südfrankreich und Norditalien, während Albigenser sich nur auf die Anhänger dieser Lehre im Languedoc und angrenzenden Gebieten bezieht. Von ihren Zeitgenossen wurden diese Häretiker etwa ab 1163 als „Katharer“ bezeichnet, vorher hießen sie „Pauperes christi“, während sie sich selbst einfach „bone hommes“, gute Menschen, nannten.[25] Diese Begriffsvielfalt ist unter anderem auch ein Ergebnis der ungeklärten Herkunft dieser Häresie bzw. der unterschiedlichen Lehr-meinungen der Historiker darüber.

Bei der Herkunft muss zwischen theologischer und historischer unterschieden werden.

Theologisch lässt sich folgende Linie grob rekonstruieren: Vermutlich im 8-6. Jh. v. Chr. lehrte Zoroaster (auch als Zarathustra bekannt) in Ostpersien den ersten in Quellen nachweis-baren Dualismus. Ahura Mazda (später Ormuzd[26] ) als Gott des Lichtes, der Wahrheit und des geistigen Seins kämpft gegen Ahriman, den Herrn der Finsternis, Lüge und Erschaffer der Materie. Die Menschen, die Anteil an beiden Sphären haben, unterstützen mit ihren Taten nun entweder die eine oder andere Seite, entweder unbewusst oder gezielt. Erst aus diesem Konflikt ergibt sich die Entscheidungsfreiheit des Menschen, was ethischen Handeln ermöglicht. Die in der Materie gefangenen Seelen der Menschen können sich Laufe viele Inkarnationen herauf zur Einheit mit dem geistigen Prinzip oder hinab zu finsterer materieller Vergessenheit arbeiten. Diese Lehre hatte großen Einfluss auf die umliegenden Völker und floss direkt oder über Vermittler in das Judentum, Christentum und die griechische Philosophie.[27]

In der Spätantike verschmolzen im Gnostizismus[28] verschiedene Elemente aus griechischen und ägyptischen Mysterienkulten, indischer und griechischer Philosophie, christlichen und buddhistischen Lehren und dualistischen Traditionen, während fast zeitgleich Mani[29] in Mesopotamien christliche, zoroastrische und buddhistische Lehren in einer neuen Religion zusammenfügte. In Folge der langjährigen Kämpfe der Römer mit den Parthern und späteren Sassaniden im Osten fand der Mithraskult[30] Eingang in die römischen Legionen und von dort in das gesamte Imperium. Unabhängig voneinander flossen nun einige dieser Lehren bzw. einzelne Aspekte in das sich konstituierende Christentum, wo sie insbesondere im oströmischen und späteren Byzantinischen Reich unter Mönchen weite Verbreitung fanden.[31]

Im Westen verbreitete sich der Manichäismus bis Gallien und stellte eine ernst zunehmende Konkurrenz für das junge Christentum dar.

Bei den Paulikianern, einer byzantinischen Häresie, die vor allem unter Mönchen weit verbreitet war und erstmals für das 7. Jahrhundert nachgewiesen ist, finden sich einige dieser spätantiken Lehren wieder. Die Verfolgung von Seiten der byzantinischen Kaiser bis in das 10. Jahrhundert konnte ihre Verbreitung kaum verhindern, so dass sie schließlich nach Thrazien und Bulgarien umgesiedelt wurden, wo sie ihre Lehre weiter verbreiteten. So wird von einer Disputation mit Alexios Comnenus 1115 in Philipopel berichtet und von der Verwüstung einer Ketzerstadt während des ersten Kreuzzuges.[32] Und ab dem 10. Jahrhundert ist auf dem Balkan die Sekte der Bogumilen nachweisbar, deren Lehre denen der Katharer sehr ähnelte. Die Vermutung, dass zwischen Paulikianern und Bogumilen eine enge Verbindung bestand, liegt nahe.

[...]


[1] Herbert, Z., Opfer der Könige, Frankfurt/M., 1996, S.47.

[2] Der Verfasser war selbst Zeuge der Demonstration einer lokalpatriotischen Gruppe in Carcassonne, sowie der in der Region überall vorhandenen Graffitis, welche mehr Selbstbestimmung und Autonomie von Paris fordern.

[3] Vgl. Oberste, M., Der Kreuzzug gegen die Albigenser – Ketzerei und Machtpolitik im Mittelalter, Darmstadt, 2003, S. 8ff.

[4] Vgl. Weber, M., Die Objektivität sozialwissenschaftlicher Erkenntnis, in: Sukale, M., (Hg.), Max Weber, Schriften zur Wissenschaftslehre, Stuttgart, 1991, S. 34.

[5] Um mit einer Autorität des Mittelalters zu sprechen: „Alle Autoritäten, die sagen, dieses oder jenes Wissen handle von diesen oder jenen Dingen, müssen folgendermaßen ausgelegt werden: Sie handeln von Termini, welche für jene Dinge supponieren […]“, Wilhelm von Ockham, Physikkommentar, Prolog 37, a.a.O., S. 209ff., zitiert nach Spierling, V., Kleine Geschichte der Philosophie, München, 1990, S.132.Weitergedacht bedeutet dies: kein Wissen handelt von Wahrheit, sondern nur von Begriffen, die versuchen die Wahrheit zu beschreiben. Die philosophisch bedeutsame Frage, was „Wahrheit“ sei und ob es diese überhaupt gebe, ist dabei noch nicht einmal berücksichtigt.

[6] Die aber für die Beurteilung der Motive der Protagonisten und weit reichenden Hintergründe unabdingbar sind.

[7] Rottenwoehrer, G., Der Katharismus, Bad Honnef, 1990, Bd.1, S.XIII.

[8] Woehl,, C., Volo vincere cum meis vel occumbere cum eisdum – Studien zu Simon von Montfort und seinen nordfranzösischen Gefolgsleiten während des Albigenserkreuzzuges 1209 bis 1218, Frankfurt/M., 2001, S.237-269.

[9] Zum Beispiel: Wagner, K., Debellare Albigensis – Darstellung und Deutung des Albigenserkreuzzges in europäischen Geschichtsschreibung 1209-1328, Neuried, 2000; Veltmann, W.F., Sänger und Ketzer – Troubadiurkult und Katharertum in der provenzalischen Welt des Mittelalters, Stuttgart, 1997.

[10] Als Folge der Orientierungslosigkeit angesichts eines zunehmend unübersichtlichen Wertepolytheismus, der eine Rückbesinnung auf traditionelle, aber historisch „unbeflecktere“ Sinngeber folgt? Zu dieser Fragestellung vergleiche: Schluchter, W., Religion und Lebensführung, Bd.1: Studien zu Max Webers Kultur- und Werttheorie, Frankfurt/M., 1992; Eco, U., Auf dem Weg zu einem neuen Mittelalter, in: Über Gott und die Welt, München, 1987, S.8ff. Die Lektüre von Ecos Aufsatz legt die Schlussfolgerung nahe, das auch das Interesse am Vorbild zunimmt.

[11] Zum Beispiel: Rahn, O., Kreuzzug gegen den Kral – Geschichte der Albigenser, Engerda, 2000; Markale, J., Die Katharer von Montsegur – Das geheime Wissen der Ketzter, München, 1993.

[12] Roquebert, M., L´épopée cathare, Toulouse, 1977, Devic, C., Vaissete, J., Roschbach, Histoire générale de Languedoc, Toulouse 1872-1904 (Reimprint: Vic, C. de, Osnabrück, 1973).

[13] Lambert, M., The Cathars, Oxford, 1998 – deutsch: Lambert, M., Geschichte der Katharer – Aufstieg und Fall der großen Ketzterbewegung, Darmstadt, 2001.

[14] Borst, A., Die Katharer, Freiburg/Bg., 1991; Duvernoy, J., La religion des Cathares, Toulouse, 1976; Ders., L´histoire des Cathares, Toulouse, 1976; Lea, H.C., Geschichte der Inquisition, Bonn, 1905.

[15] Rhyn, H.O. am, Geschichte der Kreuzzüge, Leipzig, 1884.

[16] Rudolph, K., Die Gnosis – Wirken und Geschichte einer spätantiken Religion, Leipzig, 1977, S. 391ff. Zur Ableitung des Katharertums vom Manichäismus vergleiche auch: Walker, B., Gnosis – Vom Wissen göttlicher Geheimnisse, München, 1992 und Lea, Bd.1, S.98ff..; Nola, Alfred di, Der Teufel. Wesen, Wirkung, Geschichte, München, 1990, S.49-91. Zur Gnosis ist immer noch Mead, G.R.S., Die Gnosis - Fragmente eines verschollenen Glaubens, Berlin, 1902 lesenswert. Vorsicht ist jedoch bei den Interpretationen Meads geboten (er war stark theosophisch beeinflusst).

[17] Rottenwoehrer, Bd.1, S.XIV:

[18] Da die Kontakte zwischen Perfecti und einfachen Gläubigen sehr eng waren und die Unterweisungen mündlich, die Bewährung des Glaubens praktisch erfolgte, theologische Diskussionen im französischen Raum eher unwichtig waren, könnte es durchaus sein, dass – von den Bibliotheken der katharischen Bischöfe abgesehen – wenig Schriftgut produziert wurde, zumal dieses ja der Inquisition als Beweismittel hätte dienen können.

[19] Lambert, S.178.

[20] Sollbach, G.E. (Hg.), Pierre des Vaux-de-Cernay: Historia Albigensis,Zürich, 1996; Duvernoy, J. (Hg.), Chronica magistri Guillelmide Podio Laurentii (1145-1275), Toulouse, 1996; Ders. (Hg.), Guillelmi Pelhissons: Chronique suivedurecit des troubles d´Albi (1229-44), Paris, 1994; Gougaud, H. (Hg.), La Chanson de la Croisade albigoise, Paris, 1989.

[21] Vgl. Lambert, S.22ff. Offenbar tauchten die Häretiker erst in das Blickfeld der Kirche, als sie schon über eine gut ausgebildete Organisation verfügten. Woher diese stammte, bleibt größtenteils offen.

[22] Zur Tradition und Instrumentalisierung in der Historiographie vgl. Woehl, S.14ff.

[23] Strange, J. (Hg.), Heisterbacensis monachi ordinis cistercientus dialogus miraculorum, Köln, 1851, zitiert nach Sollbach, S.371.

[24] Die Ableitung des Begriffes vom frz. „les chattes“ als Ausdruck der bei Ketzern allgemein vermuteten Teufelsverehrung scheint weniger wahrscheinlich, auch wenn in Theologie und Volksvorstellung Ketzerei und Teufelsbuhlschaft dicht beieinander lagen. Vgl. Lea, Bd.1, S.166 als allgemeines Beispiel für die Satanismusan-schuldigungen schon gegen die Manichäer und Lambert, S.10ff.

[25] Erbstösser, M., Ketzer im Mittelalter, Leipzig, 1984, S.92. Vgl. auch Lea, Bd.1, S.126, Fn.2; Oberst, S.29 und, Winkelmann, F., Die Kirchen im Zeitalter der Kreuzzüge, Leipzig, 1994, S.83 (=Reihe Gäbler, U. (Hg.), Kirchengeschichte in Einzeldarstellungen, Bd.10)

[26] Zum iranischen Dualismus (=Mazdaimus) vgl. Nola, S.51-58 und Orthband , E., Geschichte der großen Philosophen und des philosophischen Denkens. Eine Auswahl, München, 1985, Stichwort „Zoroaster“ .

[27] Vgl. Nola, S. 59-102. Auch Plato wurde von orientalischen Ideen beeinfluss. Er initiierte eine philosophische Bewegung zwischen Orient und Okzident, vgl. dazu Jeck, U.R., Platonica Orientalia, Frankfurt/M., 2005. Anklänge darin finden sich deutlich in der Seelenwanderungslehre im „Phaidros“. Darüber hinaus erlebte Griechenland schon lange vor Platon eine Welle der Orientalisierung in Folge des Kontaktes zwischen den neu gegründeten Kolonien und den orientalischen Reichen, welche sicherlich nicht nur Auswirkungen auf Kunst und Struktur der Polis hatte, sondern insbesondere die Vorsokratiker beeinflusste.

[28] Zur Unterscheidung Gnosis vom Gnostizismus s. Hansen, T., in: Mead, S.XXVf.

[29] Mani, babylonischer Religionsstifter des Manichäismus, einer bis in das 12. Jh. weit verbreiteten Weltreligion, in der christliche, zoroastrische und buddhistische Lehren zu einer harmonischen Synthese gelangten und die Pazifismus, Askese und Nächstenliebe lehrte. Vgl. Nola, S.79-88. Zu Biographie Manis ist trotz einiger Schwachstellen der Roman von Malouf, A., Der Mann aus Mesopotamien, München, 2000, empfehlenswert.

[30] Eine neuere Variante des altpersischen Dualismus, in der der junge Gott Mithras auf Seiten Ormazds gegen Ahriman kämpft. Daher galt Mithras als Schutzgott der Krieger und fand unter den römischen Legionären großen Anklang.

[31] Insbesondere Marcion, Montanus, Valentinus, Justinus, Clemens von Alexandria, Origines, Epiphanus und Augustinus standen den gnostischen bzw. manichäischen Lehren (eine genaue Trennung ist schwierig) nahe. Vgl. Walker, S.191ff., Oberst, S.30f., Nola, S.79-88. Die byzantinischen Mönche waren im Gegensatz zu ihren weströmischen Pendants oft ein Hort des Ungehorsams und des Widerstandes gegenüber den Patriarchen. Daher fanden hier häretische Lehren leichteren Eingang als im Westen.

[32] Lea, Bd.1, S.100 und Fn. S.118 – Bohemund von Tarent vernichtete die Ketzerstadt Pelagonia in Mazedonien.

Ende der Leseprobe aus 31 Seiten

Details

Titel
Der Albigenserkreuzzug
Hochschule
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald  (LS für Geschichte des MA)
Veranstaltung
HS Die Kreuzzüge SS2004
Note
1,3
Autor
Jahr
2003
Seiten
31
Katalognummer
V54314
ISBN (eBook)
9783638495523
ISBN (Buch)
9783638652452
Dateigröße
553 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Vorgeschichte, Verlauf und Auswirkungen des Albigenserkrieges. Mit Hintergründen zu Glauben und Herleitung des Katharertums, Analyse der Motive der beteiligten Parteien. Umfangreicher Fußnotenapp. mit teilweise fachübergreifenden Erläuterungen und Verweisen.
Schlagworte
Albigenserkreuzzug, Kreuzzüge, SS2004
Arbeit zitieren
M.A. Holger Knaak (Autor:in), 2003, Der Albigenserkreuzzug, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54314

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