Im Rahmen dieser Arbeit soll versucht werden, die Verteilung von Haupt- und Nebensätzen, Parataxe und Hypotaxe in der Figurenrede von Gurnemanz und Plippalinot zu untersuchen und mit den Ergebnissen von Blanka Horaceks „Kunstprinzipien der Satzgestaltung“ in Beziehung zu setzen.
Zur Erinnerung: Blanka Horacek untersuchte die in der Figurenrede vorkommenden, nicht grammatisch erklärbaren Verbletztstellungen und wertete diese als Stilmittel unter anderem im Parzival Wolframs von Eschenbach. Dabei klaffte die prozentuale Häufigkeit dieses Stilmittels bei den einzelnen Figuren des Romans im Umfang von vier und elf Prozent auseinander. Gibt es also einen Zusammenhang zwischen der Bedeutung der Figuren im Roman und der Verwendung grammatisch abweichender Stilmittel? Bei den Protagonisten des Romans oder Kernfiguren der Handlung scheint eine derartige Verknüpfung nachweisbar. Bei den untersuchten Nebenfiguren erscheinen die von Horacek gezogenen Schlüsse dagegen weniger naheliegend: Exemplarisch sei hier das Mädchen Obilot erwähnt: So weist die Rede Obilots sieben nicht grammatisch erklärbare Verbletztstellungen bei deutlich geringerem Redeumfang auf, was auf ihr jugendliches Alter zurückgeführt wird. Die Bedeutung Gurnemanz’ als ordnende Kraft für den in ritterlicher Lebensweise unerfahrenen Parzival ist im Roman eindeutig greifbar und eine daraus resultierende sprachliche Versiertheit erscheint durchaus plausibel. Dass sich die umsichtige Herrschaft eines erfahrenen Adligen in einer sauberen Sprache und Argumentation niederschlägt, entspricht dem mittelalterlichen Ideal vom weisen König. Alter ist auch nicht das einzige Kriterium für das Auftreten einer Figur. Die Geschichte Parzivals lebt gerade davon, dass es die Abstammung ist, die entscheidet, ob jemand zum Herren oder zum Knecht geboren ist; ungeachtet der Bemühungen seiner Mutter ihn vom Ritterleben fernzuhalten. Analog dazu müsste der Rede Obilots diejenige einer ständisch niedriger angesiedelten Figur gegenübergestellt werden. Als einzige Figur vergleichbaren Stands kommt Plippalinot in Frage. Diese Arbeit wird versuchen, den Erkenntnissen Horaceks eine Untersuchung des Satzaufbaus zur Seite zu stellen, und herausarbeiten, ob der grammatisch besonders korrekten Redeweise Gurnemanz’ sowie der freier gestalteten Rede Plippalinots auch Besonderheiten in der Satzordnung gegenüberstehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung / Ziel der Hausarbeit
- Teil l. Blanka Horaceks Untersuchung
- Teil 11. Plippalinot
- Abschnitt 546
- Abschnitt 547
- Abschnitt 548
- Abschnitt 549
- Abschnitt 550
- Abschnitt 555
- Abschnitt 556
- Abschnitt 557
- Abschnitt 558
- Abschnitt 559
- Abschnitt 560
- Abschnitt 561
- Abschnitt 562
- Teil III. Gurnemanz
- Abschnitt 163
- Abschnitt 164
- Abschnitt 165
- Abschnitt 166
- Abschnitt 169
- Abschnitt 170
- Abschnitt 171
- Abschnitt 172
- Abschnitt 173
- Abschnitt 174
- Abschnitt 175
- Abschnitt 176
- Abschnitt 177
- Abschnitt 178
- Fazit
- Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der stilkritischen Analyse der Figurenrede von Gurnemanz und Plippalinot im Parzival Wolframs von Eschenbach. Das Ziel der Arbeit ist es, die Verteilung von Haupt- und Nebensätzen, Parataxe und Hypotaxe in der Figurenrede der beiden Charaktere zu untersuchen und die Ergebnisse mit den Erkenntnissen aus Blanka Horaceks „Kunstprinzipien der Satzgestaltung" in Beziehung zu setzen. Die Arbeit stellt die Frage, ob ein Zusammenhang zwischen der Bedeutung der Figuren im Roman und der Verwendung grammatischer Stilmittel besteht und ob sich Horaceks Schlussfolgerungen aus heutiger Sicht bestätigen lassen.
- Analyse der Satzstruktur in der Figurenrede von Gurnemanz und Plippalinot
- Vergleich der Ergebnisse mit den Erkenntnissen von Blanka Horacek
- Untersuchung des Einflusses der Figurenbedeutung auf die sprachliche Gestaltung
- Kritik an Horaceks Interpretation der grammatischen Abweichungen
- Analyse des Verhältnisses von Haupt- und Nebensätzen in der Figurenrede
Zusammenfassung der Kapitel
Die Hausarbeit beginnt mit einer kurzen Zusammenfassung der Untersuchung von Blanka Horacek, die sich mit der Verwendung von Verbletztstellungen in der Figurenrede des Parzival befasst. Horacek analysiert die grammatischen Abweichungen in der Sprache der Figuren und versucht, diese mit der Bedeutung der Figuren im Roman in Verbindung zu bringen. Sie stellt fest, dass die Häufigkeit der grammatischen Abweichungen bei verschiedenen Figuren variiert und zieht daraus Schlüsse auf die Charakterisierung der Figuren. Die Hausarbeit setzt sich kritisch mit Horaceks Untersuchung auseinander und stellt ihre Ergebnisse in Frage.
Im zweiten Teil der Hausarbeit wird die Figurenrede von Plippalinot analysiert. Die Arbeit untersucht die Satzstruktur in Plippalinots Reden und stellt fest, dass Plippalinot im Gegensatz zu Gurnemanz, der überwiegend in Hauptsätzen spricht, eine komplexere Satzstruktur verwendet. Die Arbeit stellt die Frage, ob dies auf Plippalinots niedrigeren Stand zurückzuführen ist oder ob Wolfram in seinen Abschnitten mit Plippalinot einen „normalen" Stil verwendet.
Der dritte Teil der Hausarbeit befasst sich mit der Figurenrede von Gurnemanz. Die Arbeit untersucht die Satzstruktur in Gurnemanz' Reden und stellt fest, dass Gurnemanz überwiegend in Hauptsätzen spricht. Die Arbeit stellt die Frage, ob dies auf Gurnemanz' Rolle als höfischer Lehrmeister zurückzuführen ist, der klar und präzise sprechen muss, oder ob Wolfram in seinen Abschnitten mit Gurnemanz einen besonderen Stil verwendet, der den appellativen Charakter von Gurnemanz' Reden unterstreicht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Parzival, Wolfram von Eschenbach, Blanka Horacek, Stilkritik, Satzstruktur, Parataxe, Hypotaxe, Figurenrede, Gurnemanz, Plippalinot, Bedeutung der Figuren, grammatische Abweichungen, Verbletztstellungen, höfische Rede, niedere Rede, Mittelhochdeutsch.
- Quote paper
- Markus Voigt (Author), 2006, Stilkritische Untersuchungen am Parzival - Parataxe und Hypotaxe in der Figurenrede von Plippalinôt und Gurnemanz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54328
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