Heutzutage ist es Gang und Gäbe, dass sich Bücher in der ganzen Welt verkaufen. In zahlreiche Sprachen übersetzt, begeistern sie Leser aller Kontinente. [...] Diese Tatsache zeugt von einem großen Interesse an Büchern jeglicher Art. Die Entwicklung des Buchdrucks, die Globalisierung und die vielfältigen und immer neu hinzukommenden Möglichkeiten, Texte einem bestimmten Publikum zugänglich zu machen, haben dies bewirkt. [...]
Angesichts dieser Entwicklung ist es interessant, auf den Beginn des Buchdrucks zurückzublicken. Texte hat es schon immer gegeben und diese wurden auch vervielfältigt, sei es mündlich, handschriftlich oder durch das Blockbuch. Doch erst seit Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen, gegossenen Lettern durch Gutenberg Mitte des 15. Jahrhunderts hat sich der gedruckte Text sukzessive etabliert, um spätestens im Zeitalter der Aufklärung seinen Durchbruch zu erfahren. Einer, der sich schon im 15. Jahrhundert gern der Buchdruckerkunst bediente und sich die damit verbundenen Möglichkeiten zunutze machte, war Sebastian Brant. Mit seinem »Narrenschiff« veröffentlichte er 1494 den ersten deutschen Bestseller. Dieses Werk soll Thema der vorliegenden Arbeit sein.
Da eine genaue Darstellung aller Aspekte des Narrenschiffs jedoch den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, gilt es, unter Berücksichtigung des Gesamtwerks einen Teilaspekt herauszugreifen und diesen näher zu betrachten. Hierzu bieten sich zahlreiche Themen an, wie zum Beispiel der Bezug zur gnomischen Tradition des Mittelalters, die Verarbeitung allegorischer Traditionen, ein Vergleich mit der lateinischen Übersetzung, der »Stultifera navis«, die genaue Untersuchung einzelner Kapitel oder auch der Vergleich mit anderen Autoren, die sich mit dem Narren-Thema beschäftigt und dieses in ihren Werken verarbeitet haben. In dieser Arbeit soll es jedoch um einen weiteren, sehr interessanten Aspekt gehen, nämlich um Brants Einsatz der ihm zur Verfügung stehenden Mittel, um beim Leser einen bestimmten Effekt zu erzielen. Da sich dies am besten anhand des Themas der Wahrsagung realisieren lässt – die Gründe dafür sind noch zu erläutern – soll das Kapitel 65 im Narrenschiff als Ausgangspunkt für weitere Ausführungen dienen. Daher wird im Folgenden, ausgehend von Kapitel 65, Brants Verhältnis zur Wahrsagung ebenso zu untersuchen sein wie sein Umgang mit Medialität und dem Einsatz von Text und Bild.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sebastian Brant
- Das »Narrenschiff«
- Zeitliche Einordnung Brants
- Brant und die Basler Druckerkultur
- Kapitel 65: von achtung des gstirns
- Der Text in Kapitel 65
- Der Holzschnitt in Kapitel 65
- Fragestellungen
- Brants Verhältnis zur Wahrsagung
- Humanistische Sicht der Astrologie
- Brant als Prophet in seinen Flugblättern
- Brants Aussage in Kapitel 65
- Medialität bei Brant
- Brant als Publizist und Politiker
- Medialität im Narrenschiff
- Fazit
- Schlusswort
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht Sebastian Brants »Narrenschiff« mit dem Fokus auf die Medialität in seinem Werk. Dabei wird Kapitel 65 des »Narrenschiffs« als Ausgangspunkt genommen, um Brants Verhältnis zur Wahrsagung und seinen Umgang mit Text und Bild zu analysieren. Die Arbeit will die Verbindung zwischen Wort und Bild im »Narrenschiff« beleuchten und die Frage untersuchen, wie Brant die ihm zur Verfügung stehenden Medien einsetzt, um beim Leser einen bestimmten Effekt zu erzielen.
- Das »Narrenschiff« als Beispiel für die Medialität im Werk Sebastian Brants
- Die Rolle von Text und Bild in Kapitel 65 und ihre Verbindung zum Thema der Wahrsagung
- Die Nutzung von Bildern als Spiegel und die Bedeutung der Holzschnitte für das Verständnis des Textes
- Brants Verhältnis zur Astrologie und seine Rolle als Publizist und Politiker im Kontext der Medialität
- Die Intention Brants, durch die Kombination von Text und Bild den Leser zu beeinflussen und zu lehren
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und beleuchtet die Entwicklung des Buchdrucks und die Bedeutung des »Narrenschiffs« als erster deutscher Bestseller.
Kapitel 1 beleuchtet Sebastian Brants Biografie und die Vielseitigkeit seines schriftstellerischen Werkes. Es geht genauer auf das »Narrenschiff« ein, seine Bedeutung und seine Entstehung.
Kapitel 2 konzentriert sich auf das Kapitel 65 des »Narrenschiffs«, seine Aussage im Text und die Bedeutung des dazugehörigen Holzschnitts.
Kapitel 3 untersucht Brants Verhältnis zur Wahrsagung und beleuchtet sowohl die humanistische Sicht der Astrologie als auch Brants Rolle als Prophet in seinen Flugblättern.
Kapitel 4 widmet sich dem Thema Medialität bei Brant und untersucht seinen Einsatz von Text und Bild als Mittel der Kommunikation und Einflussnahme.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Sebastian Brant, »Narrenschiff«, Medialität, Wahrsagung, Astrologie, Text und Bild, Holzschnitt, Kapitel 65, Publizistik, Politik, Didaktik, Moralsatire, Zeitklage, Ständesatire, Lehrdichtung.
- Arbeit zitieren
- Natascha Clausen (Autor:in), 2006, Medialität bei Sebastian Brant - Wahrsagung in Wort und Bild - Eine Betrachtung ausgehend von Kapitel 65 im "Narrenschiff", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54375