In Hartmann von Aues Artusroman "Iwein" spielt die Figur der Königin Laudine eine tragende Rolle für die Romanhandlung. Sie und ihr Verhalten sind Auslöser für das weitere Geschehen und beeinflussen das Handeln des Ritters Iwein nachhaltig. Diese Qualifizierung Laudines lässt sich auf alle tragenden Frauenrollen in den Epen Hartmanns übertragen. Im Falle des "Iwein" ist die Motivation für Laudines Handeln ambig und somit mehrdeutig ausgelegt. Ihre Beziehung zu Iwein wurde im Hinblick auf den Gesamtzusammenhang der Geschichte deswegen oft als unmoralisch, unlogisch, zu wenig motiviert und sinnbrüchig kritisiert. Da Laudines Beweggründe aber sinngebend für den ganzen Roman sind, liegt es nahe, dass eine logische Vorgehensweise von Laudine wichtig und strukturbestimmend für die ganze Geschichte ist.
Diese Arbeit beschäftigt sich damit, die genauen Beweggründe Laudines für ihre Heirat mit Iwein anhand ihrer Aussagen im Text sowie durch die Kommentare des Erzählers herauszustellen. Warum heiratet sie den Mörder ihres Mannes? Dies soll die zentrale Frage der Arbeit sein. Darüber hinaus wird ein weiteres Augenmerk auf die Frage gelegt, ob sich Laudines Einstellung zu Iwein ändert oder ob sie während der Erzählung in ein und demselben Verhältnis zu ihrem neuen Mann steht. Dazu wird zunächst ein Blick auf die Ausgangslage der Königin geworfen, bevor die erste Begegnung mit Iwein und die Verlobungsszene genauer analysiert werden. Um die Entwicklung Laudines nachvollziehen zu können und um zu überprüfen, ob ihre Einstellung zu Iwein stringent bleibt oder nicht, werden danach der Herzenstausch, die durch Lunete vorgebrachte Verwünschung Iweins und der versöhnende Kniefall am Ende betrachtet. Bezüglich des Schlusses von Hartmanns Artusroman wird der Frage nachgegangen, welches Licht ein anderes Ende der Geschichte auf die Rolle der Laudine wirft. Die Analyse schließt mit einem Blick auf Lunete, der zweiten weiblichen Handlungsträgerin neben und im Kontrast zu ihrer Herrin und einem abschließenden Urteil über die Figur der Laudine.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Die Beweggründe Laudines
- Ausgangslage
- Laudine als `leicht getröstete Witwe´?
- Die erste Begegnung mit Iwein und die Verlobung
- Aufkeimende Gefühle?
- Die Jahresfrist und der Herzenstausch
- Die Verwünschung durch Lunete
- Laudines Kniefall und das Problem der >Iwein<-Überlieferung
- Die Rolle der Lunete
- Schlussbetrachtungen
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Beweggründe der Königin Laudine im Artusroman „Iwein“ von Hartmann von Aue. Sie untersucht, warum Laudine den Mörder ihres Mannes, den Ritter Iwein, heiratet, und wie sich ihre Beziehung zu ihm entwickelt.
- Laudines Trauer und ihre Reaktion auf den Tod ihres Mannes
- Die Rolle Lunetes bei der Heirat Laudines mit Iwein
- Die Entwicklung der Beziehung zwischen Laudine und Iwein
- Die politisch-gesellschaftlichen Aspekte von Laudines Entscheidung
- Die Bedeutung der Figuren Laudine und Lunete im Kontext des Romans
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beschäftigt sich mit der Ausgangslage der Königin Laudine nach dem Tod ihres Mannes Askalôn. Der Tod Askalôns durch den Ritter Iwein stürzt Laudine in tiefe Trauer. Der Erzähler betont die Echtheit ihres Kummers und beschreibt sie als eine Frau, die am liebsten sterben würde, wäre dies nicht durch ihren Glauben und ihre Herrscherrolle verboten.
Im zweiten Kapitel wird die erste Begegnung zwischen Laudine und Iwein sowie die Verlobungsszene analysiert. Laudine ist zunächst überrascht von der Idee Lunetes, einen Nachfolger für Askalôn zu finden, da sie in ihrer Trauer noch nicht in der Lage ist, als Herrscherin zu denken. Lunete zeigt ihr aber die Notwendigkeit, sich einen neuen Landesbeschützer zu suchen, um dem bevorstehenden Angriff König Artus' entgegenzuwirken. Laudine, obwohl vom Tod ihres Mannes tief gezeichnet, zeichnet sich durch „Güte“ aus, wie der Erzähler betont, und lässt sich zu einem Umdenken bewegen.
Das dritte Kapitel analysiert Laudines Reaktion auf Lunetes Vorschläge und ihr Einlenken in die Heirat mit Iwein. Zuerst lehnt Laudine die Idee einer neuen Heirat kategorisch ab, aber Lunetes Argumente, die auf Laudines Ehre und die Notwendigkeit eines neuen Landesbeschützers zielen, überzeugen sie schlussendlich. Laudine akzeptiert Iwein als ihren neuen Ehemann, obwohl sie den Mörder ihres Mannes nicht verzeiht.
Die weiteren Kapitel befassen sich mit dem Herzenstausch, der Verwünschung Iweins durch Lunete, Laudines Kniefall und dem Problem der >Iwein<-Überlieferung. Der Fokus liegt auf der Entwicklung der Beziehung zwischen Laudine und Iwein, den Auswirkungen der Verwünschung und der Frage, ob Laudine Iwein letztendlich verzeiht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Artusroman „Iwein“ von Hartmann von Aue, der Königin Laudine, ihrer Trauer, der politisch-gesellschaftlichen Situation, der Rolle der Frau im Mittelalter, der Figuren Lunete, Askalôn und Iwein, der Beziehung zwischen Laudine und Iwein, sowie dem Motiv der Minne und des Verzeihens.
- Arbeit zitieren
- Henry Mayer (Autor:in), 2006, Die Beweggründe der Laudine - Warum heiratet sie den Mörder ihres Mannes?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54448