Bei Rememberings. The world of a Russian-Jewish woman of the nineteenth century handelt es sich auf den ersten Blick - wie schon der deutsche Titel nahe legt - um die Memoiren Pauline Wengeroffs. Doch auf den zweiten Blick entpuppt sich das Buch als eine detaillierte Beschreibung einer typisch ostjüdischen Familie und ihrer Beeinflussung durch aufklärerisches Gedankengut. Über drei Generationen hinweg wird die Gratwanderung zwischen Tradition und Assimilation bzw. Akkulturation eingehend beleuchtet.
Schnell spürt der aufmerksame Leser, dass der Verlust der Religion und die kulturelle Krise, in der sich die Autorin befindet, Motivation für die Darstellung sind. Doch was führte zu dieser Leere in dem einst ausgefüllten Leben Pauline Wengeroffs? Für sie steht fest, dass die Haskalah und der Assimilationsdruck die entscheidenden Faktoren waren.
Bevor in dieser Arbeit herausgearbeitet werden soll, inwieweit das Ostjudentum durch die westliche Aufklärung beeinflusst worden ist, ist es zunächst wichtig, auf die Charakteristika der ostjüdischen Tradition einzugehen. Dieses Kapitel bezieht sich einerseits auf die Herausbildung des Ostjudentums, andererseits auf die Unterschiede zum Westjudentum.
Der Hauptteil der Arbeit richtet sich im Aufbau nach der Primärliteratur. Die Veränderung der ostjüdischen Lebensweise soll anschaulich durch den Vergleich der drei bereits erwähnten Generationen geschildert werden. Abschließend soll versucht werden, die Frage nach der Objektivität des Geschilderten zu beantworten. Dazu wird die Einstellung der Autorin zu ihrer eigenen Tradition untersucht und es soll geklärt werden, ob Pauline Wengeroff versucht, die positiven UND negativen Aspekte der Geschehnisse unabhängig von ihrem persönlichen Empfinden wiederzugeben.
Inhaltsverzeichnis
- I. Aufbau und Zielsetzung der Arbeit
- II. Das Ostjudentum und die Beeinflussung durch die westliche Aufklärung
- 1. Die Herausbildung des Ostjudentums
- 2. Sepharden und Aschkenasen – der Unterschied zwischen West- und Ostjuden
- 2.1 Die Strenge der Religionsausübung
- 2.2 Die unterschiedliche Weltanschauung
- 3. Assimilation und Akkulturation
- 4. Die Elterngeneration
- 4.1 Der Vater Yehudo Epstein
- 4.2 Die Mutter Zelda Epstein
- 5. Die Kinder
- 5.1 Die schulische Erziehung der Mädchen
- 5.2 Die schulische Erziehung der Jungen
- 5.3 Die Vorbereitung auf das spätere Leben als Ehefrau
- 5.4 Die Ausbruchsversuche der jungen Männer
- 5.4.1 Lilienthal
- 5.4.2 Die Haskalah
- 6. Ostjüdische Gemeinschaft, Tradition und Religion
- 6.1 Die ostjüdischen Bräuche im Alltag
- 6.1.1 Der koschere Haushalt bei Zelda Epstein
- 6.1.2 Pauline Wengeroffs Haushalt
- 6.2 Die ostjüdische Eheschließung
- 6.2.1 Chavehs Hochzeit
- 6.2.2 Paulines Hochzeit
- 6.1 Die ostjüdischen Bräuche im Alltag
- 7. Die Generation der Kinder Pauline Wengeroffs
- 8. Die traditionelle Kleidung
- 8.1 Das männliche und das weibliche Schönheitsideal
- 8.2 Die Trachten
- 8.2.1 Das Hemd
- 8.2.2 Die Fußbekleidung
- 8.2.3 Der Schmuck
- 8.2.4 Das Kleid
- III. Die Frage nach der objektiven Wiedergabe der Geschehnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der ostjüdischen Familie von Pauline Wengeroff und ihrer Beeinflussung durch aufklärerisches Gedankengut. Sie untersucht die Gratwanderung zwischen Tradition und Assimilation/Akkulturation über drei Generationen hinweg. Die Arbeit zielt darauf ab, die Faktoren zu identifizieren, die zum Verlust der Religion und der kulturellen Krise der Autorin führten, insbesondere die Rolle der Haskalah und des Assimilationsdrucks.
- Herausbildung des Ostjudentums im 18. Jahrhundert
- Unterschiede zwischen West- und Ostjudentum
- Assimilation und Akkulturation im ostjüdischen Kontext
- Einfluss der westlichen Aufklärung auf die ostjüdische Tradition
- Die Rolle der Haskalah und des Assimilationsdrucks
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel I beschreibt die Ziele und den Aufbau der Arbeit. Kapitel II behandelt die Herausbildung des Ostjudentums, die Unterschiede zwischen Sepharden und Aschkenasen und die Auswirkungen der westlichen Aufklärung. Kapitel III beleuchtet die Lebensweise der ostjüdischen Familie von Pauline Wengeroff und deren Veränderungen über drei Generationen. Kapitel IV widmet sich der Frage nach der Objektivität der Darstellung in Rememberings, indem es die Einstellung der Autorin zu ihrer eigenen Tradition untersucht.
Schlüsselwörter
Ostjudentum, westliche Aufklärung, Haskalah, Assimilation, Akkulturation, Tradition, Religion, Familie, Geschichte, Lebensweise, Kultur, Erinnerung, Objektivität.
- Arbeit zitieren
- Katharina Samaras (Autor:in), 2004, Das Ostjudentum und seine Beeinflussung durch die westliche Aufklärung - dargestellt in Pauline Wengeroffs Rememberings - The World of a Russian-Jewish Woman in the Nineteenth Century, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54483